VIER PFOTEN: Einsatz für EU-Tiger-Leitfaden gegen illegalen Wildtierhandel

Hamburg. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat mit Unterstützung des tschechischen Umweltministeriums am 26. Juli erfolgreich ein weißes Tigerweibchen aus Tschechien in ihre TIERART Wildtierstation in Deutschland gebracht. Die einjährige Charlota war im vergangenen Jahr von den tschechischen Behörden von einer Privatperson beschlagnahmt worden, die Videos des seltenen weißen Tigers in den sozialen Medien veröffentlicht hatte. Die junge Tigerin ist eine von Tausenden von Großkatzen, die jedes Jahr dem kommerziellen illegalen Handel in Europa zum Opfer fallen.

Opfer des illegalen Tigerhandels: Tigerin Charlota hat in der TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN ein permanentes artgemäßes Zuhause gefunden. © VIER PFOTEN (Das Foto darf kostenfrei verwendet werden. Es darf nur für die Berichterstattung über den Inhalt dieser Pressemeldung genutzt werden.)

Opfer des illegalen Tigerhandels: Tigerin Charlota hat in der TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN ein permanentes artgemäßes Zuhause gefunden.
© VIER PFOTEN (Das Foto darf kostenfrei verwendet werden. Es darf nur für die Berichterstattung über den Inhalt dieser Pressemeldung genutzt werden.)

Die Haltung von Tigern ist in Tschechien nur mit ordnungsgemäßen Unterlagen zulässig, die die legale Herkunft und den Erwerb belegen. Nach den tschechischen CITES-Vorschriften müssen alle Tiger von der zuständigen regionalen Verwaltungsbehörde registriert und ihre Haltung von den zuständigen Veterinärbehörden genehmigt werden.

„Wir danken den tschechischen Behörden für ihr schnelles Handeln bei der Rettung von Charlota. Wir werden die Behörden weiterhin dabei unterstützen, nachhaltige und langfristige Lösungen für Tiger und andere Großkatzen zu finden, die in Tschechien und darüber hinaus in ganz Europa ein ähnliches Schicksal wie Charlota erleiden. Wildtiere gehören nicht in Hinterhöfe oder Privathäuser. Die grausame Ausbeutung von Großkatzen muss jetzt endlich ein Ende haben“, sagt VIER PFOTEN Vorstandsvorsitzender Josef Pfabigan.

Tigerhandel-Hotspot Tschechien

VIER PFOTEN hat 2018 geholfen, Tschechien als Drehscheibe für den illegalen Tigerhandel zu identifizieren, indem Transaktionen zwischen tschechischen Händler:innen und vietnamesischen Schmuggler:innen aufgedeckt wurden. Seitdem arbeitet VIER PFOTEN mit den Behörden zusammen, um gegen die kommerzielle Zucht und den Handel mit Großkatzen in und aus dem Land vorzugehen. Im Jahr 2021 trug VIER PFOTEN maßgeblich zum Entwurf eines EU-Tiger-Leitfadens bei, der einen solchen Handel in der Europäischen Union verbieten soll. Tschechien setzte sich gemeinsam mit der Slowakei bei den Expertentreffen der EU-Mitgliedstaaten für diese Initiative ein, was dazu führte, dass die Europäische Kommission den Leitfaden im April 2023 verabschiedete.

Der tschechische Umweltminister Petr Hladík (KDU-ČSL) sagt: „Seit 2018 haben wir strengere nationale Maßnahmen ergriffen, die den Handel und die Haltung von Tigern in Tschechien einschränken. Diese Maßnahmen haben zusammen mit den enormen Anstrengungen der Strafverfolgungsbehörden zu einem Rückgang dieses illegalen Handels geführt, aber es bleibt noch mehr zu tun, wie uns die Geschichte von Charlota zeigt. Eine der wichtigsten Möglichkeiten, um die Strafverfolgungsbehörden zu unterstützen und den illegalen Tigerhandel zu beenden, wäre daher die ordnungsgemäße Umsetzung der neuen EU-Leitlinien für den Tigerhandel in der EU-Wildtierhandelsverordnung, die den Handel mit Tigern auf legitime Zwecke zur Erhaltung der Art beschränkt.“

„Der EU-Tiger-Leitfaden wird, sofern er von den Mitgliedstaaten ordnungsgemäß umgesetzt wird, ein entscheidender Schritt sein, um den Handel mit in Gefangenschaft gehaltenen Tigern einzudämmen und ihre kommerzielle Ausbeutung, einschließlich des Privatbesitzes, zu unterbinden. Die durchwachsene Gesetzgebung in den europäischen Ländern vereinfacht den Kauf sowie den grenzüberschreitenden Handel mit Tigern. Dies führt dazu, dass die Tiere in den sozialen Medien präsentiert und als Status-Haustiere betrachtet werden. Um den illegalen Handel wirksam zu bekämpfen, ist ein umfassendes Verbot der kommerziellen Zucht und des Handels mit Tigern in Europa und in allen Mitgliedstaaten notwendig“, sagt Barbara van Genne, Direktorin der Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN.

Weiße Tiger werden oft aus kommerziellen Gründen gezüchtet

Entgegen einem weit verbreiteten Irrtum gehören weiße Tiger und Löwen zur selben Art wie ihre normal gefärbten Artgenossen. Ihr weißes Fell wird durch eine seltene rezessive Mutation verursacht, nicht durch Albinismus. Diese Mutation kommt zwar in freier Wildbahn vor, doch müssen beide Elternteile Träger sein. Daher sind weiße Tiger und Löwen in ihren natürlichen Lebensräumen selten. In Gefangenschaft sind sie jedoch aufgrund ihrer Attraktivität für Besucher:innen von kommerziellem Wert, was die Züchter:innen dazu veranlasst, gezielt Tiere zu züchten, die die rezessive Mutation tragen. Leider ist diese Praxis oft mit Inzucht verbunden, was sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere auswirkt. Wie auch im Fall von Charlota, leiden weiße Tiger und Löwen in Gefangenschaft häufig unter Wachstumsanomalien, zum Beispiel an schielenden Augen.

TIERART Wildtierstation

Die von VIER PFOTEN betriebene TIERART Wildtierstation in Maßweiler, Deutschland, bietet Großkatzen, die aus schlechten Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder privater Gefangenschaft gerettet wurden, ein artgemäßes Zuhause. TIERART beherbergt und versorgt zahlreiche heimische Wildtiere wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Hasen oder Igel. Im Jahr 2021 wurde auf dem Gelände der Wildtierstation die erste Auffangstation für verwaiste Luchse eröffnet. Viele der einheimischen Tiere, die bei TIERART aufgenommen werden, werden medizinisch versorgt und nach ihrer Genesung wieder in die Freiheit entlassen. Tiere, die nicht wieder ausgewildert werden können, und exotische Tiere wie Tiger finden ein dauerhaftes, artgemäßes Zuhause.