„GEHschichten“ kommen ins Archiv

Detmold. Theatre Fragile übergibt Material an das Stadtarchiv Detmold Detmold. Als die Gruppe TheatreFragile vor zwei Jahren im Rahmen des Europäischen Straßentheater-Festivals den Stadtteil Hohenloh in Szene setzte, hat es den Blick für ein unbekanntes Quartier Detmolds geschärft. Knapp 70 Jahre zuvor hatten die Alliierten mit der Besetzung Deutschlands den Zweiten Weltkrieg beendet. Die alltäglichen Bedrohungen des Luftkrieges hatten ihr Ende und eine neue Epoche begann. Für manche Detmolder bedeutete dies aber auch Beschränkungen bis hin zur Beschlagnahmung von Wohngebäuden durch britische Militärangehörige. Bald entstanden Wohnbauten für britische Familien und das ehemalige Kasernengelände der Luftwaffe wurde für Jahrzehnte ein abgeriegeltes Gebiet.
TheatreFragile hat für das Theaterprojekt Interviews mit Detmolder Akteuren geführt, mit Bewohnern, Denkmalexperten, Briten und nicht zuletzt mit der heute 93-jährigen Liselotte Heldmann. Diese Interviews von Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Generationen bildeten das historische Gerüst für die Präsentation von „Out of Bounds“.
Nun gibt das TheatreFragile diese Interviews an das Detmolder Stadtarchiv weiter, wo sie dauerhaft aufbewahrt werden und auch weiteren Interessierten zur Verfügung stehen. Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink sieht in den Interviews wichtige Zeugnisse der „Oralhistory“. „In Archiven werden vor allem schriftliche Unterlagen, zumeist mit amtlichem Charakter verwahrt. Die Erinnerungen der Zeitgenossen haben eine ganz eigene Qualität. Es sind keine „objektiven Quellen“, ihr Wert liegt vielmehr darin, dass sie die Erinnerungen und Wahrnehmungen von Beteiligten dokumentieren. Damit bereichern sie die historische Überlieferung zur Stadtgeschichte auf besondere Weise“, so Sunderbrink.