Minden wird zur „Stadt der Kultur“

Zehn Kunstwerke vom 7. September bis 6. Oktober in der Innenstadt zu bestaunen – Objekte und Installationen werden digital zugänglich gemacht

Minden. Minden wird im September und Oktober 2019 für vier Wochen zu einer „Wagner-Stadt“. Zum einen ist das Stadttheater Schauplatz für den gesamten Ring-Zyklus von Richard Wagner, der zweimal aufgeführt wird. Zum anderen ist der „Ring der Nibelungen“ Impulsgeber für eine Kunstaktion im öffentlichen Raum mit dem Titel „Wagnis.Wagner“.

Kunstprojekt „Lorem Ipsum“ Foto: @ Nándor Angstenberger

Kunstprojekt „Lorem Ipsum“ Foto: @ Nándor Angstenberger

Dem Aufruf der Stadt Minden, der Minden Marketing GmbH, der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen und dem Verein für aktuelle Kunst Minden-Lübbecke sind bis Ende April 49 Künstlerinnen und Künstler aus der gesamten Bundesrepublik gefolgt. Insgesamt zehn Objekte, Installationen und Street Art werden vom 7. September bis 6. Oktober in der Mindener Innenstadt und im Glacis zu sehen sein. Drei Entwürfe kommen aus Minden-Lübbecke vom Verein für aktuelle Kunst. Sieben weitere wählte eine hochkarätig besetzte Fachjury aus den eingereichten, bundesweiten Projekten im Mai 2019 aus. „Dieser Kunstwettbewerb bietet erneut die Gelegenheit, uns als Stadt der Kultur zu präsentieren. Wir haben etwas Großes gewagt“, streicht Regina-Dolores Stieler-Hinz, Beigeordnete für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit, bei einem Pressegespräch am 25. Juli heraus.

Die letzte Aktion für bildende Kunst im öffentlichen Raum habe es 2009 zum Gedenken an die 250 Jahre zurückliegende „Schlacht bei Minden“ gegeben, ergänzt Dr. Jörg-Friedrich Sander, Geschäftsführer der Minden Marketing GmbH. Und auch 2019 gebe es wieder gute Ideen und Projekte, die die Mindener und die Gäste der Stadt ab 7. September im Stadtraum entdecken können. Der Ring-Zyklus bietet die Chance, auch weitere Pluspunkte der Stadt zu erleben.„Die Jury hatte es bei den sehr guten Bewerbungen in der Auswahl nicht leicht, aber es hat sehr viel Spaß gemacht“, berichtet Jana Duda, Leiterin des OWL Kulturbüros in Bielefeld. Das Projekt wird vom Land Nordrhein-Westfalen über das Förderprogramm „Regionale Kulturpolitik“ unterstützt. Ausschlaggebend für die Förderzusage sei vor allem die Kooperation verschiedener Partner bei dem Projekt gewesen, so Duda.

„Die Organisatoren haben alles richtig gemacht“, lobte die Leiterin des OWL Kulturbüros, die selbst mit in der Fachjury saß. Den Vorsitz hatte der Direktor des Museums MARTa in Herford, Roland Nachtigäller, übernommen. Die Künstlerinnen und Künstler waren aufgerufen, sich dem „Wagnis.Wagner“ zu stellen. Sie sollten sich mit dem „Mythos Wagner“, seinem Opernkosmos und dem historischen Kontext im Spiegel der heutigen Weltsichten beschäftigen. „Keine ganz leichte Aufgabe“, so Regina-Dolores Stieler-Hinz. Aber die Ergebnisse waren beeindruckend. Zwölf Künstlerinnen und Künstler bekommen nun die Gelegenheit, sich und ihre zehn Arbeiten in Minden zu präsentieren.

Skulptur Schwan von Künstler Hartwig Reinboth, Foto: Minden Marketing GmbH

Skulptur Schwan von Künstler Hartwig Reinboth, Foto: Minden Marketing GmbH

Die Künstlerin Nike Gerochristodoulou wird schon im Vorfeld der Ausstellung mit einer Fotoaktion auf die „Wagner-Wochen“ aufmerksam machen. Mit ihrer Kunstaktion „Momentaufnahmen – Meinungsaufnahmen“ ruft die Künstlerin am 9. August von 14 bis 18 Uhr und am 10. August von 10 bis 14 Uhr dazu auf, sich in einem leerstehenden Ladenlokal am Wesertor beim Hören der Wagner-Musik fotografieren zu lassen und somit selbst Teil der Ausstellung „Wagnis. Wagner“ zu werden.  Die Minden Marketing GmbH will die Objekte und ihre Schaffer*innen auch digital zugänglich machen und in die „Beacon Mile“ mit einbinden, kündigte Dr. Jörg-Friedrich Sander an.

