Auf dem Rücken der Tiere: EU-Kommission knickt vor der Agrarlobby ein

VIER PFOTEN: Es gibt eine Chance – Kommission kann Gesetzespaket für Tierschutz dem Parlament und Rat in wenigen Wochen vorlegen

Brüssel, Belgien/Hamburg, 13. September 2023 – Schlimmer hätte es nicht kommen können: In ihrer Rede zur Lage der EU hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die längst überfälligen ambitionierten Vorhaben der Union zur Verbesserung des Tierwohls völlig ausgeklammert. Für VIER PFOTEN ist offensichtlich: Die Kommission ist vor der mächtigen Agrarlobby eingeknickt. Trotz all der bekannten Missstände und dem enormen Handlungsbedarf ist sie anscheinend nicht zu Reformen bereit. Eine letzte Chance liegt nun unter anderem auch bei der Bundesregierung: Sie muss die EU-Kommission auffordern, mit einem ambitionierten Gesetzespaket voranzugehen. VIER PFOTEN fordert, dass sich Landwirtschaftsminister Cem Özdemir in Brüssel für ein besseres Leben für Tiere in der Landwirtschaft einsetzt.

„Das Lobbying der mächtigen Agrarindustrie auf dem Rücken der Tiere war offensichtlich erfolgreich und hat zu diesem verheerenden Kniefall geführt. Die EU-Kommission würde einen großen Fehler begehen, die derzeit unzureichenden Richtlinien für Tiertransporte, Tierhaltung und -schlachtung nicht zu verbessern. Die Kommission kann trotz der fehlenden Ankündigung die konkreten Gesetzesvorhaben in einigen Wochen dem EU-Parlament und dem EU-Rat vorlegen. Wir fordern Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und alle deutschen EU-Parlamentarier:innen auf, sich dafür einzusetzen, dass die EU-Kommission sich an ihr vorheriges Bekenntnis zum Tierschutz erinnert und entsprechend starke Entwürfe vorlegt. Es geht um viel, und es ist wirklich die letzte Chance, einem anständigen und humaneren Umgang mit fühlenden Lebewesen den Weg zu bereiten“, sagt Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung von VIER PFOTEN Deutschland. 

„Es geht um nichts weniger als das Schicksal von Milliarden von Tieren. Die Rede der EU-Kommissionspräsidentin ist aber auch ein Schlag ins Gesicht der europäischen Bürger:innen, die sich in sämtlichen Umfragen mit großer Mehrheit für mehr Tierschutz ausgesprochen haben. Dies wird auch die Landwirtschaft langfristig Vertrauen kosten“, ergänzt Jürgensen.

Auch die Vorhaben zur Kennzeichnung tierischer Produkte wurden außer Acht gelassen. Damit droht ein Bruch der Versprechen der EU-Kommission, die derzeitigen Richtlinien zum Tierschutz deutlich zu verbessern. Tierschutz war als Priorität eingestuft worden. Rüdiger Jürgensen: „Die Kommission hat selbst zugegeben, dass die bestehenden Richtlinien völlig überholt sind. Jahre der Konsultationen, öffentlichen Umfragen und Anhörungen, bei denen auch VIER PFOTEN und andere Tierschutzorganisationen eingebunden waren mit klaren Ansagen, wären also völlig umsonst gewesen!“

 

VIER PFOTEN: Einsatz für EU-Tiger-Leitfaden gegen illegalen Wildtierhandel

Hamburg. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat mit Unterstützung des tschechischen Umweltministeriums am 26. Juli erfolgreich ein weißes Tigerweibchen aus Tschechien in ihre TIERART Wildtierstation in Deutschland gebracht. Die einjährige Charlota war im vergangenen Jahr von den tschechischen Behörden von einer Privatperson beschlagnahmt worden, die Videos des seltenen weißen Tigers in den sozialen Medien veröffentlicht hatte. Die junge Tigerin ist eine von Tausenden von Großkatzen, die jedes Jahr dem kommerziellen illegalen Handel in Europa zum Opfer fallen.

Opfer des illegalen Tigerhandels: Tigerin Charlota hat in der TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN ein permanentes artgemäßes Zuhause gefunden. © VIER PFOTEN (Das Foto darf kostenfrei verwendet werden. Es darf nur für die Berichterstattung über den Inhalt dieser Pressemeldung genutzt werden.)

Opfer des illegalen Tigerhandels: Tigerin Charlota hat in der TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN ein permanentes artgemäßes Zuhause gefunden.
© VIER PFOTEN (Das Foto darf kostenfrei verwendet werden. Es darf nur für die Berichterstattung über den Inhalt dieser Pressemeldung genutzt werden.)

Die Haltung von Tigern ist in Tschechien nur mit ordnungsgemäßen Unterlagen zulässig, die die legale Herkunft und den Erwerb belegen. Nach den tschechischen CITES-Vorschriften müssen alle Tiger von der zuständigen regionalen Verwaltungsbehörde registriert und ihre Haltung von den zuständigen Veterinärbehörden genehmigt werden.

„Wir danken den tschechischen Behörden für ihr schnelles Handeln bei der Rettung von Charlota. Wir werden die Behörden weiterhin dabei unterstützen, nachhaltige und langfristige Lösungen für Tiger und andere Großkatzen zu finden, die in Tschechien und darüber hinaus in ganz Europa ein ähnliches Schicksal wie Charlota erleiden. Wildtiere gehören nicht in Hinterhöfe oder Privathäuser. Die grausame Ausbeutung von Großkatzen muss jetzt endlich ein Ende haben“, sagt VIER PFOTEN Vorstandsvorsitzender Josef Pfabigan.

Tigerhandel-Hotspot Tschechien

VIER PFOTEN hat 2018 geholfen, Tschechien als Drehscheibe für den illegalen Tigerhandel zu identifizieren, indem Transaktionen zwischen tschechischen Händler:innen und vietnamesischen Schmuggler:innen aufgedeckt wurden. Seitdem arbeitet VIER PFOTEN mit den Behörden zusammen, um gegen die kommerzielle Zucht und den Handel mit Großkatzen in und aus dem Land vorzugehen. Im Jahr 2021 trug VIER PFOTEN maßgeblich zum Entwurf eines EU-Tiger-Leitfadens bei, der einen solchen Handel in der Europäischen Union verbieten soll. Tschechien setzte sich gemeinsam mit der Slowakei bei den Expertentreffen der EU-Mitgliedstaaten für diese Initiative ein, was dazu führte, dass die Europäische Kommission den Leitfaden im April 2023 verabschiedete.

