Soziale Teilhabe und Digitalisierung – Was passiert bereits in Paderborn?

Paderborn.In der vergangenen Wochefand der inzwischen achte DigiLog der Stadt Paderborn statt. Dieses Mal wurde ein Blick auf das Thema „Soziale Teilhabe“ in Zeiten der Digitalisierung geworfen.

n der Podiumsdiskussion (v.l.): Benjamin Lichte, Projektleiter Paderborner Senioreninitiative e.V., Tobias Stochl, Quartiersmanager AWO Kreisverband Paderborn e.V., Christiane Boschin-Heinz, CDO Stadt Paderborn, Moderatorin Janine Brandt, Dr. Bastian Pelka, Vertretungsprofessor Lehrstuhl Rehabilitationssoziologie TU Dortmund, und Michaela Weigel, Sachgebietsleiterin der Koordinationsstelle für Inklusion und Integration der Stadt Paderborn.

n der Podiumsdiskussion (v.l.): Benjamin Lichte, Projektleiter Paderborner Senioreninitiative e.V., Tobias Stochl, Quartiersmanager AWO Kreisverband Paderborn e.V., Christiane Boschin-Heinz, CDO Stadt Paderborn, Moderatorin Janine Brandt, Dr. Bastian Pelka, Vertretungsprofessor Lehrstuhl Rehabilitationssoziologie TU Dortmund, und Michaela Weigel, Sachgebietsleiterin der Koordinationsstelle für Inklusion und Integration der Stadt Paderborn.

Im Livestream begrüßten Christiane Boschin-Heinz, CDO der Stadt Paderborn, und Janine Brandt, Moderatorin, die Zuschauer*innen und gaben einen kurzen Überblick über die knapp einstündige Veranstaltung. Der Einstieg in das Thema wurde schließlich durch eine Keynote von Dr. Bastian Pelka, Vertretungsprofessor am Lehrstuhl Rehabilitationssoziologie der TU Dortmund, gegeben. Dr. Pelka zeigte anhand von einem Bild, wie sich das Thema soziale Teilhabe über die Jahre hinweg historisch verändert hat. Auch die digitale Teilhabe habe sich verändert: Viele alltägliche Vorgänge passieren inzwischen fast ausschließlich digital. Dass einige Verträge, Formulare und auch Reservierungen entweder ausschließlich oder zumindest deutlich einfacher online aufgerufen werden können, schließe einige Gruppen aus. Diese typische Offliner*innen machen 12% aller Menschen in Deutschland aus. Diese Menschen können, so Dr. Pelka, nicht an der Gestaltung der Gesellschaft von morgen teilnehmen. Auch soziale Kontakte finden heutzutage viel über Social Media statt. Besonders wichtig sei deswegen das Bilden von inklusiven Lernorten spezifisch für diese exkludierten Gruppen. Auch lokale Kooperationen mit Bibliotheken, Senioreneinrichtungen und anderen sozialen Einrichtungen können dabei helfen, die Digitalisierung zu den sogenannten Peers zu bringen und Tools, wie Erklärvideos und technische Hilfen, an die Menschen heranzutragen.
Christiane Boschin-Heinz, CDO Stadt Paderborn, gab einen kurzen Einblick in die derzeitigen Aktivitäten der Stabsstelle Digitalisierung: Momentan befände man sich mitten im Digitalisierungsprozess. Durch Förderprogramme konnten schon viele Impulse gesetzt werden, Pilotprojekte entstanden und Kooperationen wurden gebildet. Auch neue Projekte wurden bereits angestoßen. Ein besonders für die Bürger*innen wichtiges Projekt sei „Mein DigiPort“ – das Serviceportal der Stadt Paderborn. „Auf unserer Agenda ist zum einen die Bürgerservices auszubauen und zu verbessern“, so Boschin-Heinz. Die Nachfrage zeige, dass die Verwaltung genauso digital sein müsse, wie andere Onlineservices. „Und das zweite Thema ist die Transformation der Verwaltung nach innen: Wie kriegen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitgenommen, damit diese das Thema auch treiben und alle Facetten bedenken.“

