Gütersloh. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause (2020 und 2021) dürfen sich Kulturflaneure wieder auf die Langenachtderkunst in Gütersloh freuen. Die 21. Auflage steigt am Samstag, 21. Mai 2022. Mit 37 Stationen öffnen so viele Galerien, Ateliers, Museen, Bildungs- und Konzertstätten, Kirchen, Schulen und andere Orte ihre Türen wie nie zuvor. Der Eintritt ist wie immer überall frei. Die Institutionen haben von 19 bis 24 Uhr geöffnet.
Kunstfreunde, Musikliebhaber und alle anderen Kulturinteressierten und Neugierigen, die sich inspirieren, anregen, erheitern, herausfordern, überraschen, erfreuen und vielleicht auch irritieren lassen wollen, haben die Qual der Wahl aus einem vielfältigen Programm. Koordiniert und präsentiert wird es vom Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh, finanziell maßgeblich unterstützt von der Bürgerstiftung Gütersloh als langjähriger Partnerin. Der Startschuss fällt traditionell um 18.30 Uhr auf dem Berliner Platz, diesmal mit einer Tanz-Performance von Dance Air Gütersloh sowie DJ Noel Holler zusammen mit Kindern und Jugendlichen. Am selben Ort kann einen Hauch Venedig verspüren, wer in eine der vier Meter langen fahrbaren Gondeln steigt, die von singenden Gondolieri durch die Fußgängerzone gesteuert werden. Vielleicht führt die Fahrt ja in Richtung Kirchstraße 21, wo das Kultursekretariat NRW Gütersloh zu einer experimentellen Multimedia-Performance mit den „RaumZeitPiraten“ einlädt. Jazzig wird es im Wasserturm mit drei Bands und dem Skulpturenkünstler Thomas Strakhof. Modisch hingegen in der Serpil-Neuhaus-Galerie: Dort sind Arbeiten von zehn Studierenden der FH Bielefeld, Fachrichtung Mode- und Fotodesign, zu sehen, verbunden mit Modenschauen um 19.30 und 20.30 Uhr.
Faszinierende visuelle und akustische Aha-Erlebnisse warten auf dem Dreiecksplatz, wo „Amorphia“ vermeintlich starre Kuben zum Leben erweckt und magische Farb- und Bildmomente schafft. Zum Mitmachen eingeladen wird in der Altstadtschule: 1000 Kraniche aus Papier sollen gefaltet werden als Symbole der Hoffnung und des Friedens – ein Kunstprojekt von Frieda Amhoff und Michael Grohe. Ein Musikstück aus Wassergeräuschen kann am Kundenzentrum der Stadtwerke erlebt werden. Die „Schönheit des Banalen“ in versteckten Ecken der Stadt gibt es in den Fotografien von Siegmund Bergemann bei der Bürgerstiftung zu entdecken. „Gützilla“ nennt sich eine neu gegründete Gruppe, die im Café Ankoné ihre Arbeiten zur Frage „Was bewegt mich in meiner Stadt Gütersloh?“ ausstellt. Im Theater Gütersloh gestalten aus der Ukraine geflüchtete Künstlerinnen und Künstler eine „Tanz+Blau+Gelb+Gala“ und präsentieren Poetry Slammer Texte zum Spielplan. Im Theaterfoyer stellt der Ukrainer Ivan Bazak aus; der Erlös aus dem Verkauf seiner Arbeiten geht vollständig an Kunstschaffende in dem aktuell kriegsgebeutelten Land. Auf der Außenfassade des Theaters sowie am Kunstverein am Kirchplatz sind ab 22 Uhr insgesamt 14 Videoclips von Kunst-Studierenden der Uni Osnabrück zu sehen – ein spannender Beitrag des Kunstvereins Kreis Gütersloh. Geschichte erleben kann man im Stadtmuseum, wo der Webstuhl vorgeführt wird und eine Ausstellung die Stadtentwicklung Güterslohs und die der Partnerstadt Châteauroux seit 1945 gegenüberstellt. Die Stadtbibliothek präsentiert das Künstlerbuch „tabula rasa“ der Konzeptkünstlerin Ute Sroka, die auch zu Workshops einlädt. Wer sich von der Genialität eines Johann Sebastian Bach begeistern lassen möchte, der ist in der Martin-Luther-Kirche bestens aufgehoben, wo der Bachchor Gütersloh jeweils zur vollen Stunde ein „Best of Bach“ zu Gehör bringt.
Live-Musik präsentieren Lehrkräfte der Kreismusikschule bei der „Langen Nacht der Tasten“. Keine „Stationen“ im engeren Sinn, aber attraktive Zusatz-Angebote unter freiem Himmel: zum einen die Führungen zu Skulpturen im Stadtraum mit dem Verein zur Förderung plastischer Kunst in Stadt und Kreis Gütersloh (20 Uhr und 22 Uhr ab Eingang Stadthalle). Zum anderen die Projektion von Filmfotos des Künstlers Veit Mette mit, so der Titel, „Lockdown-Porträts“ von Gütersloher Kulturakteuren an die Rathauswand – ein Projekt des städtischen Fachbereichs Kultur aus dem Pandemiejahr 2021.
„So viele Stationen und Teilnehmende wie noch nie in der Geschichte der Langennachtderkunst und ein vielfältiges, spannendes Programm: Das ist ein tolles Comeback der Veranstaltung nach der pandemiebedingten Pause“, betont Andreas Kimpel, Kultur-Beigeordneter der Stadt Gütersloh. „Die Gütersloher Kulturschaffenden haben zwei richtig harte Jahre hinter sich. Sie brauchen diese Bühne und ich freue mich sehr, dass sie sie jetzt wieder bekommen. Ich hoffe, dass am 21. Mai ein großer kommunikativer Teppich entsteht.“ Bürgermeister Norbert Morkes schließt sich an: „Die Langenachtderkunst, das ist Kultur von der Basis, aus der freien Szene, das ist Kultur zum Anfassen, zum Hautnah-Erleben, und das macht den besonderen Reiz aus. Ich wünsche uns allen, dass am 21. Mai ganz viele Menschen auf den Straßen unterwegs sind und das Erlebnis genießen.“ Lena Jeckel, Leiterin des Fachbereichs Kultur, dankt den vielen Akteurinnen und Akteuren der Langennacht, allen, die sich vor und hinter den Kulissen engagieren, um eine attraktive Veranstaltung sicherzustellen. Auch sie wünscht sich, dass die 21. Auflage an die Besucherzahlen von vor der Pandemie anknüpfen kann. „Neue Begegnungen, neue Impulse, sich einlassen auf Unbekanntes, sich berühren lassen von dem, was man sieht oder hört – dazu bietet die Langenachtderkunst zahlreiche Gelegenheiten.“
Das Programmheft wird in den nächsten Tagen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet ausgelegt. Außerdem ist das gesamte Programm hier und unter unserer Seite www.langenachtderkunst.de abrufbar.
Das Programm