Spannende Egge-Exkursion des Fördervereins

Unterwegs im Revier des Regionalforstamtes Hochstift

Im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung waren rund 30 Mitglieder des Fördervereins im Naturschutzgebiet Egge-Nord als Teil des möglichen Nationalparks Egge unterwegs. Vier Förster stellten anschaulich nachhaltiges Waldmanagement im Staatswald vor.

Florian Bitter, Matthias Berndt, Andreas Bathe und Michael Elmer vom Landesbetrieb Wald und Holz (v. l.) nahmen sich viel Zeit, um alle Fragen zu beantworten. (Foto: M. Wessels)

Florian Bitter, Matthias Berndt, Andreas Bathe und Michael Elmer vom Landesbetrieb Wald und Holz (v. l.) nahmen sich viel Zeit, um alle Fragen zu beantworten. (Foto: M. Wessels)

Wälder erfüllen eine Vielzahl an Funktionen. In Zeiten des Klimawandels stellen sie eine wichtige Kohlenstoffsenke dar, bieten einen Lebensraum für zahlreiche Pflanzen-, Tier- und Pilzarten und liefern zudem den vielseitig nutzbaren, nachhaltigen Rohstoff Holz. In Nordrhein-Westfalen sind mehr als 70 Prozent der ca. 118.000 Hektar Staatswaldfläche als Landschafts- oder Naturschutzgebiete bzw. FFH- oder Vogelschutzgebiete ausgewiesen.

Gut informiert unterwegs im Naturschutzgebiet Egge-Nord: Förster vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW mit Mitgliedern des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge (Foto: K. Blaschke/C. Viotto)

Gut informiert unterwegs im Naturschutzgebiet Egge-Nord: Förster vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW mit Mitgliedern des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge (Foto: K. Blaschke/C. Viotto)

Das Regionalforstamt Hochstift ist eines von 16 Forstämtern des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. Forstfachlich zuständig für die Kreise Paderborn und Höxter wird es auch als Buchenforstamt bezeichnet, wachsen hier in der Egge doch die meisten Buchen des Landes. Bei einer gemeinsamen Exkursion erläuterten der Leiter des Teams Waldnaturschutz Michael Elmer, der Fachgebietsleiter des Landeseigenen Forstbetriebes im Forstamt Matthias Berndt sowie die Revierförster Andreas Bathe und Florian Bitter den rund 30 Mitgliedern des Fördervereins die sozial und ökologisch nachhaltige Waldbewirtschaftung im Egge-Staatswald. „Wir freuen uns über das Interesse an unserer Arbeit. Gern begleiten wir den aktuellen Nationalpark-Dialog durch Sachinformationen konstruktiv und neutral hier in der Region“, sagte Matthias Berndt gleich zu Beginn der Exkursion.

Als Lieferant des Rohstoffs und Energieträgers Holz habe der Wald eine wirtschaftliche Bedeutung, so Matthias Berndt. Zugleich erfülle der Wald wertvolle Erholungs- und Schutzfunktionen und ist dabei gerade auch für die biologische Vielfalt unersetzlich. „Unsere Försterinnen und Förster arbeiten an einer modernen nachhaltigen Bewirtschaftung des Staatswaldes. Holznutzung und Schutz- und Erholungsleistungen werden aus einer Hand erbracht.“ Der Landeseigene Forstbetrieb sei gegenwärtig nach den Standards beider großer Forstzertifizierungssysteme (PEFC und FSC) zertifiziert. Eine Maßnahme, die beispielsweise der PEFC-Standard fordert, sei es, Biotopbäume auszuweisen und mehr Totholz im Wald zu belassen. Mit „Xylobius“ habe der Landesbetrieb Wald und Holz NRW ein eigenes Programm zur Förderung von Totholz und Biotopbäumen auf den Weg gebracht. Zudem werde im PEFC-zertifizierten Wald nicht mehr Holz geschlagen, als nachwachse und auch ein FSC-Zertifikat bestätige die vorbildliche Bewirtschaftung der Wälder in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht.

