Westfalen-Lippe . Seit dem 5. Mai sind die 18 Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) nach einer fast zweimonatigen Corona-bedingten Schließung wieder geöffnet. In der ersten Woche kamen rund 8.100 Besucher, etwa zwei Drittel weniger als in einer vergleichbaren Woche im Vorjahr.
„Unter den Bedingungen war das ein guter Start. Wir haben uns auf die Besucher gefreut, und diese offensichtlich auf uns „, so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Um die Besucherinnen vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen, hätten alle Häuser Hygiene- und Sicherheitskonzepte entwickelt und Verhaltensregeln für Museumsmitarbeiter und -besucher definiert.
„Dabei sorgen Mundschutzpflicht, Abstandsregeln, Besucherdosierung und geänderte Wegführungen in den Museen dafür, dass der Museumsbesuch in Zeiten von Corona zu einer etwas anderen, aber schönen Erfahrung wird“, so die Kulturdezernentin. Die Sicherheit der Besucherinnen stehe immer im Vordergrund, auch wenn die Zahl der Besucher in den kommenden Wochen langsam steigen werde.
Eindrücke aus den LWL-Museen:
LWL-Freilichtmuseum Detmold
Das LWL-Freilichtmuseum Detmold hat eine erfolgreiche erste Woche hinter sich. Innerhalb der ersten sechs Tage nach Wiedereröffnung fanden über 3.900 Besucher den Weg nach Detmold, davon am Wochenende über 1.000 Gäste pro Tag. Die Stimmung sei sehr gut gewesen, so Mitarbeiter des Museums. Die Besucherinnen seien freundlich, verständnisvoll und hätten sich im Vorfeld bereits über die Schutzmaßnahmen informiert, so dass es wenig Erklärungsbedarf gegeben habe.
Viele der Jahreskartenbesitzer (LWL-Museumscard) seien positiv überrascht, dass ihre Karten verlängert werden. Auch die Rückmeldungen auf den Social-Media-Kanälen des Museums spiegelten diesen Eindruck wider.
LWL-Freilichtmuseum Hagen
Die Besuchszahlen im LWL-Freilichtmuseum Hagen sind nach und nach gestiegen, von 61 und 94 an den ersten beiden Tagen, über 124 am Donnerstag, auf jeweils 274 und 278 am Samstag und Sonntag. Insgesamt verliefen die Tage reibungslos, und die insgesamt 1.000 Besucher hätten Verständnis für die ungewohnte Situation gehabt, so der Museumsleiter.
LWL- Museum für Kunst und Kultur in Münster
Den LWL-Slogan („Schön, dass Sie wieder da sind“) haben nach Angaben des Kassenpersonals viele Besucherinnen mit „Wie schön, dass Sie wieder geöffnet sind“ beantwortet. Auf die Hygienevorschriften, Maskenpflicht und Abstandsregeln reagierten die Besucher mit Verständnis und hielten sie ein. Insgesamt kamen in der ersten Woche 258 Besucher, das sind rund 70 Prozent weniger als in normalen Zeiten. Am Samstag wurde die neue Sonderausstellung „Norbert Tadeusz“ mit einem Live-Stream im Internet eröffnet.
LWL-Museum für Naturkunde in Münster
Das LWL-Museum für Naturkunde wurde in den ersten sechs Tagen nach der Wiedereröffnung von 430 Besuchern aufgesucht, die Mehrzahl davon Familien mit Kindern. Die Rückmeldung der Besucherinnen sei insgesamt sehr positiv gewesen, so das Fazit. Ein junges Paar betonte zum Beispiel, dass sie es gar nicht schlimm fänden, wenn einige Attraktionen nicht zur Verfügung stünden, da man so mal wieder in Ruhe mehr lesen könne.
Die Mundschutzpflicht, so fiel es dem Wachpersonal auf, sei mittlerweile schon selbstverständlich, auch bei den Kindern. Jedoch führe die Mundbedeckung wohl auch dazu, dass viele Besucher das Museum schneller wieder verlassen als gewöhnlich.
