IHK-Sonderkonjunkturumfrage 2020 zur Corona-Pandemie für den Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Die Wirtschaft im Kreis Paderborn wurde von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erheblich getroffen. Das bestätigen die Ergebnisse der Sonderkonjunkturumfrage der Zweigstelle Paderborn + Höxter der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). An der Umfrage beteiligten sich 272 Unternehmen mit insgesamt 15.841 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen. Die Befragung der Unternehmen hatte von Mitte Mai bis Anfang Juni stattgefunden. „Die Corona-Krise hat für den Kreis Paderborn ein Rekordtief im IHK-Konjunkturklimaindex verursacht. Eine Rückkehr zur Normalität ist vorerst nicht in Sicht“, erklärte IHK-Vizepräsidentin Gabriele Schäfers bei der Präsentation auf der heutigen Pressekonferenz (07. Juli 2020). Die Klimakurve sei im Vergleich zu den Frühjahrserhebungen von 110 auf 61 Punkte gefallen. Besonders stark habe es die Industrie getroffen, hier sei der Wert von 97 auf 49 Punkte gesunken. Der Handel sei um 32 Punkte auf einen Wert von 80 eingebrochen, im Bereich der Dienstleistungen führten immense Verluste von 67 Punkten zu einem Stand von 60 Punkten. Der IHK-Konjunkturklimaindex berücksichtigt bei der Errechnung der Werte die momentane Lage und die Zukunftserwartungen gleichermaßen. Die 100er-Grenze markiert den Wert zwischen einer guten und einer schlechten Konjunkturlage.

dummy-preview-image„Rund die Hälfte aller Unternehmen bezeichnet die Geschäftslage momentan als schlecht“, führte Schäfers aus. Im Handel seien es 39 Prozent der befragten Betriebe. Auch eine schnelle Verbesserung der Situation sei momentan nicht absehbar: „Im Bereich der erwarteten Geschäftslage nimmt bei Handel und Dienstleistung die schlechte Stimmung deutlich zu, in der Industrie erwarten zwei Drittel der Unternehmen eine Verschlechterung der Lage.“ Gründe dafür seien im verarbeitenden Gewerbe unter anderem im starken Absinken von Produktionsauslastungen zu finden. Bei 20 Prozent der Firmen liege sie aktuell sogar unter 80 Prozent.

In Hinblick auf die Beschäftigtenzahlen rechnete über die Hälfte der Unternehmen aus Handel und Industrie mit notwendigem Personalabbau. Beim Handel gingen „nur“ 28 Prozent von entsprechenden Maßnahmen aus. „Es ist wichtig, die Liquidität der Betriebe auch in den kommenden Monaten zu sichern. Die bisherigen Maßnahmen der Politik haben bereits positive Auswirkungen erzielt, die Krise ist jedoch noch nicht vorbei“, betont Vizepräsidentin Schäfers. Eine Verlängerung von aktuell befristeten Maßnahmen wie der Anpassung von Vorauszahlungen oder der degressiven Abschreibung von Investitionsgütern könnte entsprechende Ansatzpunkte bieten. Viele Unternehmen rechneten schließlich noch immer mit längeren Zeiträumen, die es für eine Rückkehr zur Normalität bräuchte. So gab branchenübergreifend über die Hälfte der Betriebe an, noch mindestens sechs bis zwölf Monate oder länger mit einer verminderten Auslastung zu rechnen. 

Erste Auswirkungen des Coronavirus dürften sich auch bereits in den Industriezahlen des ersten Jahresdrittels gezeigt haben. So verringerte sich die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe um 3,1 Prozent von 24.105 auf 23.362 im Kreis Paderborn, auch der Gesamtumsatz sank um 8,2 Prozent auf 1.548 Milliarden Euro. „Das ist für die Region Ostwestfalen der höchste Wert“, erläuterte Jürgen Behlke, Geschäftsführer und Leiter der Zweigstelle Paderborn + Höxter der IHK. Damit liege der Kreis in der Umsatzentwicklung jedoch immer noch über dem Landes- und Bundesschnitt von -9,2 beziehungsweise -10,9 Prozent. 

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