Ausgezeichnet forschen und studieren: Frauen an der FH Bielefeld – eine Zusammenstellung für den Weltfrauentag 2023

Die FH Bielefeld setzt sich für die Gleichstellung im Hochschulkontext ein: In den vergangenen Jahren wurde die FH als geschlechtergerechte Hochschule ausgezeichnet, förderte Projekte in der Gender- und Diversityforschung und baute den Status als familiengerechte Arbeitgeberin weiter aus. Zum morgigen Weltfrauentag stellt die Hochschule zehn Frauen vor, die im vergangenen Jahr an der FH studierten, arbeiteten oder forschten.

Bielefeld (fhb). Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Bereits seit mehr als 100 Jahren wird an diesem Tag weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter, aber auch bestehende Diskriminierung aufmerksam gemacht. Seinen Ursprung hatte der Frauentag 1908 in den USA, damals unter dem Ziel, ein freies und allgemeingültiges Frauenwahlrecht durchzusetzen. Eine der Initiatorinnen für einen europäischen Frauentag war die deutsche Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin. 1975 wurde der 8. März von der UNO offiziell als Internationaler Frauentag festgelegt. In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist der 8. März ein gesetzlicher Feiertag.

Ein Forscherinnenteam unter der Leitung von Prof. Dr. Cornelia Muth (links) untersucht Geschlechterbilder von Studierenden an der FH Bielefeld. (v.l.) Prof. Dr. Cornelia Muth, Prof. Dr. Annette Nauerth, Sina Tannimara Löwe, Isabell Harstick und Bianca Dahlke. (P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Ein Forscherinnenteam unter der Leitung von Prof. Dr. Cornelia Muth (links) untersucht Geschlechterbilder von Studierenden an der FH Bielefeld. (v.l.) Prof. Dr. Cornelia Muth, Prof. Dr. Annette Nauerth, Sina Tannimara Löwe, Isabell Harstick und Bianca Dahlke. (P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Mann, Frau, divers: Forschungsprojekt der FH Bielefeld untersuchte Geschlechterbilder von Studierenden

Was definiert mich als „Mann“, „Frau“ oder „divers“? Welche Geschlechteridentitäten existieren in der Gesellschaft? Und wie gehe ich mit Menschen um, die meine Identität nicht respektieren? Diesen Fragen stellten sich Studierende des Fachbereichs Sozialwesen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Cornelia Muth untersuchte das Forschungsprojekt „Das plurale Wir (in) der Gesellschaft stärken“ die Konstruktionen der Studierenden zum Thema Gender und Geschlechteridentitäten. Ein Ergebnis, das bedauerlicherweise nicht überraschen dürfte: In unserer pluralisierten und heterogenen Gesellschaft finden nicht alle Menschen die notwendigen Räume, Vielfalt frei und ohne Angst ausleben zu können.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/mann-frau-divers-forschungsprojekt-der-fh-bielefeld-untersuchte-geschlechterbilder-von-studierenden

FH-Bachelorarbeit untersucht Gendergerechtigkeit im deutschen Fußball

 Johanna Burre arbeitet als Pädagogin bei einem Bundesliga-Fußballverein. Für ihre Bachelorarbeit untersuchte sie Gendergerechtigkeit im Fußball. (S. Freitag/FH Bielefeld)

Johanna Burre arbeitet als Pädagogin bei einem Bundesliga-Fußballverein. Für ihre Bachelorarbeit untersuchte sie Gendergerechtigkeit im Fußball. (S. Freitag/FH Bielefeld)

Mit welchen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten müssen sich Mädchen und Frauen auf ihrem Weg zum Fußballprofi stellen? Und was genau unterscheidet sie im Vergleich zu Jungen und Männern? Diesen zentralen Fragen ging Johanna Burre in ihrer Abschlussarbeit im Studiengang „Soziale Arbeit“ am Fachbereich Sozialwesen nach. Seit 15 Jahren spielt sie selbst aktiv Fußball und kann als Insiderin einen Blick hinter die Kulissen der Vereine werfen. Von der Bezahlung bis hin zu den Trainingsbedingungen finden sich viele Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die Mädchen und Frauen im Sport zum Nachteil gereichen.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/vor-dem-em-halbfinale-der-frauen-fh-bachelorarbeit-untersucht-gendergerechtigkeit-im-deutschen-fussball

„Auf der Damentoilette“: Fiktives Theaterstück begegnen sich vier historische Frauenpersönlichkeiten

Modeabsolventin Julia Wartemann entwarf Bühnenbild und Kostüme für das fiktive Theaterstück „Auf der Damentoilette“. In der skurrilen Parallelwelt begegnen sich vier historische Frauen. (Jana Stein)

Modeabsolventin Julia Wartemann entwarf Bühnenbild und Kostüme für das fiktive Theaterstück „Auf der Damentoilette“. In der skurrilen Parallelwelt begegnen sich vier historische Frauen. (Jana Stein)

Für ihre Bachelorarbeit entwarf Julia Wartemann das Bühnenbild und die Kostüme für ein fiktives Theaterstück. Wenngleich das Stück mit dem Titel „Auf der Damentoilette“ also gar nicht existiert, bietet die Modeabsolventin vier starken Frauen eine Bühne: Théroigne de Méricourt, Margaret Ann Bulkley alias Dr. James Barry, Gertrude Bell und Katherine Johnson. Die Outfits sind eine Hommage an die Persönlichkeit und die Lebensgeschichte der vier Hauptakteurinnen, die sich im wahren Leben niemals begegnet wären, im Szenario der Künstlerin aber nun auf der Damentoilette ins Gespräch kommen.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/bachelorarbeit-mode-theaterstueck-auf-der-damentoilette

Studium, Ehrenamt, Podcast: FH-Studentin Putri Jumadi ist angekommen in Deutschland

Für ihre Leistungen im Studium und ihr ehrenamtliches Engagement erhielt Putri Jumadi den diesjährigen DAAD-Preis der FH Bielefeld. (P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Für ihre Leistungen im Studium und ihr ehrenamtliches Engagement erhielt Putri Jumadi den diesjährigen DAAD-Preis der FH Bielefeld. (P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement und ihre Leistungen im Studium erhielt Studentin Putri Jumadi den DAAD-Preis der FH Bielefeld. Putri Jumadi wuchs in Indonesien auf und lernte bereits in ihrer Schulzeit Deutsch. Als Au-Pair kommt sie nach Gütersloh und beginnt 2019 ihr Studium „Pädagogik der Kindheit“ an der FH. Nebenbei engagiert sie sich ehrenamtlich in Gütersloh und macht Ausflüge und Unternehmungen mit beeinträchtigten Kindern. Darüber hinaus arbeitet sie in der Bültmannshofschule und startete einen eigenen Podcast über das Leben in Deutschland.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/fh-studentin-putri-jumadi-ist-angekommen-in-deutschland

„Fabricating the Future“: FH-Modeabsolventin präsentierte ihre nachhaltige Fashion-Kollektion in New York City

Umweltfreundlich, nachhaltig und innovativ: Für ihre Mode-Abschlusskollektion am Fachbereich Gestaltung entwickelte Anne-Marie Sust ihre eigenen Mikroalgenfarben. Das Ergebnis: Eine Vielfalt an bläulich-grünen Farbpasten zum Bedrucken von Textilien. Ihr Konzept begeistert – auch international. Beim „FUTURE FORUM: Fabricating the Future“ kamen im Oktober 2022 deutsche und amerikanische Köpfe aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft in New York zusammen und präsentierten Innovationen für eine nachhaltigere Modebranche. Auch Anne-Marie Sust wurde eingeladen, um ihr Projekt vorzustellen.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/fabricating-the-future-fh-modeabsolventin-praesentierte-ihre-nachhaltige-fashion-kollektion-in-new-york-city

Bereit für die Welt: Selin Korkmaz hat erfolgreich das „Double Degree Program“ der FH Bielefeld durchlaufen

Selin Korkmaz hat die internationale Ausrichtung des Studiengangs „International Studies in Management“ voll ausgeschöpft: An der Czech University of Life Sciences in Prag machte die 23-jährige ihren zweiten Bachelor-Abschluss. Mit ihren Erfahrungen steht der 23-Jährigen die Wirtschaftswelt offen – und doch ist sie verwurzelt in OWL.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/bereit-fuer-die-welt-selin-korkmaz-hat-erfolgreich-das-double-degree-program-der-fh-bielefeld-durchlaufen

Umnutzung der Rochdale Kaserne: Architektur-Studentin der FH Bielefeld gestaltet Werkstatthalle um

Von Werkstatthalle zum Wohnquartier: Architektur-Absolventin Alena Ostrau hat in ihrer Bachelorarbeit einen Entwurf zum Thema „Experimentelles Wohnen im Rochdale Quartier" erstellt. (P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Von Werkstatthalle zum Wohnquartier: Architektur-Absolventin Alena Ostrau hat in ihrer Bachelorarbeit einen Entwurf zum Thema „Experimentelles Wohnen im Rochdale Quartier“ erstellt. (P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Es ist beeindruckend, das Rochdale-Quartier in Bielefeld Sieker. Früher lebten britische Soldaten auf dem Gelände. Nach deren Abzug im Jahr 2020 standen die Rochdale Barracks leer, künftig soll es wieder von den Menschen in Bielefeld genutzt werden. Eine Idee, wie das aussehen könnte, hat FH-Architektur-Studentin Alena Ostrau: In ihrer Bachelorarbeit hat sie einen Entwurf entwickelt, wie die ehemalige Werkstatthalle zu einem Wohnquartier umgebaut werden könnte. Auf dem Festival „TRANSURBAN Residency“ präsentierte sie ihre Ideen.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/umnutzung-der-rochdale-kaserne-architektur-studentin-der-fh-bielefeld-gestaltet-werkstatthalle-um

Von Charkiw nach Bielefeld: Hamdiya Alhassan aus Ghana flieht aus der Ukraine und studiert nun an der FH

Als in der Ukraine der Krieg ausbrach, ist Hamdiya Alhassan Hals über Kopf geflohen – wie die meisten Einwohner von Charkiw. Dort hatte die Ghanaerin bereits zweieinhalb Jahre Biomedical Engineering studiert – eine Kombination aus Medizin, Biologie und Physik. Die FH bietet ihr nun die Möglichkeit, ihre Pläne trotz aller Widrigkeiten umzusetzen.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/von-charkiw-nach-bielefeld-hamdiya-alhassan-aus-ghana-flieht-aus-der-ukraine-und-studiert-nun-an-der-fh

„Individuelle Ästhetik und autonomes Kunstschaffen“: FH-Professorin Katharina Bosse als „CityARTist NRW“ ausgezeichnet

Prof. Katharina Bosse, Professorin für Fotografie am Fachbereich, wurde als „CityARTist NRW“ 2021 ausgezeichnet. Damit ist sie die erste Bielefelderin und eine von insgesamt zehn Künstlerinnen und Künstlern in Nordrhein-Westfalen, die den Award des NRW KULTURsekretariats für ihre Arbeiten der Bildenden Künste erhielten. In ihrer Begründung hob die Jury insbesondere die individuelle Ästhetik und das kritische, soziale Engagement von Bosses Arbeiten hervor, erkennbar in ihren international bekannten Langzeitprojekten „A Portrait of the Artist as a Young Mother“ und „Thingstätten“.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/individuelle-aesthetik-und-autonomes-kunstschaffen-fh-professorin-katharina-bosse-als-cityartist-nrw-ausgezeichnet

„Von nichts kommt nichts“: berufsbegleitend zum Master General Management an der FH Bielefeld

Während der täglichen Bahnfahrt zur Arbeit aus dem Fenster schauen und müßig die Landschaft betrachten? Sandra Unruhe schaute lieber in ihre Studienunterlagen, recherchierte für Hausarbeiten, bereitete sich auf Klausuren vor. Unruhe studierte berufsbegleitend im Masterstudiengang General Management und arbeitete zugleich in Vollzeit bei einem Versicherungsmakler. 2022 machte sie erfolgreich ihren Abschluss.

Mehr Informationen unter: www.fh-bielefeld.de/presse/pressemitteilungen/von-nichts-kommt-nichts-berufsbegleitend-zum-master-general-management-an-der-fh-bielefeld

Scienceseeing statt Sightseeing: Eine interaktive Stadttour führt mit wissenschaftlichem Fokus durch Bielefeld

Die FH liefert Input

Dr. Gabriele Klärs vom Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld wurde als Expertin für geschlechtergerechte Medizin hinzugezogen. Im Hintergrund steht symbolisch die Statue „Male/Female“. (S. Jonek/FH Bielefeld)

Dr. Gabriele Klärs vom Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld wurde als Expertin für geschlechtergerechte Medizin hinzugezogen. Im Hintergrund steht symbolisch die Statue „Male/Female“. (S. Jonek/FH Bielefeld)

Gesundheit! Unter diesem Motto steht die Bielefelder Science-Seeing-Tour. Expertinnen und Experten der FH Bielefeld haben sich für den interaktiven Rundgang mit Bielefeld Marketing zusammengetan. Bei der Tour erkunden die Teilnehmenden den Wissenschaftsstandort Bielefeld an sechs Stationen. Dabei entdecken sie, wie Frauen in der Medizin benachteiligt werden und warum die freigelegte Lutter viel mehr bewirkt als ein verschönertes Stadtbild.

Bielefeld (fhb). Am frühen Sonntagvormittag erklimmt eine Gruppe von 15 Personen die Innentreppe des alten Bielefelder Rathauses. Angefeuert werden sie von zwei Frauen: „So, und jetzt spürt einmal, wie eure Muskeln arbeiten“. Einige aus der ungewöhnlichen Frühsportgruppe konzentrieren sich auf das Spiel von Muskeln und Gelenken. Andere schauen sich lieber die Gemälde der ehemaligen Bürgermeister Bielefelds an, die die große Treppe säumen. Doch ist es sind keine Stadtangestellten, die der Wochenendarbeit frönen. Die Gruppe will dem Muskelkater auf die Spur kommen.

Das ist Teil der Science-Seeing-Tour „Gesundheit!“, die quer durch Bielefeld führt. Ein zweiköpfiges Team, bestehend aus einer Stadtführerin und einem Wissenschaftsguide, macht Bielefeld als Wissenschaftsort in etwa zwei Stunden erlebbar. Schwerpunkt der Tour ist das Thema Gesundheit. An sechs Stationen lernen die Teilnehmenden Neues über die Medizingeschichte Bielefelds, den eigenen Körper und die Zukunft der Pflege. Entwickelt wurde die Tour im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2022. Unter dem Motto „Nachgefragt!“ konnten Bürgerinnen und Bürger ihre ganz persönlichen Fragen an die Wissenschaft formulieren. Einige dieser Fragen bilden die Basis der Science-Seeing-Tour und werden im Laufe des Rundgangs beantwortet – mit Mitmachgarantie.

Anekdoten und Fachwissen begleiten durch die Wissenschaftsstadt Bielefeld

Start der Tour ist das alte Rathaus, und das nicht ohne triftigen Grund: „Hier am Neumarkt stand bis Ende des 19. Jahrhunderts Bielefelds erstes Krankenhaus“, weiß Stadtführerin Meike Brinkmann. Weil das Krankenhaus aus allen Nähten platze und die Anwohner des bürgerlichen Wohnviertels rund um die Viktoriastraße eine Ansteckung durch die Kranken fürchteten, wurde ein Neubau geplant: An der Oelmühlenstraße/Ecke Teutoburgerstraße eröffnete 1900 das Städtische Krankenhaus – auf dem damals unbebauten Land, um keine Anwohner zu belästigen.

Immer wieder streut Brinkmann solche Anekdoten zur Bielefelder Stadtgeschichte ein. So entdecken auch alteingesessene Bielefelder ihren Wohnort einmal neu. Ergänzt wird der Vortrag der Stadtführerin durch Emilia Sposito, die als Wissenschaftsguide bei der Tour fungiert. Die studierte Gesundheitskommunikatorin schildert den fachlichen Hintergrund der Stationen anschaulich und mit Hilfe von Diagrammen oder Erklärbildern.

Alexander Stirner half bei der Konzeptionierung der Science-Seeing-Tour. Der gelernte Physiotherapeut ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld. (S. Jonek/FH Bielefeld)

Alexander Stirner half bei der Konzeptionierung der Science-Seeing-Tour. Der gelernte Physiotherapeut ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld. (S. Jonek/FH Bielefeld)

Für die wissenschaftliche Grundlage der Tour hat sich die Bielefeld Marketing GmbH mit Expertinnen und Experten aus Forschung und Lehre zusammengesetzt. „Fachleute aus Bielefeld haben uns bei der Beantwortung der Fragen geholfen“, sagt Maria Munzert vom Wissenschaftsbüro der Bielefeld Marketing GmbH. Sie hat mit vielen Helferinnen und Helfern die Science-Seeing-Touren ins Leben gerufen: „In mehreren Workshops wurden die wissenschaftlichen Antworten möglichst lebendig und anregend gestaltet.“ Unter anderem halfen zwei Beschäftigte der Fachhochschule (FH) Bielefeld bei der Konzeption der interaktiven Stationen: Dr. Gabriele Klärs und Alexander Stirner, beide im Fachbereich Gesundheit beschäftigt. Die Antworten auf die sechs Fragen der Science-Seeing-Tour sind auch als Videos im Internet verfügbar, denn die Tour wurde bewusst digital und analog gestaltet: „Wer unsere Stationen auf eigene Faust erkunden, oder von zu Hause aus Antworten haben möchte, findet die passende Anleitung auf unserer Website“, erklärt Wissenschaftguide Sposito.

Wissenschaftsguide Emilia Sposito veranschaulicht den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, warum Frauen- und Männerkörper unterschiedlich funktionieren. (FH Bielefeld)

Wissenschaftsguide Emilia Sposito veranschaulicht den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, warum Frauen- und Männerkörper unterschiedlich funktionieren. (FH Bielefeld)

Der Unterschied der Geschlechter: Oder warum Männer beim Bücken umfallen

Auf zur nächsten Station: An der Ecke Alfred-Bozi-Straße/Elsa-Brändström-Straße steht die große Skulptur „Male/Female“ des Bildhauers Jonathan Borofsky. Sie soll ein Symbol für das Thema der Station sein: Wie unterscheiden sich männliche und weibliche Körper in der Medizin? Um die Unterschiede zu veranschaulichen, lässt Wissenschaftsguide Emilia Sposito die Teilnehmenden wieder sportlich aktiv werden. Für alle, die es ausprobieren wollen, folgt hier die Anleitung:

Vor eine Wand stellen, sodass die Fußspitzen die Wand berühren. Dann exakt zwei Fußlängen zurückgehen. Jetzt mit durchgestreckten Beinen so weit nach vorne beugen, dass die Stirn die Wand berührt. Einen Eimer zwischen Füße und Wand stellen. Nun soll der Eimer vom Boden genommen und der Körper wiederaufgerichtet werden.

Männer können die Übung meist nicht korrekt ausführen. Sposito erkärt, warum: „Männer und Frauen haben einen unterschiedlich gelagerten Schwerpunkt.“ Bei Frauen liegt dieser eher im unteren Rücken, bei Männern weiter oben im Schulterbereich.

Nach der sportlichen Betätigung folgt eine Verschnaufpause und Brinkmann und Sposito diskutieren mit der Gruppe, wo Frauen in der Medizin benachteiligt werden und welche Gefahren dies birgt. Für diese Station war Dr. Gabriele Klärs vom Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld die Wissenschaftsexpertin. Sie nennt einen häufigen Behandlungsunterschied zwischen Männern und Frauen: „Beschwerden von Frauen werden eher in psychosomatischen Kategorien erfasst; ihnen werden infolgedessen häufiger Schlaf- und Beruhigungsmittel verschrieben als Männern.“

Gemeinsames Überlegen und thematische Vielfalt machen die Tour zum interaktiven Erlebnis

Auch an einer anderen Station ist der Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld vertreten:  Alexander Stirner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung, ist Experte für Mobilität im Alter: „Die Bewegung soll im besten Fall in den Alltag integriert werden.“ Gemeinsam wird die Gruppe wieder aktiv und bewältigt eine Gleichgewichtsübung, die der gelernte Physiotherapeut Stirner zur Tour beigetragen hat. Anschließend wird zusammen überlegt, wie viel Bewegung der Mensch braucht. „Sitzen ist das neue Rauchen“, bemerkt ein Teilnehmer. Wie gut, dass es schon weiter zur nächsten Station geht, natürlich zu Fuß. So ist der Bewegungsmangel für heute gebannt.

Die letzte Station findet im Park der Menschenrechte rund um die freigelegte Lutter statt. Hier steht die Anpassung des Menschen an immer steigende Temperaturen im Fokus. Der Park leistet seinen Beitrag zu einem angenehmen Stadtklima: Schattenspendende Bäume und der freifließende Bach kühlen die Umgebungstemperatur an heißen Tagen herunter. Teilnehmerin Ronja Bechauf findet diese Station besonders spannend: „Als Raumplanerin interessieren mich städteplanerische Themen natürlich immer. Es ist toll, wie vielfältig die Tour ist.“

Auch 2023 wird es Science-Seeing-Touren durch Bielefeld geben

Und was haben nun Roboter mit der Bielefelder Süsterkirche zu tun? Das sei an dieser Stelle nicht verraten. Wer die Antwort wissen will, kann sich den interaktiv gestalteten Webauftritt der Science-Seeing-Tour ansehen. Wer lieber analog unterwegs ist, kann sich auf der Website für einen Rundgang anmelden. Für Februar und März 2023 wurden neue Termine veröffentlicht. „Die Anfrage ist hoch und die Planung für neue Touren ist im Gange“, berichtet Stadtführerin Brinkmann. Dann wird man wohl wieder Gruppen sehen, die die städtischen Treppen auf der Spur des Muskelkaters erklimmen.