Stiftung Kloster Dalheim in Lichtenau (Kreis Paderborn)
Rund 200 Besucher konnte die Stiftung Kloster Dalheim in Woche eins nach der Corona-bedingten Schließung im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur begrüßen. Mit der Wiedereröffnung begann auch die Präsentation der großen Bilderwelt „Michelangeloâ“ Der andere Blick“. „Zu einer Zeit, da viele Kulturangebote verschoben werden müssen, sind wir froh über unser Angebot eines einzigartigen Kunstgenusses“, sagt Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky. Am Sonntag sorgte die Schau zeitweise für Warteschlangen im Dalheimer Kreuzgang – unter Einhaltung der Abstandsregel. Der Klosterladen verbuchte überdurchschnittliche Pro-Kopf-Umsätze.
LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop (Kreis Recklinghausen)
Im Schiffshebewerk Henrichenburg entwickelt sich die Besucherzahl allmählich nach oben, von 33 Besuchern am Dienstag bis hin zu 164 am Samstag (insgesamt 525 Besucher in der ersten Woche). Nach Auskunft der Museumsmitarbeiterinnen war die Situation auf dem großen Freigelände entspannt. Der Wasserspielplatz werde gut angenommen, die Gäste seien fast alle sehr verständnisvoll. Eine Besucherin schrieb auf Facebook: „Vielen Dank, wir waren heute da und waren begeistert. Wirklich sehr lobenswert, wie Sie die ganzen Auflagen gelöst haben.“
LWL-Industriemuseum Textilwerk Bocholt (Kreis Borken)
Pünktlich zur Eröffnung standen am ersten Morgen zwei Besucher vor der Tür, aber die Besucherzahlen sind noch niedrig: sie liegen täglich zwischen 10 und 20 Personen (insgesamt 42), was den Mitarbeiterinnen die Möglichkeit gibt, in der Praxis den neuen Umgang zu erproben.
LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim (Kreis Minden-Lübbecke)
Am Samstag und Sonntag waren 31 bzw. 38 Gäste in der Glashütte Gernheim. Die Zahlen steigen langsam, aber stetig (insgesamt 100 Besucher). Die gläserne Gartendekoration verkauft sich gut – und zur Wiedereröffnung haben die Glasmacher ein monströses Virus kreiert, das als neues Exponat in die Sammlung eingeht.
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund
Die Besucherzahlen in der Zeche Zollern steigen langsam, von 31 Besucherinnen am Eröffnungstag auf 78 Gäste am Samstag (insgesamt 270). Das Interesse bei den Besuchern ist groß, abzulesen am Austausch – auf Distanz – mit dem Museumspersonal.
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis)
Auf Zeche Nachtigall ist das Leben wieder in Gang gekommen – leider noch nicht im Bergwerk unter Tage, aber auch da arbeiten die Mitarbeiter an einem Führungskonzept für Kleingruppen, das – falls genehmigt – Hygiene- und Sicherheitsstandards garantiert. Der Betrieb der Feldbahn wurde mit den Gästen erfolgreich erprobt, so dass regelmäßige Fahrten bald in Aussicht sind. Zwischen 9 und 30 Besucherinnen täglich nutzten das erweiterte Freizeit-Angebot im Museum (insgesamt über 100 Besucher).
LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum
Während das Museumspersonal der Zeche Hannover am Eröffnungs-Dienstag vergeblich auf Besucher wartete, wagten sich am folgenden Tag 66 Gäste auf das Gelände (insgesamt rund 200 Besucherinnen). Das Angebot wurde nach Angaben des Museumspersonals sehr positiv, aber auch zögerlich angenommen. So haben sich etliche Besucher vor allem im Außengelände aufgehalten.
LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen (Ennepe-Ruhr-Kreis)
56 Besucher machten sich bereits am Dienstag auf den Weg in die Henrichshütte Hattingen. Das schöne Wetter am Samstag lockte 78 Gäste an. Insgesamt verzeichnete das Museum seit Wiedereröffnung 249 Besucherinnen. Diese Zahl liegt nach Angaben des Museumsleiters deutlich unter der sonst üblichen Besucherzahl, was aber aufgrund der Schließung der Schaubetriebe und der Gastronomie sowie der Absage von Führungen und Veranstaltungen nicht anders zu erwarten sei. Facebook-Kommentar eines Besuchers: „Der Besuch war wieder klasse. Ein toller Ort für die Corona Zeit. Ein großes Außengelände, Einbahnstraßen und gut durchlüftete Räume.“
LWL-Industriemuseum Ziegelei Lage (Kreis Lippe)
Die Ziegelei Lage haben in den ersten sechs Tagen nach der Wiedereröffnung insgesamt 130 Museumsgänger besucht. Die Bienenvölker des Museums nutzten die neue Freiheit am Donnerstag gleich zur Flucht: 20.000 Bienen fanden sich in einer Linde wieder, wo sie der Imker wieder einfing.
An diesem Mittwoch (13.5.) wird der Ringofen erstmalig wieder angezündet – eine Attraktion, zu der das Museum viele Besucherinnen erwartet: In drei Schichten werden im Vorführbetrieb bis zum Sonntag 15.000 Ziegel gebrannt. Für den sicheren Besuch des Ringofenbrandes wurde ein eigenes Hygiene- und Sicherheitskonzept entwickelt.
LWL-Römermuseum in Haltern (Kreis Recklinghausen)
Berücksichtigt man die erlaubten Besucherzahlen von 40 Personen gleichzeitig, war das LWL-Römermuseum am Wochenende gut besucht. Am Samstag waren insgesamt 98 Besucherinnen vor Ort, am Sonntag 63 (insgesamt 243 Besucher in sechs Tagen). Besonders gefragt waren die „Römer Checker“: Da zurzeit keine Führungen stattfinden können, stehen sie den Besucherinnen in der Ausstellung und auf dem Außengelände Rede und Antwort. Sie wissen ganz genau, was in Haltern vor 2.000 Jahren geschah, und möchten dies vermitteln – mit Mundschutz samt aufgedrucktem Römermotiv.
LWL-Archäologiemuseum in Herne
Die meisten Besucherinnen besuchten das LWL-Archäologiemuseum, um die aktuelle Sonderausstellung „Pest!“ (verlängert bis zum 15. November) zu sehen, die seit der Corona-Pandemie an Aktualität gewonnen hat. 300 Personen besuchten die Pest-Ausstellung in der ersten Woche, 157 kamen in die Dauerausstellung (insgesamt 457 Besucher). Die Besucherinnen waren nach Angaben des Museumspersonals sehr verständnisvoll und hielten die Hygieneregeln problemlos ein.
„Das ist ja nun ein besonders interessantes Thema geworden“, so ein Besucher zur Pest-Ausstellung. Eine weitere Besucherin hatte erst jetzt von der Ausstellung erfahren und kam gezielt in Zusammenhang mit Corona. Denn das LWL-Archäologiemuseum bietet neben einer Info-Wand zur Corona-Pandemie Online-Führungen durch die Sonderausstellung an. Hier hebt Kurator Dr. Stefan Leenen auch Parallelen zur aktuellen Lage hervor.
Auch die Hörstationen (im Museum geschlossen) und der „Rundgang zu den unscheinbaren Exponaten“ stehen digital zur Verfügung – und werden genutzt (434 Zugriffe auf den Download-Bereich im Internet). Außerdem stehen an den Wochenenden Museumspädagoginnen für Auskünfte in der Dauer- und Sonderausstellung bereit.
Droste-Museum auf Burg Hülshoff
Das Droste-Museum hat derzeit noch eingeschränkte Öffnungszeiten von Donnerstag bis Sonntag, 12 bis 17 Uhr. An diesen vier Tagen kamen rund 50 Gäste. Die Parkanlage der westfälischen Wasserburg sowie das To-Go-Angebot der Gastronomie im Außenbereich wurden nach Angaben des Personals gut angenommen. Insgesamt merke man, dass die Menschen sehr vorsichtig seien und sich an die neuen Hygienevorschriften hielten.