Marta-Preis 2022

Die deutsche Bildhauerin Lena Henke erhält den Marta-Preis der Wemhöner Stif­tung 2022. Sie überzeugte die Jury vor allem mit ihrem ganzheitlichen Blick auf die Skulptur und ihre Einbindung des räumlichen und sozialen Umfelds. Neben dem Preisgeld und einem Produktionsbudget für ein neues Werk in der Sammlung Marta wird Lena Henke mit einer Einzelausstellung im Marta Herford geehrt, die im November 2022 eröffnet.

Porträt Lena Henke, Foto: Silke Briel

Porträt Lena Henke, Foto: Silke Briel

Herford. Lena Henke (geb. 1982 in Warburg) studierte von 2004 bis 2010 an der Städelschule, Frankfurt a.M., und der Glasgow School of Art, Schottland. Ihren Abschluss machte sie 2010 bei Prof. Michael Krebber in Frankfurt. In ihren Werken, die von einer klaren Farb- und Formensprache geprägt sind, verfolgt sie die Bedingungen und Möglichkeiten der Skulptur und erfindet scheinbar Bekanntes neu. Ebenso ist ihr künstlerisches Schaffen von der Auseinandersetzung mit der Geschichte und Tradition der Bildhauerei wie auch von biografischen Bezügen geprägt. Mit bewussten Aneignungen und Umdeutungen historischer Positionen eröffnet sie Diskurse im patriarchalen System von Kunst und Gesellschaft. In der Präsentation ihrer Werke zeigt sich zudem ihr Interesse für Stadtplanung und Landschaftsbau: Ihre Installationen intervenieren in die gegebene Architektur vor Ort, reagieren auf deren räumliche und soziale Strukturen. Indem die Künstlerin mit Sichtachsen, Blick- und Wegleitungen spielt, erschafft sie geschickt neue Perspektiven für die Betrachtenden.

Als fünfte Gewinnerin des mit insgesamt 25.000 Euro dotierten Marta-Preises der Wemhöner Stiftung wird Lena Henke ein neues Werk für die Sammlung Marta entwickeln, das im Rahmen einer Einzelausstellung im Museum präsentiert wird. Die bisherigen Preisträger*innen sind das Duo Heike Mutter / Ulrich Genth (2014), Simon Wachsmuth (2016), Peter Wächtler (2018) und Brigitte Waldach (2020).

Die Jury bestand auch in diesem Jahr aus dem Kuratorium der Wemhöner Stiftung, einer Vertreterin des Museums Marta Herford (Ann Kristin Kreisel, Kuratorin) und zwei externen Persönlichkeiten (Christina Végh, Direktorin der Kunsthalle Bielefeld, und Laura von Schubert, Rechtsanwältin). Fünf Nominator*innen haben das Museum im Vorhinein bei der Auswahl der Kandidat*innen fachkundig unterstützt. Dazu gehörten in diesem Jahr Julia Höner, Künstlerische Direktorin KAI10, Arthena Foundation, Düsseldorf, der Kulturjournalist Dr. Thomas Köster, Robbert Roos, Direktor Kunsthal KAdE Amersfoort, Niederlande, Ute Stuffer, Direktorin Kunstmuseum Ravensburg, und der freie Kurator Vlado Velkov.

Der Marta-Preis der Wemhöner Stiftung

Der Marta-Preis der Wemhöner Stiftung sieht in zweijährigem Rhythmus die Beauftragung eines hochrangigen künstlerischen Werks für die Sammlung Marta vor. Dieses soll mit Blick auf den Sammlungs- und Ausstellungsschwerpunkt des Museums – die lebendige Auseinandersetzung internationaler Gegenwartskunst mit Berührungspunkten zu Design und Architektur – vor Ort entwickelt werden. Mit insgesamt 25.000 €, die sich aus 10.000 € Preisgeld, 13.000 € Budget für eine Neuproduktion und 2.000 € Begleitkosten zusammensetzen, sowie einer ehrenden Ein­zel­präsentation im Museum Marta Herford mit begleitendem Katalog zählt er zu den wenigen hochdotierten Preisen für zeitgenössische Kunst in Deutschland.

Die Preisträgerin Lena Henke

1982 in Warburg geboren, lebt und arbeitet in Berlin und New York. Studium von 2004 bis 2010 an der Städelschule, Frankfurt a.M., und der Glasgow School of Art, Schottland, Abschluss in Frankfurt bei Prof. Michael Krebber. Die Künstlerin wurde 2019 mit dem Rubensförderpreis der Stadt Siegen ausgezeichnet, im gleichen Jahr erhielt sie den Pollock-Krasner Foundation Grant. Wichtige Einzelausstellungen hatte sie unter anderem im Museum für Gegenwartskunst Siegen („My Fetish Years“, 2019), in der Kunsthalle Zürich, CH („An Idea of Late German Sculpture, to the People of New York“, 2018), in der Kunsthalle Schirn, Frankfurt a.M. („Schrei mich nicht an, Krieger!“, 2017), bei S.A.L.T.S. in Basel, CH („My History of Flow“, 2016), im Kunstverein Braunschweig („Available Light“, 2016) oder im Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl („Yes, I’m pregnant“, 2014). Darüber hinaus war sie an zahlreichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland beteiligt, etwa im Rockefeller Center in New York, USA (2020), in der Kunsthalle Bielefeld (2019), im Skulpturengarten Tillburg, Niederlande (2019), im Whitney Museum of Art, New York, USA (2018), im Kunstmuseum Luzern, Schweiz (2018) oder im Sprengelmuseum, Hannover (2017). Werke der Künstlerin befinden sich in Sammlungen bedeutender Museen wie dem Whitney Museum in New York, der Bundeskunstsammlung in Bonn, dem Belvedere in Wien, dem Institute of Contemporary Art in Miami oder dem Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl.

Lena Henke, The Baby will always be me, 2020, Courtesy die Künstlerin and Pedro Cera, Lissabon Foto: Bruno Lopez

Lena Henke, The Baby will always be me, 2020, Courtesy die Künstlerin and Pedro Cera, Lissabon Foto: Bruno Lopez

Henkes vielfältiges skulpturales Werk verweist und hinterfragt bestehende gesellschaftliche und architektonische Machtstrukturen, Sexualität und Fetischismus, den Körper und das Tier und unterwandert dabei immer wieder kritisch und humorvoll die patriarchale Struktur der Kunstgeschichte. Ihre Arbeiten eröffnen einen höchst vergnüglichen Imaginationsraum, in dem sich das Skulpturale selbst um feministische und biografische Perspektiven erweitert und damit eine neue Aktualität gewinnt.

Die Jury

Heiner Wemhöner, Geschäftsführer der Wemhöner Surface Technologies GmbH & Co. KG, Vorsitzender des Kuratoriums der Wemhöner Stiftung , Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff, Kunsthistorikerin und Vorsitzende der Diotima Gesellschaft e.V., Mitglied des Kuratoriums der Wemhöner-Stiftung, Martin J. Hörmann, persönlich haftender Gesellschafter Hörmann KG Verkaufsgesellschaft, Steinhagen, Mitglied des Kuratoriums der Wemhöner-Stiftung, Ute Schäfer, Staatsministerin a.D., Mitglied des Kuratoriums der Wemhöner-Stiftung, Christina Végh, Direktorin der Kunsthalle Bielefeld, Laura von Schubert, Rechtsanwältin, Ann Kristin Kreisel, Kuratorin Marta Herford