Weltweit ältester Fund des Raubsauriers Torvosaurus in Westfalen

„Familientreffen“ der Dinosaurier im LWL-Museum für Naturkunde

Minden/Münster. Ein Forscherteam des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) entdeckte 1999 in der Nähe von Minden im Wiehengebirge Überreste eines 165 Millionen Jahren alten Raubsauriers. Experten untersuchten die gefundenen Bruchstücke mehrerer Zähne und des Schädelfragments. Seit diesem Jahr sind sich die Forscherinnen einig: Die Fundstücke sind die weltweit ältesten der Gattung Torvosaurus und gleichzeitig die ersten in Deutschland. Die Knochen des Torvosaurus sind Teil der paläontologischen Landessammlung des LWL-Museums für Naturkunde in Münster.

LWL-Museum für Naturkunde

Eine Lebendrekonstruktion des nächsten Verwandten von Torvosaurus, Wiehenvenator albati, befindet sich in der Ausstellung „Dinosaurier – Die Urzeit lebt!“ im LWL-Museum für Naturkunde. Foto: LWL, Steinweg

Schwierige Bestimmung
„1999 fanden die Kollegen Bruchstücke von mehreren Zähnen von der Größe einer Scheckkarte und auch ein zirka zehn Zentimeter langes Knochenfragment des Schädels“, so LWL-Dino-Experte Achim Schwermann. Da ausschließlich Bruchstücke des Skeletts vom Torvosaurus erhalten geblieben sind, war die Bestimmung besonders schwierig. Nach seiner Entdeckung wurde das Fossil von Oliver Rauhut, Konservator der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, genau analysiert. „Bei dem Fund handelt es sich um den ersten Beleg dieser Dinosauriergattung, die übersetzt ‚wilde Echse‘ heißt, in Deutschland. Bisher wurden unvollständige Überreste ausschließlich in den USA und Portugal gefunden“, erklärt Rauhut.

Erkennbar ist der urzeitliche Gigant an seiner Größe und den massiven Knochen – sein Gewicht wird auf bis zu zwei Tonnen geschätzt. Wie auch andere Raubsaurier bewegte der Fleischfresser sich auf seinen Hinterbeinen fort und besaß nur kurze Vorderläufe. Zur Zeit des Jura galten die europäischen Exemplare der Gattung Torvosaurus mit ihren Modelmaßen von bis zu zehn Metern Länge als größte Vertreter ihrer Gruppe, den theropoden Dinosauriern. Einzige heute noch lebenden Nachfahren dieser Gruppe sind die Vögel.

Wiehengebirge begeistert Forscher
Mit einer maximalen Gipfelhöhe von 320 Metern ist es nicht gerade als aufregendes Gebirge bekannt. Dennoch sorgt das Wiehengebirge besonders bei Paläontologen immer wieder für Begeisterung, da hier bereits zahlreiche Fossilien entdeckt wurden. Neben dem Torvosaurus-Exemplar besitzt das LWL-Museum in seiner Sammlung auch ein Exemplar von dessen „kleinem“ Bruder, dem „Wiehenvenator albati“. Die Fossilien des Wiehenvenators wurden nur wenige Meter entfernt von dem Torvosaurus-Exemplar im Wiehengebirge entdeckt. „Durch die Gebirgsbildung werden im Wiehengebirge eigentlich tieferliegende Schichten hochgedrückt – zu unserem Glück, denn so kommen wir überhaupt an diese fossilhaltigen Ablagerungen“, so Schwermann. „Dass hier zwei Raubsaurier gefunden wurden, ist absolut zufällig und eigentlich total unwahrscheinlich“, erklärt der Paläontologe.

Diese Schichten bildeten sich zur Zeit der Dinosaurier am Meeresboden, daher finden sich hier eigentlich Überreste von Bewohnern des Meeres. Die Exemplare von Wiehenvenator und Torvosaurus sind damals wahrscheinlich in Küstennähe gestorben, herausgeschwemmt und auf dem Meeresgrund von Schlamm bedeckt worden und so für die Nachwelt erhalten geblieben.

Dinosaurier-Enthusiasten können eine Lebend-Rekonstruktion vom Wiehenvenator, des nächsten Verwandten des Torvosaurus, in der Ausstellung „Dinosaurier – Die Urzeit lebt!“ im LWL-Museum für Naturkunde in Münster erkunden.

Fachartikel
Westfalen Rauhut, Oliver W.M., Achim H. Schwermann, Tom R. Hübner & Klaus-Peter Lanser: The oldest record of the genus Torvosaurus (Theropoda: Megalosauridae) from the Callovian Ornatenton Formation of north-western Germany. -Geol. Paläont. Westf. – Heft 93 (im Druck) – 14 Seiten http://www.lwl.org/wmfn-download/Geologie_und_Palaeontologie_in_Westfalen/GuP_Heft_93_14_Seiten.pdf

Eintritt: Kinder unter 18 Jahren frei, Erwachsene 7,50 Euro
Telefon 0251 591-6050 (Servicezeiten: Mo-Fr 8.30-12.30 Uhr, Mo-Do 14-15.30 Uhr).
Ort: LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Straße 285, 48161 Münster
Parken: Kostenpflichtige Parklätze (4 Euro) vorhanden. Kostenlose Parkplätze stehen in der Nähe, z.B. am Mühlenhof-Freilichtmuseum, zur Verfügung.

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