Ministerin Brandes an der FH Bielefeld: „Verbindung von Wissenschaft und Praxis ist Erfolgsgarant“

Erster Besuch von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, an der FH Bielefeld

Bielefeld (fhb). Am heutigen Donnerstag hat sich Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, beim Antrittsbesuch an der Fachhochschule (FH) Bielefeld mit den Spitzen der Hochschule über den aktuellen Stand und die künftigen Pläne in Studium und Lehre sowie Forschung und Transfer ausgetauscht. Empfangen wurde die Ministerin von Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der FH Bielefeld, sowie ihren Vizepräsidentinnen und -präsidenten.

Bei Ihrem ersten Besuch an der FH Bielefeld traf NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (vorne rechts) mit Vertreterinnen und Vertretern der Hochschule zusammen - vorne links: Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk (vorne links); zweite Reihe v.l.n.r.: Prof. Bettina Mons, Neubaubeauftragte des Präsidiums, Prof. Dr. Michaela Hoke, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Anant Patel, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung; dritte Reihe v.l.n.r.: Prof. Dr. Natalie Bartholomäus, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit und strategisches Human Resource Management, Dirk Hellmund, Leiter Dezernat Gebäudemanagement, Prof. Dr. Ulrich Schäfermeier, Vizepräsident Internationales und Digitalisierung, Gehsa Schnier, Vizepräsidentin für Wirtschafts- und Personalverwaltung.  Foto: P. Pollmeier/FH Bielefeld

Bei Ihrem ersten Besuch an der FH Bielefeld traf NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (vorne rechts) mit Vertreterinnen und Vertretern der Hochschule zusammen – vorne links: Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk (vorne links); zweite Reihe v.l.n.r.: Prof. Bettina Mons, Neubaubeauftragte des Präsidiums, Prof. Dr. Michaela Hoke, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Anant Patel, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung; dritte Reihe v.l.n.r.: Prof. Dr. Natalie Bartholomäus, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit und strategisches Human Resource Management, Dirk Hellmund, Leiter Dezernat Gebäudemanagement, Prof. Dr. Ulrich Schäfermeier, Vizepräsident Internationales und Digitalisierung, Gehsa Schnier, Vizepräsidentin für Wirtschafts- und Personalverwaltung.
Foto: P. Pollmeier/FH Bielefeld

Geplanter Erweiterungsbau wichtiges Gesprächsthema
Zentrale Themen der Gespräche waren der geplante Erweiterungsbau, der Aufbau eines Physiotherapiestudiengangs, die fortschreitende Digitalisierung in der Lehre und in der Verwaltung, die weitere internationale Ausrichtung der Hochschule und die hochschulweite Implementierung der FH-Nachhaltigkeitsstrategie. Zur Sprache kamen insbesondere die Ideen für eine bauliche Erweiterung der Hochschule auf dem Campus Nord in Bielefeld mit der Chance, nachhaltig konzipierte Räume für neue kollaborative Lehr- und Lernformate zu schaffen und architektonisch modellhaft die „Hochschule der Zukunft“ zu realisieren.

Brandes: „Wissenschaftlichen Nachwuchs mit Praxis-Bezug wichtig für die Wirtschaft“
Beindruckt zeigte sich die Ministerin, dass alle Akteure an der FH Bielefeld in den vergangenen Jahren unter schwierigen Rahmenbedingungen unverzichtbare Prozesse in wichtigen strategischen Feldern der Hochschulentwicklung angestoßen und weitergetrieben haben: „Vor meiner Zeit als Ministerin habe ich der über 15 Jahre in der Wirtschaft gearbeitet“, so Ina Brandes. „Seitdem begleitet mich der Fachkräftemangel. Die Arbeit der Fachhochschulen ist so ungemein wichtig für unsere Wirtschaft, weil sie wissenschaftlichen Nachwuchs mit unmittelbarem Praxis-Bezug ausbilden. Davon profitieren die jungen Menschen und der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen.“

Nach den Konsultationen mit dem gesamten Präsidium im Konferenzsaal begab sich die Ministerin auf einen Rundgang durch das FH-Hauptgebäude, um in den Fachbereichen ausgewählte Lehr- und Forschungsprojekte in Augenschein zu nehmen: Prof. Dr. Riza Öztürk, Dekan des Fachbereich Wirtschaft, stellte gemeinsam mit Prof. Dr. Manuel Stegemann das wirtschaftspsychologische Labor vor. Prof. Dr. Rolf Naumann, Dekan des Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik, präsentierte in der Maschinenhalle der FH verschiedene innovative Technologien, darunter auch Projekte, die die Einsatzsicherheit des Stromnetzes erhöhen in Zeiten schwankender Einspeisung und Abnahme. Im Theaterlabor des Fachbereichs Sozialwesen informierten Dekan Prof. Dr. Michael Stricker und Prof. Dr. Juliane Gerland die Ministerin über das Theaterlabor, in dem Studierende Rollen und Verhaltensweisen ihrer künftigen Sozialen Arbeit nachvollziehen und reflektieren können. Abgerundet wurde der Rundgang mit Stippvisiten in der Bibliothek und im Hebammen Skills Lab.

Schramm-Wölk: „Strategisch ausgerichtete Weiterentwicklung der Hochschulbildung“
„Es war unser Bestreben, der Ministerin einen wirklich authentischen Eindruck von der Bandbreite, der Innovationskraft und dem Transferpotenzial unserer praxisbezogenen Aktivitäten in Lehre und Forschung zu geben“, erläutert Präsidentin Ingeborg Schramm-Wölk. „Umgekehrt haben wir durch den Besuch die Gewissheit gewonnen, dass eine strategisch ausgerichtete Weiterentwicklung der Hochschulbildung zu den zentralen Anliegen der Landesregierung gehört. Wir sind dankbar für den Rückenwind aus der Landeshauptstadt, der trotz herausfordernder Finanzlage mit unverminderter Stärke weht“, so die Präsidentin weiter. „Die FH Bielefeld wird sich in den kommenden Jahren zu einer Hochschule weiterentwickeln, die mit einem auf die Generation Z zugeschnittenen Lehr- und Lernangebot ihren Beitrag dazu leistet, den akademischen Nachwuchs in Wirtschaft und Gesellschaft auszubilden, den Fachkräftemangel zu lindern und Gründerinnen und Gründer in Übereinstimmung mit den Leitlinien des Stifterverbandes bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Über die FH Bielefeld: Die FH Bielefeld ist mit über 10.500 Studierenden die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Ostwestfalen-Lippe (OWL). Mit Standorten in Bielefeld, Minden und Gütersloh ist sie in der Region, bundesweit und international durch vielfältige Kontakte, Partnerschaften und Kooperationen in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur stark vernetzt. Vom Vollzeitstudium über das praxisintegrierte Studium bis hin zum berufsbegleitenden Studium ist das Lehrangebot an der FH von Qualität und Vielfalt geprägt. Lehre und Forschung geschehen in den sechs miteinander interdisziplinär vernetzten Fachbereichen „Gestaltung“, „Campus Minden“, „Ingenieurwissenschaften und Mathematik“, „Sozialwesen“, „Wirtschaft“ und „Gesundheit“.

FH-Modestudentin entwirft adaptive Kleidung für Rollstuhlsportler*innen des DSC Arminia

Keine Rückennähte, dafür Magnetverschlüsse: Am Fachbereich Gestaltung der FH Bielefeld konstruiert und näht Isabel Niemann derzeit individuelle und rollstuhlgerechte Kleidungsstücke. Das Ziel: Mode inklusiver machen – und dabei modern bleiben. Vier Spielerinnen und Spieler der Fußball-Rollstuhlmannschaft von Arminia Bielefeld kamen jetzt zur ersten Anprobe vorbei.

Till Keller, Josephine Otto, Isabel Niemann und Kai Kramer (v.l.n.r.) in den Räumen der Studienrichtung Mode. © S. Jonek/FH Bielefeld

Till Keller, Josephine Otto, Isabel Niemann und Kai Kramer (v.l.n.r.) in den Räumen der Studienrichtung Mode. © S. Jonek/FH Bielefeld

Bielefeld (fhb). Seit Oktober dieses Jahres findet man auf der Seite eines großen Online-Versandhandels die neue Rubrik „Adaptive Mode“. Dahinter verbergen sich einige wenige Kleidungsstücke großer Modelabel, die für Menschen im Rollstuhl oder mit Prothesen geeignet sind. Auch am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule (FH) Bielefeld ist das Thema aktuell: Mode-Studentin Isabel Niemann entwirft dort im Rahmen eines Kooperationsprojektes rollstuhlgerechte Kleidungsstücke für Spielerinnen und Spieler der Rollstuhlmannschaft des DSC Arminia Bielefeld.

„Als Fußgängerin musste ich natürlich erst einmal viel lernen“, sagt die Mode-Studentin. Bei ihrer Recherche erfährt sie nicht nur viel über individuelle Bedürfnisse, sondern stößt bereits zu Anfang auf ihre erste Hürde: Da es keine sitzenden Schneiderbüsten gibt, an denen sie ihre Entwürfe drapieren kann, musste sie sich zunächst ihre eigene, sitzende Puppe konstruieren.

Drückende Gürtelschlaufen beim Wheelsoccer
Ursprung der Zusammenarbeit ist eine Kooperation zwischen dem DSC Arminia und dem Fachbereich Gestaltung der FH Bielefeld. In einem Seminar nähen Mode-Studierende aus ungenutzten Merchandise-Artikeln des Vereins neue Kleidungsstücke, die Mode, Fankultur und Fußball neu denken sollen. Isabel Niemann, die eigentlich mit Fußball „wenig Berührungspunkte“ hat, war bei dem ersten Treffen mit Arminia beeindruckt, welchen hohen Stellenwert die soziale Verantwortung für den Verein hat. „Mir ist bewusstgeworden, dass Fußball mehr ist als ein Wettkampf zwischen verschiedenen Mannschaften“, so die Studentin.

Sie nahm Kontakt zur Inklusionsabteilung von Arminia auf und landete schließlich bei der Rollstuhlmannschaft. Niemann wurde zum „Wheelsoccer“-Training eingeladen und durfte direkt mitspielen – natürlich im Rollstuhl. „Drückende Gürtelschlaufen, zu enge und kurze Ärmel, die Hose ist vorne auf einmal zu hoch und hinten zu tief – beim Mitspielen merkte ich schnell, wie unbequem und ungeeignet meine Alltagskleidung in einer Sitzposition ist“, so Niemann.

Austausch zwischen Rollstuhlfahrenden und Fußgänger*innen
Doch wie genau sieht adaptive, also sich anpassende Kleidung aus? Was ist wichtig, was muss vermieden werden? Bei der Entwicklung ihrer Entwürfe halfen ihr Gespräche mit den Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern, aber auch mit Eltern der Sportler und Sportlerinnen. Niemann: „Verschlüsse am Rücken oder Kleidung, die von Pflegenden nicht schnell an- und ausgezogen werden kann, sind schwierig. Besser geeignet sind beispielsweise Schnitte, die sich seitlich öffnen lassen.“ Mit einigen Spielerinnen und Spielern blieb Isabel Niemann in engem Kontakt und fertigte in den vergangenen Wochen erste Prototypen auf Grundlage ihrer Wünsche und Bedürfnisse an.

Keine Nähte am Rücken
Eine der Sportlerinnen, die Isabel Niemann beratend zur Seite steht, ist Klara Kampmann. Die 22-Jährige studiert Soziale Arbeit an der FH Bielefeld und ist seit mehreren Jahren in der Rollstuhlmannschaft aktiv. Für sie sind viele Standardschnitte ein Problem: „Hosen und Kleidern sind entweder zu kurz oder zu lang, es gibt keine Zwischengrößen. Wintermäntel sind entweder so dick, dass man als Rollstuhlfahrer schlecht darauf sitzen kann oder so dünn, dass man schon wieder friert“.

Viele Aspekte also, die Isabel Niemann für ihre Schnitte und Stoffauswahl berücksichtigen muss: „Ich versuche auf Nähte im Rückteil oder am Gesäß zu verzichten, um Druckstellen zu vermeiden und Oberteile so zu konstruieren, dass die Ärmel nicht zu weit sind und an den Rädern schleifen.“ Außerdem testet sie derzeit verschiedene Magnetverschlüsse als Alternative: „Diese sind leichter zu öffnen als ein Reißverschluss oder Druckknöpfe und könnten an verschiedenen Stellen verwendet werden, beispielsweise um Magensonden oder Stoma-Beutel unterzubringen“, so Niemann.

Ein Entwurf von Isabel Niemann: Ein Rollkragenpullover mit einer Aussparung für einen Beatmungsschlauch © S. Jonek/FH Bielefeld

Ein Entwurf von Isabel Niemann: Ein Rollkragenpullover mit einer Aussparung für einen Beatmungsschlauch © S. Jonek/FH Bielefeld

Rollkragenpullover mit Öffnung für einen Beatmungsschlauch und Halb-Cape als Überwurf
Mit einer Software konnte Isabel Niemann ihre Schnitte zunächst an digitalen, sitzenden Avataren virtuell anprobieren. Jetzt kamen Klara Kampmann, Josephine Otto, Till Keller und Kai Kramer auch für die erste „richtige“ Anprobe am Fachbereich Gestaltung vorbei. Für Josephine Otto entwarf Isabel Niemann einen Rollkragenpullover mit einer Aussparung für ihren Beatmungsschlauch. „Ich kann nicht einfach in einen Laden gehen und mir einen Pullover aussuchen“, erklärt Josephine Otto. Ergänzt wird das Oberteil durch austauschbare und leicht zu reinigende Stoffadapter, die um die Öffnung am Hals gelegt werden. „Toll wäre noch eine Abdeckung für mein Beatmungsgerät, das darf nämlich nicht nass werden. Fertig zu kaufen gibt es sowas nicht“, sagt Josephine Otto. Isabel Niemann nickt und macht sich Notizen.

An der Schneiderpuppe neben dem rot-blauen Pullover hängt ein beiges Cape mit neon-gelben Stickereien. Ohne Rückenteil, dafür mit Kapuze. „Der ist ja total warm“, sagt Till Keller überrascht, als er das Cape drüberzieht. Kein Wunder, auf der Rückseite ist der Überwurf mit schwarz-blaue-weißen Arminia-Fanschals gefüttert. Das ist wichtig, denn bei vielen Rollstuhlfahrern kühlen die Beine schnell aus. Der Clou an dem Cape: Es kann einfach und schnell über den Kopf gezogen werden, ohne dass sich die Person im Rollstuhl viel bewegen muss.

Wunsch nach Design statt langweiliger Rehakleidung
Bei ihrer Recherche wurde Isabel Niemann auf ein weiteres Problem aufmerksam: Viele adaptive Kleidungsstücke erinnerten sie eher an langweilige Rehakleidung, es gibt wenig „Fashion“. Niemann: „Natürlich möchte auch ein 18-jähriger Rollstuhlfahrer eine moderne und passende Jacke oder coole Sneaker haben. Ich glaube, das ist für uns alle nachvollziehbar.“ Ihre Entwürfe sollen daher immer auch modern und nicht nur praktikabel sein.

Noch ein Knackpunkt sind die die Kosten. „Individuelle Kleidung ist teuer. Manchmal hat man Glück und große Label entwerfen Kleidung, die zufällig adaptiv ist und daher nicht die Welt kostet.“, erklärt Kai Kramer. „Aber bei individueller Kleidung ist eine Finanzierung durch die Krankenkasse wichtig – und das ist leider selten der Fall.“

„Wie kann Mode helfen, Probleme zu lösen?“
Philipp Rupp, Mode-Professor und Initiator der Kooperation mit Arminia, sieht zwischen Mode, Sport und Inklusion eine logische Verbindung: „Mode zu lehren heißt für mich auch, Studierende dazu anzuregen, forschend zu gestalten: Wie kann Mode helfen, Probleme zu lösen? Ich hoffe, dass die Erfahrungen aus dem Seminar die Studierenden ermutigen, bei zukünftigen Entwürfen möglichst viele Menschen mitzudenken.“ Isabel Niemann stimmt zu. Sie will das Projekt nutzen, um möglichst viel über adaptive Mode zu erfahren: „Mode sollte für alle da sein.“

Neben den Mode-Studierenden sind auch Studierende der Studienrichtung Kommunikationsdesign an der Kooperation mit dem DSC Arminia beteiligt. Sie entwerfen derzeit unter anderem Fan-Magazine, Grafiken und Logos, die in einem nächsten Schritt auf die Kleidungsstücke des Mode-Seminars gebracht werden sollen. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Frühjahr öffentlich in der Schüco-Arena präsentiert und für einen guten Zweck versteigert.

„Fabricating the Future“: FH-Modeabsolventin präsentierte ihre nachhaltige Fashion-Kollektion in New York City

Für ihre Abschlusskollektion an der FH Bielefeld entwickelte Anne-Marie Sust innovative und umweltfreundliche Farbpasten auf Mikroalgenbasis. Jetzt stellte sie ihr Konzept beim FUTURE FORUM in New York City vor.

Anne-Marie Susts Projekt war eines von mehreren innovativen Konzepten, die ganz konkrete Lösungen für eine nachhaltigere Modebanche vorstellten. © Campus OWL

Anne-Marie Susts Projekt war eines von mehreren innovativen Konzepten, die ganz konkrete Lösungen für eine nachhaltigere Modebanche vorstellten. © Campus OWL

Bielefeld (fhb). Umweltfreundlich, nachhaltig und innovativ: Für ihre Mode-Abschlusskollektion am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule (FH) Bielefeld entwickelte Anne-Marie Sust ihre eigenen Mikroalgenfarben. Das Ergebnis: Eine Vielfalt an bläulich-grünen Farbpasten zum Bedrucken von Textilien. Ihr Konzept begeistert – auch international. Jetzt wurde die Absolventin vom Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) nach New York City eingeladen: Beim „FUTURE FORUM: Fabricating the Future“ kamen Anfang Oktober deutsche und amerikanische Köpfe aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft im Big Apple zusammen und präsentierten Innovationen für eine nachhaltigere Modebranche.

„Hoffnung für eine bessere Zukunft“

Mittendrin: FH-Absolventin Anne-Marie Sust. Ihr Projekt war eines von mehreren innovativen Konzepten, die ganz konkrete und nachhaltige Lösungen vorstellten. „Ich komme mit viel positiver Energie zurück aus New York City“, so Sust. „Es war für mich sehr motivierend, mit Gleichgesinnten über neue Materialien und Fashion zu sprechen und neue Impulse zu bekommen. Das gibt mir Hoffnung für eine bessere Zukunft!“ 

Denn ein wesentlicher Motivationsgrund für die Entwicklung ihrer Farbpasten war der Nachhaltigkeitsaspekt: „Hinter jeder neuen Trendfarbe steht ein Färbeverfahren, das oft umweltschädlich ist“, so Anne-Marie Sust. „Wie gut kann sich Kleidung also anfühlen, wenn man nicht genau weiß, welches Material man trägt? Mit meiner Master Kollektion möchte ich vor allem zeigen, dass Nachhaltigkeit und Ästhetik nicht getrennt voneinander betrachtet werden dürfen.“  Daher lautete der Titel Ihres Projekts auch: „Why Colours Matter“ (deutsch: „Warum Farben wichtig sind“)

Internationaler Austausch dank Campus OWL
Veranstalter der Konferenz war das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) in New York City, an dem das Campus OWL Verbindungsbüro als Hauptunterstützer beteiligt ist. Leiterin des New Yorker Büros Dr. Katja Simons: „Das FUTURE FORUM bringt deutsche und amerikanische Forschende und Unternehmen zusammen, um Ideen auszutauschen und Innovationen zu präsentieren. Es ist toll, dass wir mit ‚Why Colours Matter‘ zeigen konnten, welche zukunftsweisenden Projekte an den Hochschulen in OWL entstehen!“

Für Anne-Marie Sust, die nach Abschluss ihres Modestudiums im vergangenen Jahr mittlerweile bei einem Modelabel in Köln arbeitet, ist das Potential ihres Verfahrens noch nicht ausgeschöpft: „Ich nutze Veranstaltungen dieser Art, um den Bekanntheitsgrad meiner Kollektion zu steigern und neue Kooperationen mit Fair Fashion Labels oder Künstlerinnen und Künstlern anzustoßen“, so die Masterabsolventin.

