67 Männer und Frauen kandidieren für den Integrationsrat

Gütersloh. Wenn das kein Rekord ist: Verglichen mit der Wahl zum Integrationsrat 2014 ist die Anzahl der Kandidaten und Kandidatinnen, die sich am 13. September zur Wahl stellen, um fast 180 Prozent gestiegen. 67 Männer und Frauen aus 17 Nationen treten an, um die Stimmen des internationalen Güterslohs vernehmbar zu machen und Integration zu fördern. Die Frauenquote steigt sogar um 220 Prozent im Vergleich zu 2014: Fast 50 Prozent der Kandidaten sind weiblich. Gewählt werden sie von den ausländischen Gütersloher Mitbürgern und Mitbürgerinnen ab 16 Jahren. Briefwahl ist möglich.

Rekordverdächtig: 67 Männer und Frauen kandidieren für den Integrationsrat

Rekordverdächtig: 67 Männer und Frauen kandidieren für den Integrationsrat

„Wir hoffen, dass sich das erfreuliche Engagement der Kandidaten auch in der Wahlbeteiligung spiegelt,“ sagt Frank Mertens, Integrationsbeauftragter bei der Stadt Gütersloh. Er selbst, so wird auch im Gespräch mit Kandidaten der verschiedenen Listen immer wieder bestätigt, hat im Vorfeld viel persönliche Überzeugungsarbeit in den Vereinen und Gruppen geleistet, immer wieder die Bedeutung des Integrationsrates und die Möglichkeit zur Mitgestaltung kommunalpolitischer Arbeit in diesem Gremium dargestellt, das den Status eines Beirats hat. Jetzt komme es darauf an, dass über Medien, vor allem aber auch im direkten Kontakt die Informationen über die Wahl, den Integrationsrat und seine Funktionen zu den Adressaten kommen, sagt Mertens. Ein eigener Instgram-Account ist eingerichtet, für die Übersetzung der Fakten wird gesorgt, aber Mertens kann sich auch auf die Kandidaten und Kandidatinnen verlassen.

Sie sind hoch motiviert und haben sich ihre Kandidatur gut überlegt. Zum ersten Mal tritt eine eigene polnische, eine eigene russische und eine eigene rumänische Liste zur Wahl an – die Ereignisse der letzten Wochen, die Diskussion um die Situation der Werksarbeitnehmer bei Tönnies haben nicht nur bei den Rumänen in Gütersloh diese Entwicklung forciert. Sie haben – das bestätigen auch die anderen Kandidaten, die auf der Internationalen, der türkischen Vereinsliste, der Liste der Aramäer-Assyrer und der griechischen Liste kandidieren – die Sensibilität für die Situation ausländischer Mitbürger in Gütersloh noch einmal gestärkt, auch bei denen, die hier geboren, aufgewachsen und seit langer Zeit hier leben. „Sprache,“ sagt zum Beispiel Diana Didilica, wenn sie nach den Zielen für die Integrationsratsarbeit der nächsten fünf Jahre gefragt wird. Die Rumänin weiß, dass der Spracherwerb für ihre Landsleute, aber auch für alle anderen Migranten nicht einfach ist, wenn sie nach einem langen Arbeitstag erfolgen soll. Sprachförderung, die diese Voraussetzungen berücksichtigt, ist daher ein Projekt, für das sie sich einsetzen will. 

Die Menschen, die sich in Gütersloh niedergelassen haben, weil sie hier Arbeit gefunden haben, hat auch Mayuri Schindler im Blick. „Dass die Menschen mit Migrationshintergrund an allen Informationsflüssen teilhaben können,“ ist ihr ebenso wichtig wie die Bindung von Arbeits- und Fachkräften an den Standort Gütersloh. Wie sie und die meisten der Kandidaten und Kandidatinnen spricht Markus Akbaba einen Aspekt an, der die Arbeit des neuen Integrationsrates prägen könnte: die Vernetzung untereinander, Aufmerksamkeit für die Belange der anderen wie zum Beispiel der Geflüchteten, denen sich Hossein Ali Ahmadi verbunden fühlt. Er selbst kommt aus Afghanistan, kandidiert nun für die Internationale Liste und nennt Bildung und Ausbildung als wichtiges Thema, das alle angeht. Auch die stimmen hier zu, die seit langem hier leben wie Irina Scheidt und Irina Schubina vom russischen Verein Wasilissa. Der Verein sei sehr aktiv, sagen sie, aber doch wüssten viele Menschen nicht, „dass wir existieren“. Und wieder wird auch hier „Vernetzung“ genannt, Austausch und lernen voneinander. „Hier ist die Schule, über die man in die Politik eintritt,“ sagt Adnan Genc, selbst langjähriges Integrationsratsmitglied. Auch das ist eine Funktion, die dieses Gremium ausfüllen kann. Umso wichtiger ist die „Rückendeckung“ durch eine gute Wahlbeteiligung. Bei den Kandidaten und Kandidatinnen, die beim „Warm up-Gespräch“ ihre Motivation und Ziele geschildert haben, dürfen wir sicher sein, dass sie mit aller Kraft dafür werben werden.
Alle Informationen zur Integrationsratswahl unter www.wahlen.guetersloh.de

 

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