Der tschechische Umweltminister Petr Hladík (KDU-ČSL) sagt: „Seit 2018 haben wir strengere nationale Maßnahmen ergriffen, die den Handel und die Haltung von Tigern in Tschechien einschränken. Diese Maßnahmen haben zusammen mit den enormen Anstrengungen der Strafverfolgungsbehörden zu einem Rückgang dieses illegalen Handels geführt, aber es bleibt noch mehr zu tun, wie uns die Geschichte von Charlota zeigt. Eine der wichtigsten Möglichkeiten, um die Strafverfolgungsbehörden zu unterstützen und den illegalen Tigerhandel zu beenden, wäre daher die ordnungsgemäße Umsetzung der neuen EU-Leitlinien für den Tigerhandel in der EU-Wildtierhandelsverordnung, die den Handel mit Tigern auf legitime Zwecke zur Erhaltung der Art beschränkt.“

„Der EU-Tiger-Leitfaden wird, sofern er von den Mitgliedstaaten ordnungsgemäß umgesetzt wird, ein entscheidender Schritt sein, um den Handel mit in Gefangenschaft gehaltenen Tigern einzudämmen und ihre kommerzielle Ausbeutung, einschließlich des Privatbesitzes, zu unterbinden. Die durchwachsene Gesetzgebung in den europäischen Ländern vereinfacht den Kauf sowie den grenzüberschreitenden Handel mit Tigern. Dies führt dazu, dass die Tiere in den sozialen Medien präsentiert und als Status-Haustiere betrachtet werden. Um den illegalen Handel wirksam zu bekämpfen, ist ein umfassendes Verbot der kommerziellen Zucht und des Handels mit Tigern in Europa und in allen Mitgliedstaaten notwendig“, sagt Barbara van Genne, Direktorin der Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN.

Weiße Tiger werden oft aus kommerziellen Gründen gezüchtet

Entgegen einem weit verbreiteten Irrtum gehören weiße Tiger und Löwen zur selben Art wie ihre normal gefärbten Artgenossen. Ihr weißes Fell wird durch eine seltene rezessive Mutation verursacht, nicht durch Albinismus. Diese Mutation kommt zwar in freier Wildbahn vor, doch müssen beide Elternteile Träger sein. Daher sind weiße Tiger und Löwen in ihren natürlichen Lebensräumen selten. In Gefangenschaft sind sie jedoch aufgrund ihrer Attraktivität für Besucher:innen von kommerziellem Wert, was die Züchter:innen dazu veranlasst, gezielt Tiere zu züchten, die die rezessive Mutation tragen. Leider ist diese Praxis oft mit Inzucht verbunden, was sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere auswirkt. Wie auch im Fall von Charlota, leiden weiße Tiger und Löwen in Gefangenschaft häufig unter Wachstumsanomalien, zum Beispiel an schielenden Augen.

TIERART Wildtierstation

Die von VIER PFOTEN betriebene TIERART Wildtierstation in Maßweiler, Deutschland, bietet Großkatzen, die aus schlechten Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder privater Gefangenschaft gerettet wurden, ein artgemäßes Zuhause. TIERART beherbergt und versorgt zahlreiche heimische Wildtiere wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Hasen oder Igel. Im Jahr 2021 wurde auf dem Gelände der Wildtierstation die erste Auffangstation für verwaiste Luchse eröffnet. Viele der einheimischen Tiere, die bei TIERART aufgenommen werden, werden medizinisch versorgt und nach ihrer Genesung wieder in die Freiheit entlassen. Tiere, die nicht wieder ausgewildert werden können, und exotische Tiere wie Tiger finden ein dauerhaftes, artgemäßes Zuhause.

Ein Jahr COVID-19: Ursachen bekämpfen, nicht Symptome!

Offener Brief von VIER PFOTEN an WHO, FAO und OIE: Tierschutz in Pandemiepläne aufnehmen

Hamburg. Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ausbruch von COVID-19 offiziell zur Pandemie. Anlässlich des Jahrestages fordert die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN in einem offenen Brief an die WHO, die OIE (Weltorganisation für Tiergesundheit) und die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen), dringend Maßnahmen zum Tier- und Umweltschutz in ihre Pandemiepräventionspläne aufzunehmen. Nach Angaben eines Berichts des UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) aus dem Jahr 2020, haben 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten ihren Ursprung in Tieren, so auch COVID-19.

„Obwohl COVID-19 alle Facetten unseres Lebens völlig verändert hat, bekämpfen Institutionen und Regierungen weiterhin die Symptome, aber nicht die Ursache dieser zoonotischen Pandemie. Das eigentliche Problem ist die gestörte Beziehung zwischen uns Menschen, den Tieren und der Natur. Nur wenn weltweit konkrete Maßnahmen ergriffen werden, die Tierleid beenden, können zukünftige Zoonose-Pandemien verhindert werden. Wir fordern von den Verantwortlichen einen ganzheitlichen Ansatz, denn Tierschutz bedeutet auch Umweltschutz und Schutz der menschlichen Gesundheit“, sagt VIER PFOTEN Präsident Josef Pfabigan.

Von Massentierhaltung und Pelzfarmen zum Lebendtierhandel

Um zoonotische Pandemien in Zukunft zu verhindern, fordert VIER PFOTEN die WHO, OIE, FAO und die verantwortlichen Regierungen auf, sich nicht länger auf pharmazeutische Zwischenlösungen zu konzentrieren, während die eigentlichen Probleme rund um die Ausbeutung von Tieren nicht angegangen werden. Nachhaltige Lösungen, die mit dem Verbot von Pelzfarmen, Lebendtiermärkten, dem Wildtierhandel sowie dem Hunde- und Katzenfleischhandel beginnen, sind notwendig. Darüber hinaus muss laut VIER PFOTEN die Massentierhaltung beendet und die Reduktion des Fleischkonsums gefördert werden. Letzteres wird auch dafür sorgen, dass die Zerstörung von Lebensräumen und die Klimakrise nicht weiter angeheizt wird. Bislang hat die Vernachlässigung von Tier- und Umweltschutz auf Kosten des globalen Wachstums zu einem gefährlichen Ungleichgewicht geführt. Die Abholzung der Wälder hat die Grenzen zwischen menschlichen und tierischen Lebensräumen zusätzlich verschwimmen lassen, wodurch sich zoonotische Infektionskrankheiten einfacher auf Menschen übertragen.

Tickende Zeitbomben auf der ganzen Welt

Internationale Experten gehen davon aus, dass das neuartige Coronavirus von Wildtieren stammt und über einen tierischen Zwischenwirt, möglicherweise auf einem Lebendtiermarkt in Wuhan, China, auf den Menschen übergesprungen ist. Laut Recherchen von VIER PFOTEN sind Lebendtiermärkte meist völlig überfüllt und unterreguliert. Verschiedene Tierarten, wie Schuppentiere, Schlangen, Hunde und Katzen, werden unter unhygienischen Bedingungen gehalten, auf engstem Raum zusammengepfercht und brutal für ihr Fleisch geschlachtet. Diese Bedingungen führen bei Tieren zwangsläufig zu einem geschwächten Immunsystem, zur Übertragung von Krankheitserregern und schlussendlich zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, dass neue Infektionskrankheiten entstehen.

