Kreis Lippe. Rund 170.000 Tonnen Mischgut wurden seit 2009 für den Neubau oder die Sanierung von insgesamt 278 Kilometern Kreisstraße verbaut. Bei den verschiedenen Bauvorhaben im Zuge des Straßenunterhaltungsvertrages kommt allerdings nicht nur „neues“ Rohmaterial zum Einsatz, sondern auch recycelte beziehungsweise wiederaufbereitete Baustoffe. Ausgangsmaterial ist dabei größtenteils Asphalt, der in verschiedene Kategorien eingeteilt und für die Wiederverwertung in Asphaltgranulate aufbereitet wird. Diese Granulate können dann neuem Mischgut zugeführt und anschließend in einem fest definierten Rahmen wiederverwendet werden. „Die dafür notwendige Wiederaufbereitung erfolgt direkt bei uns im Betrieb und beinhaltet selbstverständlich auch verschiedene Prüfverfahren, um eine gesicherte Qualität des Materials zu gewährleisten“, erklärt Rolf Schiewe, Geschäftsführer der Schiewe GmbH & Co. KG. Der Familienbetrieb mit Hauptsitz in Detmold-Loßbruch ist mit seinen Steinbrüchen und dem dazugehörigen Asphaltmischwerk der größte Zulieferer für die Straßenbauprojekte des Kreises Lippe.
Bei etwa 20 Prozent des Materials, das durch das Unternehmen Schiewe in Detmold aufbereitet wird, handelt es sich des Weiteren um sogenannten gütegeschützten Recyclingbaustoff. Er wird aus Material gewonnen, welches von Straßensanierungsmaßnahmen oder Gebäudeabbrüchen stammt und größtenteils zu Frostschutz- und Schottertragschichten wiederaufbereitet wird. „Durch den Einsatz dieser verschiedenen Baustoffe haben wir nicht nur nachhaltig kostbare Ressourcen geschont, sondern seit 2009 auch knapp zwei Millionen Euro eingespart. Für uns in Lippe ist es selbstverständlich, auch in puncto Straßenbau im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes zu agieren“, erklärt Landrat Friedel Heuwinkel. „Dass wir als Kreis im Zuge des Straßenunterhaltungsvertrages eine solche Menge an Recyclingbaustoffen einsetzen, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Fast alle großen Straßenbauprojekte auf Landesebene werden beispielsweise komplett ohne dieses Material umgesetzt, stattdessen wird neues Rohmaterial verbaut“, erläutert Rainer Huneke, Leiter des Eigenbetriebs Straßen des Kreises Lippe, der kürzlich gemeinsam mit Landrat Friedel Heuwinkel auf Einladung die Firma Schiewe besuchte. Hier zeigte der Unternehmer den Gästen riesige Materialberge,die eigentlich bereit zur Wiederaufbereitung wären. „Es ist aber einfach so, dass wir zwar große Mengen an Altmaterial angeliefert bekommen, aber nur sehr wenig davon in wiederaufbereiteter Form wieder abgenommen wird. Dies führt in vielen Fällen dazu, dass hier einige tausend Tonnen Material ungenutzt lagern, bis die gesetzlich festgeschriebenen Kapazitätsgrenzen erreicht sind. Dann bleibt uns als Unternehmen nichts anderes übrig, als beispielsweise die kohlenteerhaltigen Bitumengemische zu einer Enddeponie oder in die thermische Verwertung zu verbringen“, beschreibt Rolf Schiewe die Situation.
Er würde sich daher wünschen, dass auch andere Akteure dem Beispiel des Kreises beim Einsatz von wiederaufbereiteten Baustoffen folgen würden, „denn die Entwicklung zeigt mir und auch anderen Kollegen aus der Branche, dass die Menge des angelieferten Altmaterials durch große Bauprojekte in den nächsten Jahren kontinuierlich weiter steigen wird“, fasst Schiewe zusammen.
Foto: Halten den Rohstoff in den Händen; Landrat Friedel Heuwinkel, Rolf Schiewe und Rainer Huneke vor einem riesigen Berg von Material, das auf seine Wiederverwendung wartet; © Referat Landrat Kreis Lippe