Beim „FUTURE FORUM: Fabricating the Future" stellte Anne-Marie Sust ihre innovativen Mikroalgenfarben in New York City vor. © Campus OWL

Beim „FUTURE FORUM: Fabricating the Future“ stellte Anne-Marie Sust ihre innovativen Mikroalgenfarben in New York City vor.
© Campus OWL

Transdisziplinäre Zusammenarbeit an der Hochschule ermöglichte das innovative Verfahren

Doch funktionieren ihre innovativen Farben? Bei Mikroalgen handelt es sich um mikroskopisch kleine Organismen, die genau wie Pflanzen in der Lage sind, Photosynthese zu betreiben, sich also im wesentlich aus Licht und CO2 zu ernähren. Um das Licht nutzen zu können und sich gleichzeitig vor den schädlichen Auswirkungen von zu viel UV-Licht zu schützen, nutzen sie Moleküle. Genau diese Moleküle nimmt das menschliche Auge als farbig wahr. Diese Eigenschaften nutzte Anne-Marie Sust für die Herstellung ihrer Farben. Deren genaue Zusammensetzung bleibt allerdings das Betriebsgeheimnis der 28-jährigen.

Unterstützung bei der Entwicklung ihrer Farbpaste erhielt Sust von der Arbeitsgruppe „Fermentation und Formulierung von Zellen und Wirkstoffen“ des Bielefelder Instituts für Angewandte Materialforschung. Unter Laborbedingungen und mit der Expertise der Forschenden der Arbeitsgruppe konnte Anne-Marie Sust die Methode der Fixierung auf dem Stoff in vielen Versuchsreihen optimieren.

„Durch Kooperationen dieser Art tritt das immense Forschungspotenzial unserer Hochschule im Bereich der Nachhaltigkeit zum Vorschein“, sagt Prof. Dr. Anant Patel, FH-Vizepräsident für Forschung und Entwicklung und Leiter der Arbeitsgruppe. Das transdisziplinäre Team der beiden Fachbereiche Gestaltung, hier unter der Leitung von Mode-Professor Philipp Rupp, und Ingenieurwissenschaften und Mathematik wird auch in Zukunft weiter an den wissenschaftlich-technischen und gestalterischen Grundlagen für Coloring von Textilien und anderen Materialien mit algenbasierten Pigmenten arbeiten.

„Why Colours Matter“ überzeugt

Zukunftspläne hat auch Anne-Marie Sust: Derzeit plant sie ein Do-It-Yourself-Kit mit den Mikroalgenfarben für den Textildruck zu Hause, einen Siebdruckworkshop sowie eine Erweiterung ihrer Kollektion. „Außerdem arbeite ich gerade daran, die Farben auch als künstlerische Illustrationen auf Leinwänden statt nur auf Textilien zu verwenden“, verrät die 28-jährige, die sich langfristig mit ihrer Passion für nachhaltige Materialien selbstständig machen möchte.

Dass ihre Idee überzeugt, zeigt nicht nur die Einladung nach New York City: Für ihr Konzept erhielt die Absolventin den „Green Concept Award 2022“ in der Kategorie Fashion und konnte ihre Idee bei der Milan Design Week 2022 einem Fachpublikum vorstellen. Im Oktober war ihre Kollektion bei der Dutch Design Week 2022 in Eindhoven zu sehen. Zusätzlich ist sie derzeit für den Dezeen Award 2022 in der Kategorie „Wearable Design“ nominiert.

Dem Wandel aktiv begegnen: FH Bielefeld feiert Jahresempfang unter dem Leitmotiv „Constant Change“

Der hybride Jahresempfang der FH Bielefeld lockte insgesamt mehr als 300 nationale und internationale Gäste vor Ort und digital via Livestream in die FH. Unter dem Leitmotiv „Constant Change“ bot die Veranstaltung einen Rückblick auf das akademische Jahr und warf einen Blick in die Zukunft – auf die neuen Aufgaben, die sich durch den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Wandel für die Hochschule ergeben.

Bielefeld (fhb). Ein gut gefülltes Audimax, erwartungsvolle Gesichter vor den Bildschirmen: Erstmals seit Beginn der Pandemie feierte die Fachhochschule (FH) Bielefeld am Donnerstag, 22. September, ihren Jahresempfang wieder vornehmlich in Präsenz. Zusätzlich wurde das Event digital ins Internet übertragen und lockte so zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland an, die nicht persönlich vor Ort erscheinen konnten. Mehr als 300 nationale und internationale Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik sowie zahlreiche Hochschulmitglieder waren der Einladung des Präsidiums gefolgt und erhielten in einem abwechslungsreichen Programm einen Rückblick auf die Höhepunkte des akademischen Jahres 2021 und zugleich einen Blick in die Zukunft der FH.

Eine Zukunft, die geprägt sein wird durch den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Wandel, der sich mit erhöhter Geschwindigkeit und auf immer mehr Feldern vollzieht. Neue Fragen und Aufgaben werden daraus entstehen, zu denen sich die Hochschule verhalten will und muss. Um diese Gesamtsituation kritisch zu reflektieren, stand der Jahresempfang in diesem Jahr unter dem Leitmotiv „Constant Change“.

Dem Wandel aktiv begegnen

v.l.n.r.: Dekan des Fachbereichs Sozialwesen Prof. Dr. Michael Stricker, Keynote-Speakerin Andrea Frank, FH-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Dekan des Fachbereichs Gestaltung Dirk Fütterer und Moderator Tim Berendonk. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

v.l.n.r.: Dekan des Fachbereichs Sozialwesen Prof. Dr. Michael Stricker, Keynote-Speakerin Andrea Frank, FH-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Dekan des Fachbereichs Gestaltung Dirk Fütterer und Moderator Tim Berendonk. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Die Stärkung der Zusammenarbeit in OWL, das Streben nach weiterhin stabilen Studierendenzahlen sowie die Bewahrung neuer flexibler Lehr-, Lern- und Arbeitsformate, die alle Hochschulangehörigen während der Corona-Pandemie erfolgreich entwickelt haben – das waren nur einige der Schlaglichter, auf die FH-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk in ihrer Festrede abhob. „Wir befinden uns inmitten eines gewaltigen Transformationsprozesses in einer Zeit, die geprägt ist von einer extremen Veränderungsdynamik“, so die Präsidentin. „Die Pandemie, der völkerrechtswidrige Einmarsch Russlands in die Ukraine, die so forcierte Energiekrise und die immer stärker zutage tretenden Folgen des Klimawandels machen es erforderlich, Krisenmanagement und Strategieentwicklung parallel zu betreiben. Wir als Hochschule nehmen diese Herausforderungen heute schon an, denn sie werden auch für die kommenden Jahre bestimmend sein.“

Die Hochschule der Zukunft

Den Blick nach vorne richtete auch Andrea Frank, stellvertretende Generalsekretärin und Mitglied der Geschäftsführung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft e.V., in ihrem Impulsvortrag. Frank beleuchtete, wie Hochschulen mit der erhöhten Geschwindigkeit des Wandels umgehen können, wechselte dabei die Perspektive und rückte die Studierenden in den Mittelpunkt: Anhand der Studie „AHEAD – Internationales Horizon-Scanning: Trendanalyse zu einer Hochschullandschaft in 2030“ machte Frank deutlich, welche Anforderungen an die Studierenden sowie an die Hochschulabsolventinnen und -absolventen in der Zukunft gestellt werden könnten und welche Chancen und Veränderungsbedarfe sich daraus für Hochschulen ableiten lassen.

„äh … ja … so … ok … ne“: Typopoetische Jahresgabe

Die Vorstellung der diesjährigen FH-Jahresgabe mit dem Titel „äh … ja … so … ok … ne“ zeigte, dass sich das Thema „Constant Change“ auch auf ungewöhnliche Art und Weise erlebbar machen lässt. So konzipierte und gestaltete Dirk Fütterer, Dekan des Fachbereichs Gestaltung, unter der Verwendung von Füllwörtern und Auslassungszeichen eine „typopoetische“ Karte. Die Karte zeigt auf der ersten Ebene den Titel der Arbeit, der inhaltlich wie eine Kurzform des in kleinerer Schriftgröße gesetzten Fließtexts erscheint. Dieser Text kann hintereinander weggelesen und dabei laut vorgetragen werden. Dirk Fütterer: „Das Motiv kann sinnbildlich für eine Epoche des ‚Constant Change‘ und eine Zeit unzähliger disruptiver Veränderungen gesehen und gelesen werden. So kann man Füllwörter und Auslassungen auch als Ausdruck von Anspannung und Konzentration oder als Zeichen der Sprachlosigkeit verstehen – wir ringen um Worte, können jedoch jetzt gerade und in diesem Moment (noch) nichts wirklich ,Gescheites‘ von uns geben. Möchten aber auch nicht schweigen und strengen uns an, unsere Sprache wiederzufinden.“ Eine vorübergehende Sprachlosigkeit angesichts der vielen Krisen und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sei, so Prof. Fütterer, mehr als verständlich.

Ein Jahresbericht zum Knicken

Neben der Jahresgabe bot der Jahresempfang auch die angemessene Bühne für ein weiteres Printobjekt, frisch aus der Druckerpresse: Der mehr als 150 Seiten umfassende FH-Jahresbericht im Magazinformat beweist, dass sich auch ein analoges Magazin im ständigen Wandel befinden kann – sowohl inhaltlich als auch formal. So wurden Beiträge aus Lehre und Forschung aller Fachbereiche zusammengetragen, die sich in besonderer Weise und aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven dem Thema „Constant Change“ gewidmet haben. Die FH-Präsidentin betont: „Uns hat interessiert, ob wir eine erhöhte Geschwindigkeit des Wandels feststellen können, wo disruptive Veränderungen oder Brüche eingetreten sind – oder anstehen – und welche Funktion bei alledem die fortschreitende Digitalisierung übernommen hat.“

Das Motiv des Bruchs und der disruptiven Veränderungen wurde auch in der Gestaltung aufgegriffen: Zentrales Element des Layouts ist die Möglichkeit, Seiten entlang vorgeschlagener Linien zu knicken. So entstehen neue inhaltliche Zusammenhänge und bildliche Arrangements. Unter dem Strich handelt der Jahresbericht von Ordnung und Neuordnung der Dinge, von Chaos, Brüchen und Überlagerungen, von Innovationen und Zukunftskonzepten oder schlicht vom Hinterfragen.

Engagement-Preis für Jannis Schröder

Traditionell wurde beim Jahresempfang auch der Engagement-Preis der FH Bielefeld vergeben. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert und wird von der Fördergesellschaft FH Bielefeld e.V. gestiftet. Dieses Jahr konnte Jannis Schröder die Jury mit seinem vielseitigen Engagement überzeugen. Der Student der Betriebswirtschaftslehre ist unter anderem Co-Vorstandsmitglied des Bielefelder Investmentvereins e.V. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die junge Aktionärskultur in Bielefeld und Umgebung fachbereichsübergreifend zu fördern, sodass nicht nur Studierende mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund angesprochen werden, sondern alle Studierenden von finanzieller Bildung profitieren können. Neben seiner Position als Co-Vorstandsmitglied stellt der 21-Jährige zurzeit ein „Vertical Farming“-Projekt auf die Beine, mit dem er das Konzept der vertikalen Landwirtschaft in Bielefeld etablieren möchte.

Fernseh-Moderator Tim Berendonk führte durch das Programm

Durch das Programm der hybriden Veranstaltung führte Tim Berendonk. Der aus dem Fernsehen bekannte Moderator moderiert seit April 2020 unter anderem im WDR-Studio Bielefeld die Sendung „Lokalzeit OWL“. Was Berendonk und die Menschen auf der Bühne sagten, übersetzten Dolmetscherinnen für die internationalen Gäste im Livestream simultan ins Englische. Musikalisch begleitet wurde der Jahresempfang vom Jazzid Trio der Hochschule für Musik Detmold. Das Trio setzte mit seiner Kombination aus Gitarre, Saxophon und Gesang und einer eigenen Interpretation von David Bowies „Changes“ einen musikalischen Akzent, der zum Leitmotiv des Jahresempfangs passte.

Präsenzstart ins Wintersemester: Erstsemester offiziell an der FH Bielefeld begrüßt

Mehr als 2.100 Erstsemester beginnen in diesem Wintersemester ihr Studium in einem Bachelor- oder Masterstudiengang an den drei FH-Standorten in Bielefeld, Minden und Gütersloh. Nach zwei pandemiebedingten digitalen Erstsemesterbegrüßungen wurden die neuen Studierenden an den Standorten Bielefeld und Minden am 19. September erstmals wieder vor Ort willkommen geheißen.

Bielefeld / Minden / Gütersloh (fhb). Bielefeld. Montagmorgen. Kurz vor zehn Uhr: Eine lange Schlange an Studierenden bahnt sich den Weg von der Stadtbahnhaltestelle „Wellensiek“ zur Fachhochschule (FH) Bielefeld. Ihr Ziel: das Foyer des Hauptgebäudes der FH. Hier tummeln sich bereits mehrere hundert junge Erwachsene. Vorfreude und Aufregung liegen in der Luft, denn gleich geht es los: der offizielle Start in das Wintersemester 2022/23!

Bei den Studierenden, die sich auf dem Campus Nord eingefunden haben, handelt es sich um die Erstsemester, die in diesem Wintersemester ihr Studium an der FH am Standort Bielefeld aufnehmen. Um die 1.000 von ihnen sind gekommen, um an der zentralen Erstsemesterbegrüßung teilzunehmen. Nach pandemiebedingter zweijähriger Pause fand diese erstmals wieder vor Ort in der Hochschule statt.

Um die 1000 Erstsemester vom Standort Bielefeld kamen zur offiziellen Erstsemesterbegrüßung in das Hauptgebäude der FH. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Um die 1000 Erstsemester vom Standort Bielefeld kamen zur offiziellen Erstsemesterbegrüßung in das Hauptgebäude der FH. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zurück in die Normalität

Ein Umstand, den insbesondere auch die Präsidentin der FH, Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, freut, wie sie in ihrer Begrüßung hervorhob: „Ich freue mich, Sie nach zwei Jahren Pandemie heute alle von Angesicht zu Angesicht herzlich willkommen zu heißen. So viel wir auch über neue Möglichkeiten der digitalen Lehre gelernt haben – dieser Schritt zurück in die Präsenz ist unverzichtbar. Denn die Hochschule ist ein lebendiger Ort, ein Ort des Austausches, ein Ort des gemeinsamen Lernens.“ Die Präsidentin hob die Bereitschaft aller Beschäftigten hervor, die „Erstis“ auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt bestmöglich zu begleiten: „Wir bemühen uns jedes Semester aufs Neue, die Studienbedingungen und das Vorlesungsangebot so attraktiv und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Die durchgängig hohen Einschreibungszahlen bestätigen uns in unserem Vorgehen.“

Anstieg der Erstsemesterzahlen
In diesem Wintersemester starten 2.100 Erstsemester – und damit 200 Personen mehr als im vergangenen Jahr – ihr Studium an einem der drei Standorte in Bielefeld, Minden und Gütersloh. Dadurch liegt die Gesamtzahl der Studierenden aktuell bei annähernd 10.500 (Stand: 19.09.2022). Davon studieren knapp 570 am Campus Gütersloh, mehr als 1.600 am Campus Minden und der Großteil, rund 8400 Personen, am Standort Bielefeld. Für ein praxisintegriertes Studium sind mehr als 1.060 Studierende eingeschrieben. Gut 800 Personen studieren berufsbegleitend mit Lehrveranstaltungen an Samstagen.

Da in einigen Studiengängen noch Nachrückverfahren laufen, können die Zahlen noch weiter anwachsen. Zudem steht der neue Bachelorstudiengang „Digitale Bahnsysteme“ in den Starlöchern, für den sich Interessierte noch bis zum 30. September an der FH Bielefeld bewerben können.

Besonders beliebt: Wirtschaftspsychologie und Soziale Arbeit
Die nachgefragtesten Studiengänge bei den Bewerberinnen und Bewerbern waren, wie bereits im Jahr zuvor, die Studiengänge „Wirtschaftspsychologie“ mit 1184 Bewerbungen auf 15 Plätze und „Soziale Arbeit“ mit 1087 Bewerbungen auf 130 Plätze (Stand 19.09.2022). Ebenso erfreuten sich Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsrecht, International Studies in Management, Wirtschaftsingenieurwesen, Pädagogik der Kindheit und Bauingenieurwesen in diesem Jahr großer Beliebtheit.

Während die Anzahl der Studierenden und Neueinschreibungen an der FH weitgehend stabil blieb, ging die Zahl der Bewerbungen für die 41 Bachelor- und 29 Masterstudiengänge mit rund 8.000 Personen um annähernd 2.000 im Vergleich zum vergangenen Wintersemester zurück. Das, so die These, ist vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen: Während im vergangenen Jahr viele Schülerinnen und Schüler aufgrund weltweit geschlossener Landesgrenzen und Unternehmen sofort nach dem Schulabschluss ein Studium begonnen haben, gibt es nun nach der Schule wieder mehr Möglichkeiten, etwa längere Auslandsaufenthalte oder Praktika.

Campus Minden begrüßt 399 Erstsemester
Auch in Minden wurden am 19. September die Erstsemester erstmals wieder vor Ort auf dem Campus herzlich willkommen geheißen. 399 neue Studentinnen und Studenten begrüßte Prof. Dr. Ulrich Schäfermeier im Namen des Präsidiums gemeinsam mit dem Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Oliver Nister, auf dem ehemaligen Artilleriekasernengelände. Dabei wurde deutlich: Ein digitaler Studienstart war in den vergangenen beiden Jahre durchaus möglich und zufriedenstellend umsetzbar, das richtige Studierenden-„Feeling“ kommt jedoch erst bei einem gemeinschaftlichen Start und Kennenlernen vor Ort auf.

Die mehr als 1.600 Studierenden am Campus Minden sind in insgesamt zwölf Bachelor- und Masterstudiengänge aus den Bereichen Architektur, Bauwesen, Informatik sowie Ingenieurwissenschaften eingeschrieben. Neben dem klassischen Vollzeitstudium werden auch andere Studienmodelle wie das praxisintegrierte und das kooperative Studium angeboten.

Neuer Rekord am Campus Gütersloh

Am Campus Gütersloh der FH sind die neuen Studierenden bereits im vergangenen Monat in das praxisintegrierte Studium gestartet – diesmal mit so vielen Studierenden wie noch nie: 108 Erstsemester (Stand: 19.08.2022) haben sich in diesem Wintersemester für einen der fünf praxisintegrierten Studiengänge am Campus Gütersloh entschieden und wurden am 19. August von ihren Studiengangsleitungen im Audimax begrüßt.

Während des praxisintegrierten Studiums sind die Studierenden sowohl an der FH Bielefeld eingeschrieben als auch in einem Unternehmen beschäftigt und erhalten eine Vergütung. Die Praxisphasen im Betrieb wechseln sich dabei etwa vierteljährlich mit Theoriephasen an der Hochschule ab. 69 Unternehmen bieten dafür in diesem Semester Praxisplätze an.

Fünf Mode-Absolventinnen der FH Bielefeld präsentieren ihre Kollektionen auf der Neo.Fashion

Vom 6. bis 8. September fand die sechste Auflage der Neo.Fashion statt. Über 80 Graduierte von zehn Hochschulen präsentierten sich bei der hybriden Veranstaltung. Mit dabei: fünf Mode-Absolventinnen der FH Bielefeld.

Bielefeld (fhb). Mit insgesamt 14 verschiedenen Modenschauen bereicherten die Absolventinnen und Absolventen aus ganz Deutschland die Berlin Fashion Week vom 6. bis 8. September im Rahmen der Neo.Fashion. Rund 80 Graduierte von zehn Hochschulen präsentierten ihre Kollektionen wie auch im letzten Jahr hybrid. Mit dabei: fünf Mode-Absolventinnen der Fachhochschule (FH) Bielefeld. In Kooperation mit dem Modedesign Department der HAW Hamburg nahm die FH Bielefeld bei der „Collective Graduate Show“ teil. Sandra Eden vertrat außerdem die FH Bielefeld auf der „Best Graduates‘ Show“, für die jede Schule ihre beste Abschlussarbeit nominierte.

Sandra Eden vertrat die FH Bielefeld auf der „Best Graduates‘ Show“. (Foto: Gerome Defrance)

Sandra Eden vertrat die FH Bielefeld auf der „Best Graduates‘ Show“. (Foto: Gerome Defrance)

„Die Neo.Fashion gehört zu den wichtigsten deutschen Präsentationsformaten für innovatives Nachwuchs-Modedesign“, so Prof. Meiken Rau. Sie betreut seit 2019 die Graduierten der FH Bielefeld im Rahmen der Neo.Fashion und lehrt am Fachbereich Gestaltung Modellgestaltung und Modedesign. „Umso glücklicher sind wir, dass wir auch dieses Jahr wieder an der Neo.Fashion teilnehmen konnten. Dadurch wird nicht nur unsere Studienrichtung Mode des Fachbereichs Gestaltung in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbarer, sondern unsere Absolventinnen und -absolventen bekommen wortwörtlich eine zusätzliche Bühne für ihre herausragenden Arbeiten.“ Von der FH Bielefeld nahmen die Absolventinnen Sandra Eden, Ronja Hempel, Jutta Meisen, Marie Prochatzki und Elena Richter teil.

Sandra Eden: „chance/s“

Mit dem Titel „chance/s“ spielt Sandra Eden auf die Zufälle des Lebens an, die jede und jeden von uns im alltäglichen Leben betreffen. Egal, ob als Glück, Pech oder Schicksal bezeichnet, herrscht Zufall immer dann, wenn durch einwirkende Kräfte unvorhersehbare Ereignisse entstehen. Besonders spannend war es für sie, auf welche unterschiedlichen Arten Zufall ein Teil von künstlerischer Gestaltung werden kann. Durch Zufall „chance“ entstehen so neue Möglichkeiten „chances“.

