Erstmals in Bielefeld endoskopische Tumorentfernung im oberen Magen-Darm-Trakt erfolgt

Bielefeld. Renate Müller (Name von der Redaktion geändert) hatte große Sorgen. Seit einiger Zeit plagten die 73-jährige Bielefelderin Oberbauchbeschwerden, sie hatte Magendrücken und wenig Appetit. Bei einer Gastroskopie (Magenspiegelung), die im Franziskus Hospital durchgeführt wurde, haben die Gastroenterologen eine auffällige Entdeckung gemacht, die auf einen beginnenden Tumor hindeutete.

v.l.n.r: Dietmar Fahrenberger, Prof. Dr. Heiko Schotte, Carolin Maronn, Dr. Jürgen Haverkock freuen sich über den Behandlungserfolg. Foto: ©Franziskus Hospital

v.l.n.r: Dietmar Fahrenberger, Prof. Dr. Heiko Schotte, Carolin Maronn, Dr. Jürgen Haverkock freuen sich über den Behandlungserfolg. Foto: ©Franziskus Hospital

Eine direkte Entfernung des auffälligen Gewebes war während dieser Magenspiegelung aufgrund der ausgedehnten Größe nicht mehr möglich, so Prof. Dr. Heiko Schotte, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin im Franziskus Hospital Bielefeld.

Also Operation? Frau Müller hat aufgrund mehrerer Begleiterkrankungen aber ein erhöhtes Risiko bei chirurgischen Eingriffen unter Narkose, weswegen diese Option auch erst einmal ausschied. Aber die Patientin hatte Glück: Für sie kam, als erste Patientin in Bielefeld, eine Lösung ohne Operation in Frage – durch ein kompliziertes endoskopisches Verfahren mit speziell entwickelten Geräten, das bisher nur in unteren Abschnitten des Darms etabliert ist.

Das Team um Prof. Dr. Heiko Schotte mit dem leitenden Oberarzt Dr. Jürgen Haverkock, der Oberärztin Monique Utnehmer sowie dem Endoskopieteam unter Leitung von Dietmar Fahrenberger entfernte in diesem weiteren Eingriff, der auf den ersten Blick einer Magenspiegelung ähnelt und ohne Vollnarkose durchgeführt wird, dabei nicht nur die oberflächliche Schleimhaut, sondern ein kleines Stück der gesamten Magenwand. Das unweigerlich entstehende Loch wurde durch eine bereits zuvor prophylaktisch eingebrachte Metallklammer anschließend verschlossen.

Die Entfernung aller Wandabschnitte ist bei den Befunden von Bedeutung, bei denen sich das Wachstum von Tumoren nicht mehr nur auf die Schleimhautoberfläche beschränkt, so erläutert Chefarzt Prof. Dr. Schotte das neue Verfahren. Dieses technisch komplexe Vorgehen kann ausgewählten Patienten eine Operation ersparen.

Frau Müller wurde nach dem 30-minütigen Eingriff gut überwacht, konnte bereits am Folgetag wieder essen und hatte keine wesentlichen Beschwerden. Die Gewebeuntersuchung zeigte, dass es sich bei dem entfernten Tumor zum Glück lediglich um eine Krebs-Vorstufe ohne Fernabsiedlungen und Lymphknotenbefall handelte. Frau Müller gilt jetzt als geheilt und kommt in sechs Monaten zur Kontrolle wieder.