Michaela Weigel, Sachgebietsleiterin der Koordinationsstelle für Inklusion und Integration der Stadt Paderborn, erklärte mit Blick auf die Barrierefreiheit im Netz, dass für die Website paderborn.de schon kleine noch notwendige Änderungen vorgenommen werden und im Laufe der Zeit würden auch noch die weiteren städtischen Websites entsprechend angepasst. Barrierefrei bedeutet für die Websites, dass sie beispielsweise optisch die richtigen Kontraste haben, über eine leichte Sprache und eine Navigation verfügen und zukünftig auch in Gebärdensprache verfügbar sind. Frau Weigel verwies auch darauf, wie bedeutend es sei, den persönlichen Kontakt zu halten und trotz aller Angebote auch diesen Kommunikationskanal nicht zu verlieren: „Wir müssen auf die Menschen zugehen und nicht warten bis sie zu uns kommen.“

Benjamin Lichte, Projektleiter der Paderborner Senioreninitiative e.V., berichtete schließlich aus der Praxis. Die Senioreninitiative hat mehrere Projekte, die mehr oder weniger ineinander greifen: Das „Café Tralala“ bietet als Wohnzimmer für Jung und Alt den Erfahrungsort für das Digitalisierungsprojekt „Einfach genial, im Alter digital“. Die ältere Zielgruppe kann hier junge Menschen treffen, um sich das notwendige technische Wissen vermitteln zu lassen. Schüler*innen aus der Oberstufe des Goerdeler Gymnasiums kommen einmal in der Woche in das Café, das so Generationen verbindet. Denn gerade im Alltag würde deutlich wie stark die Digitalisierung die Senior*innen beschäftigt, so Lichte: Oft würde die Hilfe im Café nicht ausreichen, sondern auch eine Hilfe zuhause benötigt: „Wir müssen die Zielgruppe in ihrem Sozialraum abholen.“
Dem stimmte auch Tobias Stochl, Quartiersmanager des AWO Kreisverbands Paderborn e.V., zu. „Die Leute haben Berührungsängste in einen Kurs zu gehen und brauchen eigentlich eine eins-zu-eins-Betreuung“, berichtete Stochl in Hinblick auf die Digitalkurse, die auch angeboten werden. Niemand solle merken, dass sie eventuell nicht wissen, wie etwas funktioniert. Mit den verschiedenen Quartiersgruppen und Begegnungsstätten versucht der AWO Kreisverband Paderborn e.V. Begegnungen zu schaffen und die Digitalisierung auch als Chance zu sehen, Menschen zusammenbringen zu können. Ein Projekt, das in der Pipeline ist, ist das „Digitalpaten-Projekt“, welches sogar kreisweit angelegt ist: Hier werden Ehrenamtliche ausgebildet, um digital exkludierten Menschen bei technischen Problemen zur Seite stehen zu können. Auf beiden Seiten, sowohl bei den Ehrenamtlichen, als auch bei den späteren Nutzer*innen, traf dieses Projekt, obwohl es noch nicht gestartet wurde, bereits im Vorfeld auf viel Anklang.
Dr. Bastian Pelka blickte am Ende der Veranstaltung nochmal als Außenstehender auf die Bemühungen in Paderborn und lobte die vorhandene Vielfalt an Ideen und Projekten. Er betonte, dass nicht nur ältere Menschen, sondern auch viele andere Gruppen digital exkludiert sind und die Digitalisierung als Querschnittsaufgabe in alle Gruppen auftritt. Man könne jedoch niemanden dazu zwingen die Digitalisierung als Chance für sich selbst zu sehen. Man müsse Anreize schaffen – bei allen Gruppen: „Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gelingt Menschen zu überzeugen, dass sie dort hinwollen und, dass sie für sich selber einen Mehrwert sehen“, wünscht sich Dr. Pelka für Paderborn. „Die digitale Gesellschaft ist ein wichtiger Ort, wo alle Menschen sein müssen.“

Als gemeinsamer Wunsch der Runde lässt sich festhalten, dass alle sich sehr gerne noch besser vernetzen möchten, um die Themen Digitalisierung und Soziale Teilhabe zu normalisieren, die Projekte auch flächendeckender einsetzen und von Synergien profitieren zu können.
Die Aufzeichnung des Livestreams ist weiterhin auf dem YouTube-Kanal der Stadt Paderborn unter https://www.youtube.com/watch?v=mZV5arn0Nis zu finden.

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