Bad Driburg. Traditionell gehört in die Mitte eines Irrgartens eine Aussichtsplattform. Die Suche von Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff (Vorsitzende der Diotima Gesellschaft e.V.) und Roland Nachtigäller, Künstlerischer Direktor des Museums Marta Herford, nach dem geeigneten Künstler, der diese im Gräflichen Park Bad Driburg realisieren sollte, mündete 2014 bei Michael Sailstorfer. Mit „Kopf und Körper Bad Driburg“ hat der in Berlin ansässige Künstler einen hölzernen Hochsitz geschaffen: einen Kopf, der in die Landschaft schaut und in dem man in die Landschaft schauen kann.
Drei Jahre hat es gedauert bis die Diotima Gesellschaft, ein gemeinnütziger Kulturverein, die Finanzierung dank vieler Spenden und den Mitgliedsbeiträgen zusammen hatte. Die Arbeit an sich knüpft an seine früheren „Kopf über Körper“-Skulpturen sowie an seine Masken an und fügt sich bezüglich des Labyrinths in seine Serie der „Maze“-Arbeiten ein. Die Skulptur für den Gräflichen Park ist demnach sowohl eine Kombination als auch eine Weiterentwicklung dieser Arbeiten, angepasst an Ort und Besucher.
Im Sommer 2017 finden die „documenta 14“ in Kassel und gleichzeitig die Skulptur-Projekte in Münster statt. Der Gräfliche Park in Bad Driburg liegt zwischen den beiden Großausstellungen. Das war der Anlass, Michael Sailstorfer mit einer begehbaren Skulptur im öffentlichen 235 Jahre alten Landschaftspark zu beauftragen. Außer „Kopf und Körper“ werden im Hotel „Gräflicher Park Grand Resort“ weitere Skulpturen und Bilder von Michael Sailstorfer zu sehen sein. Ein Rundgang im 64 Hektar großen Park lohnt auch wegen der „Modified Social Bench #1“ von Jeppe Hein und dem Stauden- und Gräsergartens von Piet Oudolf.
Die Diotima Gesellschaft hat bis jetzt vor allem temporäre Kunstwerke im Gräflichen Park gezeigt: Tony Oursler (Shock Rock 2002), Erik Schmidt (Bogged Down 2010), Bettina Khano (Wolke 2013), Michael Beutler (Ballenernte 2014) und Ina Weber (Trümmerbahnen-Minigolf 2016).
MICHAEL SAILSTORFER
1979 in Velden geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Seit seinem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München (bei Olaf Metzel 1999-2005), und am Goldsmiths College in London (2003-2004) stützt Sailstorfers skulpturale Praxis auf die kinetische, minimalistische und Pop-Tradition der 1960er- und 1970er-Jahre, aktualisiert durch Inspirationen, die von alltäglichen oder technischen Materialien ausgehen. Indem er diese dekontextualisiert und rekonfiguriert veranlasst der Künstler radikale Bedeutungsverschiebungen. Die künstlerische Transformation von Objekten und Räumen, nicht zuletzt durch Licht, Ton oder Geruch, fordert physische Grenzen heraus und erzeugt originelle Bilder, die oft eine poetische Dimension vergegenwärtigen.
Darüber hinaus befasst sich ein Großteil seiner Arbeit mit natürlichen Kräften und mit der Art, wie wir sie durch Form und physischen Raum wahrnehmen. Oft taucht ein Hauch von Spleen und visuellem Witz in Sailstorfers Kunst auf. Seine Kunstwerke sind immer präzise Antworten auf die Attribute der Orte, für die sie konzipiert sind – sei es die Galerie oder öffentliche Innen- oder Außenräume. Durch internationale Residencies wie Villa Aurora Residency, Los Angeles (2005) oder das Internationale Atelierprogramm, Büro für zeitgenössische Kunst Norwegen, Oslo (2006), sowie durch eine große Anzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen und öffentlichen Kunstprojekten, hat Sailstorfers Arbeit weltweite Aufmerksamkeit und Anerkennung gewonnen.
EINTRITTSPREISE
Erwachsene zahlen 5 Euro inklusive 50% Verzehrgutschein. Kurkarteninhaber, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.