Skulptur enthüllt

Rheda-Wiedenbrück.  Die Stadt ist um eine außergewöhnliche Attraktion reicher: Am frühen Sonntagabend wurde im Flora-Westfalica-Park nahe dem Seecafé eine große Bronze-Skulptur des Varenseller Künstlers Dr. Wilfried Koch enthüllt. In Anwesenheit des 89jährigen Künstlers und seiner Gattin Hilde konnte Bürgermeister Theo Mettenborg zahlreiche Gäste zu dem Festakt begrüßen. Zuvorderst zählte dazu die Familie Bruno Höner, die der Stadt die Skulptur gestiftet hat. 

 (von links:) Bürgermeister Theo Mettenborg, Bruno Höner, Hilde und Dr. Wilfried Koch, Mechthild Höner, Inge und Bernd Jostkleigrewe sowie Landtagspräsident André Kuper freuen sich über die wertvolle Ergänzung des Flora-Parks.

(von links:) Bürgermeister Theo Mettenborg, Bruno Höner, Hilde und Dr. Wilfried Koch, Mechthild Höner, Inge und Bernd Jostkleigrewe sowie Landtagspräsident André Kuper freuen sich über die wertvolle Ergänzung des Flora-Parks.

Auch Landtagspräsident André Kuper, ein langjähriger Freund des Ehepaares Koch, wohnte ebenso wie viele Vertreter aus Politik, Unternehmen und Handel der Doppelstadt dem Zeremoniell bei. In der von Schülerinnen des Ratsgymnasiums mit klassischen Werken musikalisch umrahmten Feier dankte Mettenborg: „Sehr geehrter Herr Höner, als Ausdruck ihrer Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt übergeben sie heute ein wahrhaft beeindruckendes, ein großzügiges Geschenk. Wir empfinden tiefe Dankbarkeit, die wir ebenso mit der Geste und Haltung verbinden, die ihre Schenkung offenbart.“ An den in Duisburg geborenen und seit Jahrzehnten im Nachbarort Varensell ansässigen Künstler von internationalem Renommee gewandt, würdigte das Stadtoberhaupt: „Sie, lieber Herr Dr. Koch, haben Ihr Herz in diese Skulptur gelegt. Und sie haben durch ihren behutsamen Blick schließlich eine wunderbare Symbiose von Ort und Kunstwerk erschaffen.“ Die Figurengruppe gebe einen Teil der Geschichte „unserer Vorfahren wieder und ist damit ein wichtiger Teil unserer Stadtgeschichte.“

Die Skulptur trägt den Titel „Der Knoten im Garn“ und zeigt eine in Not und Elend lebende dreiköpfige Spinnerfamilie des 19. Jahrhunderts. Bernd Jostkleigrewe übernahm in enger Abstimmung mit Dr. Wilfried Koch die Erklärung und Deutung des Kunstwerkes und zitierte aus einer historischen Bestandsaufnahme des Wiedenbrücker Landrates aus dem 19. Jahrhundert: „Die Weber sind arm, so dass der Spinner oft nicht einmal Geld von demselben bekommen kann. In dem Kreise Wiedenbrück … ist der Zustand noch trauriger. Jammer, Noth und Elend ist das Loos der Hausgarnspinner dieser Gegenden. Ihre Lage zu schildern, giebt es keine Worte. Der Hungertyphus ist, wenn nicht schon vorhanden, doch unausbleiblich.“

Er deutete die Figuren von Vater, Mutter und Kind, die zwar zusammen stehen, aber dennoch jeder für sich in seiner Rolle und seinem Schicksal einsam sind und die, kreisförmig angeordnet, zur intensiven Betrachtung bei einem Rundgang um das Rondell einladen. Die Skulptur erinnert an hierzulande vergessene Not. „Sie verweist zugleich darauf, dass wir, die wir hier und heute wohl eher auf der Sonnenseite des Lebens stehen, nicht vergessen, dass an zahlreichen Stätten unserer globalen Welt Situationen von Armut, Angst, Verzweiflung und Tod tagtäglich präsent sind und leider nicht der Vergangenheit angehören. Allein 65 Millionen Menschen sind zurzeit auf der Flucht!“ erinnert Jostkleigrewe an die Aktualität der Bronze.

Diese Darstellung sei auf keinen Fall eine sozialromantische Idylle, betonte auch Dr. Koch. Darüber informiert auch die Tafel neben der Skulptur. Der Bildhauer dankte allen Beteiligten auf dem Weg bis hin zur Enthüllung: „Allen sage ich Dank aus meinem Herzen, das sie nicht sehen, aber spüren mögen.“ Sichtlich bewegt erklärte er: „Wenn ich in Zukunft hier vorbeigehen werde, will ich dem Vater der Familie mal eben über die Hand streichen und dabei irgendeinem geplagten Menschen ein bisschen Hoffnung zudenken. Auch wenn ich selber mal der Geplagte sein werde.“ Für Bruno Höner hatte der Künstler eine besondere Überraschung parat. Er überreicht ihm eine eigens gegossene Bronzehand, „ein Teil des Vaters der Spinnerfamilie, sie mögen Freude daran haben.“

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