„Fabricating the Future“: FH-Modeabsolventin präsentierte ihre nachhaltige Fashion-Kollektion in New York City

Für ihre Abschlusskollektion an der FH Bielefeld entwickelte Anne-Marie Sust innovative und umweltfreundliche Farbpasten auf Mikroalgenbasis. Jetzt stellte sie ihr Konzept beim FUTURE FORUM in New York City vor.

Anne-Marie Susts Projekt war eines von mehreren innovativen Konzepten, die ganz konkrete Lösungen für eine nachhaltigere Modebanche vorstellten. © Campus OWL

Anne-Marie Susts Projekt war eines von mehreren innovativen Konzepten, die ganz konkrete Lösungen für eine nachhaltigere Modebanche vorstellten. © Campus OWL

Bielefeld (fhb). Umweltfreundlich, nachhaltig und innovativ: Für ihre Mode-Abschlusskollektion am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule (FH) Bielefeld entwickelte Anne-Marie Sust ihre eigenen Mikroalgenfarben. Das Ergebnis: Eine Vielfalt an bläulich-grünen Farbpasten zum Bedrucken von Textilien. Ihr Konzept begeistert – auch international. Jetzt wurde die Absolventin vom Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) nach New York City eingeladen: Beim „FUTURE FORUM: Fabricating the Future“ kamen Anfang Oktober deutsche und amerikanische Köpfe aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft im Big Apple zusammen und präsentierten Innovationen für eine nachhaltigere Modebranche.

„Hoffnung für eine bessere Zukunft“

Mittendrin: FH-Absolventin Anne-Marie Sust. Ihr Projekt war eines von mehreren innovativen Konzepten, die ganz konkrete und nachhaltige Lösungen vorstellten. „Ich komme mit viel positiver Energie zurück aus New York City“, so Sust. „Es war für mich sehr motivierend, mit Gleichgesinnten über neue Materialien und Fashion zu sprechen und neue Impulse zu bekommen. Das gibt mir Hoffnung für eine bessere Zukunft!“ 

Denn ein wesentlicher Motivationsgrund für die Entwicklung ihrer Farbpasten war der Nachhaltigkeitsaspekt: „Hinter jeder neuen Trendfarbe steht ein Färbeverfahren, das oft umweltschädlich ist“, so Anne-Marie Sust. „Wie gut kann sich Kleidung also anfühlen, wenn man nicht genau weiß, welches Material man trägt? Mit meiner Master Kollektion möchte ich vor allem zeigen, dass Nachhaltigkeit und Ästhetik nicht getrennt voneinander betrachtet werden dürfen.“  Daher lautete der Titel Ihres Projekts auch: „Why Colours Matter“ (deutsch: „Warum Farben wichtig sind“)

Internationaler Austausch dank Campus OWL
Veranstalter der Konferenz war das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) in New York City, an dem das Campus OWL Verbindungsbüro als Hauptunterstützer beteiligt ist. Leiterin des New Yorker Büros Dr. Katja Simons: „Das FUTURE FORUM bringt deutsche und amerikanische Forschende und Unternehmen zusammen, um Ideen auszutauschen und Innovationen zu präsentieren. Es ist toll, dass wir mit ‚Why Colours Matter‘ zeigen konnten, welche zukunftsweisenden Projekte an den Hochschulen in OWL entstehen!“

Für Anne-Marie Sust, die nach Abschluss ihres Modestudiums im vergangenen Jahr mittlerweile bei einem Modelabel in Köln arbeitet, ist das Potential ihres Verfahrens noch nicht ausgeschöpft: „Ich nutze Veranstaltungen dieser Art, um den Bekanntheitsgrad meiner Kollektion zu steigern und neue Kooperationen mit Fair Fashion Labels oder Künstlerinnen und Künstlern anzustoßen“, so die Masterabsolventin.

Beim „FUTURE FORUM: Fabricating the Future" stellte Anne-Marie Sust ihre innovativen Mikroalgenfarben in New York City vor. © Campus OWL

Beim „FUTURE FORUM: Fabricating the Future“ stellte Anne-Marie Sust ihre innovativen Mikroalgenfarben in New York City vor.
© Campus OWL

Transdisziplinäre Zusammenarbeit an der Hochschule ermöglichte das innovative Verfahren

Doch funktionieren ihre innovativen Farben? Bei Mikroalgen handelt es sich um mikroskopisch kleine Organismen, die genau wie Pflanzen in der Lage sind, Photosynthese zu betreiben, sich also im wesentlich aus Licht und CO2 zu ernähren. Um das Licht nutzen zu können und sich gleichzeitig vor den schädlichen Auswirkungen von zu viel UV-Licht zu schützen, nutzen sie Moleküle. Genau diese Moleküle nimmt das menschliche Auge als farbig wahr. Diese Eigenschaften nutzte Anne-Marie Sust für die Herstellung ihrer Farben. Deren genaue Zusammensetzung bleibt allerdings das Betriebsgeheimnis der 28-jährigen.

Unterstützung bei der Entwicklung ihrer Farbpaste erhielt Sust von der Arbeitsgruppe „Fermentation und Formulierung von Zellen und Wirkstoffen“ des Bielefelder Instituts für Angewandte Materialforschung. Unter Laborbedingungen und mit der Expertise der Forschenden der Arbeitsgruppe konnte Anne-Marie Sust die Methode der Fixierung auf dem Stoff in vielen Versuchsreihen optimieren.

„Durch Kooperationen dieser Art tritt das immense Forschungspotenzial unserer Hochschule im Bereich der Nachhaltigkeit zum Vorschein“, sagt Prof. Dr. Anant Patel, FH-Vizepräsident für Forschung und Entwicklung und Leiter der Arbeitsgruppe. Das transdisziplinäre Team der beiden Fachbereiche Gestaltung, hier unter der Leitung von Mode-Professor Philipp Rupp, und Ingenieurwissenschaften und Mathematik wird auch in Zukunft weiter an den wissenschaftlich-technischen und gestalterischen Grundlagen für Coloring von Textilien und anderen Materialien mit algenbasierten Pigmenten arbeiten.

„Why Colours Matter“ überzeugt

Zukunftspläne hat auch Anne-Marie Sust: Derzeit plant sie ein Do-It-Yourself-Kit mit den Mikroalgenfarben für den Textildruck zu Hause, einen Siebdruckworkshop sowie eine Erweiterung ihrer Kollektion. „Außerdem arbeite ich gerade daran, die Farben auch als künstlerische Illustrationen auf Leinwänden statt nur auf Textilien zu verwenden“, verrät die 28-jährige, die sich langfristig mit ihrer Passion für nachhaltige Materialien selbstständig machen möchte.

Dass ihre Idee überzeugt, zeigt nicht nur die Einladung nach New York City: Für ihr Konzept erhielt die Absolventin den „Green Concept Award 2022“ in der Kategorie Fashion und konnte ihre Idee bei der Milan Design Week 2022 einem Fachpublikum vorstellen. Im Oktober war ihre Kollektion bei der Dutch Design Week 2022 in Eindhoven zu sehen. Zusätzlich ist sie derzeit für den Dezeen Award 2022 in der Kategorie „Wearable Design“ nominiert.