Mit geförderter Weiterqualifizierung die eigenen Potenziale entfalten

Gütersloh. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer interessieren sich für Weiterbildungen. Dabei sind Aus- und Weiterbildungen oftmals ein Kostenfaktor. „Als mit Abstand wichtigster Hindernisgrund für die Aufnahme zählen finanzielle Einbußen während der Dauer der Qualifizierung“, sagt Marc Traphöner, Leiter der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Gütersloh. „Das Qualifizierungschancengesetz ermöglicht uns seit dem 1. Januar 2019 eine Weiterbildungsförderung. Ein klarer Vorteil: Die Beschäftigten können während ihrer Weiterbildung weiter ihr volles Arbeitsentgelt erhalten und der Arbeitgeber erhält dafür einen Zuschuss für die ausgefallene Arbeitszeit. Je nach Betriebsgröße werden zudem auch die Lehrgangskosten in einer Höhe von bis zu 100 Prozent von den Arbeitsagenturen getragen.“ Einer der Beschäftigten, der von solch einer geförderten Qualifizierung profitiert hat, ist der 20-jährige Elif Ramadani.

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„Unternehmen sollten den Blick verstärkt auf das Potenzial der eigenen Mitarbeiter richten“, so Patrick Recker.Foto:Agentur für Arbeit

„Der Blick des Kunden nach der getanen Arbeit – unbezahlbar!“ – mit diesen Worten beschreibt Elif Ramadani, was ihm bei seiner Tätigkeit am meisten Spaß bereitet. Der Bielefelder arbeitet als Fahrzeugaufbereiter beim Harsewinkeler Kfz-Betrieb Gebrüder Recker GmbH. Über eine Förderung der Agentur für Arbeit hat Ramadani an einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen – und währenddessen sein volles Gehalt erhalten.

„Der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur schaut im Vorfeld gemeinsam mit den Betrieben, welche Qualifizierung das Unternehmen und den Arbeitnehmer weiterbringt“, erläutert Traphöner das Vorgehen.

Elif Ramadani arbeitet seit über einem Jahr bei der Gebrüder Recker GmbH. Zunächst fing er eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker an. „Die Ausbildungsinhalte waren aber nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte“, so Ramadani. Er beschloss, die Ausbildung abzubrechen. Doch mit seinem Arbeitseifer und seiner hohen Motivation konnte er bei seinen Kolleginnen und Kollegen und dem Geschäftsführer des Unternehmens, Patrick Recker, punkten. „Elif ist extrem automobilaffin. Ihm macht die Arbeit sichtlich Spaß. Er ist sehr genau und bringt viel handwerkliches Geschick mit“, erklärt Recker. „Solch einen Mitarbeiter will man dann natürlich im Betrieb halten.“ Gemeinsam haben sie geschaut, welche Tätigkeiten im Unternehmen für ihn in Frage kommen. „Die Fahrzeugaufbereitung ist genau das, was mir liegt“, sagt Ramadani. „Dank der Weiterqualifizierung kann ich jetzt im Betriebsalltag meine praktischen Stärken voll und ganz einbringen.“ 

Im Unternehmen, das seine Ursprünge in einem selbstständigen Handwerksbetrieb hat und mittlerweile bereits in der sechsten Generation fortgesetzt wird, sind am Standort Harsewinkel-Greffen derzeit über 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Insgesamt beschäftigt die Unternehmensgruppe rund 380 Mitarbeiter. Patrick Recker betont dabei, wie wichtig es für ihn ist, das Potenzial aus den eigenen Reihen zu schöpfen: „Ich kann auch anderen Betrieben nur empfehlen, die eigenen Mitarbeiter zu qualifizieren. Eigene Fachkräfte heranziehen – das ist ausschlaggebend für die Zukunft!“ Nicht zuletzt macht sich die Fachkräftesituation auf dem Arbeitsmarkt auch bei der Gebrüder Recker GmbH bemerkbar: „Es ist aktuell nicht immer leicht, Mitarbeiter zu finden. Auch in der Fahrzeugaufbereitung geht das Wissen immer mehr in die Tiefe. Das ist schon ein Beruf, der fundierte Fachkenntnisse und Fertigkeiten voraussetzt, um die Kundenzufriedenheit als Unternehmen gewährleisten zu können.“ 

Was lässt sich gegen den Fachkräfteengpass tun? „Ausbilden, ausbilden und ausbilden“, ist sich Recker klar. Dabei geht das Harsewinkeler Unternehmen vorbildlich vor: So beschäftigt der Betrieb aktuell 25 Auszubildende. Regelmäßig sind Mitarbeitende des Unternehmens auch auf Berufsmessen präsent. „Wir müssen unsere Perspektiven als Arbeitgeber ändern“, sagt Patrick Recker. „Nicht zuletzt beobachten wir eine immer stärkere Akademisierung.“ 

Elif Ramadanis Weiterbildung fand in einem Zeitraum von sechs Wochen in Berlin statt. „Hier habe ich extrem viel dazu gelernt, es hat unheimlich viel Spaß gemacht“, betont der Bielefelder. Begeistert ist er auch von der intensiven Betreuung: „In der Klasse waren wir zu zwölft. So konnten die Lehrer individuell auf uns alle eingehen.“ Die Automobil-Affinität wurde ihm schon in die Wiege gelegt: „Auch mein Vater und mein Onkel arbeiten hier im Unternehmen“, so Ramadani. „Beide sind stolz, dass ich für mich den richtigen Weg gefunden habe und die Weiterqualifizierung erfolgreich abschließen konnte.“

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