Ausstellung „Get Dressed!“

Paderborns städtische Museen starten gemeinsames Großprojekt.

Neugebauer "Tour en l'air" Kunstmuseum; © Dietmar Walther

Neugebauer „Tour en l’air“ Kunstmuseum; © Dietmar Walther

Paderborn. Am Sonntag ist das große gemeinsame Ausstellungsprojekt der fünf städtischen Museen Paderborns gestartet: Bei „Get dressed! Das Kleid in Geschichte, Kunst und Natur“ steht die Entwicklung und Bedeutung unserer Kleidung im Fokus. „Es ist das erste Mal, dass die städtischen Museen in diesem Umfang gemeinsam ein Thema erarbeitet haben,“ sagt Dr. Andrea Brockmann, Leiterin der Abteilung Museen und Galerien der Stadt Paderborn, die mit ihren Kollegen das Projekt seit einem Jahr vorbereitet hat. „Kleidung ist ein grundlegendes Thema, das uns von der Geburt bis zum Tod begleitet. Wir greifen dieses vielseitige Phänomen auf und zeigen das Kleid als Statussymbol, als Ausdruck der Identität, als Verpackung, Tarnung, oder als künstlerisches Material.“ Dieses Spektrum ist in den verschiedenen Ausstellungen zu erleben.

Die Ausstellung „Standesgemäß“ im Residenzmuseum blickt in die Geschichte der Kleidungskultur. Prächtige Kleider, schicke Uniformen, einfache Röcke – die Kleidung zeigte im Barockzeitalter die soziale Stellung der Person an – ihren Stand. Die Porträtgemälde der Sammlung Fürstenberg geben Betrachtern und Betrachterinnen einen anschaulichen Einblick in die Welt des Adels aber auch des Bürgertums und der ländlichen Gesellschaft.

Das Stadtmuseum zeigt die Ausstellung „Kleider machen Leute“ der international renommierten Fotografin Herlinde Koelbl, die sich über viele Jahre dem Thema „Kleidung“ gewidmet hat. Dazu hat sie Menschen in Deutschland und aus acht weiteren Ländern in ihrer offiziellen Berufskleidung und privat portraitiert. Koelbl geht es dabei um die Verwandlung und die Blendung durch „Uniformen“, also um den öffentlichen und privaten Menschen. „Seit den 1980er-Jahren komponiert Herlinde Koelbl in großen Zyklen künstlerische Interpretationen kultureller, gesellschaftlicher und philosophischer Themen, und wir freuen uns, ihre Bilder zu unserem Projekt in Paderborn zeigen zu dürfen“, so Markus Runte, Kurator der Ausstellung.

In der Städtischen Galerie in der Reithalle ist unter dem Titel „anziehend. Kunst-Kleider und textile Objekte“ eine Auswahl von 67 Werken zu sehen, die Kleidung als Motiv, Material oder gesellschaftlichen Dresscode aufnimmt. Von der folkloristischen Bluse im Werk „Frau im Lehnstuhl“ von Pablo Picasso, über den Filzanzug von Joseph Beuys, bis zu den gewitzten Arbeiten von Axel Lieber oder Guda Koster reichen die Positionen. Ulrike Kessl hat 7 m hohe Rocksäulen in die Galerie gebaut, während die Künstlerin Roshanak Zangeneh in ihrer Fotoserie die Kleiderordnungen für Frauen im Iran thematisiert. Insgesamt sind 19 Künstlerinnen und Künstler an der Ausstellung beteiligt.

Im Kunstmuseum wirbeln in der Installation „Touren l`air“ von Ursula Neugebauer, Professorin an der Universität der Künste Berlin, rote Kleider von Elektromotoren gesteuert durch den Raum: So wird der Pferdestall der ehemaligen Residenz der Paderborner Bischöfe zum Ballsaal. Im Spannungsfeld von Körper, Kleid und Hüllenphänomen werden nebenan ergänzend Designs und künstlerische Arbeiten von Studierenden des Fachs Textil der Universität Paderborn gezeigt.

Auch das Naturkundemuseum widmet sich dem Thema Kleidung: Schlangen „fahren aus ihrer Haut“ und wechseln ihr Schuppenkleid, während tropische Schmetterlinge auf einen bunten Mix an Farben in einem Kostüm setzen. Auch Tiere haben Moderegeln. Die Besucher und Besucherinnen begeben sich in der Sonderausstellung „Kleid der Tiere – Geniale Verpackungen der Natur“ auf eine modische Safari, frei nach dem Motto „Schuppen, Federn, Fell: Kleider machen Tiere.“ „Zu den Protagonisten dieser Sonderausstellung gehören unter anderem Großkatzen, wie Leopard und Löwe, die auf einem Catwalk posieren sowie eine erst in diesem Jahr entdeckte Waranart mit einem getupften Schuppenkleid“, erläutert der Zoologe und Kurator der Ausstellung, Dr. Sven Mecke.

 

MOW_2020