„Solche Bedingungen und Risiken finden wir aber nicht nur auf Lebendtiermärkten in Asien. Schweine und Hühner, die in Massentierhaltungen genauso grausam gehalten werden, haben sich bereits weltweit mit der Schweine- und Vogelgrippe infiziert. Millionen von Nerzen, die auf Pelzfarmen in Europa dahinvegetieren, haben sich mit COVID-19 angesteckt und Mutationen des Virus wieder zurück an Menschen gegeben. Solange wir Tiere so leiden lassen, werden auch wir Menschen unter den Folgen von Zoonosen wie COVID-19 leiden. Wir müssen jetzt handeln“, so Pfabigan.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Die offenen Briefe können Sie hier einsehen.

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Leckereien für Amsel, Meise und Drossel

© EGS | Stefan Knoepfer

© EGS | Stefan Knoepfer

Hamburg. Winter in Deutschland. Eis und Schnee haben das Land fest im Griff. Die meisten Wildtiere können sich gut auf die Kälte einstellen. Doch Meisen, Finken, Rotkehlchen oder Amseln haben es durch eine dicke Schneedecke nun schwer, Nahrung zu finden. Christian Erdmann, Wildtierexperte bei VIER PFOTEN und Geschäftsführer des Wildtier- und Artenschutzzentrums Hamburg/Schleswig-Holstein gibt Tipps, mit welchen selbstgemachten Leckereien Sie hungrige Vögel sattkriegen und wann Zufüttern sinnvoll ist.

Was schmeckt wem

Viele heimische Vögel, die bei uns überwintern, werden in der kalten Jahreszeit zu Vegetariern. Da Insekten im Winter rar sind, fressen Meisen, Finken, Amseln und Co. jetzt am liebsten nahrhafte Samen und Kerne. Buch- und Bergfinken mögen gerne Bucheckern. Doch bei Eis und Schnee kommen sie an die begehrten Saaten nicht heran. Amseln und Rotkehlchen sind Weichfutterfresser. Während sie im Sommer und Frühjahr hauptsächlich Jagd auf Insekten machen, schmecken ihnen im Winter vor allem Trockenfrüchte wie Rosinen, Äpfel und Beeren. „Je länger der Winter dauert, desto mehr sind natürliche Ressourcen wie Beeren von Weißdorn, Holunder, Vogelkirsche oder Schlehe aufgebraucht. Dazu macht die dicke Schneedecke es den Vögeln schwer, am Boden lebende Insekten zu finden. Deshalb ist es in langen und schneereichen Wintern sinnvoll, Futterstellen einzurichten“, sagt Christian Erdmann.

Vogelfutter selber machen

Die Herstellung von kleinen „Futterbomben“ ist gar nicht schwer und auch für Kinder ein Riesenspaß. Körnerfresser wie Meisen oder Sperlinge knabbern gerne an Knödeln aus Fett und Samen – doch gekauft befinden sich diese meist in umweltschädlichen Plastiknetzen, die schnell zur gefährlichen Falle für Vögel werden können. Zum Glück ist ein Meisenknödel schnell selbst gemacht. Das Rezept ist simpel: Alles was man braucht, sind Pflanzenfett, Samen und einen Blumentopf, eine Kokosnussschale oder einen ausgewaschenen Joghurtbecher. Als Saatenmischung bieten sich zum Beispiel Sonnenblumenkerne, Hanfkörner, Hirse, Mohn oder zerhackte Haselnüsse an. Für Weichfutter-Liebhaber wie Rotkehlchen, Amseln oder Wacholderdrosseln kann man Rosinen und anderes Trockenobst beimischen.

Vermengen Sie etwa zwei Teile des geschmolzenen Pflanzenfetts mit einem Teil der Samenmischung und geben Sie noch etwas Salatöl hinzu. Die geschmeidige Masse dann in den Blumentopf, Joghurtbecher oder Kokosnussschale füllen. Stecken Sie einen Ast in die Futtermasse und lassen Sie alles erkalten. „Am besten eignet sich ein verästelter Zweig oder man nimmt gleich zwei. So lässt sich der Futterbehälter später umweltfreundlich in einem Baum verkeilen“, rät Wildtierexperte Erdmann.

Ist das Futter fest, kann man die „Futterbombe“ kopfüber in einem Baum platzieren. „Wer viele Bäume mit knorriger Rinde im Garten hat, kann der Futtermischung auch etwas mehr Fett beimischen. So wird die Masse noch geschmeidiger und kann in Astlöcher, Spalten oder zwischen dicke Borken geschmiert werden“, empfiehlt der VIER PFOTEN-Experte.

Wasser nicht vergessen

Bei anhaltenden Minusgraden frieren nach und nach nicht nur Pfützen und Bäche, sondern auch größere Gewässer wie Seen zu. Für Vögel wird es dann zunehmend schwieriger, an frisches Wasser zu gelangen. „Man sollte für Vögel daher auch Frischwasserquellen in Schalen oder Töpfen bereitstellen. Das Wasser sollte so stehen, dass das Futter nicht nass wird. Nehmen Sie flache Gefäße und tauschen Sie das Wasser regelmäßig aus. Ist der Rand zu hoch, ist es schwierig für kleine Vögel an das Wasser zu kommen“, rät Erdmann.

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Amphibienwanderung auf Mindener Straßen

Minden. Autofahrer*innen sollten ab Mitte Februar besonders aufmerksam sein, denn auf einigen Straßen in Minden sind dann verstärkt Amphibienwanderungen zu beobachten. Die Stadt Minden will mit verschiedenen Maßnahmen zum Schutz dieser Tiere beitragen. Ziel dieser Schutzaktionen ist es, die zur Laichzeit wandernden Amphibien vor dem Straßentod zu retten. Im Gebiet der Stadt Minden sind verstärkt Wanderungen von Molchen, Grasfröschen und Erdkröten zu verzeichnen. Im Frühjahr wandern die Tiere aus ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern und kehren anschließend in die Sommerquartiere zurück.

Beschilderung_AmphibienwandBei ihren Wanderungen müssen die Amphibien meist Straßen überqueren und finden so oft den Tod. Daher sorgt die Stadt Minden bereits seit 1986 mithilfe der Errichtung von Straßensperren und der Kennzeichnung von Amphibienwanderungen durch das Aufstellen von Hinweisschildern im Bereich der Ortsteile Todtenhausen und Minderheide für die Sicherheit der Tiere.

