Zentraler Begegnungsort für Stadtgesellschaft und Wissenschaft

Bielefeld Marketing erprobt beim Wissenschaftsfestival GENIALE ein zukünftiges Nutzungskonzept für die ehemalige Stadtbibliothek

Bielefeld. Dieses Projekt zählt zu den spannendsten Plänen für die Bielefelder Innenstadt: Bielefeld Marketing entwickelt derzeit ein Nutzungskonzept für die ehemalige Stadtbibliothek im Wilhelmstraßen-Quartier. Ziel ist ein zentraler Begegnungsort für den Austausch von Wissenschaft und Stadtgesellschaft. Bielefeld Marketing ist hier auf Initiative des Bielefelder Oberbürgermeisters Pit Clausen und im Auftrag von Politik und Verwaltung aktiv und arbeitet eng mit dem Gebäudebesitzer Geno-Immobilien GmbH zusammen. Wie die Zukunft der Immobilie einmal aussehen könnte, das erleben aktuell die Besucher des Bielefelder Wissenschaftsfestivals GENIALE – noch bis zum 26. August. In dem Gebäude hat Bielefeld Marketing als Veranstalter einen zentralen Festivalort, die „GENIALE-WissensWerkStadt“, eingerichtet. Getreu dem Motto der Forscherwoche, „Macht Euch schlau!“, dient die WissensWerkStadt auch als Experiment für eine künftige Nutzung – ein Testlauf unter realen Bedingungen.

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„Steht allen offen: Die WissensWerkStadt lädt während der GENIALE in die ehemalige Stadtbibliothek im Wilhelmstraßenquartier.“

Im Foyer stellt der „Umdenken-Raum“ der Initiative „Insect Respect“ alles auf den Kopf: Tisch und Stuhl sind an der Decke verschraubt, Besucher schlüpfen in die Rolle eines rund um die Deckenleuchte laufenden Insekts. Nebenan erkunden Kinder die Exponate der Ausstellung „Das große Krabbeln“ des Naturkunde-Museums Bielefeld. Im Programm finden sich auch Initiativen wie die „Ravensberger Erfinderwerkstat“, in der Kinder und Jugendliche kleine solarbetriebene Fahrzeuge bauen können, oder der Verein „Hackerspace Bielefeld“, der erste Programmierschritte beibringt.

Auf der Galerie in der ersten Etage lassen Besucher die großformatigen Werke der Ausstellung „Bilder aus der Wissenschaft“ auf sich wirken, mitgebracht vom Max-Planck-Institut für Eisenforschung aus Düsseldorf. Das Programm in der WissensWerkStadt besteht pro Tag aus sieben bis zehn Angeboten. Es wird von unterschiedlichsten Akteuren getragen: Bildungsprofis und engagierte Privatleute, lokale Akteure und Gäste von außerhalb gestalten gemeinsam acht Tage zum Mitmachen und Experimentieren.

Für Martin Knabenreich, Geschäftsführer von Bielefeld Marketing, zeigt sich in der WissensWerkStadt ein Bielefelder Prinzip. „Die Zusammenarbeit bei der GENIALE, die 2017 das vierte Mal stattfindet, hat über die Jahre ein starkes Netzwerk aller Beteiligten wachsen lassen. Von der Universität Bielefeld, der Fachhochschule Bielefeld und den weiteren Hochschulen der Stadt über Museen, Initiativen und Vereine bis hin zu Unternehmen engagiert sich ein breites Bündnis. So konnten insgesamt mehr als 500 GENIALE-Veranstaltungstermine realisiert werden, allesamt kostenlos für die Besucher“, erklärt Knabenreich.

Drei Begriffe, drei Säulen – die WissensWerkStadt

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„Anfassen erlaubt: Das gilt in der WissensWerkStadt auch für die Dornschrecke, die diese junge Besucherin vorsichtig in der Hand hält.“

Die erfolgreiche GENIALE-„DNA“ überträgt Bielefeld Marketing jetzt auf das Konzept für einen geplanten ganzjährigen Begegnungsort für Wissenschaft und Stadtgesellschaft an der Wilhelmstraße. „Setzt man den Namen ‚WissensWerkStadt‘ Stück für Stück zusammen, erklärt sich unser Ansatz“, erläutert Gesa Fischer, die gemeinsam mit Giovanni Fusarelli das Projektteam bei Bielefeld Marketing bildet. „Die Endsilbe ‚Stadt‘ steht dafür, dass bereits bei der Entwicklung und der späteren Programmgestaltung – wie bei der GENIALE – die verschiedensten Vertreter eingebunden werden, um ein lebendiges Angebot zu schaffen.“ So wird Bielefeld Marketing ab Spätherbst 2017 Workshops ausrichten, um Kooperationsmöglichkeiten zu entwickeln.

