Ahlers AG: Geschäftsentwicklung des zweiten Quartals 2019/20 leicht besser als zu Beginn des Lockdowns erwartet

Herford. Die wegen der Corona-Pandemie europaweit verfügten Einzelhandelsschließungen für Bekleidung fanden im Zeitraum von März bis Mai 2020 statt. Das hat im zweiten Quartal 2019/20 des Ahlers Geschäftsjahres (März – Mai 2020) zu einem Umsatzrückgang von 26,8 Mio. EUR bzw. 58 Prozent auf 19,5 Mio. EUR geführt (Q2 2018/19: 46,3 Mio. EUR). Die Folgen der staatlichen Eindämmungsmaßnahmen waren für die Modeindustrie gravierend. Trotzdem lag die Umsatzentwicklung am oberen Rand der Erwartungen zu Beginn des Lockdowns, weil die kurzfristig produzierten Mund-Nasen-Masken erfolgreich verkauft wurden und in der zweiten Maihälfte noch mehr Sommerware ausgeliefert werden konnte als gedacht.

Außenaufnahme Zentrale Ahlers AG

Geschäftsentwicklung der Ahlers AG im zweiten Quartals 2019/20 leicht besser als zu Beginn des Lockdowns erwartet.

Insgesamt ging der Umsatz der ersten sechs Monate 2019/20 durch den europaweiten Lockdown um 33 Prozent bzw. 34,6 Mio. EUR auf 70,7 Mio. EUR zurück (Vorjahr 105,3 Mio. EUR).

eCommerce-Geschäft mit positiver Tendenz

Positiv entwickelte sich das Geschäft in den eigenen Online Shops. Sie verzeichneten in den Monaten April und Mai 2020 wieder Umsatzzuwächse und dämpften damit die rückläufige Gesamtentwicklung. Auch das Marktplatzgeschäft zog im Laufe des Monats Mai wieder an. Die flächenbereinigten Umsätze des gesamten eigenen Retails gingen aufgrund des Lockdowns um 37 Prozent zurück. Damit sank der Anteil des eigenen Retail am Gesamtumsatz auf 13,8 Prozent (Vorjahr 15,0 Prozent).

Corona-bedingter Rückgang des Konzernergebnisses trotz spürbar gesunkener betrieblicher Aufwendungen

Im ersten Halbjahr 2019/20 sank der Rohertrag vor allem wegen des deutlich niedrigeren Umsatzes von 51,3 Mio. EUR um 17,5 Mio. EUR auf 33,8 Mio. EUR (-34 Prozent). Durch das im September 2018 aufgelegte Maßnahmenpaket zur Ertrags- und Effizienzsteigerung und die zusätzlichen kurzfristig eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung gingen die betrieblichen Aufwendungen bestehend aus Personalkosten, dem Saldo aus betrieblichen Aufwendungen und Erträgen sowie Abschreibungen um spürbare 10,3 Mio. EUR bzw. 19,5 Prozent auf 42,4 Mio. EUR zurück. Die Personalkosten reduzierten sich durch die Inanspruchnahme von Kurzarbeit und Anpassungen in Zentralbereichen um 4,8 Mio. EUR bzw. 19,6 Prozent auf 19,7 Mio. EUR. Noch stärker sank der Saldo aus betrieblichen Aufwendungen und Erträgen um 5,4 Mio. EUR bzw. 20,9 Prozent auf 20,4 Mio. EUR. Maßgeblich dafür waren Einsparungen bei Store-Mieten, Vertreterprovisionen und Reisekosten sowie deutlich niedrigere Kosten für Frachten und Kommissionierung. Die Reduzierung der Marketingausgaben und der Leiharbeit trugen ebenfalls spürbar zur Kostensenkung bei, die den Umsatzeffekt auf den Rohertrag jedoch nicht ausglichen. Das Konzernergebnis der ersten sechs Monate 2019/20 sank um -7,6 Mio. EUR auf -9,3 Mio. EUR (Vorjahr -1,7 Mio. EUR).

