Faszination Kiew / Зачарований Київ im Kloster Dalheim

Lichtenau-Dalheim (lwl). Am 10. September startet im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur im Kloster Dalheim die Studio-Ausstellung „Faszination Kiew. Ikonen, Mönche, Heilige“ bzw. auf Ukrainisch „Зачарований Київ. Ікони, монахи, святі“. Im Rahmen der Ausstellung werden 30 Ikonen aus den vergangenen fünf Jahrhunderten präsentiert. Dadurch werden die Ursprünge der orthodoxen Kultur im osteuropäischen Raum gezeigt.  Grundlage der Idee war das Kiewer Höhlenkloster, das eins der bedeutendsten Klöster der osteuropäischen Orthodoxie ist, aber wegen des Ukrainekrieges nun gefährdet.

v.l.n.r: Dr. Helga Fabritius (wiss. Ref. der Stiftung Kloster Dalheim), Dr Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin, Vors. der Stiftung Kloster Dalheim), die ukrainische Historikerin iryna Kostrub und Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowski zeigen Johannes den Täufer, die älteste ausgestellte Ikone. Foto: JW

v.l.n.r: Dr. Helga Fabritius (wiss. Ref. der Stiftung Kloster Dalheim), Dr Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin, Vors. der Stiftung Kloster Dalheim), die ukrainische Historikerin iryna Kostrub und Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowski zeigen Johannes den Täufer, die älteste ausgestellte Ikone. Foto: JW

Aktuelle Bedeutung

Die LWL-Kulturdezernentin und Vorsitzende der Stiftung Kloster Dalheim Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger unterstrich die Relevanz der Schau: „Die Präsentation ist nicht nur kunst- und kulturhistorisch von Bedeutung. In einer Zeit der konkreten Bedeutung für die Ukraine bringt sie den Museumsgästen die Kultur unserer europäischen Nachbarn nahe und fördert Verständnis und Solidarität.“ Deshalb ist die gesamte Ausstellung bilingual auf Deutsch und Ukrainisch.

Ikonen, Mönche, Heilige

30 Ikonen aus fünf Jahrhunderten aus Griechenland, Russland und der Ukraine werden präsentiert. Für die Orthodoxie sind diese Ikonen sehr wichtig, wie die ukrainische Historikerin Iryna Kostrub erklärt: „Ikonen sind das Gesicht der orthodoxen Frömmigkeit. Für orthodoxe Christen ist mit einer Ikone das Göttliche selbst sichtbar und real anwesend.“ Dabei seien die Ikonen sowohl für die Ost- als auch für die Westkirche von Bedeutung, wie beispielsweise die älteste gezeigte Ikone: Johannes der Täufer. Und auch andere Ikonen sind im Westen bekannt. Kostrub sagt dazu: „In politischen Zeiten der Zerrüttung und Entzweiung lenkt die Ausstellung damit den Blick auf die gemeinsamen Wurzeln der europäischen Kulturgeschichte.“

UNESCO-Weltkulturerbe Kiewer Höhlenkloster

Das Kiewer Höhlenkloster und seine bewegte Geschichte sind das zentrale Thema der Ausstellung. So handelte es sich ursprünglich nur um Höhlen am Fluss Dnipro,  die um 1051 erstmals von Mönchen genutzt wurden. Später verbreitete sich von dort das Christentum in der Kiewer Rus, die als Vorgänger Russlands, Belarus und der Ukraine gesehen wird.  Wegen des Sowjet-Regimes musste das Kloster 1920 geschlossen werden, bis es 1988 durch die Perestroika wiedereröffnet wurde. Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowski sagt dazu: „Die fortwährende Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau macht das Kiewer Höhlenkloster für die Ukrainer zu einem Zeichen der Hoffnung.“

Kooperationen und Sponsoren

Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem LWL-Landesmuseum für Klosterkultur und dem Ikonen-Museum Recklinghausen. Erarbeite wurde sie von der ukrainischen Historikerin Iryna Kostrub, die vor dem Krieg nach Deutschland geflohen ist. Begleitet wurde das Projekt vom Leiter des Ikonen-Museums Recklinghausen, Dr. Lutz Rickelt und von Dr. Helga Fabritius, wissenschaftliche Referentin der Stiftung Kloster Dalheim.

Außerdem findet eine Förderung durch die Ukraine-Förderlinie der Ernst von Siemens Kunststiftung statt. „Die Möglichkeit […] sich mit der Bedeutung und Geschichte des Kiewer Höhlenklosters auseinanderzusetzen, ist nicht nur nein aktueller Ansatz, sondern auch von besonderer inhaltlicher Bedeutung. Denn auf diese Weise kann hier in Deutschland auf den weitgehend unbekannten reichen Kunst- und Kulturschatz der Ukraine aufmerksam gemacht werden. […] Gerne haben wir diese Ausstellung im Rahmen unserer UKRAINE-Förderlinie unterstützt“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Auch die Abteilung für Osteuropa und Zentralasien der Universitätsallianz Ruhr förderte das Projekt.

Die ganze Ausstellung ist bilingual deutsch-ukrainisch: Es gibt sogar Handouts auf ukrainisch.

Die ganze Ausstellung ist bilingual deutsch-ukrainisch: Es gibt sogar Handouts auf ukrainisch.

Mehr als nur eine Ausstellung

Die Ausstellung ist insofern nochmal mehr besonders, als dass eine Zusammenarbeit mit dem Osteuropas-Kolleg NRW stattfand. So haben Studierende der Ruhr-Universität Bochum ein Praxisprojekt zur Ausstellung bearbeitet. Dafür haben sie sich mit der orthodoxen Glaubensgeschichte im ostslawischen Raum beschäftigt und sich auch einigen der gezeigten Ikone zugewandt. Die erarbeiteten Inhalte werden nun in kleine Filme umgesetzt, die die Ausstellung begleiten und über die eigentliche Laufzeit im Internet präsent bleiben.

Auch eine Vortragsreihe zur Ausstellung gibt es, um die Inhalte weiter zu vertiefen. Am 29. Oktober referiert der Leiter des Ikonen-Museums Recklinghausen Dr. Lutz Rickelt im Auftaktvortrag „Gott und die Welt. Verständnis, Funktion und Gestaltung von Ikonen“. Danach folgt am 19. November der Vortrag „Grenzland oder Frontlinie? Zur Entwicklung des ukrainischen Nationalbewusstseins“ der Historikerin und Kuratorin Iryna Kostrub in ukrainischer Sprache mit Konsekutivübersetzung. Abschließend wendet sich der Orthodoxie-Spezialist Prof. Dr. Thomas Bremer am 26. November unter dem Titel „Das Kiewer Höhlenkloster im Krieg gegen die Ukraine“ den Hintergründen der Auseinandersetzungen in der Ukraine und der gegenwärtigen Situation des Klosters zu.

Die Vorträge finden jeweils um 11:30 Uhr im Kloster Dalheim statt und sind gratis.

Weitere Informationen

Laufzeit der Studio-Ausstellung: 10.09.2023 bis 07.01.2024

Der Besuch der Ausstellung ist im Museumseintritt inbegriffen. Bitte beachten: bei Sonderausstellungen oder Sonderveranstaltungen können die Eintrittspreise variieren. Weitere Informationen unter www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org