Ronja Hempel: „Hide and Seek“

Ronja Hempel hat sich in ihrer Kollektion mit Geheimnissen und dem Versteckspiel auseinandergesetzt. (Foto: Gerome Defrance)

Ronja Hempel hat sich in ihrer Kollektion mit Geheimnissen und dem Versteckspiel auseinandergesetzt. (Foto: Gerome Defrance)

„Jeder Mensch trägt ein Geheimnis in sich.“ Das ist das Statement von Ronja Hempel, das sie als Ausgangspunkt für ihre Kollektion „Hide and Seek“ genommen hat. In ihrer Kollektion hat sie sich thematisch mit Geheimnissen und dem Versteckspiel auseinandergesetzt. So ermöglicht ihr Designkonzept, das vorher nicht Sichtbare und eine nur zu vermutende Silhouette augenscheinlich werden zu lassen. Durch ihre Kollektion wird deutlich: Ein Kleidungsstück kann schützen, etwas verstecken, aber auch die Neugier auf etwas Geheimnisvolles wecken.

Jutta Meisen: „Homo reconnectus“

Gemeinsam mit der Designerin Faraaz Sedaghati gründete Jutta Meisen das Modelabel „nou.niss Reanimated Fashion“. (Foto: Emma Lydssan)

Gemeinsam mit der Designerin Faraaz Sedaghati gründete Jutta Meisen das Modelabel „nou.niss Reanimated Fashion“. (Foto: Emma Lydssan)

Klimawandel, Verschmutzung der Weltmeere, Ressourcenknappheit – das Verhalten des Menschen hat klare Konsequenzen für unseren Planeten. Mit ihrem Titel „Homo reconnectus“ spielt Jutta Meisen dagegen auf eine neue Art Mensch an, die im Einklang mit dem Planeten lebt. Teile der Kollektion wurden in Zusammenarbeit mit der Designerin Faraaz Sedaghati unter dem gemeinsamen Start-Up Modelabel „nou.niss Reanimated Fashion“ entwickelt. Mit ihrem Label vertreten die beiden Designerinnen die Slow Fashion Philosophie und möchten zwischen den Menschen und ihrer Kleidung wieder eine emotionale Verbindung herstellen. Nach dem Zero Waste Prinzip arbeiten sie für die Kollektion mit Recyclingbetrieben zusammen, von denen sie aussortierte Kleidungsstücke erhalten. Aus diesen wird dann im Patchwork-Verfahren und aufwändiger Handstickerei neue Designerkleidung hergestellt.

Elena Richter: „from edge to edges“

Richters multifunktionale Kollektion lässt sich durch Dreh- und Faltbewegung umwandeln. (Foto: Gerome Defrance)

Richters multifunktionale Kollektion lässt sich durch Dreh- und Faltbewegung umwandeln. (Foto: Gerome Defrance)

In ihrer Kollektion „from edge to edges“ geht Elena Richter dem Prozess der Individualisierung und Wandelbarkeit von Mode nach. Über die Auseinandersetzung mit dem „Haberdasher‘s Problem“, bei dem ein gleichschenkliges Dreieck in vier bestimmte Formen zerteilt wird und in ein Quadrat umgewandelt werden kann, entwickelte sie in ihrer Kollektion multifunktionale Entwürfe, bei denen sich Elemente der Kleidungsstücke durch eine Dreh- und Faltbewegung umwandeln lassen. Mithilfe einer 3D gedruckten Schraube kann die Ausgangsform der Details eigenständig individualisiert und variiert werden, um den Bedürfnissen des oder der Trägerin nachzukommen.

Marie Prochatzki: „W.R.V. tincto“

Proachtzki färbte für ihre Kollektion Textilien mit Pflanzen und recycelte Militärschlafsäcke und Zelte. (Foto: Léon Aicher)

Proachtzki färbte für ihre Kollektion Textilien mit Pflanzen und recycelte Militärschlafsäcke und Zelte. (Foto: Léon Aicher)

Aus einem ähnlichen Gedanken wie Meisens „Homo reconnectus“ ist auch Marie Prochatzkis Kollektion „W.R.V. tincto“ erwachsen. Im Angesicht des Klimawandels, der Zerstörung von Lebensräumen und der Ausbeutung von Ressourcen protestieren Indigene zum Schutz ihres und unseres Lebens. Die entschlossene Gemeinschaft der Indigenen, für Umweltgerechtigkeit einzutreten, faszinierte und inspirierte sie zum Ansatz ihrer Kollektion: Textilien mit Pflanzen färben, Militärschlafsäcke und Zelte upcyceln und so auch ihrer eigenen Verantwortung nachkommen.

Ausstellung von Fotografie-Studierenden der FH Bielefeld: Kreativer Zugang zu den Rochdale Barracks

Seit dem 13. August findet im Rahmen des Projekts TRANSURBAN Residency auf dem Rochdale Gelände ein buntes Programm aus Konzerten, Lesungen und Ausstellungen statt. Fotografie-Studierende der FH Bielefeld haben sich dem Kasernengelände auf kreative Weise genähert. Die entstandenen Projekte können noch bis zum 11. September vor Ort bestaunt werden.

Bielefeld (fhb). Es ist einiges los auf dem Rochdale-Gelände: Seit dem 13. August sind die Tore der ehemaligen Kaserne unter der Überschrift „TRANSURBAN Residency“ für die Menschen Bielefelds geöffnet. Das Transurban-Team, die Fachhochschule (FH) Bielefeld und das Architektur-Kollektiv „orizzontale“ aus Rom haben ein diverses Kunst- und Kulturprogramm aus Konzerten, Lesungen, Kreativ-Workshops und Ausstellungen entwickelt. Mit dabei: Fotografie-Studierende der FH Bielefeld, die sich dem Kasernengelände auf kreative Weise genähert haben. Noch bis zum 11. September können die Werke vor Ort begutachtet werden.

Fotografie-Studierende der FH Bielefeld haben das Rochdale-Gelände kreativ erschlossen. Ihre Arbeiten sind noch bis zum 11. September dort ausgestellt. (Foto: P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Fotografie-Studierende der FH Bielefeld haben das Rochdale-Gelände kreativ erschlossen. Ihre Arbeiten sind noch bis zum 11. September dort ausgestellt. (Foto: P. Pollmeier/FH Bielefeld)

„Die Aufgabe bestand darin, dass die Studierenden das Gelände der Rochdale-Kaserne fotografisch bearbeiten“, erklärt Prof. Roman Bezjak von der Studienrichtung Fotografie des Fachbereichs Gestaltung. „Dabei waren die Studierenden sehr frei in ihren Zugängen. Die Ergebnisse sind dementsprechend sehr individuell und viele Ansätze haben mich wirklich beeindruckt.“ Das Besondere: Die Bilder sind auf riesige Folien gedruckt und kleben in den Fenstern der unzähligen Gebäude – zum Teil in mehreren Metern Höhe.

„Reframing“ – Mit Fotografie auf den Bedarf von Raum für Kunst in Bielefeld hinweisen

Eine der Arbeiten stammt von Fotografie-Studentin Miriam Juschkat. Ihre Idee: die leerstehenden Gebäude und verlassenen Orte wiederbeleben und aufzeigen, wie diese in Zukunft wieder genutzt werden könnten. Daher fotografierte die 37-Jährige lokale Kunst- und Kulturakteurinnen und -akteure zusammen mit Objekten, die auf deren künstlerische Arbeiten hinweisen. „Mir war es wichtig, mit meiner Arbeit auf den Bedarf von Raum für Kunst und Kultur in Bielefeld hinzuweisen“, erklärt Juschkat ihre Motivation. „Daher habe ich für meine Arbeit mit dem Titel ‚Reframing‘ einen Aufruf gestartet und ganz unterschiedliche Menschen in den Räumlichkeiten der Kaserne porträtiert.“

Besonders spannend war für Juschkat die Begegnung mit den Portraitierten: „Meistens kannten wir uns vorher nicht und haben uns dann gemeinsam auf die Suche nach einem geeigneten Raum gemacht, in dem sich die Person mit ihrer Arbeit wiederfinden konnte. Durch das Projekt habe ich sehr viele neue, interessante Menschen kennengelernt und neue Perspektiven aufgezeigt bekommen.“ Was Sie am Rochdale-Gelände besonders fasziniert hat? „Die Stille, mitten in der Stadt. Manchmal war ich vor Ort, wenn die Schranke geschlossen war und niemand anderes sich auf dem Gelände aufgehalten hat. Nur ein Hase hat mir dann und wann Gesellschaft geleistet.“

„The Colours“ – Anonymisierende Uniform vs. individuelles Mensch-Sein

Auch Master-Student Philip Fröhlich nähert sich den Rochdale Barracks über eine Inszenierung: Unter dem Titel „The Colours“ fotografierte er einen ehemaligen britischen Soldaten auf dem Rochdale-Gelände, der in Deutschland stationiert war und nun hier lebt. Fröhlichs Idee: Die anonymisierende Uniform dem individuellen Mensch-Sein gegenüberstellen. Dafür fotografierte er den ehemaligen Soldaten nackt, während er in nachdenklicher Pose auf seine vor ihm liegende Uniform schaut. Fröhlich erklärt: „Die vom Körper losgelöste Uniform steht sinnbildlich für seinen Lebensabschnitt beim Militär, den er mittlerweile hinter sich gelassen hat. Trotzdem ist diese Zeit ein Teil seiner Geschichte, auf die er zurückblickt.“

Mit dem Titel „The Colours“ spielt Fröhlich gleich auf mehrere Aspekte an: die Farbe der Uniform, die dunkle Hautfarbe des Protagonisten sowie den Ausdruck „Trooping the Colour“. Dieser Terminus stammt aus einer Zeit, in der den Soldaten die Truppenfahnen vorgeführt wurden, damit sie diese später im Kampf wiedererkennen konnten. Das war aus Sicht der militärischen Führung nötig, damit die Soldaten im Durcheinander der Schlacht einen Orientierungspunkt hatten.

„Dark Operation“ – Eine einzige Lichtquelle in der Dunkelheit

Einen ganz anderen Ansatz wählte Vincent Hölscher: Unter dem Titel „Dark Operation“ setzte er sich mit den Kasernengebäuden in der Dunkelheit auseinander. Dafür fotografierte er die Hallen und Werkräume bei Nacht und verwendete nur eine einzige Lichtquelle. Inspiriert hat ihn dabei der Zufall: „Während meiner ersten Besichtigung des Geländes habe ich eine Halle erkundet, die keinen Strom und somit auch kein Licht hatte. Daher bin ich nur mit meiner Taschenlampe gewappnet durch die dunklen Räume gelaufen und habe hier meine ersten Fotos geschossen.“ So war die Idee geboren, auf diese Art eine Reihe zu produzieren.

Besonders viel Spaß hatte er bei der Erkundung des Geländes, die Ruhe der Nacht kam ihm gelegen. So konnte er sich nur auf das Fotografieren konzentrieren und die besondere Atmosphäre auf sich und seine Arbeit wirken lassen. „Für viele der britischen Soldaten war die Kaserne wie ein Zuhause. Früher war es üblich, in meinem Alter zum Militär zu gehen. Daher habe ich mich manchmal gefragt, wie es für mich wäre, jetzt in so einer Kaserne zu leben.“

TRANSURBAN Residency schafft Raum für die Varianz der verschiedenen Kunstformen

Alle drei Studierenden sind froh über ihre Teilnahme an TRANSURBAN Residency. Juschkat betont: „Ich finde das Konzept toll, denn es ist eine enorme Bereicherung für die Bielefelder Kulturlandschaft. Es schafft Raum für Begegnungen, für Selbstgemachtes, für ein Miteinander und einen kreativen Freiraum abseits der kommerziellen Unterhaltungswelt.“ Auch Fröhlich kann dem künstlerischen Konzept viel abgewinnen: „Ich finde es sehr spannend, dass sich so viele verschiedene Kunstrichtungen mit dem Gelände befassen: Übergreifend gibt es damit zwar einen gemeinsamen Nenner, aber trotzdem zeigt sich die Varianz der unterschiedlichen Kunstformen.“

Interessierte können sich die Werke der drei Studierenden ebenso wie zahlreiche andere Ausstellungen, Konzerte und Workshops im Rahmen der TRANSURBAN Residency noch bis zum 11. September anschauen. Mehr Informationen zum Programm unter https://trans-urban.de/residency22/.

„Inklusion wirklich leben“ – Autismusmesse und Fachtag Autismus OWL in der Fachhochschule Bielefeld

Bielefeld. Ein reges Treiben herrscht in der Magistrale der Fachhochschule Bielefeld. Es tummeln sich viele Menschen an zahlreichen Informationsständen, an denen auch interessante Gespräche warten – aber nur für diejenigen, die möchten.

In der Messehalle herrscht reges Treiben. Foto: ©Henrike Buschmann

In der Messehalle herrschte reges Treiben. Foto: ©Henrike Buschmann

Am Samstag, den 3.September 2022 öffnete die FH von 10 bis 17 Uhr ihre Türen für Besucher*innen der Autismusmesse und des Fachtags Autismus OWL und ermöglichte so einen umfangreichen Austausch für direkt oder indirekt Betroffene, Angehörige und Interessierte. An etwa 40 Informationsständen präsentierten sich verschiedenste Austellerinnen und Aussteller mit dem gemeinsamen Ziel, Sichtbarkeit und ganzheitliches Verständnis für Autismus zu schaffen. So stellte zum Beispiel StArk – strukturierte Arbeitskisten GbR, Lern- und Arbeitsmaterialien für Menschen mit intensivem Assistenzbedarf vor. Arminia Bielefeld informierte über die Betreuung von Menschen mit Beeinträchtigung und die Autistenloge in der Schüco-Arena, die Autist*innen einen angenehmen Stadionbesuch ermöglicht. Außerdem stellten Buchhandlungen und Fachverlage, etwa der Bethel Verlag oder der Kohlhammer Verlag, ihre Fachliteratur vor.

Die Begrüßung der Besucher*innen erfolgte stellvertretend für Schirmherr Ingo Nürnberger durch Prof. Dr. Christian Huppert, Lehrender an der Fachhochschule im Bereich Sozialarbeitswissenschaft mit dem Schwerpunkt Behinderung und Inklusion, Gisela Krutwage, Leitung des Amtes für soziale Leistungen der Stadt Bielefeld und Dr. Eva Maria Schepers, Leitung des Westfälischen Instituts für Entwicklungsförderung. „Diese Messe ist etwas besonderes für Bielefeld und ganz OWL“, so Krutwage. „Autismus berührt alle Lebensbereiche und die Veranstaltungsform der Messe hilft uns dabei, die Menschen zusammen zu bringen und Inklusion wirklich zu leben.“

Eva Maria Schepers lobte in ihrer Ansprache besonders die hervorragende Organisation der Messe, an der unter anderem autismus Ostwestfalen-Lippe e.V., die Diakonische Stiftung Wittekindhof und das Westfälische Institut für Entwicklungsförderung beteiligt waren.

Für Besucher*innen bestand die Möglichkeit, sich einen roten oder grünen Punkt anzukleben. Foto: ©Henrike Buschmann

Für Besucher*innen bestand die Möglichkeit, sich einen roten oder grünen Punkt anzukleben. Foto: ©Henrike Buschmann

Ziel der Messe war es laut Christian Huppert, sowohl Barrierefreiheit und fachliche Impulse zu ermöglichen als auch einen ganzheitlichen Blick auf Autismus zu schaffen. Das zeigt sich auch im gesamten Messeaufbau, an dem die Studierenden der FH maßgeblich beteiligt waren. „Die Raumnummerierung an der FH ist unglaublich kompliziert. Deswegen haben die Studierenden ein Farbkonzept entwickelt, an dem sich Besucherinnen und Besucher einfacher orientieren können“, so Huppert. Auch auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen wurde auf der Messe eingegangen: „Die Studierenden haben sich ein Konzept überlegt, bei dem Sie sich als Besucherinnen und Besucher entweder einen grünen Punkt oder einen roten Punkt ankleben können. Der grüne Punkt bedeutet, dass Sie für Gespräche offen sind, der rote bedeutet wiederum, dass Sie sich gerne in Ruhe umschauen und nicht angesprochen werden wollen.“

Farbige Schilder erleichtern das Zurechtfinden auf der Messe. Foto: ©Henrike Buschmann

Farbige Schilder erleichterten das Zurechtfinden auf der Messe. Foto: ©Henrike Buschmann

„Mit Autismus wird oft falsch umgegangen“

Auf die individuellen Bedürfnisse von Autist*innen, die etwa 1,5% der Bevölkerung ausmachen, machte auch Aleksander Knauerhase, freier Dozent und Referent, aufmerksam. Das Credo lautete, es sei nicht wichtig, über Autistinnen und Autisten zu forschen, sondern gemeinsam mit ihnen, um Inklusion ganzheitlich gelingen zu lassen und Diskriminierungen und Ausgrenzungen zu eliminieren. Viel zu oft kommt es laut Knauerhase, der selbst im Alter von 35 Jahren die Diagnose erhielt, nach wie vor zu einer falschen Behandlung von Autist*innen, nicht nur durch unbeabsichtigte Aussagen und Konfrontationen ihnen gegenüber im Alltag, sondern auch durch den falschen Umgang von Seiten des Hilfesystems mit der unsichtbaren Einschränkung Autismus.

„Wir denken richtig, du denkst falsch“ – Theaterstück „Die Blackbox“ zeigt Verständnisprobleme gegenüber Autist*innen

Das Theaterstück "DIe Blackbox" veranschaulichte den falschen Umgang mit Autismus. Foto: ©Henrike Buschmann

Das Theaterstück „Die Blackbox“ veranschaulichte den falschen Umgang mit Autismus. Foto: ©Henrike Buschmann

Ein weiteres Highlight am Messevormittag war das Theaterstück „Die Blackbox“, geschrieben von Matthias Brien. Es zeigte „plastisch, emotional und provokant“ das Zusammenleben von Autist Felix mit seinen Eltern und parodierte den falschen Umgang mit Autismus von Angehörigen und von Seiten des Hilfesystems. Außerdem veranschaulichte es die oftmals gegenüber Autist*innen herrschende Verständnislosigkeit. Unter dem Leitsatz „Wir denken richtig, du denkst falsch“ wurde gezeigt, dass es der falsche Weg ist, Autist*innen mit strengen Regeln und Vorschriften zu konfrontieren, da sie sich dabei, wie auch Felix, nur immer wieder in ihre eigene Blackbox zurückziehen. Auch hier lag der Fokus auf einem Miteinander von Autist*innen, dem Hilfesystem und Betroffenen, da nur so ein ganzheitlicher Umgang mit der Erkrankung geschaffen werden kann. Motiviert, das Stück auf die Bühne zu bringen, hat die drei Schauspieler, die hauptberuflich als Lehrer und Schulbegleiter arbeiten, Sichtbarkeit für den richtigen und nahhaltig guten Umgang mit Autismus zu schaffen.

Nachhaltiges und ganzheitliches Wissen vermitteln

Abgerundet wurde der Messenachmittag neben verschiedenen Speisemöglichkeiten außerhalb des Gebäudes durch zahlreiche Workshops, die von den Grundlagen des Autismus über die Selbstbestimmtheit und Inklusion von Autist*innen viele Themenbereiche abdeckten und das Austauschangebot am Messetag komplettierten.

Ein Artikel von Henrike Buschmann

Forschung zum Anfassen beim Infotag am Campus Gütersloh

Am Samstag, 27. August, öffnete der  Campus Gütersloh der FH Bielefeld seine Türen. Zahlreiche Programmpunkte zum Informieren, Mitmachen und Experimentieren gaben Einblicke in Studium und Forschung.

Gütersloh (fhb). Kleine elektrische Logistikfahrzeuge fahren wie von Geisterhand gesteuert durch den Raum, während ein Roboterarm nach Waren auf dem Fließband greift. Was sich nach der Produktionsstätte eines großen Industrieunternehmens anhört, ist in Wirklichkeit eine Fertigungsstraße im Miniaturformat am Campus Gütersloh der Fachhochschule (FH) Bielefeld, in der normalerweise Studierende und Lehrende zu Produktionsabläufen forschen. Am Samstag, 27. August, öffnete die „Internet-of-Things-Factory“ jedoch ihre Türen und ließ die Gäste des Infotags Campus Gütersloh hinter die Kulissen blicken.

Kooperationsunternehmen stellten sich bei der Praxisplatzbörse und Berufemesse vor und informierten über aktuelle Angebote für das Studium sowie für Ausbildungsplätze und Praktika. Foto: P.Pollmeier/FH Bielefeld

Kooperationsunternehmen stellten sich bei der Praxisplatzbörse und Berufemesse vor und informierten über aktuelle Angebote für das Studium sowie für Ausbildungsplätze und Praktika. Foto: P.Pollmeier/FH Bielefeld

Die intelligente Anlage war dabei nur eine von mehr als 20 Programmpunkten, die den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in Studium, Lehre und Forschung am Campus Gütersloh gaben. Neben Informationen für Studieninteressierte und Gelegenheiten für Gespräche mit Kooperationsunternehmen war das Programm mit allerhand Experimenten und Mitmachaktionen gespickt. Geöffnet waren mit dem „Gleis 13“ und dem Flöttmanngebäude an der Schulstraße 10 beide FH-Standorte in Gütersloh.