Weiterhin stabile Finanzposition mit gesunkener Nettofinanzverschuldung und solider Eigenkapitalquote

Das Net Working Capital (Saldo aus Vorräten, Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) reduzierte sich im Berichtszeitraum spürbar um 5,1 Mio. EUR bzw. 6,9 Prozent von 74,2 Mio. EUR auf 69,1 Mio. EUR. Die Zahlungsmittel lagen in allen Gesellschaften des Konzerns am 31. Mai 2020 mit insgesamt 8,8 Mio. EUR deutlich über denen des Vorjahresstichtags (4,7 Mio. EUR). Die Nettofinanzverschuldung (Saldo aus lang- und kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten minus liquider Mittel) reduzierte sich zwischen den Berichtsstichtagen von 29,0 Mio. EUR um 8,6 Prozent bzw. 2,5 Mio. EUR auf 26,5 Mio. EUR. Die Eigenkapitalquote lag am 31. Mai 2020 bei soliden 52,4 Prozent (Vorjahr 57,0 Prozent).

Erweiterung der Finanzierung auf gutem Weg

Der Wegfall des wichtigsten Drittels der Verkaufszeit der Sommersaison, Verzögerungen in der Lieferkette und Kundenausfälle dürften zu höheren Warenbeständen führen. Dazu Finanzvorstand Dr. Karsten Kölsch: „In dieser schwierigen Situation kommt uns unsere solide Bilanzstruktur mit hoher Eigenkapitalquote zu Gute. Dennoch machen die Corona-bedingten Verluste und die höheren Vorräte eine Erweiterung der Finanzierung notwendig.“ Deshalb hat der Vorstand zusammen mit den Hausbanken zur mittelfristigen Überbrückung der durch die Corona-Pandemie verursachten Belastungen einen Kredit mit einer Bürgschaft des Landes NRW beantragt. Der zuständige Ausschuss des Wirtschaftsministeriums hat den Antrag bewilligt. Die Finanzierung des Unternehmens sollte damit vorbehaltlich der vertraglichen Fixierung der zusätzlichen Kredite in den Finanzierungsverträgen mittelfristig gesichert sein.

Weitere Corona-bedingte Belastungen für das zweite Halbjahr erwartet

Für die zweite Geschäftsjahreshälfte erwartet der Vorstand trotz der sukzessiven Wiedereröffnung weiter rückläufige Umsätze, weil die Eindämmungsmaßnahmen der Pandemie und die geringe Reisetätigkeit den Mode-Einkauf weiter behindern. Dieser Rückgang dürfte gegenüber den ersten sechs Monaten 2019/20 allerdings etwas moderater ausfallen. Im Gesamtgeschäftsjahr 2019/20 sollte die Umsatzentwicklung damit etwa bei -25 Prozent bis höchstens -33 Prozent liegen, vorausgesetzt es gibt keinen erneuten Lockdown. Trotz der frühzeitig eingeleiteten umfänglichen Kosteneinsparungs-maßnahmen dürfte die Umsatzentwicklung auf allen Ergebnisebenen stark zu spüren sein und sich der Fehlbetrag des ersten Halbjahres 2019/20 weiter vergrößern.

Die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Bekleidungsbranche bleiben derzeit schwer einzuschätzen. Daher ist momentan noch keine umfängliche Prognose für das Geschäftsjahr 2019/20 möglich.

 

 

Schlussbemerkung zur Bilanzierung nach IFRS 16

Im Rahmen der erstmaligen Bilanzierung nach IFRS 16 (Leasing) werden große Teile der bisherigen Mietaufwendungen entlastet und Abschreibungen und Finanzierungskosten entsprechend belastet. Dadurch hat sich das EBITDA in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahrs um 2,4 Mio. EUR erhöht. Auf Ebene des Ergebnisses vor Steuern ist die Anwendung des Standards nahezu ergebnisneutral, da sich Abschreibungen und Finanzierungskosten um etwa 2,5 Mio. EUR erhöhen. Durch die Verpflichtung zur Aktivierung der abgezinsten zukünftigen Mietzahlungen hat sich die Bilanz im ersten Halbjahr 2019/20 um 11,1 Mio. EUR verlängert. Auf der Aktivseite erhöhte sich das Anlagevermögen aufgrund der Nutzungsrechte am Mietobjekt um diesen Wert. Auf der Passivseite stiegen die lang- und kurzfristigen finanziellen Verbindlichkeiten aus zukünftigen Mietzahlungen um 7,0 bzw. 4,2 Mio. EUR und das Eigenkapital sank um 0,1 Mio. EUR. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden in dieser Pressemeldung die Werte vor IFRS 16 verglichen.

 

17_20160413_03_WORTMARKE_BLACK