In diesem Jahr wird die Stadt Minden folgende Maßnahmen zur Sicherung der Amphibienwanderung einrichten:

1. Aufstellung einer Straßensperre im nichtasphaltierten Bereich der Straße Nehrensbrink.

2. Aufstellung einer nächtlichen Straßensperre jeweils von 18 bis 7 Uhr an der Straße Torfweg.

Schutzzaun

Amphibienschutzzaun

3. Aufstellung von Amphibienschutzzäunen an der Straße Nordholz und an der Straße Weg nach Petershagen. Betreut werden die Zäune durch ehrenamtliche Helfer*innen.

4. Aufstellung einer Straßensperre, an der Straße „An der Spandau“ zur Sicherung des Amphibienwanderbereiches „Franzosenfriedhof Minderheide“.

5. Beschilderung mit dem Verkehrszeichen „Gefahrenstelle“ und dem Zusatzschild „Vorsicht, Krötenwanderung!“ an den Wanderbereichen „Franzosenweg“, „Graßhoffstraße“, „Nehrensbrink“, „Am Petersbach“ sowie „Düpestraße“.

Über diese Schutzmaßnahmen hinaus werden Autofahrer*innen gebeten, mit ihrem Kraftfahrzeug in der Nähe der mit Hinweisschildern gekennzeichneten Bereiche besonders vorsichtig zu fahren. Außerdem bittet die Stadt Minden hierbei auch verstärkt auf Helfer*innen der Naturschutzgruppen zu achten, die an den Schutzzäunen die Hilfsaktionen durchführen.

Hintergrundinformationen zur Amphibienwanderung

Kröten_Bild_Biologische-StaWenn ab Mitte Februar Temperaturen von fünf Grad und mehr erreicht werden, verlassen die dämmerungs- und nachtaktiven Kröten und Molche ihre Winterquartiere, die meist in der Nähe ihrer Laichgewässer liegen. Sie streben dann, vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit oder Regen, gezielt dem Teich oder Tümpel zu, in dem sie selbst einmal ihre Larvenzeit verbracht haben. Bei den Erdkröten werden nach sechs bis 14 Tagen Wasseraufenthalt die von der weiblichen Kröte abgelegten Eier vom Männchen besamt. Das Weibchen tritt dann den direkten Weg zum bis zu zwei Kilometer entfernten Sommerquartier an; die Männchen folgen nach einigen Tagen. Den Sommer verbringen die Tiere im Wald und vereinzelt auch in Gärten, wo sie als natürliche Schädlingsvertilger nützlich sind.

Bei dem Kamm-, Teich-, Berg- und Fadenmolch dagegen zieht sich das Balzspiel und die Laichabgabe über mehrere Wochen und Monate hin. Die Alttiere verlassen bald nach dem Ablaichen das Wasser. Die Kammmolche leben dann in dichter Vegetation in der Nähe von Gewässern und kommen meist nur nachts aus ihren Verstecken unter Holz und Steinen hervor, um Würmer, Schnecken, Insekten und Spinnen zu sich zu nehmen. Im Gegensatz zum Kammmolch wandern die drei anderen Molcharten weiter vom Laichgewässer weg, nämlich bis zu 400 Meter. Sie bevorzugen dabei feuchtes, vegetationsreiches Gelände und überwintern unter Baumstümpfen, Ästen, Steinen und in Erdlöchern. Fotos: Stadt Minden/Biologische Station.

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Verwaltungsgericht verpflichtet Kreisveterinäre Atteste auszustellen

Das Verwaltungsgericht Minden hat den Kreis Lippe im Dezember 2020 dazu verpflichtet, sogenannte Vorlaufatteste auszustellen. Statt den Tierschutz in den Blick zu nehmen, sollen die Kreisveterinäre nur tierseuchenrechtliche Aspekte bei Vorlaufattesten für Tiertransporte berücksichtigen. Drei hochtragende Rinder aus einem landwirtschaftlichen Betrieb in Lippe sollten per LKW und Schiff nach Algerien transportiert werden. Ohne ein Vorlaufattest darf ein Tier nicht zu einer Sammelstelle verbracht werden. Von den Sammelstellen – im Kreisgebiet Lippe gibt es keine – starten die Transporte ins Ausland. Für Landrat Dr. Axel Lehmann ist die Entscheidung des Gerichts nicht nachvollziehbar, wenn man Tierschutz ernst nimmt.

Kreis Lippe. Der Transport von Tieren über lange Strecken, insbesondere in Drittstaaten, wird seit Jahren in Tierschutzorganisationen und Veterinärbehörden diskutiert. Denn die Einhaltung und auch die Überprüfbarkeit der gesetzlichen Mindestanforderungen während des Transportes bis zum Bestimmungsort sind zweifelhaft. Videos und Fotos der Umstände dokumentieren schwere Verstöße gegen den Tierschutz. „Die Vorlaufatteste sind die Basis dafür, dass die Rinder transportiert werden dürfen. Vor dem Hintergrund der inzwischen hinreichend bekannten tierschutzwidrigen Voraussetzungen ist es nur schwer hinzunehmen, dass uns das Verwaltungsgericht verpflichtet, die Atteste auszustellen“, erklärt Ricarda Rottmann, die Leiterin des Fachgebiets Veterinärangelegenheiten und Verbraucherschutz beim Kreis Lippe. Lange Routen nach Nordafrika und auch in den Nahen Osten (Ägypten, Algerien, Armenien, Aserbaidschan, Irak, Iran, Kasachstan, Kirgisistan, Libanon, Libyen, Marokko, Syrien, Tadschikistan; Türkei, Tunesien, Turkmenistan, Usbekistan) sind eine Qual für die Tiere. Kontrollen von Tiertransporten belegen gravierende Mängel, wie beispielsweise fehlende Versorgungsstationen in Drittstaaten, Überschreitungen der maximalen Transportzeiten, unzureichende Versorgung der Tiere mit Futter und Wasser, sowie extreme Temperaturbedingungen während des Transportes. Daneben sind die Haltungs- und Schlachtbedingungen in den außereuropäischen Staaten als tierschutzrechtlich hochproblematisch einzustufen.