Virtual Reality, Künstliche Intelligenzen und Zauberwürfellösungsmaschinen

Was genau bedeutet eigentlich „Angewandte Automatisierung“? Und worum geht es in den Studiengängen „Digitale Technologien“ oder „Product-Service-Engineering“? Exponate, Ausstellungen und Projektarbeiten veranschaulichten, mit welchen Inhalten sich die Studierenden in ihrem Studium auseinandersetzen. Die Besucherinnen und Besucher testeten so virtuelle Fahrstuhlanlagen oder versuchten, eine Künstliche Intelligenz im Computerspiel zu besiegen und staunten über von Studierende entwickelte Maschinen, die auf Knopfdruck einen Cocktail einschenken oder in Sekundenschnelle einen Zauberwürfel lösen können.

Prof. Dr. Andrea Kaimann, Prodekanin des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik an der FH Bielefeld, zuständig für den Campus Gütersloh: „Der Campus Gütersloh begeistert, das zeigen auch die wachsenden Studierendenzahlen: 108 Erstsemester haben sich in diesem Wintersemester für ein praxisintegriertes Studium entschieden, so viele wie noch nie! Global Player und ein erfolgreicher und innovationsstarker Mittelstand prägen die Region um Gütersloh. Gemeinsam mit diesen Partnern bilden wir die Studierenden am Campus Gütersloh aus.“

Praxisintegriert, berufsbegleitend oder forschungsnah: Das Studium am Campus Gütersloh

Studieninteressierte informierten sich in Schnuppervorlesungen und Infoveranstaltungen zum Studium am Campus Gütersloh. Das Angebot für die derzeit über 500 Studierenden am Campus Gütersloh umfasst die fünf praxisintegrierten Bachelorstudiengänge Digitale Logistik, Digitale Technologien, Mechatronik/Automatisierung, Product-Service Engineering und Wirtschaftsingenieurwesen. Während des praxisintegrierten Studiums sind die Studierenden sowohl an der FH Bielefeld eingeschrieben als auch in einem Unternehmen beschäftigt und erhalten dafür auch eine Vergütung. Darüber hinaus gibt es vier berufsbegleitende Studiengänge mit Lehrveranstaltungen an Samstagen sowie den Vollzeit-Forschungsmaster Data Science.

Neben Informationen für Studieninteressierte und Gelegenheiten für Gespräche mit Kooperationsunternehmen war das Programm mit allerhand Experimenten und Mitmachaktionen gespickt. Foto: P.Pollmeier/FH Bielefeld

Neben Informationen für Studieninteressierte und Gelegenheiten für Gespräche mit Kooperationsunternehmen war das Programm mit allerhand Experimenten und Mitmachaktionen gespickt. Foto: P.Pollmeier/FH Bielefeld

Aus mittlerweile 168 Unternehmen können die Studierenden mittlerweile den für sie passenden Partner für das praxisintegrierte Studium wählen. Acht dieser Unternehmen stellten sich am Samstag bei der Praxisplatzbörse und Berufemesse vor und informierten über aktuelle Angebote für das Studium sowie für Ausbildungsplätze und Praktika.

Abgerundet wurde der Infotag durch ein buntes Rahmenprogramm, bei dem nicht nur Technikbegeisterte auf ihre Kosten kamen: Am Mitmachtisch des experiMINT Schüler*innenlabors wurden hüpfende Roboter gebaut, Exponate der „DA VINCI 500″-Ausstellung luden zum Mitmachen ein, und beim Experimente-Parcours wurden die großen und kleinen Gästen zu Forscherinnen und Forschern.

Forschungsprojekt an der FH Bielefeld: Moos-Fassade als Wasserspeicher

Können vertikal angebrachte Grünflächen an Fassaden das Mikroklima in Städten verbessern und Wasser speichern? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FH Bielefeld finden das zurzeit heraus und forschen an einer neuartigen Kultivierung von Moosen und Mikroalgen auf textilen Substraten.

Bielefeld (fhb). Der Klimawandel beschert uns nicht nur in den Sommermonaten steigende Temperaturen und zunehmende Trockenperioden. Insbesondere in den Städten werden die Themen Abkühlung und Wasserspeicherung immer wichtiger. Wasserflächen können kühlen, Grünflächen speichern Regenwasser – im Gegensatz zu versiegelten Flächen. Doch wie kann man Grünflächen und Wasserspeicher schaffen, wenn kein Raum zur Verfügung steht? Denn ein See oder eine Grünfläche lassen sich nicht mal eben dort anlegen, wo bereits eine Bebauung, eine Straße, ein Spielplatz oder ein Parkplatz existiert. Dann muss die Grünfläche eben vertikal verlaufen!

Moose wachsen vertikal auf textilem Untergrund

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fachhochschule (FH) Bielefeld arbeiten daran, Fassaden auf Basis textiler Substrate zu begrünen – mit Moosen oder Mikroalgen. „So ließen sich Stadtbegrünung, eine Verbesserung des Mikroklimas und das Auffangen großer Regenmengen kombinieren“, sagt Projektleiter Jan Lukas Storck. Das Ganze sei auch auf Innenräume übertragbar. Zwar gibt es bereits Konzepte für solch vertikale Grünflächen, der Schwerpunkt der Forschung in dem FH-Projekt liegt aber darauf, dass die Moose und Algen auf textilem Untergrund wachsen. Zudem soll ein automatisiertes Steuerungssystem für optimale Wuchsbedingungen entwickelt werden.

Verschiedene Moose als Bild auf einem textilen Untergrund.  (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Verschiedene Moose als Bild auf einem textilen Untergrund. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Die textilen Substrate sollen als Grundlage für eine vertikale platzsparende Kultivierung dienen. Das Material soll alterungsbeständig sein, nicht schimmeln, mechanisch gute Tragfähigkeit auch im nassen Zustand aufweisen sowie Moosen und Algen guten Halt bieten. Um den bestmöglichen Untergrund zu finden, arbeitet die FH mit der Strickerei Bache Innovative mit Sitz in Rheinberg am Niederrhein zusammen. „Durch die hohe Expertise unseres Partners und dessen Maschinenpark, der dem neuesten Stand der Technik entspricht, ist dieser in der Lage, uns mit individuellen und komplexen Gestricken zu versorgen“, erklärt Bennet Brockhagen, Mitarbeiter im Projekt. Die Forschungsergebnisse der FH sollen die Firma Bache dabei unterstützen, für einen grünen Bewuchs geeignete Textilien, die über eine hohe Wasserspeicherkapazität verfügen und sich ideal mit Konzepten zur automatisierten Kultivierung verbinden lassen, zu entwickeln und zu vermarkten.

Nach rund anderthalb Jahren Projektlaufzeit konnte der biologisch-technische Assistent Bennet Brockhagen einige Varianten ausprobieren. Die passive Bewässerung über Kapillarbrücken scheint vielversprechend zu sein: „Man kann sich das so vorstellen, dass ein Faden mit hoher Kapillarkraft das Wasser aus einem Reservoir aufsaugt. Der Faden ist wiederum in dem Gestrick eingearbeitet, auf dem die Moose wachsen. Wir haben unter anderem getestet, welches Material sich am besten eignet und in welchen Abständen diese Kapillarbrücken verarbeitet werden müssen“, erklärt Brockhagen.

Sein Zwischenfazit: „Wir haben geeignete Substrate gefunden. Aktuell ist unser bestes Material ein zwei- oder dreifädiges Gestrick aus Tencel. Das ist eine synthetische Faser, die aus Holz gewonnen wird. Allerdings speichert das Textil unheimlich viel Wasser und wird sehr schwer. Das muss dann in der Gebäudestatik berücksichtigt werden.“

Außerdem hat sich gezeigt, dass Moose einfacher im Handling sind als Algen: „Moose sind sehr viel besser geeignet, um Wasser zu speichern, und ihre Wachstumsgeschwindigkeit ist kontrollierbarer als bei Algen“, erklärt der biologisch-technische Assistent. Daher haben die Forscherinnen und Forscher die Begrünung mit Moosen zunächst in den Fokus gerückt.

Versuche laufen dazu nicht nur im Labor, sondern auch im Freien. So testen sie unter anderem, welches textile Material am besten Feuchtigkeit speichert, indem sie kleine Taschen aus verschiedenen Textilien genäht haben. Dort hinein wurden dann die Moose gelegt. Die Moostaschen sind draußen in Fächern einer ebenfalls textilen Aufhängung untergebracht und werden nur durch Regen bewässert. „Angesichts der aktuellen Trockenheit sind die Moose insgesamt sehr ausgetrocknet, bei genauem Hinsehen erkennt man jedoch Unterschiede. Und das Schöne ist, mit dem nächsten Niederschlag erholen sie sich wieder“, erklärt Bennet Brockhagen.

Auf dem Dach des FH-Gebäudes findet man weitere Versuchsaufbauten: Hier haben die Forschenden heimische Moose auf verschiedene Textilien aufgenäht. Der Versuch, eine Masse aus püriertem Moos und Buttermilch, die als Nährstoffgrundlage dient, auf Textilien aufzutragen, war weniger erfolgreich. „Das Verfahren wird im Internet gern Moos-Graffiti genannt, scheint aber eher in tropischen Regionen mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit zu funktionieren“, stellt Bennet Brockhagen fest. Das Moos aufzunähen, sei erfolgversprechender.

Optimale Wachstumsbedingungen schaffen – auch an großen Fassaden!

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit: die Wachstumsbedingungen durch Temperatur-, Feuchtigkeits- und Leitfähigkeitssensoren zur Messung der Nährstoffkonzentration genau in den Blick zu nehmen. „Dazu laufen bereits vielversprechende Studierendenprojekte“, so Projektleiter Jan Lukas Storck. Und es soll neben der passiven Bewässerung, bei der sich das Wasser aus einem Reservoir aufgrund von Kapillarkräften gleichmäßig im Textil verteilt und so die Pflanzen stetig mit diesem versorgt werden, auch eine aktive Bewässerung geben. „Eine automatisierte Variante durch computergesteuerte Bewässerung haben wir ebenfalls bereits realisiert“, berichtet Jan Lukas Storck. Studierende haben in eine Art Rahmen das Bewässerungssystem mit entsprechenden Steuerungen verbaut. Die automatisierte Bewässerung inklusive der Kontrolle der Wachstumsbedingungen kann Storck sich zum Beispiel für große Fassaden an Bürogebäuden oder Wohngebäuden vorstellen, die zentral vom Gebäudemanagement gesteuert werden.

FH Bielefeld als Innovations- und Transferförderer

Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über einen Zeitraum von zwei Jahren mit 220.000 Euro gefördert. Projektstart war im Februar 2021, es läuft noch bis Ende Januar 2023.

Zum einen gliedert sich das Vorhaben in das Forschungs- und Entwicklungskooperationsprojekt „Erforschung und Entwicklung einer Kultivierung von Mikroalgen und Moosen auf textilen Substraten außerhalb eines Bioreaktors zur Stadtbegrünung und Verbesserung des Innenraumklimas“. Hier arbeitet die FH mit der Strickerei „Bache Innovative“ zusammen. Zum anderen gehört das FuE-Teilprojekt „Entwicklung eines automatisierten Bewertungs- und Steuerungssystems zur Einhaltung optimaler Wachstumsbedingungen für die Mikroalgen, Makroalgen oder Moose bei der Kultivierung auf textilen Substraten für Innenraum- und Stadtbegrünungssysteme“ zum Gesamtprojekt.

Mit dem Förderprogramm ZIM soll die Innovationskraft und damit die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen nachhaltig gestärkt werden. Es soll zum volkswirtschaftlichen Wachstum beitragen, insbesondere durch die Erschließung von Wertschöpfungspotenzialen und die Hebung des Niveaus anwendungsnahen Wissens. Gefördert werden kleine und mittelständische Unternehmen und die mit ihnen zusammenarbeitenden wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen.

Autismus-Messe und Fachtag OWL in der FH Bielefeld

Am Samstag, 3. September, können sich Menschen im autistischen Spektrum, Angehörige und Fachleute in Fachvorträgen, Workshops und an Infoständen von 10 bis 17 Uhr über die vielfältigen Angebote in der Region informieren.

Bielefeld (fhb). „Gemeinsam für Menschen im Autismus-Spektrum“: Unter diesem Motto lädt der Facharbeitskreis „Runder Tisch Autismus OWL“ in Kooperation mit der Fachhochschule (FH) Bielefeld erstmalig zu einer ganztägigen Veranstaltung zum Thema Autismus ein. Am Samstag, 3. September 2022, erwarten die Besucherinnen und Besucher von 10 bis 17 Uhr Messestände, Fachvorträge, Workshops und ein kulturelles Rahmenprogramm in der FH Bielefeld (Interaktion 1, 33619 Bielefeld). Eine Anmeldung ist nicht nötig, der Eintritt ist kostenlos.

Das Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene im autistischen Spektrum, ihre Angehörigen sowie Fachleute. Auf dem Programm stehen Workshops und Vorträge rund um Beratungsangebote, Forschung oder Selbsthilfe Ausstellende zur Förderung von Menschen im Autismus-Spektrum präsentieren ihre vielfältigen Angebote an Infoständen. Einen Höhepunkt bildet das von Menschen im Autismus-Spektrum gestaltete kulturelle Rahmenprogramm, darunter die Theateraufführung „Black Box“ um 11.30 Uhr und 12.45 Uhr. Gefördert wird die Veranstaltung von der „Aktion Mensch“, die Schirmherrschaft übernimmt Ingo Nürnberger, Dezernent für Soziales und Integration der Stadt Bielefeld.

Angebote für Menschen im Autismus-Spektrum sichtbar machen

In den letzten Jahren sind Besonderheiten und Bedürfnisse von Menschen im Autismus-Spektrum stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Bundesweit sind zahlreiche Unterstützungsangebote für diese Gruppe und ihre Angehörigen entstanden. „Als Organisatorinnen und Organisatoren dieser Veranstaltung sehen wir in der Praxis unserer Angebote, dass es einen hohen Bedarf an Information und Austausch gibt“, so Dr. Eva Maria Schepers, Leiterin des Westfälischen Instituts für Entwicklungsförderung in Bielefeld. „Mit der Autismus-Messe und dem Fachtag OWL wollen wir hierfür einen Raum bieten und dazu beitragen, dass Menschen im Autismus-Spektrum möglichst selbstbestimmt leben und teilhaben können. Angebote, die dieses Ziel unterstützen, wollen wir an diesem Tag sichtbar machen.“

Präsentation des von Studierenden entwickelten Leitsystems zur Orientierung während des Fach- und Messetages: Dr. Eva Maria Schepers (Leitung des Westf. Instituts für Entwicklungsförderung) und Prof. Dr. Christian Huppert (FH Bielefeld) (hinten) mit Christiane Möcker (Mitarbeiterin des Planungsteams), Vera Trocha (Rehakoordinatorin, Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH) und Markus Schneider (Autismus OWL e.V.) Foto: FH Bielefeld

Präsentation des von Studierenden entwickelten Leitsystems zur Orientierung während des Fach- und Messetages: Dr. Eva Maria Schepers (Leitung des Westf. Instituts für Entwicklungsförderung) und Prof. Dr. Christian Huppert (FH Bielefeld) (hinten) mit Christiane Möcker (Mitarbeiterin des Planungsteams), Vera Trocha (Rehakoordinatorin, Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH) und Markus Schneider (Autismus OWL e.V.)
Foto: FH Bielefeld

Die Veranstaltung ist barrierefrei zu erreichen. Ruhebereiche bieten Gelegenheiten zum Rückzug und Ansprechpartnerinnen und -partner unterstützen vor Ort bei der Orientierung. Wer sich ebenfalls als Aussteller auf der Messe präsentieren möchte, kann sich an Clara Heil vom Westfälischen Institut für Entwicklungsförderung wenden.

Weitere Informationen, Programm und Kontaktdaten unter www.autismusmesse-owl.de

Auf einen Blick:
Autismusmesse und Fachtag OWL
Samstag, 3. September 2022, 10 – 17 Uhr
Ort: Fachhochschule Bielefeld, Interaktion 1, 33619 Bielefeld
Der Eintritt ist frei.
Mehr Informationen und Programm unter www.autismusmesse-owl.de

Campus Minden: FH-Studierende wollen Schüler*innen Lust machen auf Ingenieurwissenschaften

Wie spannend die Ingenieursarbeit sein kann, zeigten Studierende der Fachhochschule (FH) Bielefeld am Campus Minden: Sie konzipierten ein Praktikum speziell für Schüler*innen, in dem diese ein ferngesteuertes Auto entwickeln und ganz nebenbei die verschiedenen Tätigkeiten in Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen kennenlernen.

Minden (fhb). Konzentrierte Stille im Audimax am Campus Minden der FH Bielefeld. Zuhörerinnen und Zuhörer lauschen den Ausführungen einer Gruppe Studierender, die ein Ergebnis ihres Projekts präsentieren. Ein kleines, selbstgebautes Auto, etwas unscheinbar und recht kantig im Design, steht auf dem Fußboden. Plötzlich setzt sich das Vehikel von selbst in Bewegung! Ein Raunen geht durch die Reihen. Und – das Raunen wird lauter – das Auto macht sogar die Scheinwerfer an.

Projekt Angewandte Wissenschaft

Das kleine Fahrzeug stand im Mittelpunkt des Projekts Angewandte Wissenschaft (PAW) „Aufbau eines Schülerprojekts: Entwicklung und Bau eines ferngesteuerten Autos”. PAWs sind fester Bestandteil der praxisintegrierten Bachelorstudiengänge Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen am Campus Minden, in denen die Studierenden zugleich bei Unternehmen beschäftigt sind und abwechselnd Theoriephasen an der FH und Praxisphasen im Betrieb absolvieren. PAWs werden hier im 6. Semester durchgeführt. „Dann haben die Studierenden das in den Lehrveranstaltungen vermittelte Wissen noch frisch im Kopf, können es eigenverantwortlich auf praxisnahe Aufgabenstellungen anwenden und auch handwerklich umsetzen“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Vanessa Uhlig-Andrae, die am Campus Minden zuständig für das Lehrgebiet Fertigungstechnik ist und den praxisintegrierten Bachelorstudiengang Maschinenbau leitet. „Auch die inzwischen gesammelte Erfahrung in den Unternehmen hilft den Studierenden. Sie sind dann oft bereits in der Bedienung von Maschinen und in der praktischen Herstellung geübt“, so Uhlig-Andrae weiter, die sich für die Betreuung des PAWs Prof. Dr. Philip Wette mit an Bord holte, der am Campus Minden das Lehrgebiet Ingenieurinformatik vertritt.

Schülerinnen und Schüler neugierig machen – dem Fachkräftemangel begegnen

Ausgangspunkt für die diesjährige Aufgabenstellung war der Fachkräftemangel in den Berufen des Ingenieurwesens. Die beiden Professoren fragten sich, wie junge Leute für ein Studium in diesem Bereich begeistert werden können: „Wer sollte das besser wissen, als junge Leute, die sich genau dafür entschieden haben? Warum also nicht die Studierenden ein Projekt oder Praktikum für Schüler*innen entwickeln lassen, in dem diese erfahren können, was es bedeutet, Ingenieurin oder Ingenieur zu sein?”, erläutert Uhlig-Andrae Idee und Ziel des PAW.

Fehlte noch ein spannendes Produkt, das die Schüler*innen tatsächlich selbst entwickeln und herstellen können. Die Idee: ein ferngesteuertes Auto! „Als elektro-mechanisches Produkt, das unter wirtschaftlichen Aspekten produziert werden soll, ist ein ferngesteuertes Fahrzeug ein gutes Beispiel dafür, dass es für die Ingenieursarbeit Kompetenzen sehr unterschiedlicher Bereiche braucht“, erklärt Philip Wette. „Und es ist ein echtes Erfolgserlebnis, wenn ein selbstgebautes Auto tatsächlich ferngesteuert losfährt.“ Der Informatiker Wette ist Experte für autonomes Fahren hat früher bei Bosch genau in diesem Feld gearbeitet.

Der Campus Minden erweitert damit das Angebot für Schüler*innenpraktika

Um sicherzugehen, dass sich das konzipierte Praktikum auch realisieren lässt, probierten die Studierenden zunächst selbst aus, ob und wie sich ein solches ferngesteuertes Auto tatsächlich selbst entwickeln und herstellen lässt. In einem zweiten Schritt soll das inzwischen erprobte Konzept Schülerinnen und Schülern angeboten werden. Zurzeit laufen die Sondierungen, mit welchen Schulen aus der Region der Campus Minden hier kooperieren möchte. Idealerweise werden die ersten Schüler*innenpraktika noch in diesem Jahr durchgeführt.

Die Studierenden, die das Konzept erarbeiten sollten, waren völlig frei. „Wir haben sozusagen im Kleinen ein komplexes Projekt abgebildet und eine Auftragsentwicklung simuliert. Wir Lehrenden waren die Auftraggeber, die Studierenden die Produktentwickler“, sagt Uhlig-Andrae. Entsprechend mussten die Studierenden selbst die Aufgaben definieren, an verschiedene Teams verteilen und lösen. 16 Studierende aus allen drei praxisintegrierten Mindener Studiengängen machten mit.