Wie Florian Bitter aufzeigte, sind in der Egge vor allem Buchenwälder dominant. Dabei kämen unterschiedliche Buchenwaldtypen vor. Beispielsweise wachse auf dem Egge-Osthang, den kalkhaltigen Böden der Egge-Vorberge sowie in Teilen der Südegge flächig Waldmeister-Buchenwald. Wie naturnahe und nachhaltige Wiederbewaldung aussehen kann, erklärte Andreas Bathe am Beispiel einer kleinen Fläche im Naturschutzgebiet Egge-Nord. Hier sei die Fichte abgestorben. Man setze nun auf klimastabilere Baumarten als Mischwald, pflanze neu. Doch die Natur helfe sich auch selbst. So stünden in unmittelbarer Nähe gesunde, samenproduzierende Bäume. Bei günstigen Bedingungen keimten die Samen der Altbäume.

In Wildnisentwicklungsgebieten findet keine Holznutzung mehr statt. Die natürlichen Prozesse sollen in diesen Waldarealen möglichst ungestört durch menschliche Nutzung ablaufen. (Foto: M. Wessels)

In Wildnisentwicklungsgebieten findet keine Holznutzung mehr statt. Die natürlichen Prozesse sollen in diesen Waldarealen möglichst ungestört durch menschliche Nutzung ablaufen. (Foto: M. Wessels)

Wie der Waldpflegeplan Naturerbe Buchenwälder OWL umgesetzt wird, erfuhren die Teilnehmenden im Revier von Andreas Bathe. Die Naturerbe Buchenwälder OWL repräsentieren in ihrer naturräumlichen Ausstattung in besonderer Weise die mitteleuropäischen Buchenwälder. In Waldpflegeplänen sind alle für ein Waldgebiet wichtigen Informationen über Pflanzen und Tiere enthalten. Daraus lassen sich dann Empfehlungen für die künftige Pflege und Entwicklung ableiten. Im Waldnaturschutzgebiet Egge-Nord erfasst Förster Bathe sogenannte Habitatbäume, also alte stehende Bäume, lebend oder tot, mit Baumlöchern, Höhlen, Astgabeln oder auch Rindenritzen. „Diese besonderen Bäume zeichnen sich durch ihre einzigartigen Eigenschaften aus, die verschiedenen Arten Unterschlupf und Nahrung bieten“, so Förster Bathe. Bei der Holzernte werde dann sehr sorgsam auf diese Bäume geachtet. „Wenn wie im vergangenen Winter die Böden zu nass sind und langanhaltender Frost ausbleibt, holen wir die Stämme nicht raus. Das würde sonst die Böden zu sehr schädigen.“

 Michael Elmer verwies in diesem Zusammenhang auf ein Forschungsprojekt mit dem Titel „Biodiversität und Kohlenstoffspeicherung in Wäldern unterschiedlicher Nutzungsintensität (BiCO2)“. Dies helfe die Zusammenhänge zwischen forstlicher Nutzung, Artenvielfalt und Kohlenstoffspeicherung im Wald besser zu verstehen, so der Projektleiter bei Wald und Holz NRW. „Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass im Rahmen einer nachhaltigen Nutzung der Wälder durch die Wahl standortgerechter und überwiegend standortheimischer Baumarten das Belassen von Biotopbäumen und eine bodenschonende Bewirtschaftung sowohl der Kohlenstoffspeicher als auch die Biodiversität im Wald gestärkt werden können.“

Nach der mehr als dreistündigen Egge-Exkursion waren sich alle Teilnehmenden einig: Die besondere Begeisterung für den Naturwald war bei allen Förstern spürbar. Fördervereinsvorsitzender Hans Jürgen Wessels fasste es so zusammen: „Unser Engagement gilt der Ausweisung der Egge als Nationalpark. Unabhängig davon wissen wir den Wald bei Ihnen in besten Händen.“

www.egge-nationalpark.de