Erster digitaler Internationaler Frauentag

Paderborn .  Der Auftakt zum Internationalen Frauentag fand in diesem Jahr erstmalig digital statt. Moderatorin Julia Ures sprach mit Bürgermeister Michael Dreier, Veranstalterin und Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Drüke, Ratsfrau Mechthild Pleininger, 1. Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses, und Prof.in Bettina Kohlrausch, deren Impulsvortrag im Zentrum des Abends stand, über die aktuelle Situation von Frauen in der Corona-Krise.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Michael Dreier stellte die Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Drüke die Ergebnisse der von der Gleichstellungsstelle initiierten Umfrage „Corona – Eine Herausforderung für Familie und Beruf“ vor. Sie erklärte, dass die Corona-Pandemie eine Herausforderung insbesondere für Frauen darstelle, da diese immer noch einen höheren Anteil bei der Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen einnehmen. Bedingt durch die Schul- und Kitaschließungen verschiebe sich das Problem der Kinderbetreuung ins Private, sodass viele Frauen Homeoffice und Homeschooling synchron miteinander koordinieren mussten. Dies sei insbesondere für Alleinerziehende eine große Schwierigkeit und führe u. a. zu Problemen bei der Kinderbetreuung und finanziellen Einbußen. Knapp die Hälfte der teilnehmenden Frauen halte einen coronabedingten Rückschritt hin zu einer klassischen Rollenverteilung für möglich oder sogar wahrscheinlich, so Drüke. Als Gründe hierfür sehen die Befragten, dass Care-Arbeit immer noch als Frauen-Aufgabe wahrgenommen werde, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und Männer oftmals höhere Einkommen haben. „Die Corona-Krise verdeutlicht wie durch ein Brennglas Missstände im Hinblick auf die Gleichstellung von Frau und Mann“, so das Fazit der Umfrage.
Auch Prof.in Bettina Kohlrausch, Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung und Professorin für gesellschaftliche Transformation und Digitalisierung an der Universität Paderborn, beleuchtete in ihrem Vortrag die schwierige Lage vieler Frauen in der Krise im Hinblick auf die Sorgearbeit sowie ihre Arbeits- und Einkommenssituation.

In ungewohntem Format diskutierten am Internationalen Frauentag v.l. Bürgermeister Michael Dreier, Veranstalterin und Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Drüke, Moderatorin Julia Ures, Rats-frau und 1. Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses Mechthild Pleininger und Prof.in Bettina Kohlrausch über die Situation von Frauen in der Coronakrise.Foto:© Stadt Paderborn

In ungewohntem Format diskutierten am Internationalen Frauentag v.l. Bürgermeister Michael Dreier, Veranstalterin und Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Drüke, Moderatorin Julia Ures, Rats-frau und 1. Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses Mechthild Pleininger und Prof.in Bettina Kohlrausch über die Situation von Frauen in der Coronakrise.Foto:© Stadt Paderborn

Kohlrausch betonte, dass eine Gleichstellung der Geschlechter auch vor der Pandemie noch nicht erreicht gewesen sei. Bezahlte Erwerbsarbeit und unbezahlte Care-Arbeit seien gleichermaßen als Arbeit anzusehen, die jedoch nicht gleich entlohnt seien. Auch ergebe sich ein Unterschied bei den geleisteten Arbeitsstunden: Frauen leisten mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer – auch dann, wenn keine Kinder im Haushalt leben, die betreut werden müssen. Das Pandemie-Jahr habe gezeigt, dass Frauen, vor allem im Lockdown, mehr Arbeitszeit in der privaten Care-Arbeit leisten als Männer. Hierdurch bliebe ihnen weniger Zeit für ihre Erwerbsarbeit, was berufliche als auch finanzielle Folgen mit sich führe. Kohlrausch betonte, dass die Gefahr groß sei, dass insbesondere Frauen durch die Corona-Pandemie vom Arbeitsmarkt verdrängt werden, da diese oftmals in prekären Arbeitsverhältnissen wie Minijobs arbeiten oder aufgrund der Kinderbetreuung in die Kurzarbeit gingen. Dennoch könnten wir von der Krise lernen, da das Homeoffice eine gewisse Flexibilität in der Gestaltung der Arbeitszeit mit sich bringe: „Diese Flexibilität scheint es Paaren zu ermöglichen, ihre Arbeit gleichberechtigter aufzuteilen, sodass die Idee – für Paare mit Kindern, aber vielleicht auch für uns alle – langfristig eine Arbeitszeitreduzierung anzustreben keine schlechte Idee ist“, so Kohlrausch.
In der anschließenden Diskussion griff Julia Ures die Fragen der Paderborner*innen auf. Unter anderem ging es auch dort um Fragen wie „Warum werden Männer so wenig gefordert, wenn es um CareArbeit geht?“ ist „Gewalt an Frauen im Alter ein Tabuthema?“ und „Wann wird Erziehungsarbeit bezahlt?“. Die Beantwortung der Fragen und die anschließend spannende Diskussion ist weiterhin auf www.paderborn.de/frauentag online abrufbar.

Nach dem gelungenen Auftakt wird es noch zahlreiche weitere interessante Programmpunkte rund um den Internationalen Frauentag geben.
Ein besonderes Angebot zum „Equal Pay Day“- dem Tag der Entgeltgleichheit – macht in diesem Jahr am 15. März wieder der Soroptimist International Club Paderborn und die langjährige Karriereberaterin Nicola Pilz mit ihrem Online-After-Work-Impuls „Spielraum Gehalt 2021 – Da geht noch was!“ Die Online-Veranstaltung findet von 17 bis 19 Uhr statt. Alle weiteren Informationen sind unter mailnicolapilzcomerhältlich.
Am 16. März 2021 von 19 bis 20.30 Uhr nimmt sich auf Einladung des Paderborner Diözesanverbands der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) Annamaria Stahl, Referentin für Gesellschaftspolitik beim kfd – Bundesverband e.V. bei der Online-Veranstaltung „Frauen ist Euch das genug?“ der gesellschaftlichen Missstände an, die durch die Corona-Pandemie noch einmal besonders sichtbar geworden sind, zum Beispiel der ungleichen Verteilung der Sorge-Arbeit zwischen Männern und Frauen sowie der Unterbezahlung der Beschäftigten in den sogenannten systemrelevanten Berufen, meist Frauen. Bei der Anmeldung unter sekretariatpaderbornde erhalten Interessierte den Link zur Veranstaltung.
Und es gibt auch einen Ausblick auf den Herbst dieses Jahres: Der „Lila Salon“ 2021 findet am 10. und 11. November in der Kulturwerkstatt mit der bekannten Kabarettistin Anka Zink statt, die mit ihrem Programm „Das Ende der Bescheidenheit“. Ein Halleluja auf das Protzen – für alle, die noch immer klotzen, auftritt. Alle wichtigen Infos dazu, vor allem den Vorverkaufsbeginn, wird die Gleichstellungsstelle zu gegebener Zeit in der Presse bekannt geben.
Übrigens: Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Das komplette Veranstaltungsprogramm hat die Gleichstellungsstelle auf der Homepage der Stadt Paderborn unter www.paderborn.de bereitgestellt.

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