Ob ein Transport bis zum Bestimmungsort im Drittland tierschutzkonform durchgeführt werden kann, ist für den Veterinär vor Ort schwer zu überprüfen. Aus diesem Grund hat das Landwirtschaftsministerium NRW im Juli 2020 die zuständigen Behörden angewiesen, Tiertransporte über lange Strecken vorerst nicht mehr zu genehmigen. Auch in anderen Bundesländern gab es gleichlautende Erlasse. Nach dem Erlass des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist seit Juli 2020 von Abfertigungen langer Beförderungen, beispielsweise von Rindern in Drittländer, abzusehen. Begründet wird dies damit, dass eine rechtskonforme Durchführung von Straßen- oder Schiffstransporten in Drittländer nicht sichergestellt werden kann. Insbesondere jetzt, in der immer noch andauernden Corona-Pandemie ist es schwer einschätzbar, welche Einschränkungen an Häfen, Grenzübergängen wie auch in Drittländern selbst entstehen. Es fehlen valide Informationen zu den Transportrouten, den Versorgungsstationen und den Empfängern in den Drittländern. Vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen ist das Veterinäramt des Kreises Lippe davon ausgegangen, dass ein Transport nach Algerien nicht genehmigt werden kann und damit letztendlich auch der Transport der hochträchtigen Rinder zur Sammelstelle nach Niedersachsen unnötig sei.

Der Argumentation des Kreises ist das Verwaltungsgericht in Minden nicht gefolgt. Das Verwaltungsgericht hat in der Begründung ausgeführt, dass bei der Entscheidung über die Ausstellung eines Vorlaufattestes keine anderen als tierseuchenrechtliche Aspekte enthalten sein dürfen. Der Umstand, dass es dem Kreis Lippe bei der Verweigerung der Ausstellung des Vorlaufattestes um tierschutzrechtliche Ziele ging, blieb völlig unberücksichtigt. Somit werden der Kreis Lippe und seine Tierärzte dazu gezwungen, mit der Erteilung der tierseuchenrechtlichen Vorlaufatteste einen solchen Transport in Drittstaaten überhaupt erst zu ermöglichen und daraus folgende tierschutzrechtliche Aspekte zu ignorieren.

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BRAX ist garantiert pelzfrei: VIER PFOTEN begrüßt neues Mitglied im Fur Free Retailer Program

Hamburg/Herford. Die internationale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN heißt das große deutsche Modeunternehmen BRAX offiziell im Fur Free Retailer Program (FFR) willkommen. Mit seinem Beitritt sendet das Unternehmen ein wichtiges Signal für pelzfreie Mode und für den Tierschutz an die gesamte Branche. VIER PFOTEN fordert alle Modemarken, die noch Pelz verkaufen, dazu auf, dem positiven Beispiel von BRAX zu folgen und auf Echtpelz zu verzichten. 

Foto: © VIER PFOTEN, TIERART, Henri Schuh

Foto: © VIER PFOTEN, TIERART, Henri Schuh

„Pelz ist out. Ein Modeunternehmen, das auf Echtpelz verzichtet, geht nicht nur mit der Zeit, sondern setzt ein deutliches Zeichen gegen Tierqual“, sagt Denise Schmidt, Kampagnenleiterin bei VIER PFOTEN. „Wir freuen uns sehr, dass auch BRAX diesen Schritt gegangen ist und durch den Beitritt ins Fur Free Retailer Program einen positiven Beitrag für den Tier- und Umweltschutz leistet.“ „Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung sind für BRAX als Familienunternehmen integrale Bestandteile unserer Firmenphilosophie. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, unseren eigenen und den hohen Ansprüchen unserer Kundinnen und Kunden gerecht zu werden und uns aktiv für gute und sichere Arbeitsbedingungen sowie den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt in unserer Lieferkette einzusetzen“, so Alissa Sekulic, Head of Corporate Responsibility & Product Safety bei BRAX.

Pelz ist out: Immer mehr Modeunternehmen positionieren sich öffentlich gegen Tierleid und verbannen Echtpelz aus ihrem Sortiment. Bislang garantieren mehr als 1450 internationale Labels und Firmen mit der Mitgliedschaft im FFR, keinen Echtpelz mehr zu verwenden, darunter das Luxusmodehaus Prada und vertikale Anbieter wie H&M und Zara. Damit handeln diese Unternehmen im Sinne der VerbraucherInnen. Eine aktuelle VIER PFOTEN Umfrage bestätigt, dass 84 Prozent der Deutschen Echtpelz ablehnen. „Durch die Teilnahme am Fur Free Retailer Program zeigt BRAX, dass das Unternehmen Kundenwünsche respektiert und positioniert sich gleichzeitig als zukunftsorientierter, nachhaltiger Konzern“, so Denise Schmidt von VIER PFOTEN. Fur Free Retailer Program: Das FFR-Programm ist die weltweit führende Initiative, um pelzfreie Unternehmen mit Kunden zu vernetzen, die nach ethisch hergestellten Produkten suchen. Das Programm ist eine Initiative der Fur Free Alliance (FFA), die in über 40 Ländern der Welt aktiv ist. Die Allianz ist ein internationaler Zusammenschluss von über 50 Umwelt- und Tierschutzorganisationen, die sich gemeinsam für ein Ende der Zucht und Tötung von Tieren wegen ihres Fells einsetzen.

VIER PFOTEN: VIER PFOTEN setzt sich für ein pelzfreies Europa ein und ist offizieller Repräsentant des FFR-Programm in Deutschland, Österreich, Bulgarien, Südafrika und Australien. Die internationale Tierschutzstiftung bietet Unternehmen, die einen nachweislich pelzfreien Neustart anstreben, Unterstützung und Beratung an. Dazu steht VIER PFOTEN als Ansprechpartner und Vermittler beim öffentlichkeitswirksamen Beitritt zum internationalen FFR-Programm zur Verfügung.

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Demonstration für die Schließung aller Schlachthäuser

Bielefeld. Die Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) fordert am Samstag, den 25. Juli in Bielefeld den Ausstieg aus der Tiernutzung und die dauerhafte Schließung aller Schlachthäuser. Die Veranstaltung ist Teil einer jährlichen Demonstrationsreihe und findet bereits das fünfte Jahr in Folge in Bielefeld statt. Die Demonstration richtet sich gegen die Tierindustrie als Krankheitsfaktor, als Umweltbelastung und als Ort extremer Gewalt gegen Tiere und wird die unterschiedlichen Thematiken in den einzelnen Demoblöcken abbilden. Umweltgruppen wie Fridays for Future und Extinction Rebellion unterstützen die Veranstaltung. Das Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung, der Verein Fairleben e.V., Bielefeld Animal Save und die Hochschulgruppe VENGA beteiligen sich an der Planung. Als Redner sind unter anderem der heute vegan lebende ehemalige Metzger Peter Hübner und der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke angekündigt. Der Ablauf erfolgt unter Einhaltung der geltenden Hygieneauflagen, um das Einhalten der üblichen Mindestabstände und das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen wird dringend gebeten.
 
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Demonstration für die Schließung aller Schlachthäuser in Bielefeld. Foto :Animal Rights Watch e.V.

