Jericho – Älteste Stadt der Welt?

Neue Sonderausstellung „Leben am Toten Meer“ ab 24. Juli im LWL-Museum in der Kaiserpfalz

Paderborn . Die Wurzeln Jerichos reichen zurück bis 10 000 v. Chr.. Aber ist der Ort in den Palästinensischen Autonomiegebieten tatsächlich die älteste Stadt der Welt? Dieser und weiteren Fragen geht die Sonderausstellung „Leben am Toten Meer“ vom 24. Juli bis 15. November im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn auf den Grund. Mit einer Rekonstruktion des ältesten Turmbaus der Welt und jahrtausendealten Zeugnissen vom Leben ihrer Bewohner zeigt die Schau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Geschichte Jerichos zum Greifen nah.

Kiste mit eisenzeitlichen Scherben der britischen Archäologin Kathleen Kenyon.Foto: Archäologisches Museum der Universität Münster/Nieswandt

Kiste mit eisenzeitlichen Scherben der britischen Archäologin Kathleen Kenyon.Foto: Archäologisches Museum der Universität Münster/Nieswandt

Die Wurzeln Jerichos reichen nachweislich bis in die Jungsteinzeit, also bis 10.000 v. Chr., zu-rück. Heute präsentiert sich die archäologische Geschichte der Stadt mit 135 Fundplätzen als sehr reichhaltig. Ein in Jericho gefundenes Fayence-Fläschchen von besonders kunstvoller Herstellungsart oder eine Kiste mit eisenzeitlichen Scherben der britischen Archäologin Kathleen Kenyon sind wichtige Zeugnisse der Geschichte des Ortes. Kenyon hat durch ihre Ausgrabungen wichtige Erkenntnisse zur Geschichte Jerichos beigetragen. Die Geschichte ihrer Funde macht neugierig, gelangten doch einige über Umwege in das Archäologische Museum der Universität Münster, dem sie noch heute gehören. Andere werden in Oxford, London und Jerusalem verwahrt und sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Auch der älteste Turmbau der Welt begegnet dem Besucher in der Ausstellung „Leben am Toten Meer“: Ein Model zeigt Details seiner Konstruktion und diskutiert den Zweck seiner Erbauung vor rund 11.000 Jahren. Diente der Turm dem Schutz vor Hochwasser oder doch der Verteidigung im Fall eines feindlichen Angriffs? Dieser Turm einer Stadtmauer und zahlreiche Wohngebäude lassen Jericho als echte Stadt erscheinen – vielleicht die älteste Stadt der Welt.

Schon die Bibel erzählt die wundersame Geschichte vom Fall der Stadt, verursacht durch das Posauenspiel der Israeliten. Kann die Archäologie den biblischen Mythos bestätigen oder widerlegt sie ihn? Ausgrabungen zeigen, dass Jericho im Laufe seiner Geschichte tatsächlich mehrere Stadtmauern besessen hat, die immer wieder zerstört und neu aufgebaut wurden.

Schließlich können die Besucher der Sonderausstellung „Leben am Toten Meer“ im LWL-Museum in der Kaiserpfalz einen Blick auf die Bewohner der Stadt werfen. Wer waren sie und wie haben sie über tausende Jahre hinweg gelebt? Jungsteinzeitliche Lehmziegel, Schalen und Schmuck zeichnen ein Bild der ersten Bewohner Jerichos. Ein in Jericho entdecktes Fayence-Fläschen, benannt nach der außergewöhnlichen Handwerkskunst, gibt Auskunft über die frühen Handelswege der Stadt. Hergestellt um 1500 v. Chr. zeigt es erstaunliche Einflüsse ägyptischen Ursprungs.

„Sonderausstellung „Leben am Toten Meer“
Archäologische Fundstätten wie Jericho, Masada und Qumran sind weltberühmt. Trotzdem hat es weder in Deutschland noch in Europa bisher eine Ausstellung gegeben, die sich mit mehr als nur einem Teilaspekt dieser scheinbar lebensfeindlichen Region befasst hat. Das LWL-Museum in der Kaiserpfalz zeigt die Kulturlandschaft vom 24. Juli bis 15. November 2020 in Kooperation mit dem Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz erstmals als Ganzes.

 

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