Projektleiter als Vermittler zwischen den Disziplinen

Als erstes wählten sie Marius Schröder zum Projektleiter und schufen damit eine zentrale Position. „Die Abstimmung mit vielen Leuten aus unterschiedlichen Disziplinen war eine Herausforderung“, erzählt der Maschinenbau-Student. Aber unbedingt nötig, schließlich wurden alle Kompetenzen für den Autobau gebraucht. „Die größte Schwierigkeit war, dass die Entwicklung der einzelnen Komponenten abhängig voneinander war und exakt aufeinander abgestimmt werden musste.“ Schröder nennt ein Beispiel: „Die Elektrotechniker waren für die Entwicklung des Antriebs angewiesen auf den Raddurchmesser, dessen optimale Maße wiederum die Maschinenbauer bestimmen mussten. Und alles musste maßstabsgerecht sein.“

Filme der Studierenden sollen den Schüler*innen bei ihrem Praktikum helfen

Zeitgleich dokumentierten die Studierenden den gesamten Entwicklungsprozess und erläuterten die Methodik und Zwischenergebnisse auch in kleinen Erklärfilmen. So konzipierten sie parallel das Praktikum für die Schüler*innen. Dabei gab es auch Wechselwirkungen: Die Grundplatte des Autos etwa wurde gefräst und nicht auf die einfachere Weise per 3-D-Druck hergestellt. „Fräsen ist eine wichtige Tätigkeit im Maschinenbau, die sollten die Schüler*innen auf jeden Fall kennenlernen“, erläutert Maschinenbau-Student Daniel Friese. Prof. Dr.-Ing. Uhlig-Andrae ergänzt: „Die Studierenden mussten in die Rolle der Lehrenden schlüpfen und überlegen, welche Kenntnisse sie voraussetzen können, welche Aufgaben für die Schüler*innen spannend sind und was Spaß macht.“

Zum Abschluss des PAW präsentierten die Studierenden ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen die ferngesteuerten Autos und ihr dazu entwickeltes Projekt für Schülerinnen und Schüler. Foto: Sarah Jonek/FH Bielefeld

Zum Abschluss des PAW präsentierten die Studierenden ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen die ferngesteuerten Autos und ihr dazu entwickeltes Projekt für Schülerinnen und Schüler. Foto: Sarah Jonek/FH Bielefeld

Lösung selbst erarbeitet

Lösung selbst erarbeitet Was Spaß macht, mussten die Studierenden nicht lange überlegen: Neben der fachlichen Arbeit war auch die interdisziplinäre Teamarbeit eine tolle Erfahrung. Diese und die Auftragsentwicklung kannten sie zwar bereits aus ihren Betrieben. An der FH gab es aber einen entscheidenden Unterschied: „Im Betrieb ist immer jemand, der viel mehr weiß, der sagt, wie es geht. Hier waren wir alle auf einem Stand und konnten die Lösung ganz eigenständig selbst erarbeiten“, sagt Daniel Friese. Entsprechend groß war die Freude, als sich das Auto erstmals tatsächlich in Bewegung setzte: Ein echtes Erfolgserlebnis! Die Schüler*innen können kommen.

Infotag am Campus Gütersloh der FH Bielefeld am 27. August 2022

Am 27. August findet der Infotag Campus Gütersloh an beiden Standorten in Gütersloh statt – buntes Rahmenprogramm und Praxisplatzbörse inklusive.

Gütersloh (fhb). Am Samstag, 27. August 2022, stellt sich der Campus Gütersloh der Fachhochschule (FH) Bielefeld im Rahmen eines Infotags vor. Von 11 bis 15 Uhr bietet sich die Möglichkeit, beide Standorte in Gütersloh – das Gleis 13, Langer Weg 9a, und das Gebäude an der Schulstraße 10 – zu erkunden und sich über das Studienangebot zu informieren.

Neben Informationsveranstaltungen und Infoständen zu den Studiengängen und Studienmodellen am Campus Gütersloh können Interessierte in Schnuppervorlesungen einen direkten Einblick in den jeweiligen Studiengang gewinnen. (Foto: Corinna Mehl/FH Bielefeld)

Neben Informationsveranstaltungen und Infoständen zu den Studiengängen und Studienmodellen am Campus Gütersloh können Interessierte in Schnuppervorlesungen einen direkten Einblick in den jeweiligen Studiengang gewinnen. (Foto: Corinna Mehl/FH Bielefeld)

Neben Informationsveranstaltungen und Infoständen zu den Studiengängen und Studienmodellen am Campus Gütersloh können Interessierte in Schnuppervorlesungen einen direkten Einblick in den jeweiligen Studiengang gewinnen. Außerdem besteht für Studieninteressierte die Möglichkeit, sich individuell durch die Zentrale Studienberatung (ZSB) beraten zu lassen und auf der in den Infotag integrierten Praxisplatzbörse und Berufsmesse erste Kontakte mit den Kooperationsunternehmen der FH Bielefeld zu knüpfen.

Abgerundet wird der Infotag durch ein buntes Rahmenprogramm, bei dem nicht nur Technikbegeisterte auf ihre Kosten kommen können. So bieten unter anderem die Experimente des Schüler*innenlabors experiMINT Digital Abwechslung und Spaß für die ganze Familie.

Da an beiden Veranstaltungsorten keine Parkmöglichkeiten zur Verfügung stehen, wird empfohlen, mit öffentlichen Verkehrsmittel anzureisen oder auf die 1 Euro-Parkplätze auf dem städtischen Marktplatz Gütersloh (gegenüber des Amtsgerichtes an der Bismarckstraße) auszuweichen.

Praxisintegriert, berufsbegleitend und Vollzeit – die Studienmodelle am Campus Gütersloh

Am Campus Gütersloh können Studieninteressierte zwischen den praxisintegrierten Bachelorstudiengängen Digitale Logistik, Digitale Technologien, Mechatronik/Automatisierung, Product-Service Engineering und Wirtschaftsingenieurwesen wählen. Beim praxisintegrierten Studienmodell wechseln sich Praxisphasen im Betrieb etwa vierteljährlich mit Theoriephasen an der Hochschule ab.

Außerdem bietet die FH Bielefeld vier berufsbegleitende Studiengänge am Campus Gütersloh an: den Bachelor Betriebswirtschaft sowie die Masterstudiengänge Angewandte Automatisierung, Digitale Technologien und Wirtschaftsingenieurwesen. Beim berufsbegleitenden Studium finden die Lehrveranstaltungen an Samstagen statt. Unter der Woche erhalten die Studierenden Unterlagen für ihr Selbststudium.

Neben den praxisintegrierten und berufsbegleitenden Studiengängen gibt es am Campus Gütersloh auch einen Vollzeitstudiengang, den Forschungsmaster Data Science.

Weitere Informationen und das Programm des Infotags am Campus Gütersloh finden Sie unter: https://www.fh-bielefeld.de/programm/infotag-gt-2022

Neuer Rekord: 108 Erstsemester starten am Campus Gütersloh in das praxisintegrierte Studium

So viele Studierende wie noch nie haben sich in diesem Wintersemester für einen der fünf praxisintegrierten Studiengänge am Campus Gütersloh der FH Bielefeld entschieden. 69 Unternehmen bieten dafür in diesem Semester Praxisplätze an.

Bielefeld/Gütersloh (fhb). 108 neue Studierende (Stand: 19.8.2022) starten in diesem Wintersemester in das praxisintegrierte Studium am Campus Gütersloh der Fachhochschule (FH) Bielefeld – so viele wie noch nie! Sie alle haben sich für einen der fünf praxisintegrierten Bachelorstudiengänge Digitale Logistik, Digitale Technologien, Mechatronik/Automatisierung, Product-Service-Engineering oder Wirtschaftsingenieurwesen entschieden. An diesem Freitag, 19. August, wurden sie im Audimax des FH-Hauptgebäudes in Bielefeld von ihren Studiengangsleitungen begrüßt.

Die neuen Studierenden des Campus Gütersloh wurden am heutigen Freitag im FH-Hauptgebäude in Bielefeld von ihren Studiengangsleitungen begrüßt. (Foto: Sarah Jonek/FH Bielefeld)

Die neuen Studierenden des Campus Gütersloh wurden am heutigen Freitag im FH-Hauptgebäude in Bielefeld von ihren Studiengangsleitungen begrüßt. (Foto: Sarah Jonek/FH Bielefeld)

Doch bevor die „Erstis“ ihre ersten Seminare und Vorlesungen am Campus Gütersloh besuchen, geht es für sie in den kommenden Wochen zunächst einmal in die Unternehmen. Denn: Während des praxisintegrierten Studiums sind sie sowohl an der FH Bielefeld eingeschrieben als auch in einem Unternehmen beschäftigt und erhalten dafür auch eine Vergütung. Die Praxisphasen im Betrieb wechseln sich dabei etwa vierteljährlich mit Theoriephasen an der Hochschule ab. Nach der ersten Praxisphase in den Unternehmen startet im Oktober die erste dreimonatige Theoriephase am Campus Gütersloh.

Fast 170 Unternehmen kooperieren deutschlandweit mit dem Campus Gütersloh

Eine der über 100 neuen Studierenden ist Lea Brünnemann. „Nach meinem Abitur wollte ich gerne praktische Erfahrungen sammeln, aber trotzdem keine Zeit verlieren und ein Studium beginnen“, so die 19-Jährige, die ab diesem Wintersemester Wirtschaftsingenieurwesen am Campus Gütersloh studieren wird. „Das praxisintegrierte Studium verknüpft beides und bietet mir die Chance, die erlernte Theorie schnell in der Praxis umzusetzen und zu vertiefen. Besonders spannend finde ich die vielen Möglichkeiten, die sich später daraus ergeben, da ich Einblicke in verschiedene Bereiche bekomme.“ Ihren Praxisteil absolviert Lea Brünnemann bei der Beckhoff Automation GmbH & Co. KG.

Das Unternehmen ist eines von insgesamt 69 Praxispartnern, die für das aktuelle Wintersemester Praxisplätze anbieten. 13 Unternehmen davon sind in diesem Semester erstmals dabei. Insgesamt kooperieren aktuell 168 Unternehmen in den praxisintegrierten Studiengängen am Campus Gütersloh mit der FH Bielefeld. Die meisten davon haben ihren Sitz in Ostwestfalen-Lippe, es gibt aber auch Firmen aus anderen Teilen NRWs sowie aus anderen Bundesländern.

Enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Unternehmen

Prodekanin Prof. Dr. Andrea Kaimann (3.v.l.) mit den Studiengangsleitungen des Campus Gütersloh: Prof. Dr.-Ing. Christian Stöcker, Prof. Dr. Hans Peter Rauer, Prof. Dr. Adam-Alexander Manowicz, Prof. Dr. Stefan Berlik und Prof. Dr.-Ing. Jörg Nottmeyer (v.l.). (Foto: Sarah Jonek/FH Bielefeld)

Prodekanin Prof. Dr. Andrea Kaimann (3.v.l.) mit den Studiengangsleitungen des Campus Gütersloh: Prof. Dr.-Ing. Christian Stöcker, Prof. Dr. Hans Peter Rauer, Prof. Dr. Adam-Alexander Manowicz, Prof. Dr. Stefan Berlik und Prof. Dr.-Ing. Jörg Nottmeyer (v.l.). (Foto: Sarah Jonek/FH Bielefeld)

Prof. Dr. Andrea Kaimann, Prodekanin des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik an der FH Bielefeld, zuständig für den Campus Gütersloh, sagte bei der Begrüßung der Erstsemester: „Ich gratuliere Ihnen zur Wahl Ihres Studiengangs! Um den aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft zu begegnen, brauchen wir hervorragend ausgebildete Nachwuchsfachkräfte. Ihr Studium an der FH Bielefeld bereitet Sie optimal auf die Anforderungen eines digitalisierten und globalen Arbeitsmarktes vor!“

Start ins Studium: Nach seiner Ausbildung zum Mechatroniker bei der IMA Schelling Group entschied sich Henrik Tiemeyer (links) für ein praxisintegriertes Studium Mechatronik/Automatisierung – und bleibt seinem Unternehmen damit erhalten. Lea Brünemann (rechts) studiert ab diesen Semester Wirtschaftsingenieurwesen am Campus Gütersloh. Ihren Praxisteil absolviert die 19-Jährige bei der Beckhoff Automation GmbH & Co. KG. (Foto: Sarah Jonek/FH Bielefeld)

Start ins Studium: Nach seiner Ausbildung zum Mechatroniker bei der IMA Schelling Group entschied sich Henrik Tiemeyer (links) für ein praxisintegriertes Studium Mechatronik/Automatisierung – und bleibt seinem Unternehmen damit erhalten. Lea Brünemann (rechts) studiert ab diesen Semester Wirtschaftsingenieurwesen am Campus Gütersloh. Ihren Praxisteil absolviert die 19-Jährige bei der Beckhoff Automation GmbH & Co. KG. (Foto: Sarah Jonek/FH Bielefeld)

Auch Henrik Tiemeyer ist vom Konzept des praxisintegrierten Studienmodells überzeugt. Nach seinem Abitur absolvierte er zunächst eine Ausbildung als Mechatroniker bei der IMA Schelling Group. Seit diesem Jahr bietet das Unternehmen Praxisplätze für den Studiengang Mechatronik/Automatisierung an. „Da ich Interesse und Spaß an den Themengebieten meiner Ausbildung hatte, ich allerdings auch gerne mehr mit Mathematik machen möchte, sehe ich in dem Studium eine sehr gute Gelegenheit, mich weiterzubilden und gleichzeitig bei meinem Arbeitgeber zu bleiben“, so Tiemeyer.

Infotag Campus Gütersloh am 27. August

Wer jetzt Lust hat, mehr über den Campus Gütersloh und die Studiengänge zu erfahren, hat beim Infotag Gelegenheit dazu: Am Samstag, 27. August 2022, von 11 bis 15 Uhr, können Studieninteressierte in Schnuppervorlesungen die dort angebotenen Studiengänge kennenlernen. Erste Kontakte mit den Kooperationsunternehmen der FH Bielefeld können bei den parallel stattfindenden Events Praxisplatzbörse und Berufsmesse geknüpft werden. Neben Informationen für Technikbegeisterte bieten Experimente für Groß und Klein Spaß für die ganze Familie. Mehr Informationen und Programm unter https://www.fh-bielefeld.de/programm/infotag-gt-2022.

Noch Plätze frei für den neuen Studiengang „Digitale Bahnsysteme“ am RailCampus OWL in Minden

Bewerbungsfrist verlängert: Noch bis 30. September können sich Interessierte an der FH Bielefeld für den neuen Bachelor-Studiengang einschreiben. Studiengangleiter Prof. Dr. Rolf Naumann betont: „Mit diesem Studium können Interessierte ihre Begeisterung für digitale Technologien und nachhaltige Mobilität ideal verbinden und sich ein breites Berufsfeld mit zahlreichen potenziellen Arbeitgebern aus den unterschiedlichsten Branchen erschließen.“

Bewerbungsfrist verlängert: Noch bis 30. September können sich Interessierte für den Bachelor-Studiengang „Digitale Bahnsysteme“ bewerben. (Foto: P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Bewerbungsfrist verlängert: Noch bis 30. September können sich Interessierte für den Bachelor-Studiengang „Digitale Bahnsysteme“ bewerben. (Foto: P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Minden (fhb). Zum Wintersemester 2022/2023 wird das Gelände der DB Systemtechnik GmbH in Minden ein Stück weit zur Hochschule. Dann nämlich werden die ersten Studierenden in der Weserstadt mit dem neuen Bachelor-Studium „Digitale Bahnsysteme“ des RailCampus OWL beginnen. Ein gutes Dutzend Bewerbungen sind bereits eingegangen. Studiengangleiter Prof. Dr. Rolf Naumann von der Fachhochschule (FH) Bielefeld wünscht sich zum Premierensemester des neuen Angebots jedoch noch mehr Studierende und hat den Bewerbungszeitraum deshalb ausgedehnt: Bis 30. September können sich Interessierte unter www.fh-bielefeld.de/digitale-bahnsysteme mit Informationen versorgen und bewerben.

Ein Studium keineswegs nur für „Bahn-Freaks“

Prof. Dr. Rolf Naumann, Bahnexperte, Dekan des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld und Studiengangkoordinator des RailCampus OWL: „Der neue Studiengang bietet zahlreiche Berufsperspektiven. Wer sich für digitale Technologien und Nachhaltigkeit interessiert, ist bei uns genau richtig!“ (Foto: FH Bielefeld)

Prof. Dr. Rolf Naumann, Bahnexperte, Dekan des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld und Studiengangkoordinator des RailCampus OWL: „Der neue Studiengang bietet zahlreiche Berufsperspektiven. Wer sich für digitale Technologien und Nachhaltigkeit interessiert, ist bei uns genau richtig!“ (Foto: FH Bielefeld)

„Das Studium ist keineswegs nur etwas für Bahn-Freaks“, unterstreicht Naumann, der am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld lehrt und forscht und sein Know-how in den RailCampus OWL eingebracht hat. „Mit diesem Studium können Interessierte ihre Begeisterung für digitale Technologien und nachhaltige Mobilität ideal verbinden und sich gleichzeitig ein breites Berufsfeld mit zahlreichen potenziellen Arbeitgebern aus den unterschiedlichsten Branchen erschließen.“

Know-how der vier staatlichen Hochschulen in OWL fließt ein

Für das erste Semester des neuen Studiengangs hat sich die FH Bielefeld bereiterklärt, den Einschreibungsprozess zu übernehmen. Das Angebot ist jedoch eine gemeinsame Initiative der vier staatlichen Hochschulen in OWL, zu denen außer der FH auch die TH OWL, die Universität Bielefeld und die Universität Paderborn zählen. Sie alle werden das Studium mit Lehrkräften unterstützen. Neben den vier Hochschulen und der DB Systemtechnik bringen dann noch weitere Unternehmen ihr Know-how ein, darunter DB Cargo, Harting und Wago, allesamt Gründungsmitglieder des RailCampus OWL.

Absolventinnen und Absolventen stehen zahlreiche Karrierewege offen

Jürgen Tuscher, Geschäftsführer des RailCampus OWL: „Im Studiengang ,Digitale Bahnsysteme‘ werden Ingenieurinnen und Ingenieure ausgebildet, die über sehr gute Kenntnisse in der elektronischen Automatisierungs- und Steuerungstechnik und in der Informatik und Digitalisierung verfügen.“ (Foto: RailCampus OWL)

Jürgen Tuscher, Geschäftsführer des RailCampus OWL: „Im Studiengang ,Digitale Bahnsysteme‘ werden Ingenieurinnen und Ingenieure ausgebildet, die über sehr gute Kenntnisse in der elektronischen Automatisierungs- und Steuerungstechnik und in der Informatik und Digitalisierung verfügen.“ (Foto: RailCampus OWL)

„Der ständig größer werdende informationsverarbeitende Anteil in den Systemen der Bahntechnik, insbesondere der wachsende Anteil datenverarbeitender Komponenten, erfordert Ingenieurinnen und Ingenieure, die über sehr gute Kenntnisse in der elektronischen Automatisierungs- und Steuerungstechnik und in der Informatik und Digitalisierung verfügen“, berichtet Jürgen Tuscher, Geschäftsführer des RailCampus OWL. „Diese Fachkräfte werden im neuen Studiengang ausgebildet und ihnen stehen nach dem Studium zahlreiche Karrierewege offen.“

Thematisch breit angelegtes sechssemestriges Bachelor-Studium

Zugangsvoraussetzung für den neuen Studiengang sind Abitur, Fachhochschulreife oder eine als gleichwertig anerkannte Vorbildung. Die Regelstudienzeit des neuen Studiengangs beträgt sechs Semester. Neben den ingenieurwissenschaftlichen Anteilen wird in sechs Modulen die Bahnkompetenz vermittelt.

In den ersten beiden Semestern werden die Grundlagen im Bereich Elektrotechnik, Mathematik und Informatik gelegt. Im dritten Semester werden die erlangten Kompetenzen vertieft. Im vierten Semester werden die vermittelten Kompetenzen zusammengeführt und verbreitert. Die Komplexität der Themen wird anspruchsvoller, dieses wird mit den beiden Modulen „Modellbildung und Simulation“ sowie „Maschinen- und Systemdynamik“ abgebildet. In den Projektmodulen wird die Entwicklung der sozialen Kompetenzen gefördert sowie das wissenschaftliche Arbeiten vermittelt. Im fünften Semester erfolgt eine thematische Spezialisierung in den Fächern Regelungstechnik, Grundlagen maschinellen Lernens und Grundlagen der Bildverarbeitung. Das zweite Projektmodul und das Modul „Projektmanagement“ runden den Kompetenzerwerb ab, sodass die Studierenden im sechsten Semester alle Kompetenzen haben, um die Praxisphase und ihre Abschlussarbeit erfolgreich absolvieren zu können. Wer sich dann noch weiter qualifizieren möchte, kann in dem künftig geplanten Studiengang „Intelligente Bahnsysteme“ seinen Masterabschluss erlangen.