„Es gibt keinen Tierschutz, der den Namen verdient, solange wir Tiere nutzen“, so Angela Kruse vom Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung. Sie spielt damit nicht zuletzt auf die aktuelle Tierschutzpolitik an, in deren Rahmen die Kastenstände für Zuchtsauen, die seit Jahren geltendes Recht brechen, indem sie noch kleiner sind als erlaubt, jetzt übergangsweise legalisiert wurden. Der „rote Block“, welcher die Demonstration anführen soll, steht im Zeichen des Leides der Schweine. Der zweite Block soll Trauer tragen und sich Hühnern widmen, deren Leben in der Mast nur etwa 42 Tage dauert, wenn sie nicht an den Lebensbedingungen vorher sterben. Der „weiße Block“ thematisiert die Rolle der Tiernutzung für die Entstehung von Zoonosen, die Rolle von Schlachthäusern als Corona-Hotspots und die Rolle der Fleischproduktion für multiresistente Keime – eine weitere gravierende Gesundheitsgefahr. Im „grünen Block“ soll es um Erderwärmung und brennende Regenwälder gehen, zu denen die Tierindustrie ebenfalls einen bzw. den zentralen Anteil leiste. Der „blaue Block“ schließlich thematisiert das Artensterben, das etwa in den Ozeanen durch die Fischerei vorangetrieben wird, und nicht zuletzt das Leid der Fische, von denen die Menschheit „am Tag so viele tötet wie Menschen auf der Erde leben“, so Kruse.

 
„All das ist vollkommen unnötig“, ergänzt Simon Anhut, Kampagnenkoordinator bei ARIWA und Initiator der Bielefelder Demo, schließlich brauche ja kein Mensch tatsächlich Tierprodukte. Die Lösung liegt für den Aktiven von Animal Rights Watch auf der Hand: „Beenden wir die Tierzucht, schließen wir die Schlachthäuser, und gehen wir zu einer gesunden, umweltfreundlichen veganen Lebensweise über.“
 Die Demonstrationsreihe, die üblicherweise weltweit stattfindet, musste coronabedingt 2020 eingeschränkt werden. In Deutschland finden unter Sicherheitsvorkehrungen in neun Städten Demonstrationen statt.
 
 
Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) ist eine gemeinnützige Tierrechtsorganisation. ARIWA deckt die Zustände in der Tierindustrie auf und fördert eine tierfreundliche, vegane Lebensweise. Bundesweite Bekanntheit erlangte ARIWA durch die Veröffentlichung von Recherchen in Bio-Betrieben und Schweinezuchtanlagen und durch die Ausrichtung des „Vegan Street Day“ in Stuttgart und Dortmund. Zahlreiche politische TV-Magazine sowie viele Print- und Onlinemedien nutzen regelmäßig von ARIWA zur Verfügung gestelltes Bildmaterial.
 
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Illegale Tötung von Pekingenten in Rietberger Mastbetrieb: PETA erstattet Strafanzeige

Rietberg / Stuttgart. Gravierende Verstöße gegen Tierschutzgesetz aufgedeckt: PETA wurde Bildmaterial zugespielt, das tierschutzwidrige Zustände in einem Rietberger Entenmastbetrieb zeigt. Auf dem Videomaterial ist zu sehen, wie ein Mitarbeiter Pekingenten bei vollem Bewusstsein gegen Wände schleudert und mit einer Mistgabel erschlägt. Dieser sowie ein weiterer Mitarbeiter treten außerdem gegen kranke Enten, um sie zum Laufen zu bewegen. Das zugespielte Bildmaterial, das am 14.03.2020 exklusiv auch bei VOX in der Fernsehsendung „hundkatzemaus“ zu sehen war, zeigt noch weitere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz sowie gegen die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung: unbehandelte kranke Tiere, fehlende Krankenbuchten und tote Enten, die zu lange zwischen den Lebenden lagen. PETA erstattete daher Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen den Betrieb in Rietberg. Auch das Veterinäramt des Kreises Gütersloh wurde informiert.

Foto: Die Ermittler fanden tote und unbehandelte kranke Enten in der Mastanlage. / © PETA Deutschland e.V.

Foto: Die Ermittler fanden tote und unbehandelte kranke Enten in der Mastanlage. / © PETA Deutschland e.V.

„Die Brutalität, mit der die Mitarbeiter in dieser Mastanlage die Pekingenten behandeln, ist nicht nur grausam, sondern erfüllt auch mehrere Straftatbestände“, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung bei PETA. „Das Gesetz schreibt vor, dass kranke Tiere, deren Behandlung für den Betrieb unwirtschaftlich wäre, auch bei sogenannten Nottötungen zuerst betäubt werden müssen. Immer wieder decken Tierschützer derartige Verstöße in Mastbetrieben und Zuchtstätten auf. Nicht rentable Tiere werden als Verluste knallhart einkalkuliert. Das einzelne Tierleben zählt in der Tierindustrie nichts. Die fühlenden Lebewesen sind hier bloße Produktionseinheiten. Solche Vorgehensweisen sind üblich in der Massentierhaltung von sogenannten Nutztieren.“

Wie Puten und Hühner werden auch Enten in der Fleischindustrie dahingehend gezüchtet, in kürzester Zeit möglichst viel Brustfleisch anzusetzen. Ihre Muskeln und ihr Skelett kommen bei diesem Turbowachstum jedoch nicht mit. Viele Tiere fallen auf den Rücken und kommen aus eigener Kraft nicht mehr hoch. Sie verdursten oft qualvoll. In besagtem Betrieb in Rietberg traten die Mitarbeiter Rückenlieger so lange mit dem Fuß, bis manche Tiere wieder auf die Beine kamen und panisch weghumpelten.

Foto: © PETA Deutschland e.V.

Foto: © PETA Deutschland e.V.

Ein großes Problem in der Entenmast ist, dass es keine gesetzlich geregelten Haltungsvorschriften für die Tiere gibt. Für Pekingenten gelten das Tierschutzgesetz sowie die allgemeinen Bestimmungen der Tierschutznutztierhaltungsverordnung. Darin wird auf die ureigensten Bedürfnisse der Wasservögel allerdings nicht eingegangen. So gibt es beispielsweise nur Empfehlungen und freiwillige Vereinbarungen der Mäster, den Enten Wasser zur Verfügung zu stellen. In der Regel kommt in den Mastbetrieben das einzige Wasser jedoch nur tröpfchenweise aus Nippeltränken. So können die Tiere weder ihr Gefieder putzen noch ihr Sozialverhalten auf dem Wasser ausleben. Viele Mastenten haben ein völlig verdrecktes Gefieder und werden anfällig für Krankheiten.

