LWL-Redakteur zeigt mit Mittelalter-Spartha aus Warburg sein liebstes Fundstück.
Warburg. Susanne Bretzel-Scheel, Restauratorin in der Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), berichtet von ihrer Rekonstruktion eines ledernen Kinderschuhs aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, Referent Michael Lagers stellt Vermutungen an, warum eine Amphore aus der späten Bronzezeit 100 Jahre später als Urne verwendet wurde, und Volontär Matthias Bensch erklärt, was der Deckel eines römischen Gefäßes über den Gesundheitszustand von römischen Truppen verrät. In insgesamt 16 Beiträgen, die auch als Kurzfilme auf YouTube erschienen sind, zeigen LWL-Wissenschaftler:innen unter dem Titel „Show & Tell“ ihre liebsten archäologischen Fundstücke.
„Wir wollten die Funde als stumme Zeugen der Vergangenheit zum Sprechen bringen, denn jeder archäologische Fund ist etwas ganz Besonders und hat seine eigene Geschichte“, so Dr. Vera Brieske, Geschäftsführerin der LWL-Altertumskommission für Westfalen über die Reihe.
Entstanden ist die Serie 2022 im Rahmen des Begleitprogramms „Archäologische Zeitmaschine“, bei dem Besucher:innen mittels Spezialbrillen Kurzfilme in „Virtual Reality“-Qualität zu drei archäologischen Fundstätten in Westfalen-Lippe erleben. Neben den Fundstätten können Wissenschaftler:innen in dem neuen Begleitformat nun auch „ihre“ Fundstücke präsentieren und einen tieferen Einblick in die archäologische Arbeit geben.
Klinge aus Warburg
In der elften Folge stellt Ulrich Lehmann, wissenschaftlicher Redakteur in der LWL-Archäologie für Westfalen und Mitglied der LWL-Altertumskommission, eine Spatha aus dem Mittelalter vor. Bei dem Fund handelt es sich um eine zweischneidige Klinge, die bei Grabungen in Warburg-Ossendorf (Kreis Höxter) gefunden wurde.
„Dieses Stück ist insofern ganz besonders, als dass es das einzige aus Westfalen ist, das aus einem Frauengrab stammt“, erklärt Lehmann. Ursprünglich sei es als normales zweischneidiges Schwert gefertigt worden, sei aber im Laufe der Nutzungszeit kaputtgegangenen und dann zu einem Webschwert umgearbeitet worden. Diese wurden genutzt, um die Fäden anzuschlagen und zu verdichten, wenn man mit einem Webstuhl webte.
Zu erkennen sei dies unter anderem an den Eisenlegierungen im Kern. Mittels naturwissenschaftlicher Methoden wie der 3D-Computertomographie können Wissenschaftler:innen den Aufbau solcher Schwerter, also die unterschiedlichen Legierungen erfassen. Auch das Schweißmuster stellt bei diesem Fund eine Besonderheit dar. Beim vorgestellten Objekt ist dieses durch eine Schlangensymbolik gekennzeichnet. „Die Schlange ist in dieser Zeit ein ambivalentes Wesen, also es kann einerseits Schutz und Heil für den Träger des Schwertes verheißen, aber auch Tod und Verderben für den Gegner“, weiß Lehmann.
Video zu finden unter: https://www.youtube.com/@altertumskommissionfurwest2383/videos