Warum Sportlehrkräfte Sportmedizinkompetenz brauchen

9. Paderborner Tag des Schulsports an der Universität setzt Impulse

Paderborn.Sportlehrer/innen brauchen Sportmedizinkompetenz“, so lautete der Titel des 9. Paderborner Tag des Schulsports am Mittwoch, 27. März, an der Universität Paderborn. Über 100 Lehrkräfte aller Schulformen, Ganztagskräfte sowie Übungsleiter und Übungsleiterinnen aus der Region nahmen an der Veranstaltung teil, um sich über aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich zu informieren und Kenntnisse in anschließenden Workshops zu vertiefen.

„Der Tag des Schulsports ist das Resultat einer langen Kooperation zwischen dem Department Sport und Gesundheit und der Bezirksregierung Detmold, die nach 16 Jahren eine Traditionsveranstaltung geworden ist und für uns als Universität einen hohen Status hat“, betonte Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Präsidentin der Hochschule, bei der Eröffnung.

 Foto (Universität Paderborn, Kamil Glabica): Beim Workshop „Reicht ein Pflaster? Erste Hilfe bei Sportverletzungen im Schulsport“ zeigte Dr. Sophie Wieners (Zweite von rechts) vom Sportmedizinischen Institut den Teilnehmerinnen und Teilnehmern u. a. wie Erstversorgung von Verletzungen geleistet werden kann.


Foto (Universität Paderborn, Kamil Glabica): Beim Workshop „Reicht ein Pflaster? Erste Hilfe bei Sportverletzungen im Schulsport“ zeigte Dr. Sophie Wieners (Zweite von rechts) vom Sportmedizinischen Institut den Teilnehmerinnen und Teilnehmern u. a. wie Erstversorgung von Verletzungen geleistet werden kann.

Warum sportmedizinische Kompetenzen bei Lehrerinnen und Lehrern heute so wichtig sind, veranschaulichte Dr. Wolfgang Lawrenz Vorsitzender der Kommission Kinder- und Jugendsport der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention in seinem Impulsvortrag. „Wenn wir ein Kind vom Sport freistellen, behindern wir seine Entwicklung.

Je leistungsfähiger ein Kind ist, desto besser kann es Belastungen tolerieren“, verdeutlichte der Sportmediziner und verwies darauf, dass bis zu ein Drittel aller Kinder mit Asthma vom Schulsport befreit werden, obwohl es dafür keinen Anlass gebe. Vielmehr wirke sich Sport positiv auf die gesundheitliche Entwicklung von Kindern mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Adipositas, Epilepsie oder angeborenen Herzfehlern aus, wie Lawrenz feststellte.

Da heute pro Klasse ca. vier Kinder an derartigen chronischen Krankheiten leiden würden, sei es nach Lawrenz für Sportlehrerinnen und -lehrer zunehmend wichtiger, über Krankheiten und Allergien informiert zu sein. Sie sollten zum Beispiel darauf achten, dass sich betroffene Kinder beim Sportunterricht sorgfältig aufwärmen und sichergehen, dass Asthmatiker ihr Asthmaspray mitführen.

 Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, an der neben Lawrenz ebenso Frank Spannuth, Sportdezernent bei der Bezirksregierung Detmold, Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger, Universität Paderborn, Dr. Gerrit Schnabel, Unfallkasse NRW, und Bettina Kees-Schuto, Schulleiterin Grundschule Bonifatius, teilnahmen, wurde das Thema aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und auf aktuelle Probleme hingewiesen.

Die Moderation übernahm Dr. Rasmus Jakobsmeyer, Wissenschaftler am Sportmedizinischen Institut in Paderborn. In seinem Statement machte Reinsberger u. a. darauf aufmerksam, wie wichtig es für Lehrer sei, zu erkennen, wann Sport gefährlich werden kann. Ebenso verwies Reinsberger auf die Bedeutung einer gesunden Bewegung für die Prävention von Erkrankungen und die Entwicklung der Kinder. Vor allem sei neben einer umfassenden universitären Ausbildung für angehende Lehrkräfte auch die Fortbildung wichtig, da sich gerade auf diesem Gebiet viel verändere. „Die Sportstunde darf nicht ausfallen“, hob Spannuth hervor und kritisierte, dass es in Deutschland an einer gesamtgesellschaftlichen Akzeptanz von Sportunterricht fehlen würde.

 Ein Zustand, der sich auch im derzeitigen landesweiten Mangel an ausgebildeten Sportlehrkräften widerspiegeln würde, wie Kees-Schuto betonte. Dabei sei wissenschaftlich erwiesen, dass sich Sport positiv auf die Leistungsfähigkeit im Schulunterricht auswirke, führte Lawrenz nochmals an: „Kinder lernen besser, wenn sie sich bewegt haben“. Schnabel betonte außerdem, dass Sportlehrerinnen und Sportlehrer mit Sportmedizinkompetenzen bessere Möglichkeiten hätten, Defizite zu erkennen, da sie die Kinder in einem anderen Bewegungsumfeld sehen würden als Lehrkräfte anderer Fächer. In diesem Zusammenhang teilten alle Diskussionsteilnehmer den Wunsch nach mehr Lehramtsstudierenden, einem aktiven Schulweg sowie der täglichen Sportstunde.

 Um weitere Tipps für die Praxis zu erhalten, konnten die Teilnehmenden außerdem in sechs verschiedenen Workshops u. a. die richtigen Ersthelfermaßnahmen erproben, wichtige Regeln für den Umgang nach Gehirnerschütterungen kennenlernen und erfahren, wie sie Kinder und Jugendliche mit Epilepsie in den regulären Sportunterricht miteinbeziehen.

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