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Freiwillige Feuerwehr Lemgo bereitet Störchen ein Nest auf Schloss Brake

Nordflügel ist wieder mit einem Wagenrad ausgestattet
Feuerwehr beim anbringen des Storchennest, Fotos: Landesverband Lippe

Feuerwehr beim anbringen des Storchennest, Fotos: Landesverband Lippe

Detmold. Die aktuellen Temperaturen lassen es erahnen: Der Frühling ist nicht weit, und mit ihm die Brutzeit der Vögel. Auf dem Dach des Nordflügels von Schloss Brake ist seit vielen Jahren ein Wagenrad montiert, das Störchen zu Nestbau und Aufzucht dienen soll. Dieses wurde nun von fünf engagierten Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Lemgo erneuert. Der Landesverband Lippe als Inhaber des Schlossgebäudes und Nutzer des Nordflügels hofft, dass sich tatsächlich in diesem Frühling ein Storchenpaar einfindet. Die Idee zur Montage des Wagenrades hatte vor vielen Jahren ein ehemaliger Mitarbeiter des Landesverbandes Lippe, Hans-Jürgen Schalski.

Er ging auf die Freiwillige Feuerwehr Lemgo zu und fragte, ob man nicht auf dem östlichen Giebel des Nordflügel-Dachs ein Wagenrad als „ Angebot an Storchenpaare“ montieren könne. Frank Hoppe, Brandoberinspektor der Stadt Lemgo und für Fahrzeuge und Technik bei der Freiwilligen Feuerwehr Lemgo verantwortlich, sagte sofort zu: „2002 haben wir das erste Rad gemeinsam mit einem Dachdecker installiert.“ Der östliche Giebel des Nordflügel-Dachs ist bei den Lemgoer Feuerwehrmännern beliebt, denn er eignet sich besonders gut für Übungen mit der Drehleiter: „Um an diesen Dachbereich mit der Drehleiter heranfahren zu können, muss das Fahrzeug exakt in die nordöstliche Ecke des Schlosshofes eingewiesen werden. Und die Drehleiter dann exakt zu der Position zu fahren, wo sich das Wagenrad befindet, ist eine Herausforderung.

Feuerwerhr Storchennest

Feuerwehr Storchennest

Deshalb machen wir hier jedes Jahr Übungen mit der Drehleiter – und kontrollieren dabei stets auch das Wagenrad.“ Bei ihrer Kontrolle im Sommer 2019 stellten Hoppe und sein Team fest, dass das Wagenrad nicht mehr sicher montiert war und nahmen es ab. Zusammen mit Jugendlichen, die aktuell ihren Bundesfreiwilligendienst bei der Freiwilligen Feuerwehr Lemgo absolvieren, wurde das Rad neu angestrichen, anschließend wurden zahlreiche Weiden-zweige in die Streben eingeflochten. Und dann rückte Hoppe mit seinen Kollegen Timo Kesting, Yannik Mallman, Christopher Gröne und Timo Bertelsbeck an, um das frisch überarbeitete Wagenrad per Drehleiter wieder an seine alte Position zu hieven und zu befestigen. „Die Drehleiter kommt hier schon an ihre Grenzen, viel höher hinaus können wir sie nicht mehr fahren“, sagte Hoppe. Arne Brand, Allg. Vertreter der Verbandsvorsteherin, dankte den Feuerwehrmännern herzlich für ihren ehrenamtlichen Einsatz: „Das Wagenrad lädt nun förmlich dazu ein, ein Nest zu bauen und Storchenjunge großzuziehen. Wir würden uns alle sehr freuen, wenn sich tatsächlich ein Storchenpaar einfinden und das Rad als Nest annehmen würde.“ Auch Hoppe ist gespannt, ob ihre Arbeit belohnt wird: „Wir werden regelmäßig vorbeischauen“, versprach er.

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Veterinäramt beschlagnahmt verwahrloste Schafherde in Bünde

Kreis Herford. Vergangenen Donnerstag (09.01.2020) haben Amtstierärzte des Kreises Herford im Rahmen einer Sofortmaßnahme 160 Schafe und 6 Ziegen abtransportiert und anderweitig untergebracht Ein Hinweis aus der Bevölkerung über eine Gruppe verwahrloster Schafe veranlasste die Kontrolleure die Herde zu suchen. Fündig wurde sie an zwei Weidestandorten in Bünde:

„Der Zustand der vorgefundenen Tiere war erschreckend: Nahezu alle Tiere wiesen einen schlechten bis sehr schlechten Ernährungszustand auf – mehrere Tiere waren völlig abgemagert. An beiden Standorten waren die Tiere von Räude befallen, erkennbar an großflächigem Verlust der Wolle und starkem Juckreiz. Viele Tiere hatten sich blutig gescheuert. Geschwächte Tiere mit aufgekrümmtem Rücken, geblähten Bäuchen und hochgradigen Lahmheiten waren weitere Auffälligkeiten“, so Dr. Tanja Hochstetter vom Veterinäramt des Kreises Herford.

Auch die Haltungsbedingungen waren unzureichend. Trotz anhaltend nasskalten Wetters stand den Tieren kein Witterungsschutz zur Verfügung und auf einer der Weiden fehlte die Wasserversorgung. „Zum Schutz der Tiere war die unverzügliche anderweitige pflegliche Unterbringung und fachtierärztliche Behandlung der Herde erforderlich. Besonders dankbar bin ich den Kolleginnen und Kollegen von der Klinik für kleine Wiederkäuer der Tierärztlichen Hochschule Hannover, die zeitnah zur Verfügung standen und die ambulante medizinische Versorgung der Herde übernommen haben,“ erklärt Hochstetter weiter. Der Abtransport der Tiere erfolgte mit Unterstützung erfahrener Schafhalter, einem professionellen Tiertransportunternehmen und der Polizei.Trotz der sofort eingeleiteten tierärztlichen Untersuchung und Behandlung sind vier der besonders geschwächten Jungtiere zwischenzeitlich verendet bzw. mussten euthanasiert werden. Die Tierkörper wurden zur pathologischen Untersuchung in das Veterinäruntersuchungsamt (CVUA OWL) nach Detmold gebracht.  „Bei zehn weiteren Tieren ist ebenfalls noch nicht sicher, ob sie überleben werden“, fasst Dr. Hochstetter weiter zusammen.

Das Veterinäramt ermittelt aktuell gegen verschiedene Personen, die für die Haltung und/oder Betreuung der Tiere verantwortlich gewesen sein könnten. Aufgrund der Schwere der Vernachlässigung und der damit verbundenen erheblichen Schmerzen, Leiden und Schäden bei den Tieren wird die Behörde Strafanzeige wegen Tierquälerei erstatten. Als weitere Maßnahme wird die Anordnung eines Tierhaltungsverbots gegen die verantwortliche(n) Persone(n) geprüft. 

