„Gute Ausgangslage, die es zu erhalten gilt“

Industriepolitische Erklärung zu den Herausforderungen und Zukunft der Industrie im Kreis Gütersloh

Kreis Gütersloh. Tritt man einen Schritt zurück und blickt losgelöst von der Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Lage im Kreis Gütersloh lässt sich eines festhalten: Dem Kreis Gütersloh geht es gut – und der Industriesektor hat einen gewichtigen Anteil an dieser starken wirtschaftlichen Ausgangslage. So verdienen zum Beispiel rund 76.000 Menschen im Kreis Gütersloh in diesem Sektor ihr Geld. Doch der Industrie im Kreis Gütersloh stehen mehrere Herausforderungen bevor. Wie man diesen Herausforderungen begegnet und wie man den starken Industriesektor vor Ort erhält, damit beschäftigt sich die von sieben Organisationen und Verbänden unterzeichnete und nun veröffentliche industriepolitische Erklärung für den Kreis Gütersloh.

„Wir haben das Gefühl, dass es an der Zeit ist, auf die Bedeutung der Industrie für die Zukunftsfähigkeit unserer Region hinzuweisen“, erklärt Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der pro Wirtschaft GT, den Anlass der Erklärung. Das Dokument setzt sich aus acht zentralen Punkten zusammen. An erster Stelle sollen Bestandsunternehmen unterstützt, Standorte gesichert und Erweiterungsmöglichkeiten geschaffen werden. Nur so könnten ausreichend Arbeitsplätze für die Bevölkerung des Kreises und seine Nachbarn sichergestellt werden. Auch genügend Wohn- und Gewerbeflächen sind ein zentrales Thema. „Wir müssen planungsbedingte Flächenknappheit verhindern“, erklärt Dr. Christoph von der Heiden, Geschäftsführer der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld. „Wir setzen uns dafür ein, dass diese Prozesse großzügiger gestaltet werden. Das ist die Grundlage für bezahlbaren Wohnraum, Unternehmensansiedlungen und -erweiterungen“, so von der Heiden.

Bei der Vergabe von Flächen sollten potentielle Gewerbesteuereinahmen nicht der einzige Entscheidungsfaktor seien. Es gehe auch darum, Arbeitsplätze zu schaffen und die Kaufkraft vor Ort zu generieren. „Generell ist die Industrie einer der Motoren unseres Wohlstandes“, sagt von der Heiden. „Ohne sie wären die Kassen für Kultur, Bildung oder öffentliches Leben leer“.Auch Klimaschutz ist ein Thema. Viele Unternehmen aus dem Industriesektor stehen vor der Herausforderung ihre Prozesse und Produkte zunehmend klimaschonender zu gestalten. „Wir sind uns bewusst, dass erhöhter Klimaschutz ein ‚muss‘ ist, aber die Unternehmen brauchen ausreichend Zeit für diese Transformation. Es kann nicht von jetzt auf gleich gehen“, so von der Heiden. Im Bereich Mobilität wünschen sich die Unterzeichner der Erklärung ebenfalls mehr Zeit. Auch hier ist der Weg zu umweltverträglicheren Transport- und Mobilitätsformen unstrittig, allerdings „sollte der Wandel durch positive Anreize befördert, aber nicht erzwungen werden“, so die Erklärung.

„Wir setzen uns außerdem dafür ein, prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu beenden“, erklärt Anke Unger, Regionsgeschäftsführerin des DGB OWL, einen weiteren Punkt der Erklärung. „Die Arbeitsplätze sollen aber nicht abgeschafft werden, sondern in einen zeitgemäßen, bestenfalls sozialversicherungspflichtigen, Status umgewandelt werden“, so Unger. Außerdem sollen im Kreis Gütersloh Innovationszentren geschaffen und die Kooperation mit der Fachhochschule in Gütersloh ausgebaut werden. So ließen sich mittelfristig höherwertige Arbeitsplätze basierend auf innovativen Geschäftsmodellen schaffen.

„Es geht darum die gute Ausgangslage, die wir haben, auch in Zukunft zu erhalten“, fasst Burkhard Marcinkowksi, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes zusammen. Die Erklärung, die neben Pförtner, Marcinkowski, von der Heiden und Unger ebenfalls von Ute Herkströter. IG Metall Bielefeld und Thomas Wamsler, IG Metall Gütersloh-Oelde, unterzeichnet wurde, richtet sich an Kommunalpolitiker und Wirtschaftsverbände.„Wir werben sowohl um Unterstützung für unsere Ziele, sehen die Erklärung aber auch als Dialogangebot“, sagt Pförtner.Die gesamte Erklärung findet sich unter: prowi-gt.de
Bildzeile: Die Unterzeichner der Industrieerklärung für den Kreis Gütersloh (v.l. oben): Albrecht Pförtner, pro Wirtschaft GT, Anke Unger, DGB OWL, Burkhard Marcinkowski, Unternehmerverband Kreis GT und Verband der Metall- und Elektroindustrie Kreis GT, Thomas Wamsler, IG Metall Gütersloh-Oelde, Ute Herkströter, IG Metall Bielefeld, Dr. Christoph von der Heiden, IHK Ostwestfalen zu Bielefeld.

 

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