Großes Interesse am bestehenden Format

Gütersloh. Beim vierten Treffen der Geschichtswerkstatt des städtischen Fachbereichs Kultur Ende Oktober kamen nicht nur Teilnehmende aus der AG Straßennamen, einer Arbeitsgruppe der Geschichtswerkstatt, zusammen, auch generell geschichtsinteressierte und historisch aktive Gütersloherinnen und Gütersloher fanden sich im Gütersloher Stadtarchiv ein. Gastgeberin und Stadtarchiv-Leiterin Julia Kuklik sowie Michael Deppe, stellvertretender Leiter des städtischen Fachbereichs Kultur, freuten sich darüber, eine Gruppe von mehr als 20 Personen im Alter von 25 bis 78 Jahren begrüßen zu dürfen.

Die vierte Geschichtswerkstatt im Gütersloher Stadtarchiv brachte wieder historisch interessierte Gütersloherinnen und Gütersloher zusammen.Foto: Stadt Gütersloh

Die vierte Geschichtswerkstatt im Gütersloher Stadtarchiv brachte wieder historisch interessierte Gütersloherinnen und Gütersloher zusammen.Foto: Stadt Gütersloh

Moderatorin Daniela Daus vom Fachbereich Kultur stellte zunächst die im Juli 2021 verabschiedete Gütersloher Richtlinie zur Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen vor, die unter maßgeblicher Mitarbeit der AG Straßennamen entstanden war. Für den fachlichen Input zum Thema Straßennamen und Straßenumbenennungen war Dr. Urs Lindner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt und Mitglied der Initiative Decolonize Erfurt, digital zugeschaltet. Der Experte berichtete über Kriterien und Verfahren zur Straßennamen-Umbenennung. Dabei gelte es gut abzuwägen: Viele Namensgeber sind zwar ambivalent, aber nur, weil man heutzutage eine Straße nicht mehr nach ihnen benennen würde, reiche dies nicht als Kriterium für eine Umbenennung, führte der Experte aus. Es gelte, sich auf die die klaren und eindeutigen Fälle zu konzentrieren und keine Generaldebatten zu führen. Als weitere Option führte Urs Lindner Zusatzschilder an, die an den Straßennamen über die Person informieren.  Zugleich gab er zu bedenken, dass jeder Straßenname auch immer eine Ehrung darstelle. Straßennamen sind für Lindner kein „Spiegel der Geschichte“, sondern Ausdruck von Machtverhältnissen und Präferenzen der jeweiligen Deutungseliten. Im anschließenden Austausch wurde vorgeschlagen, in Bezug auf Gütersloher Straßennamen eine Bestandsaufnahme als Grundlage zu nehmen und so systematisch an eine Aufarbeitung heranzugehen. Daraus könnte ein Dossier über Straßennamen und Viertel entstehen. Außerdem wurde über die Option gesprochen, konkret ein bis zwei Straßenumbenennungen mit fundierter Recherche anzuregen beziehungsweise erst mal eine größere Zahl von möglichen kritischen Straßennamen zu sammeln und zu diskutieren.

Zum Abschluss der vierten Geschichtswerkstatt wurde der von den Teilnehmern Wolfgang Hein und Eckhard Möller eingebrachte Entwurf eines Statuts der Geschichtswerkstatt diskutiert. Die Gruppe entschied, aus dem Statut ein Leitbild entwickeln zu wollen, das die Arbeitsweise in der Werkstatt beschreibt und zur Mitarbeit einlädt. Eine Übersicht der von dem Teilnehmenden genannten Interessenschwerpunkten sowie eine Übersicht der zwei aktiven Projektgruppen und ihrer Mitglieder sind unter www.kulturportal-guetersloh.de (Stichworte Erinnerungskultur, Geschichtswerkstatt) einzusehen. Daniela Daus vom Fachbereich Kultur stellt gern Kontakte zur Projektaufnahme her, per E-Mail unter dnldsgtrslhd oder telefonisch unter 05241/823659.

Mit dem Format „Geschichtswerkstatt“ setzt der Fachbereich Kultur eine etablierte Reihe aus dem Themenbereich der Erinnerungskultur fort. Im Jahr 2019 war das Teilprojekt 5 „Kulturelles Erbe und Erinnerungskultur“ Schwerpunktthema im Umsetzungsprozess der Kulturentwicklungsplanung (KEP) und laufende partizipative Formate wie die „Geschichtswerkstatt“ und das „Erzählcafé“ wurden angestoßen.

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