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Tierheim erhält 2.100 Euro von BBF – Geld wird in neues Hundehaus investiert

Ein großes Herz für Tiere haben erneut die Besucher des Hundeschwimmens im Senner Waldbad bewiesen. 2.100 Euro erhält der Bielefelder Tierschutzverein aus den Erlösen des nunmehr dritten Hundeschwimmens der Bielefelder Bäder- und Freizeit GmbH (BBF).
Spendenübergabe, Foto: Stadt Bielefeld

Spendenübergabe, Foto: Stadt Bielefeld

Bielefeld. BBF- Geschäftsführer Hans- Werner Bruns, selbst Hundebesitzer, freut sich: „Die Veranstaltung zum Ende der Freibadsaison war wieder ein großer Erfolg. Wir haben auf das Eintrittsgeld komplett verzichtet und die Summe noch ein wenig aufgestockt.“ 369 Hunde und 711 Menschen hatten an der Veranstaltung am 14. September teilgenommen.

Den Erlös bekommt ,wie in den Vorjahren , das Tierheim in Senne. „Wir können das Geld gut gebrauchen, denn je nach Witterung wollen wir zügig mit der Gestaltung des Außenbereichs für die Hunde beginnen“, sagt Tierheimleiterin Anna Venzke. Diese Auslaufflächen befinden sich direkt an den künftigen Räumen des kernsanierten Hundehauses. Anpflanzungen und Sichtschutzwände sind geplant, damit die  Vierbeiner untereinander weniger Stress haben. Und für Interessenten auf zwei Beinen soll es im Freien eine Sitzecke geben, damit sie die Tiere beobachten und näher kennenlernen können.

„Beim Hundeschwimmen geht es in jedem Jahr zwischen den Tieren sehr friedlich zu. Jedes Jahr kommen viele begeisterte Hundebesitzer und auch Schwimmer ohne Hund steigen zum Saisonende ins Becken“, sagt BBF – Mitarbeiterin Carola Niebuhr. Die Menschen haben das Sport – und das Springerbecken für sich, während sich die Hunde im Nichtschwimmerbecken vergnügen. Mit Eintrittsgeld in Höhe von 1.476 Euro und zusätzlichen Spenden in Höhe von 575,77 Euro kamen in diesem Jahr 2050,77 Euro zusammen – die BBF hat dann noch aufgerundet. „Das Interesse der Besucher ist ungebrochen. In den vergangenen drei Jahren kamen so insgesamt 5.500 Euro für das Tierheim zusammen. Das Hundeschwimmen ist eine schöne Tradition geworden“, sagt Bruns. Auch 2020 soll das Hundeschwimmen wieder im Senner Waldbad stattfinden. „Wer mag, kann sich das voraussichtliche Datum, den 12. September 2020, schon jetzt im Kalender anstreichen.“

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2000 Schweine sterben bei Stallbrand in Rahden

PETA erstattet Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld

Rahden, Bielefeld, Stuttgart. Kein Entkommen: Vergangenen Mittwoch sind in Rahden etwa 2000 Schweine bei einem Stallbrand ums Leben gekommen. Die Tiere konnten nach Ausbruch des Feuers nicht rechtzeitig evakuiert werden. PETA hat nun bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld Strafanzeige gegen die Verantwortlichen erstattet. Angesichts der unzureichenden Brandschutzmaßnahmen wurde möglicherweise billigend in Kauf genommen, dass die Schweine qualvoll ersticken oder bei vollem Bewusstsein verbrennen. Die Tierschutzorganisation dankt den am Einsatz beteiligten Feuerwehrmitarbeitern und allen Helfern, die sich für die Rettung der Tiere eingesetzt haben. „Jedes Tier, das bei einem Stallbrand stirbt, wird grob fahrlässig getötet“, so Lisa Kainz, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA. „Der Brandschutz wird bei vielen Tierställen nicht ernst genommen. Außerdem: Wenn tausende Tiere in einem Stall eingesperrt sind, ist es schlicht unmöglich, Soforthilfe zu leisten. Dieses Risiko ist den Betreibern bewusst.“

PETA kritisierte in der Vergangenheit wiederholt die bestehenden Brandschutzverordnungen, da ein Schutz der Tiere so gut wie nicht geregelt ist. Zudem werden in der Praxis meist selbst diese unzureichenden Schutzmaßnahmen nicht umgesetzt. Durch eine kritische Lage der Löschwasserversorgung kommt es bei derartigen Bränden häufiger zu Zeitverzögerungen, die die Rettung der Tiere verhindern. Es ist noch zu ermitteln, ob dies auch beim aktuellen Einsatz der Fall war.

Tiere, die zu Ernährungszwecken gehalten werden, gelten als reine Produktionsgüter. Verbrennen oder ersticken sie bei einem Stallbrand, wird ausschließlich der entstandene Sachschaden berechnet. In der landwirtschaftlichen Tierhaltung bedeutet jedoch nicht nur ein Brandfall Leid und Tod. Ganz gleich, ob Rind, Schwein oder Huhn, ob konventionelle oder ökologische Haltung: Tiere als leidensfähige Lebewesen werden anhand ihrer Leistung und ihres Nutzens für den Menschen beurteilt. Für Fleisch, Milch und Eier werden sie ausgebeutet und getötet, obwohl sie ihr natürliches Lebensalter nicht annähernd erreicht haben. Kopfüber an einem Bein hängend wird ihnen im Schlachthaus die Kehle durchtrennt – Millionen Tiere sind dabei nicht ausreichend betäubt.

PETA Deutschland e. V. ist die größte Interessenvertretung vegan lebender Menschen in Deutschland und fordert eine moderne Definition der Grundnahrungsmittel. Bislang werden hierzu unter anderem Fleisch und andere tierische Produkte gezählt und dementsprechend günstiger besteuert. Aus ernährungsphysiologischer, ökologischer und tierrechtlicher Sicht sollten jedoch pflanzliche Eiweißquellen die Proteine für die menschliche Ernährung liefern. PETA fordert die Politik auf, tierische Produkte aus der Liste der Grundnahrungsmittel zu streichen und vegane Lebensmittel mit einem verminderten Steuersatz zu belegen. Veganer führen nicht nur ein gesünderes Leben, jeder Einzelne bewahrt auch bis zu 50 Tiere pro Jahr vor dem Tod in Tierfabriken, Schlachthöfen oder auf Fischerbooten. Mit dem kostenlosen Veganstart-Programm der Tierschutzorganisation gelingt der Umstieg auf eine rein pflanzliche Ernährung spielend leicht.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

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