Solarbetriebenes Tiny House auf Weltreise zu Besuch an der FH Bielefeld

Reisen, Leben und Arbeiten ohne Emissionen: Das Projekt SolarButterfly – ein energieautarkes Tiny House – besucht weltweit Pioniere des Klimaschutzes. Am Mittwoch machte das Aktivistenteam im Rahmen der „Aktionstage Klimaschutz“ Station an der FH Bielefeld, um sich vor bis zu 100 Zuschauerinnen und Zuschauern mit Akteurinnen und Akteuren aus Lehre und Forschung über innovativen und effizienten Klimaschutz auszutauschen.

Bis zu 100 Zuschauerinnen und Zuschauer informierten sich, wie man emissionsfrei arbeiten, leben und reisen kann. (Foto: Felix Hüffelmann/FH Bielefeld)

Bis zu 100 Zuschauerinnen und Zuschauer informierten sich, wie man emissionsfrei arbeiten, leben und reisen kann. (Foto: Felix Hüffelmann/FH Bielefeld)

Bielefeld (fhb). Mittwochabend, 17 Uhr: Ein ungewöhnliches Gespann, bestehend aus einem Elektroauto und einem mit Solarzellen ausgestatteten Anhänger, fährt auf dem Vorplatz der Fachhochschule (FH) Bielefeld vor. Es macht Halt vor dem Haupteingang. Bewegung kommt in den Anhänger: Bunte Seitenwände fahren aus, das Dach entfaltet sich zu einer großen Solarfläche, zwei fühlerähnliche Antennen erscheinen. In Windeseile ist anstelle des Anhängers ein riesiger Schmetterling entstanden.

Welttournee des Tiny House‘ macht auf den Klimawandel aufmerksam

Bei dem aufsehenerregenden Gefährt handelt es sich um den sogenannten SolarButterfly – ein solarbetriebenes, mobiles Tiny House in Schmetterlingsform, das von dem Umweltaktivisten Louis Palmer initiiert und von der Hochschule Luzern in der Schweiz entwickelt wurde. Das CO2-neutrale Fahrzeug umfasst 30 Quadratmeter Wohnfläche für vier bis sechs Personen, inklusive Küche, Toilette, Dusche und Wasserversorgung, sogar ein kleines Video-Studio findet Platz. Der Strom zur Versorgung des elektrischen Zugwagens sowie der Geräte im Inneren des Wohnmobils wird dabei ausschließlich über die Solarfläche auf dem Dach des Wohnmobils gewonnen – ein Paradebeispiel der Energie-Selbstversorgung. Auf diese Weise dient das Gefährt zum einen als Wohn- und Arbeitsraum und zum anderen insbesondere als Bühne sowie Aufmerksamkeitsgenerator. Denn das Ziel des Projekts ist: die Öffentlichkeit für den Klimawandel sensibilisieren, Dialoge anstoßen und aufzeigen, wie eine Familie emissionsfrei arbeiten, reisen und leben kann.

FH-Studiengang „Regenerative Energien“ bereits seit den 1990er-Jahren im Angebot

Um dies zu erreichen, befindet sich der SolarButterfly seit diesem Frühjahr auf einer insgesamt vierjährigen Reise rund um den Globus, um 1000 spannende Projekte und Pioniere zu besuchen, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Darunter auch die FH Bielefeld, für die der Kampf gegen die globale Erwärmung ein zentrales strategisches Thema in Lehre und Forschung ist. „Das bezeugt unter anderem der Studiengang ‚Regenerative Energien‘ des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik, der bereits seit den 1990er-Jahren angeboten wird“, berichtete FH-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk in ihrem Grußwort auf der Veranstaltung.

Aktuell gibt es mehr als 210 Nachhaltigkeitsaktivitäten an der FH

Mit Studiengangsleiterin Prof. Dr. Eva Schwenzfeier-Hellkamp, die gleichzeitig auch das Institut für intelligente Energiesysteme an der FH Bielefeld leitet, und mit Prof. Dr. Jens Haubrock, der einst einer der ersten Absolventen des Studienganges „Regenerative Energien“ war, hatte sich die Präsidentin namhafte und kompetente Unterstützung an ihre Seite geholt. Und so wurden im Zuge der darauffolgenden Podiumsdiskussion deutlich, dass an der FH zurzeit mehr als 210 Nachhaltigkeitsaktivitäten über alle Fachbereiche, Dezernate und zentralen Einrichtungen hinweg durchgeführt werden.

Wie kann die Erderwärmung verlangsamt werden? Antworten von Prof. Dr. Eva Schwenzfeier-Hellkamp (1.v.l.), Prof. Dr. Jens Haubrock (2.v.l.), Birgitt Reher (1.v.r.) und Stefan Kratz (2.v.r) im Rahmen einer Podiumsdiskussion. (Foto: Felix Hüffelmann/FH Bielefeld)

Wie kann die Erderwärmung verlangsamt werden? Antworten von Prof. Dr. Eva Schwenzfeier-Hellkamp (1.v.l.), Prof. Dr. Jens Haubrock (2.v.l.), Birgitt Reher (1.v.r.) und Stefan Kratz (2.v.r) im Rahmen einer Podiumsdiskussion. (Foto: Felix Hüffelmann/FH Bielefeld)

Nachhaltigkeitsressort im Präsidium der Hochschule führt Aktivitäten zusammen

In der Podiumsdiskussion vor dem Vehikel gaben neben Schwenzfeier-Hellkamp und Haubrock auch Stefan Kratz von SolarButterfly und Brigit Reher vom Umweltamt der Stadt Bielefeld, welche die „Aktionstage Klimaschutz“ organisiert und das SolarButterfly-Team eingeladen hat, spannende Impulse zum Thema Klimaschutz in Forschung und Praxis. Dabei wurde deutlich: Es besteht eine Vielzahl an Gemeinsamkeiten zwischen den Zielen des SolarButterfly-Projekts und den Nachhaltigkeitsaktivitäten an der FH Bielefeld. So wird die enorme strategische Bedeutung von Nachhaltigkeitsthemen für die FH Bielefeld auch im Ressortzuschnitt des aktuellen Präsidiums deutlich: Seit September vergangenen Jahres bekleidet Prof. Dr. Natalie Bartholomäus das Amt der Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit.

CO2-neutral klimatisiertes FH-Hauptgebäude von erheblicher Dimension

Stolz ist man an der FH Bielefeld auch auf das Hauptgebäude am Campus Nord, das seit 2021 komplett CO2-neutral bewirtschaftet wird. Seine Klimatisierung bezieht das Gebäude ausschließlich über Erdwärme. Die Wärmepumpe wird dabei – wie auch alle anderen elektrischen Verbraucher – mit CO2-freiem Strom gespeist. Ein in dieser Dimension bundesweit so gut wie einzigartiges Konzept.

SolarButterfly: Weiter geht es auf dem Kesselbrink

Alle Lösungsansätze zur Verlangsamung der Erderwärmung, von denen das Team auf seiner Welttournee erfährt, werden von SolarButterfly dokumentiert und veröffentlicht, um Menschen weltweit zu ähnlichen Maßnahmen zu inspirieren. Die erste Etappe von Mai bis Oktober 2022 wird insgesamt eine Strecke von 22.000 Kilometern durch 32 europäische Länder umfassen. Im Anschluss folgen Stopps in Asien, Australien sowie Nord- und Südamerika. Am 12. Dezember 2025, passend zum zehnten Jahrestag des Klimaabkommens der Vereinten Nationen, wird der SolarButterfly seine Reise in Paris beenden, um seine gesammelten Lösungsvorschläge zu überreichen. Zunächst jedoch wird sich das SolarButterfly-Team den Fragen von Schülerinnen und Schülern stellen und am Donnerstag auf dem Kesselbrink in Bielefeld Station machen. Dabei werden zudem 15 Info- und Aktionsstände über Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Bielefeld informieren und dies mit vielen Mitmach-Aktionen veranschaulichen.

FH-Studentinnen entwerfen Kostümbild für Tanzperformance der Hochschule für Musik und Tanz in Köln

Wie formen unsere Körper Räume? Und können Räume unseren Körper formen? Antworten auf diese Fragen bieten Tänzerinnen und Tänzer der Hochschule für Musik und Tanz in Köln in einer Live-Performance. Das Kostümbild ist in Zusammenarbeit mit der FH Bielefeld entstanden.

BUZ2: (v.l.n.r.) Alba Gonska, Isabel Pallas, Paula Intrup und Fiona Gohrke tauschen sich über das Konzept der Tanzperformance und das Kostümbild aus. (Foto: Felix Hüffelmann/FH Bielefeld)

BUZ2: (v.l.n.r.) Alba Gonska, Isabel Pallas, Paula Intrup und Fiona Gohrke tauschen sich über das Konzept der Tanzperformance und das Kostümbild aus. (Foto: Felix Hüffelmann/FH Bielefeld)

Bielefeld (fhb). Wir bewegen uns in Räumen und hinterlassen Spuren: Bleistiftabrieb beim Schreiben auf Papier, Hautschuppen und Haare, Abdrücke von Fingern und Füßen. Und während wir uns im Raum bewegen, füllen und formen wir ihn. Zugleich passiert auch das Umgekehrte: Räume formen unseren Körper.

Die Zeichnerin und Künstlerin Nicole Wendel und Prof. Jan Burkhardt, Hochschullehrer für Tanzpraxis am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz (ZZT) der Hochschule für Musik und Tanz (HfMT) Köln, machen diese Phänomene in einer gemeinsam kreierten Tanzperformance erlebbar. Unter dem Titel „(N)ON SITE BODIES“ präsentieren sie ihre Inszenierung unter anderem bei der Langen Nacht der Museen in Düsseldorf. Ein wichtiges Illustrationsmittel: die Kostüme. Und die sind in Kooperation mit der Fachhochschule (FH) Bielefeld entstanden.

Erneute Zusammenarbeit zwischen FH und ZZT
Maßgeblich daran beteiligt ist Isabel Pallas. Die Absolventin der Studienrichtung Mode designte das Kostümbild mit FH-Studentinnen in einem dreitätigen Workshop am Fachbereich Gestaltung. Veränderte Sehgewohnheiten spielten dabei eine wichtige Rolle, ebenso wie Minimalismus und Bewegung – und viel Freiheit in der Gestaltung. Als textile Grundlagen dienten fertige Kleidungsstücke, die aus Pallas‘ Abschlussarbeit stammten.

Es ist bereits die zweite Kollaboration zwischen der FH Bielefeld und dem ZZT. Im Sommer vergangenen Jahres konzipierte die Fachhochschule im Rahmen des internationalen „Global Water Dance“ das Kostümbild für das Kölner Tanzzentrum. Damals wie heute initiierte Philipp Rupp, Professor für das Lehrgebiet Kollektionsgestaltung und Modedesign an der FH, die Kooperation. Gemeinsam mit ihm hatte Isabel Pallas nun auch die ersten Arbeitsschritte für den Workshop vorbereitet: Sie sichteten bestehende Probeteile und entwickelten erste Kostümideen. Dann präsentierte die 34-Jährige allen Beteiligten ihre Vorstellungen, nahm Vorschläge auf und an den Körpern der zehn Tänzerinnen und Tänzer Maß.

Mit Körpererweiterungen Wirkung auf Räume aufzeigen
„In dem Workshop ging es für die Studierenden darum, die fertigen Kleidungsstücke teilweise auseinanderzunehmen und körperliche Erweiterungen zu kreieren“, so Pallas. Elemente wie Kragen oder Ärmel mussten beibehalten werden. Für die zehn bis zwölf gewünschten „Erweiterungen“ waren der Kreativität jedoch keine Grenzen gesetzt.

„Die Performance dreht sich darum, was der Körper mit dem Raum, in dem er sich bewegt, macht“, erklärt Isabel Pallas. „Wenn sich der Körper nun in bestimmten Bereichen durch das Kleidungsstück erweitert, wirkt dies auf den Zuschauer teilweise sehr ungewohnt.“ Um diese verblüffende Wirkung zu erzielen, wurde in dem Workshop viel aufgetrennt, neu vermessen und wieder zusammengenäht. Die drei Bachelorstudentinnen Paula Intrup, Fiona Gohrke und Alba Gonska arbeiteten aber auch mit Druckknöpfen und Gummibändern als Verschlüsse. Zwischendurch wurden die Entwürfe diskutiert und die Teile aus Nessel und anderen Baumwollstoffen immer wieder anprobiert.

BUZ4: Minimalistisch: Die Tänzerinnen und Tänzer des ZZT werden bei der Tanzperformance nur eine Erweiterung tragen, beispielsweise einen Ärmel oder ein Hosenbein. (Foto: Felix Hüffelmann/FH Bielefeld)

BUZ4: Minimalistisch: Die Tänzerinnen und Tänzer des ZZT werden bei der Tanzperformance nur eine Erweiterung tragen, beispielsweise einen Ärmel oder ein Hosenbein. (Foto: Felix Hüffelmann/FH Bielefeld)

Der Körper verformt den Raum – und umgekehrt
Während etwa eine Schulterpartie mit einem breiten Stoffstreifen schlicht bekleidet ist, bahnt sich etwas tiefer ein überdimensionaler Puffärmel seinen Weg. Die räumlich versetzte Armerweiterung, die einem Hochzeitskleid entstammt, ist dabei mit einem Gummiband am Becken befestigt. „Die Schulter soll eine unbekannte Form abbilden und so den Einfluss des Raumes auf den Körper widerspiegeln“, erklärt Paula Intrup ihren Entwurf. „Die fremde Optik fordert unsere Sehgewohnheiten heraus.“

Hüftabwärts befindet sich ein zweites Kleidungsstück. Lange Falten werfend, ähnelt es einem Rock. „Diesen habe ich um ein Hosenbein und Rüschen erweitert, was die Hüfte stark betont, und sie sollen die Verformungen des Raumes durch den Körper beziehungsweise umgekehrt illustrieren.“

Kreativität ohne Prüfungs- und Leistungsdruck
Bei Fiona Gohrke, Modestudentin im sechsten Semester ist dagegen ein Oberteil mit markanter, eckiger Schulter, Gürtel und imposantem Kragen herausgekommen. Wie die anderen genießt sie die Freiheit im Arbeitsprozess. Die sonst üblichen umfangreichen Recherchen entfallen, es geht schnell voran. „Das liegt natürlich auch daran, dass wir mit bereits bestehenden Teilen arbeiten“, sagt sie. „Hinzu kommt die besondere, entspannte Atmosphäre“, ergänzt Kommilitonin Alba Gonska. „Hier können wir einmal ohne Prüfungs- und Leistungsdruck kreativ tätig sein.“

(N)ON SITE BODIES in Düsseldorf, Berlin und Almere
Isabel Pallas ist begeistert von den spannenden Kleidungsstücken, die auf diese Weise entstanden sind. „Die Studentinnen sind sehr engagiert“, sagt sie. „Es macht viel Spaß, gemeinsam kreativ an so einem Projekt zu arbeiten.“ Pallas wird die entstandenen Erweiterungen noch schwarz einfärben und nach Köln bringen, sodass die Tänzerinnen und Tänzer sie schon ein wenig zu Hause ausprobieren können. Bei der Performance werden sie dann jeweils ihre Ausstellungsräume einnehmen. Mal individuell tanzend, dann wieder interaktiv mit dem Publikum agierend, oder auch als Gruppe rhythmisch und im Takt sich bewegend. Die Spuren, die sie dabei hinterlassen, werden mithilfe von Kreide und Wasser sichtbar gemacht.

„(N)ON SITE BODIES“ findet am 11. Juni 2022 während der langen Nacht der Museen am KAI 10 in Düsseldorf statt. Zudem wird es zwei weitere Aufführungen Mitte Juli in Berlin sowie Anfang Oktober in Almere (Niederlande) geben.

Berufsbegleitend studieren an der FH: Organisationstalente schöpfen ihr Potential voll aus

Ina Knauer und Marvin Freitag studieren den berufsbegleitenden Bachelorstudiengang Betriebswirtschaft an der FH Bielefeld. Durch die Flexibilität des Studienmodells und die Familienfreundlichkeit der FH können sie Studium, Freizeit, Familie und Beruf miteinander vereinbaren. Was sie dafür brauchen: Durchhaltevermögen, Disziplin und Organisationstalent.

Ina Knauer lobt die Familienfreundlichkeit der FH Bielefeld. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Ina Knauer lobt die Familienfreundlichkeit der FH Bielefeld. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Bielefeld (fhb). Samstag, 8:30 Uhr. Der Tag erwacht langsam, Nebel hängt in der Luft. Während auf den Straßen kaum etwas los ist, steigen an der Haltestelle Wellensiek der Stadtbahnlinie 4 mehrere Dutzend Studierende aus. Ihr Ziel: die Fachhochschule (FH) Bielefeld. Eine ungewöhnliche Zeit zum Studieren – es sei denn, man studiert berufsbegleitend, so wie Ina Knauer und Marvin Freitag. Sie gehören zu den insgesamt knapp 900 Studierenden an der FH, die derzeit ein so genanntes Verbundstudium absolvieren, in dem sie Beruf und Studium miteinander kombinieren.

Selbststudium und Präsenz wechseln sich ab

Beide haben sich für den Bachelor Betriebswirtschaft entschieden, einer von insgesamt elf Verbundstudiengängen an der FH. Über neun Semester hinweg werden die theoretischen Inhalte zu etwa 70 Prozent in Selbststudienabschnitten erlernt. Ergänzend dazu finden an jedem zweiten Samstag im Semester ganztägige Präsenzveranstaltungen in Kleingruppen statt, in denen die Studierenden ihr Wissen in konkreten Übungen und anhand von Fallbeispielen vertiefen und praxisorientiert anwenden.

Optimale Vereinbarkeit von Studium, Familie und Beruf

Genau diese Kombination brachte Ina Knauer dazu, sich für den Verbund-Bachelor zu bewerben: die optimale Vereinbarkeit von Studium, Familie und Beruf. Und das, obwohl sie bereits zwei Abschlüsse in der Tasche hat: einen Bachelor in Soziologie und Kunst sowie einen Master in Soziologie. Beruflich führte es sie nach diesen Abschlüssen allerdings in die Wirtschaft. Aktuell ist sie als IT Projektmanagerin in der digitalen Agentur SinnerSchrader (Part of Accenture Interactive) angestellt. Knauer: „Mit der Wirtschaft bin ich durch mein Praktikum als Projektmanagerin in einer großen Werbeagentur in Hamburg in Berührung gekommen und habe dann in der Praxis gemerkt, wie sehr mich wirtschaftliche Zusammenhänge interessieren und mir liegen. Irgendwann hat es mir dann in den Fingern gejuckt, mich in diesem Bereich weiterzubilden, um grundlegende Zusammenhänge noch besser zu begreifen. Das war bei mir schon immer so: Wenn mich etwas wirklich interessiert, dann will ich es tiefgreifend verstehen. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Zweitstudium entschieden.“

Besserer Verdienst und mehr berufliche Optionen

Einen zusätzlichen Mehrwert sieht Knauer auch im tiefgehenden und grundlegenden Wissen für wirtschaftliche Zusammenhänge, das mit dem Studium einhergeht: „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man sich einer Aufgabe widmet und man sich dabei nicht nur auf die bisherigen beruflichen Erfahrungen stützen kann, sondern auch auf die erlernte Theorie an der FH.“ Zudem ergeben sich mit dem Studium neue Verdienstmöglichkeiten und neue berufliche Optionen.

Das A und O: Die richtige Organisation

Die Studentin muss aber nicht nur Freizeit, Studium und Beruf jonglieren, sondern sich zugleich um ihre sechs Monate alte Tochter kümmern. Das funktioniert nur, weil ihr Partner sie viel unterstützt. Knauer: „Ich spreche mit meinem Partner Lernzeiten ab, in denen er auf unsere Tochter aufpasst. Während der Veranstaltungen am Samstag geht er meistens mit ihr spazieren oder hält sich in einem der wirklich sehr gut ausgestatteten Eltern-Kind-Räume der FH auf und übergibt sie mir während der Pausen, damit ich sie stillen kann.“

Digitale Veranstaltungen erleichtern die Koordination von Familie und Studium

Nach kurzen Zweifeln hat Knauer sich dazu entschieden, das Studium in ihrer Elternzeit aufzunehmen. Ihr Gedanke: „Es gibt nie eine passende Zeit zum Kinderkriegen und es gibt nie eine passende Zeit für ein Zweitstudium. Da habe ich gedacht – vielleicht passt es ja, wenn ich beides zusammenlege.“ Die Pandemie hat ihr in dieser Hinsicht in die Karten gespielt: Durch die vielen digitalen Veranstaltungsformate ist es leichter, Beruf, Studium und Familie zu koordinieren. „Ich hoffe sehr, dass die digitalen Lehrformate auch nach Corona noch angeboten werden. Das wäre ein großer Schritt, um die Vereinbarkeit von Familie, Studium und Beruf noch besser zu gewährleisten.“

Auf die Frage, warum sie sich für ein Studium an der FH Bielefeld entschieden hat, sagt sie entschieden: „Ein großer Faktor sind der gute Ruf der FH und die Studiengebühren. An anderen Fernunis muss man den Betrag monatlich bezahlen, den ich hier als Semesterbeitrag zahle – oder sogar noch mehr. Außerdem ist die FH mit den Eltern-Kind-Räumen und der eigenen Kita eine sehr familienfreundliche Hochschule.“

Arbeitgeber ermöglicht zusätzliche Urlaubstage

Marvin Freitag studiert an der FH berufsbegleitend den Bachelor Betriebswirtschaft. (Foto: privat)

Marvin Freitag studiert an der FH berufsbegleitend den Bachelor Betriebswirtschaft. (Foto: privat)

Auch Marvin Freitag studiert den berufsbegleitenden Bachelor Betriebswirtschaft an der FH. Er ist im sechsten Semester und arbeitet in Vollzeit als Privatkundenberater bei der Sparkasse Bielefeld, wo er auch seine Ausbildung zum Bankkaufmann abgeschlossen hat. Über die Sparkasse hat er die Möglichkeit, pro Semester zehn zusätzliche Urlaubstage zu beantragen – für die Dauer des Studiums von neun Semestern somit insgesamt 90 zusätzliche Urlaubstage. So lässt sich der Vollzeitjob noch besser mit dem berufsbegleitenden Studium kombinieren.

