Schloß Holte-Stukenbrock (th). Bereits zum neunten Mal gaben sich Stars und Sternchen drei Tage lang in und um den Safari-Park Stukenbrock herum das Mikrofon in die Hand. Über 20.000 Besucher kamen in den Genuss von Musikgrößen wie Guano Apes, Papa Roach oder Jan Delay, die wie jedes Jahr auf zwei Bühnen atemberaubende Shows boten. Doch als Fazit des diesjährigen Festivals bleibt ein zweischneidiges Schwert stehen. Neben der Freude über eine großartige Party, trübten Mängel in der Organisation und fehlende Innovationen das Bild.
Den Start bildete die Aachener Band The Hitch. Pünktlich um 17 Uhr stürmte die Rockband die Mainstage und heizte dem Publikum gehörig ein, auch wenn der Hauptakt des Tages noch auf sich warten sollte. Denn Ostwestfalens derzeit wohl bekanntester Musiker zeigte sich verantwortlich für den Ausklang des Abends. Der Bielefelder Casper brachte Stukenbrock zum Beben, tausende aufhüpfende Fans können nicht ungehört bleiben. Während die angrenzenden Tiere keinen Schlaf fanden, feierten die Besucher bis in die Morgenstunden und fanden in ihren Zelten oder Wohnmobilen ebenso wenig bis gar keinen Schlaf. Tagesgäste und viele Anwohner fuhren anschließend nach Hause, kamen in vielen Fällen in den folgenden Tagen wieder zum Gelände. Wer will sich ein solches Ereignis in der Nachbarschaft schon entgehen lassen?
Ähnliches zeichnete sich samstags ab. Der niederländische Akustik-Punkrocker Tim Vantol eröffnete mit seiner Band den zweiten Festivaltag, gefolgt von Größen wie SDP, Guano Apes oder Biffy Clyro. Wer eine kurze Pause von lauter Musik und tanzenden Menschen haben wollte, besuchte in der Zwischenzeit den Serengeti-Park, zu erheblich vergünstigten Konditionen. Nach Mitternacht legte dann das weltweit bekannte DJ-Duo Lexy & K-Paul auf und brachte das Palastzelt, wie erwartet, zum Kochen.
Während die Stimmung auf dem Festivalgelände keine Grenzen kannte, brummten knapp einen Kilometer entfernt einige Campingbesucher genervt vor sich hin. „Ein Zeltplatzeingang fehlt!“, merkte Ede (19) an, der extra mit drei Freunden aus dem Sauerland anreiste. „Die Schlepperei ist eine Qual!“ Bedeutete: Der Weg vom vollgepackten Auto bis hin zum Campingplatzeingang führte einmal um den Platz herum, ein Fußmarsch der nicht jedem Besucher schmeckte. „Letztes Jahr war das besser gelöst“, fand auch Tobias (26) aus Gütersloh, „da konnten wir wenigstens mit dem Auto vorne halten.“ Nicht das einzige Manko. Lange Warteschlangen an der Kasse brachten manchen Fan zum Glühen, denn wenn „man auf der Gästeliste einer Band [Anm. der Redaktion: Bandname gestrichen] steht, man stundenlang warten muss, es geht nicht voran und man verpasst das halbe Konzert, das geht nicht!“ So erging es zumindest einen Ehepaar aus der Region, welches namentlich nicht genannt werden möchte. Letzten Endes kamen sie dann doch noch in den Genuss „ihrer“ Band. Die Frage, was denn so schwierig an der Verteilung von VIP-Bändchen sei, bleibt dennoch im Raum stehen.
Sei’s drum, die angereisten Festivalgänger feierten auch am letzten Festivaltag, als wäre es wirklich ihr Letzter. Kmpfsprt, Papa Roach, Truckfighter und Jan Delay mit seiner Rockkombo Disko No. 1 versüßten den Fans zum Schluss noch einmal ihren Aufenthalt in Stukenbrock, das einmal mehr bewies, dass Ostwestfalen eine Region ist, die mehr zu bieten hat als hübsche Landschaften. Kurz vor seinem Auftritt taufte Jan Delay noch ein vier Monate altes Löwenbaby auf den Namen „Rudi“.
Trotz kleiner Schönheitsfehler bleibt am Ende eins stehen: Das Serengeti-Festival 2014 war ein voller Erfolg! Im nächsten Jahr steht dann das Jubiläums-Festival an, welches mit ebenso großen Namen aufwarten wird wie das diesjährige Festival und alle vorherigen. Lassen wir uns überraschen.
Fotogalerie zum Serengeti Festival 2014
Text/Fotos: Tim Hildebrandt