Zwischenbilanz: Seit 100 Tagen sucht sich die Lippe ihren Weg

Renaturierung der Lippe bei Paderborn-Sande

Detmold. Sie hat es geschafft: Die Lippe breitet sich in ihrem neuen Bett aus. Heimische Tier- und Pflanzenarten haben den Renaturierungsbereich bereits besiedelt.

Regierungspräsidentin Judith Pirscher erkundete bei einem Besuch, gemeinsam mit Vertretern von Stadt und Kreis Paderborn, vor Ort das Gelände. „Was die Natur hier von selbst leistet, ist beeindruckend. Gerade mit Blick auf die aktuellen Hochwasserereignisse zeigt sich, wie wichtig die Renaturierung der Lippe war“, erklärt Judith Pirscher.

Regierungspräsidentin Judith Pirscher (Mitte) hat sich gemeinsam mit Anna Morsbach, Projektverantwortliche bei der Bezirksre gier ung Detmold, und Dr. Günter Bockwinkel , Projekt - Planer und Bauoberleiter vom Büro NZO GmbH, ein Bild von der renaturierten Lippe bei Paderborn - Sande gemacht. Zahlreiche Vogelarten haben dort bereits g ebrütet. (Foto: Bezirksregierung Detmold).2

Regierungspräsidentin Judith Pirscher (Mitte) hat sich gemeinsam
mit Anna Morsbach, Projektverantwortliche bei der Bezirksregierung Detmold, und Dr. Günter Bockwinkel, Projekt – Planer und Bauoberleiter vom Büro NZO GmbH, ein Bild von der renaturierten Lippe bei Paderborn – Sande gemacht.(Foto: Bezirksregierung Detmold).

Vielfältige Tier- und Pflanzenwelt entwickelt sich am und im Wasser

Nicht nur der Fluss sucht sich dabei seinen eigenen Weg durch Flutmulden und Nebenrinnen. Verschiedene Tierarten besiedeln die neu entstandenen Lebensräume an Fluss und Aue: Hunderte von Uferschwalben haben in den Steilufern gebrütet, zahlreiche Flussregenpfeifer auf den Kies- und Sandinseln ihre Brutreviere ausgebildet. Kiebitze und Austernfischer haben ihre Jungen in der renaturierten Fläche großgezogen. Eisvögel brüten in Röhren, die sie in die Steilufer der Lippe gegraben haben. Jungfische tummeln sich in strömungsberuhigten Buchten. Unter Wasser haben bereits typische Pflanzen wie der Wasserstern oder der Wasserhahnenfuß die Sohle der Lippe besiedelt. Viele von ihnen sind auf den Wechsel zwischen Überstauung und Trockenfallen angewiesen.

Anna Morsbach, Projektverantwortliche bei der Bezirksregierung, zieht eine positive Bilanz: „Schon nach dieser kurzen Entwicklungszeit ist klar, dass die wichtigsten Projektziele erreicht und die Erwartungen zum Teil übertroffen werden.“ Vergleichbare Auenbereiche in einer solch naturnahen Ausprägung und Vollständigkeit gebe es an der Lippe zwischen Sande und Lippstadt sonst nicht.

Rings um das Renaturierungsgebiet wurde zusätzlich ein Weidezaun errichtet. Zukünftig sollen Rinder in der Lippeaue weiden und in Teilflächen die aufkommende Vegetation zu einem vielfältigen Mosaik aus Auwald, Hochstauden und Grasfluren entwickeln.

Renaturierungsbereich ist Naturschutzgebiet

 (Fotos: Bezirksregierung Detmold)

(Fotos: Bezirksregierung Detmold)

Der Renaturierungsbereich ist Naturschutzgebiet und darf zum Schutz vor Störungen nicht betreten werden. Auf der Lippe selbst ist das Kanufahren erlaubt, ein Einstieg am Gut Lippesee ermöglicht den Start. Das Aussteigen aus dem Boot ist in dem Renaturierungsgebiet nicht erlaubt. Das Naturschutzgebiet soll zügig durchfahren werden.

Über die Lippe-Renaturierung

Im Rahmen der Renaturierung hat die Bezirksregierung Detmold in einer achtmonatigen Bauphase die künstlich befestigten Ufer der Lippe entfesselt und den begradigten Verlauf in ein geschwungenes Fließgewässer umgestaltet. Auf einer Auenfläche von rund 14 Hektar kann sich die Lippe nun ausbreiten. Der Verlauf der Lippe wurde von ursprünglich 650 Meter auf 1.300 Meter Länge verdoppelt.

An ausgewählten Punkten informieren großformatige Tafeln über das Renaturierungsprojekt und die Entwicklung der Lippe.

Aufgrund der Corona-Pandemie sind derzeit keine öffentlichen Führungen möglich, sie sollen aber in Zukunft allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich direkt vor Ort ein Bild zu machen. Über die weitere Entwicklung der Lippe informiert auch die projektbezogene Internetseite: www.wilde-lippe.de.