Über die Minden-App können Nutzer*innen dann vor Ort Informationen über die Kunst abrufen.  Eröffnet wird die Kunstausstellung im öffentlichen Raum am Samstag, 7. September, um 11 Uhr im Stadttheater. Flankiert wird die Aktion von einem Vermittlungsprogramm sowie weiteren Veranstaltungen und Angeboten, darunter Vorträge, Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen, Ausflüge und auch ein Tortenbüffet des Wagner-Verbandes. Das Programm ist unter anderem bei der Minden Marketing GmbH erhältlich, liegt aber auch im Rathaus, im Kulturbüro und in den städtischen Kulturinstituten aus. Es werde auch noch einen Katalog zum Kunstwettbewerb sowie einen Flyer mit einer Route zu den einzelnen Objekten und Installationen geben, kündigt Beate Schmalen vom Kulturbüro der Stadt Minden an.

Informationen zu den zehn ausgewählten Projekten: 1. „Leitmotive im Stadtraum“, Simon Rummel und Tina Tonagel (Köln). Die Künstler werden die musikalischen Leitmotive aus dem Ring des Nibelungen auf 30 Aluminiumschilder drucken und in den räumlichen Kontext der Innenstadt bringen. Die Schilder haben einen QR-Code, womit sich der interessierte Betrachter das Leitmotiv auch anhören kann. 2. „Lorem Ipsum“, Nándor Angstenberger (Berlin). Der Künstler wird drei oder vier „Scheinwerfer“ aus bunter Kunstfaser-Wolle, Zeltheringen und Metallringen an Bäumen im Glacis installieren. Die mit Fäden gezogenen Lichtkegel machen die Landschaft somit zur Theaterbühne. 3. „Die Kunst ist frei“, Matthias Braun (Würzburg). Der Künstler wird in der Mindener Fußgängerzone acht bis zehn Zitate von Richard Wagner plus Portrait als Bodengraffiti sprayen. Er verwendet abwaschbares Kreidespray und so genannte Stencils.

4. „Momentaufnahmen – Meinungsaufnahmen“, Nike Gerochristodoulou (Preußisch-Oldendorf). Die Künstlerin wird im Vorfeld der Ausstellung (siehe Pressemitteilung oben) zehn bis zwölf Personen portraitieren, die dabei Musik von Richard Wagner hören und ein Schild mit ihren Emotionen hochhalten. Die großformatigen Bilder sollen in einem leerstehenden Ladenlokal an der Bäckerstraße/Wesertor ausgestellt werden. 5. „Magischer Ring“, Gunnar Heilmann (Minden). Der Künstler hat Anfang Juli im Glacis Phacelia (auch Bienenweide, Bienenfreund, Büschelschön oder Büschelblume genannt) in Form eines Ringes eingesät. Der Blumen-Ring soll im September blühen und wird einen Außendurchmesser von 30 Metern haben. 6. „Der Ring des Nibelungen – Rheingold“, Ulrich Kügler (Minden). Der Künstler stellt aus Warsteiner Kalkstein und Metall einen fünf bis acht Meter großen Ring her, der temporär mit Blumen, Eichenlaubkränzen und Steintürmchen geschmückt wird.

7. „Wagner Wäsche“, Alexandra Kürtz (Bonn). Die Künstlerin wird in der Innenstadt – von Haus zu Haus – Wäscheleinen spannen und diese mit Wäsche behängen, die den Hang von Richard Wagner zu Luxus und seine Angewohnheit, Kleider zu tragen, dokumentieren sollen. 8. „Sag dem Schwan die Leid“, Hartwig Reinboth (Minden). Der Künstler stellt einen am Kopf ca. zwei Meter hohen Schwan aus Kunststoff (Styrodur), der auf dem Schwanenteich verankert wird und dort vier Wochen schwimmen soll.   9. „Bitte nehmen Sie Platz“, Yoana Tuzharova (Köln). Die Künstlerin wird drei Stühle aus dem Stadttheater original aus Massivholz nachbilden. Die Sitzgruppe wird vor dem Theater platziert und soll zum Verweilen einladen. Gleichzeitig tragen die Stühle das Theater auf die Straße. 10. „Parallel-Bühne – Projektion in einem belaubten Baum“, Katharina Veldhues und Gottfried Schumacher (Nusbaum). Die Künstler werden ein Fragment einer antiken Architektur in einen belaubten Baum projezieren. Das Kunstwerk soll aus einer Distanz von 20 bis 100 Metern zu betrachten sein und wird erst bei Dunkelheit zur Geltung kommen.

image001-3