Zirkus mal anders! Das OWL Journal wurde Opfer einer Welt des Horrors.
Bielefeld. Die Eingangstür des Zirkus des Horrors knallt zu und man steht im Dunkeln, nur das leichte, flackernde Licht lässt den Weg erahnen. Bereits nach wenigen Schritten weiß man, was als nächstes zu erwarten ist: Überall lauern lebende Tote, zwischen Gittern, welche mit schrillen Schreien, blutverschmierten Gesichtern und Kettensägen darauf warten ihr nächstes Opfer zu erschrecken.
Endlich im Zelt angekommen hat das Publikum sich um die runde Manege platziert und wartet gespannt auf die Eröffnung. Die meisten von den 1.400 Sitzgelegenheiten sind belegt. Währenddessen schleichen die Zombies aus dem Eingangsbereich zwischen den Lebenden umher und die Mönche führen die letzten Zuschauer zu ihren Plätzen. Das Licht geht aus, die Show beginnt: Vier dunkle Gestalten fahren einen Sarg auf die Bühne und erheben ihn, sodass er senkrecht aufgerichtet ist. Langsam öffnet sich die Klappe, die Spannung steigt. Man erkennt den alten Vampir, in seinem grauen Gewand und den dunklen Augen: Nosferatu (Giovanni Biasini) , der Moderator der Show, welcher von allen Artisten bei der Suche nach seiner geliebten Camilla unterstützt wird. Nach der Begrüßung des Zeremonienmeisters und einem kurzen Moment der Dunkelheit hat sich das Bühnenbild blitzschnell geändert. In der Mitte auf dem Bett wird der Exorzismus einer jungen Frau durchgeführt, welcher sich zu einer tollen, akrobatischen Show entwickelt! Zwar wird der darauffolgende Diabolokünstler nicht so dämonisch eingeleitet, bietet aber eine rasante Vorstellung, bei der man nicht weiß wo man hinsehen soll.
Eine bereits bekannte artistische Herausforderung stellt das Todesrad dar: Eine Stahlkonstruktion, die bis knapp unter die Zeltdecke reicht, mit zwei Rhönradrädern, welche durch ein Tragwerk miteinander verbunden sind. Doch diese nervenaufreibende Darbietung wird von den Artisten, Maik und Siegfried Sperlich, noch waghalsiger gestaltet, durch Seilspringen und verbundene Augen, ohne Sicherung auf dem rotierenden Rad!
Doch trotz der gesamten Showeinlagen überzeugte der schreckliche Clown Maleficus am meisten. Auch vor der Show, beim Schminken, lässt sich der Darsteller nicht aus der Ruhe bringen und wirkt fast schüchtern. Die Ruhe vor dem Sturm: Auf der Bühne glänzt er mit seinem makabren Humor und holt einen Zuschauer auf die Bühne, um ihn in dem Glauben zu lassen, Teil einer Wurfmessershowzu sein!
Selbstverständlich wurde niemand verletzt. Dies kann man über den Auftritt der norwegischen Gruppe „Pain Solution“ nicht so sicher behaupten, welche sich lange Nadeln vom Gesicht in die Arme sticht, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Selbst als der, im Ballettkostüm und Hasenohren auftretende, Künstler sich Fleischerhaken durch die Haut am Rücken stechen lässt, aufgehängt und durch das 13 Meter hohe Zelt gehangelt wird, verlieren die Artisten ihr Lächeln nicht.
Zirkus mal anders: Ein überaus spannender Abend mit vielen Eindrücken und Nervenkitzel! Der Zirkus gastiert bis zum 27. September 2015 in Bielefeld und hofft auf ein Widersehen in zwei Jahren, mit komplett neuer Show!
Fotos: © Benjamin Elbracht
Text: Paula Bednarczyk