AOK-Präventionstheater an der Bosse-Realschule in Bielefeld

Mit ‚Püppchen‘ werden Jugendliche für das Thema ‚Essstörungen‘ sensibilisiert‘

Möchten mit ‚Püppchen‘ Jugendliche spielerisch und ansprechend für das Thema ‚Essstörungen‘ sensibilisieren: (sitzend von links) Andrea Prochnau (Schulleiterin Bosse Realschule), Agnes Seidel (Lehrerin), Tina Kofort (AOK - Kita- und Schulberaterin), Dennis Erhardt (Teamleiter Vertrieb AOK NordWest). Auf dem Tisch sitzend die Darstellerinnen des Theaterstücks: (von links) Viola Knapp und Susanne Hoppe.

Möchten mit ‚Püppchen‘ Jugendliche spielerisch und ansprechend für das Thema ‚Essstörungen‘ sensibilisieren: (sitzend von links) Andrea Prochnau (Schulleiterin Bosse Realschule), Agnes Seidel (Lehrerin), Tina Kofort (AOK – Kita- und Schulberaterin), Dennis Erhardt (Teamleiter Vertrieb AOK NordWest). Auf dem Tisch sitzend die Darstellerinnen des Theaterstücks: (von links) Viola Knapp und Susanne Hoppe.

Bielefeld. In jedem Menschen steckt etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Diese Erkenntnis wurde heute den etwa 85 Jugendlichen der Bosse Realschule in Bielefeld mit dem AOK-Präventionstheater ‚Püppchen‘ vermittelt. „Mit unserem Präventionsprogramm möchten wir das Selbstwertgefühl der Jugendlichen stärken und ihre Wahrnehmung schärfen, um erste Anzeichen einer möglichen Essstörung zu erkennen. Die jungen Menschen lernen so, für sich einzustehen und sich, wenn nötig, Hilfe zu holen“, sagt Dennis Erhardt, Teamleiter Vertrieb bei der AOK NordWest. Und wie wichtig das Thema im Alltag von jungen Menschen ist, bestätigt auch Agnes Seidel, Lehrerin an der Bosse Realschule, die für das Thema ’Gesunde Schule‘ verantwortlich ist. „Dieses Theaterstück bietet eine sehr gute Möglichkeit, unseren Schülerinnen und Schülern das Thema Essstörungen näher zu bringen. Denn der allgegenwärtige Schlankheitswahn ist auch bei uns in der Schule ein großes Thema und kann rasend schnell in eine Essstörung enden. Hier wollen wir unseren Schülerinnen und Schülern gern helfen und den Präventionsansatz der AOK in unserer Schule unterstützen“, sagt Agnes Seidel.

Es gibt keine alleinige Ursache für Essstörungen. In der Regel sind es mehrere Faktoren, die zusammen zur Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating-Störung führen können. Bei der Magersucht dominiert das Untergewicht, bei der Bulimie die Heißhungerattacken mit selbst herbeigeführtem Erbrechen bei normalem Körpergewicht, und die Binge-Eating-Störung ist geprägt durch Heißhungerattacken ohne Erbrechen und mit daraus folgendem Übergewicht. Dabei geben folgende Fakten zu bedenken: Etwa 20 von 100 Kindern und Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren zeigen bereits ein auffälliges Essverhalten mit Symptomen einer Essstörung wie etwa Unzufriedenheit mit Figur und Gewicht oder Heißhungeranfällen. Mädchen sind fast doppelt so häufig betroffen wie Jungen. Etwa die Hälfte der Mädchen und ein Fünftel der Jungen im Alter von 15 Jahren empfinden sich als zu dick, obwohl sie normalgewichtig sind. Mehr als die Hälfte der Mädchen hat in diesem Alter bereits Diäterfahrungen gesammelt, jedes vierte Mädchen sogar mehrfach. Ein gestörtes Essverhalten kann in eine Essstörung übergehen mit erheblichen Folgen wie zum Beispiel: Herzrhythmusstörungen, Kreislaufbeschwerden oder Störungen der Nierenfunktion. „Wer eine Essstörung hat, erkennt das oft nicht. Deshalb brauchen Betroffene Hilfe. Spezielle Beratungsstellen unterstützen Familien, Freunde und Lehrer“, sagt Dennis Erhardt. In der Region gibt es solche Angebote zum Beispiel im Mädchentreff Bielefeld, der Beratungsstelle Bethel und dem Mädchenhaus Bielefeld.

In der Zeit des Erwachsenwerdens verändert sich der Körper, Äußerlichkeiten beginnen eine wichtige Rolle zu spielen und die eigene Rolle muss gefunden werden. Wenn dann vielleicht noch eine starke seelische Belastung wie etwa Verlust eines geliebten Menschen, Mobbing oder eine gestörte Mutter/Vaterbeziehung hinzukommt, kann es zu einem gestörten Essverhalten kommen.

Ob und wie es die Jugendlichen an ihrer Schwelle zum Erwachsenwerden schaffen, mit sich und ihrer eigenen Lebenssituation umzugehen, davon handelt das Theaterstück ‚Püppchen‘. Seit 2014 wird es von der AOK NordWest als Einstieg zum Programm zur Prävention von Essstörungen kostenfrei für Schulen in Westfalen-Lippe angeboten.

Das Stück ‚Püppchen‘ erzählt spannend und sensibel die Geschichte von Lena und Shirin, die ohne davon zu wissen, einen ähnlichen Weg gewählt haben mit ihren Problemen umzugehen. Lena soll zu Hause funktionieren und ihre überlasteten Eltern unterstützen. Keiner fragt sie, was sie möchte und deshalb findet sie: „Mein Leben ist zum Kotzen“. Und das ist, was sie dann auch tut. Ihre Schulfreundin Shirin hat in letzter Zeit „ganz schön abgenommen“, Sie merkt nicht, wie sich ihre Wahrnehmung verändert in einer Welt, in der sie niemand mehr zu verstehen scheint. „Nur noch zwei Kilo abnehmen, wo ist denn da das Problem?“

Doch ‚Püppchen‘ ist nicht nur ein Theaterstück. In diesem AOK-Präventionsprogramm ist auch eine kostenfreie theaterpädagogische Nachbereitung wichtiger Bestandteil. Im Anschluss an die Aufführung bearbeiten die Jugendlichen den Inhalt des Stückes gemeinsam mit den erfahrenen Schauspielern und Theaterpädagogen im Klassenverbund nach. Sie besprechen, wie sie sich gegenseitig unterstützen können, wo sie bei Bedarf Hilfe bekommen und führen Übungen zur Stärkung des Selbstwertgefühls durch.

„Die Schule hat einen starken Einfluss auf das Gesundheitsverständnis von Kindern und Jugendlichen. Die heutige Theateraufführung vermittelte in sehr anschaulicher Weise Kenntnisse und Fähigkeiten, wie sie gesund leben, Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen und ihr persönliches Wohlbefinden gestalten können“, sagt Agnes Seidel, die in der Bosse-Schule verantwortlich ist für das Themenfeld ‚Gesunde Schule‘.

Interessierte Einrichtungen in Bielefeld können sich bei der AOK NordWest für die Durchführung von ‚Püppchen‘ bewerben. AOK-Projektprogrammkoordinatorin Tina Kofort beantwortet unter der Telefon-Nummer 0800 2655 500026 gern weitere Fragen und nimmt Anmeldungen entgegen.