Das erweiterte Silbenpaar „WerkStadt“ verweist auf die didaktische Ausrichtung. „Ausprobieren, mitmachen, experimentieren: Dafür könnte dieser Ort auch künftig Raum bieten“, erklärt Giovanni Fusarelli. Die GENIALE-Workshops, bei denen Kinder und Jugendliche schrauben, löten und das erste Mal am PC Code-Zeilen schreiben, stehen für diesen Ansatz. In Zukunft könnten Konzepte wie ein „Maker-Space“ oder ein „Reallabor“ das Benutzen von Werkzeugen wie 3D-Druckern oder CNC-Fräsen ermöglichen. Das wären auch Investitionen von konkretem Nutzen, betont Fusarelli: „In der Wirtschaft haben beispielsweise Existenzgründer und Start-up-Unternehmer oft schon als Schüler lange Experimentierphasen hinter sich gebracht. In einem Reallabor könnte auch an Prototypen getüftelt werden und junge Menschen könnten ihre Talente früh ausprobieren.“

Zur „WissensWerkStadt“ komplettiert, betont der Name den konsequent wissenschaftlich fundierten Ansatz. Entscheidend für das Projekt sieht Martin Knabenreich die Unterstützung durch die Universität Bielefeld und die Fachhochschule Bielefeld. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass beide Institutionen ihr Engagement zugesagt haben. Gemeinsam werden wir jetzt weiter an der Ausgestaltung der Kooperation arbeiten“, sagt Knabenreich und erläutert weiter: „Wir wollen gemeinsam einen Ort der Begegnung und des Dialogs schaffen. Dies wird immer wichtiger in einer Welt, die gerade den Begriff ‚Fake-News‘ hervorgebracht hat, und in der gesellschaftliche Diskussionen immer schärfer entlang polarisierter Meinungen anstatt auf der Basis von Fakten geführt werden. An der Wilhelmstraße können wir eine Adresse schaffen, wo auch aktuelle Themen, die Bielefeld bewegen, durch Podiumsdiskussionen, Vorträge, Ausstellungen oder halbjährliche Themenzyklen aufgenommen werden.“

Alleinstellungsmerkmal für Bielefeld

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„Tüfteln erwünscht: In diesem Workshop konstruieren Besucher kleine solarbetriebene Fahrzeuge.“

Martin Knabenreich fasst zusammen: „Die WissensWerkStadt an der Wilhelmstraße wäre mit ihrem offenen und experimentellen Charakter ein innovatives Alleinstellungsmerkmal für die wachsende Wissenschaftsstadt Bielefeld. Wir werden in den kommenden Monaten alles dafür tun, dass wir gemeinsam mit Politik, Verwaltung und den Hochschulen diese Vision erfolgreich in die Tat umsetzen.“ Für den jährlichen Unterhalt ist eine Grundfinanzierung durch die Stadt Bielefeld notwendig.

„Vorbehaltlich einer zeitnahen Entscheidung durch die Politik, wäre eine Realisierung des Projektes ab 2019 möglich“, sagt Martin Knabenreich. Bielefeld Marketing arbeitet bereits intensiv mit dem städtischen Bauamt, der Geno-Immobilien GmbH sowie dem Büro Hauer Architekten zusammen, um für notwendige Umbaumaßnahmen an der Immobilie auf Landesebene verfügbare Fördermittel zu sichern.

Die Etablierung eines zentralen „Hauses der Wissenschaft“ gehört zu den Handlungsempfehlungen des Abschlussberichts zum „Strategiekonzept Wissenschaftsstadt Bielefeld“. Im Rahmen von partizipativen Arbeitsgruppen wurden hierbei Ideen und Überlegungen erarbeitet. Bielefeld Marketing koordinierte diesen von Oberbürgermeister Clausen initiierten Prozess. Mehr hierzu unter: www.bielefeld.de/de/dob/wb/

Alles zum Wissenschaftsfestival GENIALE 2017 unter: www.geniale-bielefeld.de

Fotos: Foto: Bielefeld Marketing/Sarah Jonek