Hohe Selbstmotivation gefragt – gerade während der Klausurphasen

Auf die Frage, wie der 24-Jährige mit der zusätzlichen Belastung zurechtkommt, entgegnet er: „Man braucht schon eine hohe Selbstmotivation, gerade während der Klausurphasen. Ich war schon immer sehr ehrgeizig und gebe 120 Prozent, wenn mir etwas wichtig ist – früher war es das Fußballspielen im Verein, jetzt ist es das Studium. Als Ausgleich schaffe ich mir bewusst Freiräume am Wochenende. Da die Vorlesungen in der FH nur an jedem zweiten Samstag stattfinden, geht das ziemlich gut.“ Freitag verspricht sich durch das Studium, später einmal eine leitende Tätigkeit mit Personalverantwortung ausführen zu können.

FH überzeugte ihn mit Web-Auftritt und hohem Selbststudienanteil

Für die FH Bielefeld hat sich der gebürtige Bielefelder aus mehreren Gründen entschieden: „Ich wollte nicht an irgendeiner Fernhochschule studieren, weil mir der Austausch mit den Studierenden vor Ort wichtig ist. Außerdem hat mir der strukturierte Web-Auftritt der FH sehr gut gefallen. Dadurch hatte ich ziemlich schnell einen guten Überblick und wusste, dass ich das Studium durch den Selbststudienanteil von 70 Prozent besonders gut mit meiner Freizeitgestaltung vereinbaren kann.“ Denn trotz Bielefelder Wurzeln ist der Student eingefleischter Gladbach-Fan – Zeit für Stadionbesuche muss da natürlich noch bleiben.

Verknüpfung von Theorie und Praxis überzeugt

Ina Knauer und Marvin Freitag sind sich einig, dass die Kombination aus qualifizierten Dozierenden und abwechslungsreichen Inhalten das Studium spannend gestaltet. Beide unterstreichen die Ergänzung von Theorie und Praxis in ihrem Studienmodell, die sich in allen Inhalten widerspiegelt. Knauer: „Die FH hat einen ziemlich guten Ruf, weil die Lehrenden hier wirklich aus der Praxis kommen und wissen, wovon sie sprechen. Dadurch können Theorie und Praxis ganz anders miteinander verknüpft werden.“

Auch Freitag fühlt sich durch den Praxisbezug zusätzlich motiviert: „Die praktische Erfahrung, welche die Lehrenden aus den verschiedenen Unternehmen einbringen, ist wirklich etwas Besonderes. Das war einer der Hauptgründe für mich, an der FH zu studieren. Die Ergänzung von Theorie und Praxis, wie sie auch schon auf der Homepage beschrieben wird, hat mich damals überzeugt – und tut es immer noch.“

Informatik-Studierende der FH Bielefeld programmieren Roboter, die Porträts malen und auf Abstand und Maskenpflicht hinweisen können

Im Rahmen einer Robotik-Lehrveranstaltung am Campus Minden der FH Bielefeld haben Informatik Studierende zwei Roboter programmiert: einen überdimensionalen, Porträt-malenden Roboter-Arm und den humanoiden Roboter „Pepper“, der als Abstands-Warner und Masken-Aufpasser agiert.

Malte Riechmann und zwei Kommilitonen verwandelten einen Roboter-Arm in einen künstlerischen Porträt-Maler. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Malte Riechmann und zwei Kommilitonen verwandelten einen Roboter-Arm in einen künstlerischen Porträt-Maler. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Minden (fhb). Informatik-Student André Kirsch tritt im Informatik-Labor näher an seinen Kommilitonen Malte Riechmann heran. Erst einen Schritt, dann noch einen – und plötzlich ertönt es: „Ihr haltet zu wenig Abstand!“ Die Stimme klingt blechern. Kein Wunder, denn sie kommt aus Roboter „Pepper“, dessen Gesicht durch die großen schwarzen Augen vertrauenserweckend, beinahe schon menschlich wirkt. Im Hintergrund bewegt sich leise surrend ein überdimensionaler Roboter-Arm, der mit einem Stift schwarze Linien auf ein Blatt Papier zeichnet.

Malte Riechmann und André Kirsch sind als wissenschaftliche Mitarbeiter bereits im nächsten Roboter-Forschungsprojekt an der FH Bielefeld involviert. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Malte Riechmann und André Kirsch sind als wissenschaftliche Mitarbeiter bereits im nächsten Roboter-Forschungsprojekt an der FH Bielefeld involviert. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Entwickelt hat den Roboter Informatik-Student André Kirsch mit zwei weiteren Kommilitonen im Rahmen einer Robotik-Lehrveranstaltung am Campus Minden der Fachhochschule (FH) Bielefeld. Angeboten wurde die Veranstaltung von Dr. Matthias König, Professor für Embedded Software Engineering.

Riesiger Roboter-Arm malt Porträts

Einer anderen Programmieraufgabe hat sich Malte Riechmann gestellt: Porträtmalerei. „Wir konnten zu Beginn der Veranstaltung aus einer Liste von unterschiedlichen Robotikthemen wählen“, erklärt der Student, während er am Computer nach einem passenden Porträt für den von ihm programmierten Roboter-Arm sucht. Er wird schnell fündig: Albert Einstein als Schwarz-WeißZeichnung. Er lädt das Bild herunter, fügt es in ein Programm ein und los geht’s: Der riesige Roboter-Arm im „Internet-of-Things“-Labor (IoT-Lab) am Campus Minden setzt sich leise surrend in Bewegung. Mit etwas ungalanten Bewegungen greift er nach einem Stift und bringt die ersten, überraschend filigranen Striche auf das Papier. Doch bis der Roboter-Arm das konnte, mussten die Studierenden viel planen: Nachdem sie einen groben Ablaufplan entworfen hatten, teilten die Studenten das Projekt in drei Bereiche auf: Bildverarbeitung, das Mapping der Striche und schließlich die Robotersteuerung. Riechmann erklärt: „Der erste Schritt war, ein beliebiges digitales Bild durch Algorithmen zu verarbeiten, um wichtige Merkmale, wie zum Beispiel Konturen und Flächen, zu extrahieren. Danach folgte das sogenannte Mapping: Dabei werden die zu zeichnenden Linien in einem digitalen 3D-Raum auf das Blatt Papier übertragen. Schließlich mussten im letzten Schritt aus diesen Merkmalen Bewegungsabläufe generiert werden, die der Roboter dann umsetzt.“

Corona-bedingt konnten die Projekte zunächst nur simuliert werden

Riechmann war in seiner Gruppe für die Robotersteuerung zuständig, unter einer zusätzlichen Herausforderung: Durch Corona konnten die drei Studenten das Projekt zunächst nur am Computer simulieren und nicht direkt am Roboter arbeiten. Das war erst am Ende des Semesters möglich, als die Corona-Regelungen gelockert wurden. Riechmann erinnert sich: „Bei dem Überspielen auf den Roboter sind neue Probleme aufgetaucht, mit denen wir in der simulierten Umgebung nicht gerechnet hatten. Aber am Ende tatsächlich zu sehen, wie der Roboter erfolgreich die Porträts auf einen halben Millimeter genau nachzeichnet, war ein echtes Erfolgserlebnis!“

Roboter „Pepper“ als Abstands-Warner und Masken-Aufpasser

Dank der Robotik-Lehrveranstaltung kann Pepper jetzt auch auf die Maskenpflicht und ausreichend Abstand zwischen Personen hinweisen. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Dank der Robotik-Lehrveranstaltung kann Pepper jetzt auch auf die Maskenpflicht und ausreichend Abstand zwischen Personen hinweisen. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Ähnlich erging es auch der Arbeitsgruppe um Master-Student André Kirsch. Ihre Mission: Roboter Pepper sollte zum Abstands-Warner und Masken-Aufpasser umfunktioniert werden. Dafür nutzte die Gruppe zunächst die frei verfügbare Künstliche Intelligenz (KI) „OpenPose“, die in der Lage ist, Menschen und deren Pose, unter anderem den Kopf, zu erkennen. Diese Information verwendete die Gruppe dann in einem zweiten Schritt, um den Kopf aus dem Bild auszuschneiden. Diese Bilder mussten schließlich einer zweiten KI übergeben werden, die erkennen sollte, ob auf dem Gesicht eine Maske zu sehen ist oder nicht. Dafür musste die Gruppe eigens eine KI trainieren, denn eine KI mit dieser Fähigkeit gab es bis dato noch nicht. Kirsch erklärt: „Um die KI zu trainieren, haben wir ihr viele verschiedene Bilder von Köpfen mit und ohne Maske gespeist. Nach ausreichender Datenmenge konnte die KI diese Entscheidung schließlich selbstständig treffen.“ Zuletzt musste noch die Reaktion von Pepper programmiert werden: Hochgehaltene Roboterhände und die Worte „Halt, bitte Maske aufsetzen!“ machen ihn zum perfekten Aufpasser.

Für Peppers Funktion als Abstandswarner musste zusätzlich zum Farbbild auch ein Tiefenbild aufgenommen werden. Dafür erkennt Pepper zunächst mithilfe der KI „OpenPose“ die Person, also das Farbbild. In einem zweiten Schritt wird dann das Tiefenbild aufgenommen: Ein in Pepper verbauter Infrarot-Projektor versendet kleine Infrarotpunkte, die dann wiederum von einem Infrarotsensor aufgenommen werden. Anhand des Abstands zwischen diesen Punkten kann Pepper schließlich ermitteln, wo genau die Objekte oder Personen sich im 3D- Raum befinden und so die Distanz zwischen ihnen berechnen. Auch hier wurden im letzten Schritt Peppers Bewegungen und seine Worte programmiert, in diesem Fall: „Ihr haltet zu wenig Abstand!“.

Nächstes Projekt: Roboter-Mensch-Interaktion mit Augmented-Reality

Sowohl Riechmann als auch Kirsch hat die Zusammenarbeit im Team besonders Spaß gemacht. Die größte Belohnung war jedoch, ihre Roboter in Aktion zu erleben. Ihrem Interesse an Robotik können die beiden auch zukünftig nachgehen: Mittlerweile arbeiten sie als wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Matthias König und sind auch im nächsten, größeren Forschungsprojekt zur Roboter-Mensch-Interaktion involviert: „Semantic-Aware Augmented Reality Interaction for 3D Robot Workspace Restriction“ wurde kürzlich bewilligt und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Arbeitsbereich soll für Roboter begrenzt werden

Ziel des Projekts ist, mittels Augmented-Reality-Interaktionen und semantischen Kontextinformationen die Arbeitsbereiche von Robotern einzugrenzen, die nicht durch physische Grenzen eingeschränkt sind oder mittels klarer visueller Merkmale vom Roboter erkannt werden können. Prof. Dr. Matthias König erklärt: „Im Projekt wird es um die Arbeitsbereich-Beschränkung von mobilen Robotern gehen, die immer häufiger in menschlichen Innenraum-Umgebungen wie Büros oder Wohnungen arbeiten und sich dort den Raum mit Menschen teilen. In manchen Fällen gibt es aber nur bestimmte Bereiche eines Raumes, in dem ein Roboter agieren soll. Im Projekt werden wir für die Begrenzung dieses Einsatzbereichs eine Technologie entwickeln.“ Malte Riechmann und André Kirsch können ihre Erfahrungen aus der Robotik-Lehrveranstaltung somit direkt in das nächste Projekt einfließen lassen.

Der Stoff, aus dem künstliche Gehirne sind

An der FH Bielefeld arbeitet ein Forschungsteam daran, die Morphologie von elektrogesponnenen Nanofaservliesen zu verbessern. Diese faszinierend feinen Textilien könnten wichtige Bausteine sein für die Computer der Zukunft. Das Thema und die Arbeiten an der FH schafften es nun auf die Titelseite einer der weltweit führenden Zeitschriften für Magnetochemie.

Eine Nachwuchsforschungsgruppe arbeitet an der FH Bielefeld daran, die Morphologie von elektrogesponnenen Nanofaservliesen zu verbessern. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Eine Nachwuchsforschungsgruppe arbeitet an der FH Bielefeld daran, die Morphologie von elektrogesponnenen Nanofaservliesen zu verbessern. (Foto: Patrick Pollmeier/FH Bielefeld)

Bielefeld (fhb). Ein Rechner, der nach dem gleichen Prinzip funktioniert wie das menschliche Gehirn. Superschnell. Enorm energieeffizient. Der lernen und wieder vergessen kann. Und dazu auch noch sehr ressourcenschonend gefertigt ist. Im Moment klingt das wie Science-Fiction. Doch das neuromorphe Computing macht in der Wissenschaft rasante Fortschritte. Und einer der Stoffe, aus dem diese Denkmaschinen der Zukunft hergestellt werden können, wird von einem Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Bielefeld bereits produziert und fortwährend verbessert.

Sechs Jahre Erfahrung mit der Elektrospinn-Maschine

Der kluge Kopf, der hinter dieser Entwicklungsarbeit steckt, heißt Al Mamun und hat in seiner Heimat Bangladesch Lederingenieurwesen studiert. Sein Zweitstudium in Textilmanagement an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach qualifizierte ihn zum Experten für Nanofaservliese – eben eines jener Materialien, das neuromorphe Rechner möglicherweise zum Denken nutzen können.

„Dabei habe ich auch Dr. Lilia Sabantina kennengelernt, mit der zusammen ich nun eine Coverstory in der Zeitschrift Magnetochemistry veröffentlicht habe“, berichtet Mamun. Die Arbeit mit dem etwas sperrigen Titel „Investigation of the Morphological Structure of Needle-Free Electrospun Magnetic Nanofiber Mats“ entstand an der FH Bielefeld. „Hier leite ich eine kleine Gruppe von Nachwuchsforschern“, sagt Materialwissenschaftlerin Sabantina vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik an der FH. „Seit sechs Jahren verfügen wir über eine wunderbar leistungsfähige Elektrospinn-Maschine des tschechischen Herstellers Elmarco, mit der wir verschiedene Nanofaservliese produzieren können.“

Ein starkes elektrisches Feld macht Polymer-Fäden superdünn

„Nanospider“ heißt das 60 x 80 x 180 Kubikzentimeter große Gerät, das zunächst einmal aus viel freiem Raum hinter Glas besteht. Unten befindet sich ein Metalldraht, auf dem eine mit honigartiger Flüssigkeit gefüllte Box entlangfährt.

„Es handelt sich dabei um Polyacrylnitril, das in ungiftigem Dimethylsulfoxid gelöst ist“, erklärt Lilia Sabantina. Entscheidend ist, was man nicht sieht: ein starkes elektrisches Feld. Das sorgt im Zusammenspiel mit der Oberflächenspannung der Polymerlösung dafür, dass die Tropfen von unten nach oben fliegen und dabei zwischen 100 und 300 Nanometer dünne Fäden bilden, während sich das Lösungsmittel verflüchtigt. Und ein Nanometer, also Milliardstel Meter, ist wirklich klein: Er verhält sich zu einem Meter wie der Durchmesser einer Haselnuss zu dem der Erde.

Magnetische Partikel sind der Clou der Nanofaservliese

„Das Ganze ist ein bisschen wie die Herstellung von Zuckerwatte“, sagt Al Mamun und lacht. Es entsteht ein ultraleichtes Textil – einen halben Meter breit –, das auch aufgerollt werden kann. „Und genau wie Zuckerwatte klebt es besonders gut an den Fingern, allerdings aufgrund der elektrostatischen Aufladung. Also ist es besser, bei der Arbeit Handschuhe zu tragen.“

Der Clou an dem Nanofaservlies aus Bielefelder Produktion sind die magnetischen Partikel, mit denen es gespickt ist: „Durch diese Teilchen erhält das Nanofaservlies ganz spezifische Eigenschaften, die für viele Anwendungen sehr nützlich sind“, erläutert Mamun. „Die große Herausforderung ist die möglichst gleichmäßige Verteilung der Partikel, weil sie aufgrund der magnetischen Anziehung dazu neigen, Klümpchen zu bilden.“

Auf der Suche nach den optimalen Parametern

Ein anderes wichtiges Qualitätsmerkmal der Nanofaservliese ist ihre morphologische Struktur. Wie dünn sind die Fäden? Wie stark sind sie miteinander verbunden? Wie uniform ist das entstandene Muster? Das lässt sich mit bloßem Auge freilich nicht erkennen. „Deshalb arbeiten wir eng mit Michaela Klöcker zusammen, die für unsere Studie Rasterelektronenmikroskop-Bilder beigesteuert hat“, sagt Dr. Sabantina.

Der Laie sieht darauf nur ein bizarres, irgendwie dschungelartiges Geflecht. Experten wie Al Mamun erkennen dagegen auf den Bildern Erfolg und Misserfolg ihrer Arbeit. Und die besteht vor allem aus: testen, testen, testen. „Wir sind immer auf der Suche nach den optimalen Elektrospinn-Parametern für bestimmte Polymere“, sagt Mamun. „Und davon gibt es sehr viele.“ Die angelegte elektrische Spannung, die Beschaffenheit des Lösungsmittels, der Abstand der Elektroden, Temperatur und Luftfeuchtigkeit – all das wirkt sich auf die Struktur der Nanofaservliese aus. „Es macht sogar einen Unterschied, ob es gerade Sommer oder Winter ist. Das ist eben Grundlagenforschung.“

Der Artikel hat einen hohen Stellenwert für die Wissenschaft

Die Veröffentlichung in Magnetochemistry hat für Al Mamun persönlich einen hohen Stellenwert. „Es ist für jeden Wissenschaftler eine Ehre, in diesem führenden Magazin eine Titelgeschichte zu bekommen“, sagt er. „Der Artikel spielt aber auch eine wichtige Rolle für meine kooperative Promotion, die ich bei Prof. Tomasz Blachowicz an der Silesian University of Technology in Polen und Prof. Andrea Ehrmann an der Fachhochschule Bielefeld schreibe. Darin geht es nämlich genau um die Morphologie von elektrogesponnenen Nanofaservliesen mit magnetischen Zusätzen.“

Das Bielefelder Forschungsteam leistet mit seiner Arbeit überdies einen Beitrag für die Weiterentwicklung des neuromorphen Computing. „Funktionalisierte Nanofaservliese sind dabei ein möglicher Ansatz für die Hardware“, erklärt Prof. Dr. Dr. Andrea Ehrmann vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld. „Sie enthalten zahlreiche Knotenpunkte, können magnetisch oder elektrisch leitfähig sein und zudem beispielsweise durch die Nutzung von Shape-Memory-Polymeren das Lernen und Vergessen realisieren können.“

Neuromorphe Chips bilden Neuronen und Synapsen eines Gehirns nach

Bei heutigen Computern sind Datenspeicher und Prozessor separate Bauteile. Der Datentransport zwischen ihnen ist ein Nadelöhr, das die Rechenleistung begrenzt und zudem den Energiebedarf erhöht. „Dieses Problem ließe sich lösen, wenn Daten in demselben Bereich gespeichert und verarbeitet würden, wie es auch im menschlichen Gehirn der Fall ist“, so Andrea Ehrmann. „Darauf basieren neuromorphe Rechner, deren Chips Neuronen und Synapsen nachbilden. Je nach Aufgabenstellung sind sie deutlich schneller und im Idealfall um mehrere Größenordnungen energieeffizienter als heutige Computer. Insbesondere für Künstliche Intelligenz, Bildverarbeitung, autonomes Fahren und andere komplexe Echtzeit-Aufgaben sind neuromorphe Rechner besser geeignet als herkömmliche Computer.“

Nanofaservliese können auch filtern und als Sensoren dienen

Allerdings gibt es noch eine ganze Reihe weitere Anwendungen für Nanofaservliese. Sie sind ein idealer Stoff, auf dem Zellen wachsen können. Sie schirmen empfindliche Laborgeräte von magnetischer Strahlung ab. Sie filtern unliebsame Substanzen aus Luft und Wasser. Und sie könnten Menschen in der Rehabilitation dabei unterstützen, die Funktionalität ihrer Finger zu verbessern.

„Daran arbeiten Al Mamun und ich als nächstes zusammen“, verrät Lilia  Sabantina. „Im Rahmen eines Start-ups wollen wir mit zwei weiteren Kolleginnen eine Therapieweste für Menschen mit Beeinträchtigungen entwickeln.“ An dieser Weste befinden sich Reißverschlüsse, Haken, Knöpfe und verschiedene taktile Flächen, an denen die Patienten ihre Finger und ihren Bewegungsapparat trainieren können. „Und unser Nanofaservlies dient dabei als Sensor, um den Therapieerfolg zu messen.“