Landesbehindertenbeauftragte besucht Bethel-Einrichtung

Paderborn/Hövelhof/Bielefeld-Bethel. Beim Pontanus-Carré handele es sich um „ein Modell mit Vorbildcharakter“, so Claudia Middendorf. Am Donnerstag informierte sich die Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen über das inklusive Betheler Wohnangebot im Paderborner Riemekeviertel. Im Anschluss besuchte sie die Gemeinde Hövelhof, in der bis Ende 2022 ein ähnliches Projekt umgesetzt werden soll.

Im Paderborner Pontanus-Carré zeigte Benjamin Alpmann (v. l.) Bethel.regional-Bereichsleiter Detlef Hülsmann und der Landesbehindertenbeauftragten Claudia Middendorf seine Wohnung.Foto:

Im Paderborner Pontanus-Carré zeigte Benjamin Alpmann (v. l.) Bethel.regional-Bereichsleiter Detlef Hülsmann und der Landesbehindertenbeauftragten Claudia Middendorf seine Wohnung.Foto:Bethel

Im Pontanus-Carré begleitet Bethel seit 2013 24 Menschen mit Behinderungen in ihrem Alltag. Das inklusive Wohnangebot ist in einem von insgesamt vier Neubauten innerhalb des Quartiers beheimatet, die allesamt vom Spar- und Bauverein Paderborn errichtet wurden. Für die Umsetzung des stationären Wohnangebotes hatte der Spar- und Bauverein schon bei der Planung mit Bethel kooperiert. Heute leben im Riemekeviertel alte und junge Menschen, Familien und Singles sowie Menschen mit und ohne Behinderungen Tür an Tür zusammen. Zu Beginn des kommenden Jahres sollen auch die letzten neuen Wohnungen bezugsfertig sein.

Einer der der jüngeren durch Bethel unterstützten Bewohner des Pontanus-Carrés ist Benjamin Alpmann. Bis Februar dieses Jahres wohnte der 20-Jährige in einem Wohnangebot für Kinder- und Jugendliche in Bielefeld-Bethel, dann kam für den jungen Erwachsenen der Umzug nach Paderborn. Für den Besuch der Landesbeauftragten gewährte er einen Blick in seine Wohnung: Im Wohnzimmer lehnen Gitarren an der Wand, es gibt ein abgetrenntes Schlafzimmer, ein Bad und eine Küchenzeile. „Ich bin jetzt selbstständiger und habe mehr Freiheiten“, fasste er seine neue Lebenssituation zusammen. „Und wenn ich doch einmal Fragen habe, gibt es immer einen Ansprechpartner.“

„Wir brauchen ein Umdenken – weg von den klassischen vollstationären und hin zu selbstbestimmten Systemen“, betonte Claudia Middendorf. Inklusive Wohnangebote seien nach wie vor die Ausnahme. „Aber es wäre schön, wenn sie zur Normalität werden würden“, so die Landesbeauftragte. „Wir müssen mehr in die Fläche gehen“, sagte auch Bethel.regional-Geschäftsführer Dr. Georg Kremer. „Dafür brauchen wir aber gute Partner – so wie hier den Spar- und Bauverein Paderborn.“

Im wenige Kilometer entfernten Hövelhof soll diese Kooperation bald fortgesetzt werden. Dort plant der Spar- und Bauverein ein mehrgeschossiges Wohnhaus. Neben „regulären“ Mietern sollen unter der Trägerschaft von Bethel.regional auch 24 Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen und komplexen Mehrfachbehinderungen einziehen. „Wir stoßen damit in eine Bedarfslücke“, so Regionalleiter Detlef Hülsmann. „Menschen mit Behinderungen wollen so leben wie alle anderen auch – und diese Normalität muss auch im Wohnbereich gelten.“

„Für uns war klar, dass auf der freien Fläche ein soziales Projekt entstehen soll“, sagte Hövelshofs Bürgermeister Michael Berens im Anschluss an die Grundstücksbesichtigung an der Wittekindstraße. Er betonte, dass die Akzeptanz für das Projekt in der Nachbarschaft groß sei. Das sei leider nicht selbstverständlich, so Claudia Middendorf. „Es gibt immer noch viele Ängste“, sagte sie. „Deshalb will ich weiter für diese neuen Wohnformen sensibilisieren.“

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