Die Lippe ist wieder im Fluss

Die Baustelle an der Lippe bei Paderborn-Sande ist beendet. Die Arbeiten wurden in der vergangenen Woche nach etwa achtmonatiger Bauzeit einschließlich kurzer Winterpause abgeschlossen. Seit August 2020 hatte die Bezirksregierung Detmold als Bauherrin den Abschnitt der Lippe renaturiert. Jetzt kann sich der Fluss frei entwickeln und in der großzügigen Aue gewässertypische Strukturen ausbilden.

Detmold. Die Lippe kann sich nun auf einer Fläche von rund 14 Hektar ausbreiten. Darunter die Sekundäraue mit einer Fläche von sechs Hektar. Das entspricht mehr als 19 Fußballfeldern. Der Flussverlauf wurde auf das Doppelte verlängert: von ursprünglich 650 Meter auf jetzt 1.300 Meter Länge. Rund 100.000 Kubikmeter an Boden wurden bewegt.

Der ehemals stark begradigte Verlauf der Lippe ist jetzt ein geschwungenes Fließgewässer. Neue Schleifen verlängern den Flusslauf. Die Ufer wurden von ihrer Befestigung aus groben Steinen befreit.

Der ehemals stark begradigte Verlauf der Lippe ist jetzt ein
geschwungenes Fließgewässer. Neue Schleifen verlängern den Flusslauf. Die Ufer
wurden von ihrer Befestigung aus groben Steinen befreit.

Eine etwa 30 Meter lange Sohlgleite überwindet den Höhenunterschied zwischen der neuen und der alten Lippe und gibt Fischen die Gelegenheit, in den Neuverlauf aufzusteigen.

Eine etwa 30 Meter lange Sohlgleite überwindet den
Höhenunterschied zwischen der neuen und der alten Lippe und gibt Fischen die
Gelegenheit, in den Neuverlauf aufzusteigen.

Der ehemals stark begradigte Verlauf der Lippe ist jetzt ein geschwungenes Fließgewässer. Neue Schleifen verlängern den Flusslauf. Die Ufer wurden von ihrer Befestigung aus groben Steinen befreit. Etwa so, wie er vor Jahrzehnten einmal ausgesehen hatte.

Gewässer kommt in Bewegung
„Schon jetzt ist eine positive Entwicklung sichtbar“, sagt Birgit Rehsies, Leiterin des Dezernates für Wasserwirtschaft der Bezirksregierung. Große Mengen Kies und Sand würden durch das Fließgewässer hindurch getragen. „Durch ihre stetige Umlagerung entstehen neue Lebensräume“, erläutert Rehsies. Uferabbrüche ließen Steilwände entstehen, die neuen Lebensraum für den Eisvogel bieten. Derzeit fänden zahlreiche Rauchschwalben ihre Nahrung an dem neuen Lippeverlauf. Sobald sich Bäume und Sträucher in der Aue entwickeln, entstehe auch für Biber eine neue Heimat.

Projektverantwortliche Anna Morsbach ergänzt: „Im Fluss sind jetzt einige Holzstämme eingebaut. Sie dienen der Strukturvielfalt, sorgen für unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten und für Abwechslung.“ Vor allem Jungfische benötigten strömungsberuhigte Bereiche, in denen sie nicht Gefahr laufen, abgetrieben zu werden. Die Stämme dienten außerdem als Lebensraum für viele wirbellose Kleintiere – eine wichtige Nahrungsgrundlage im Gewässerökosystem.

Dort, wo die neue Lippe in den alten Verlauf mündet, wurde eine etwa 30 Meter lange Sohlgleite errichtet. Sie überwindet den Höhenunterschied zwischen der neuen und der alten Lippe und gibt Fischen die Gelegenheit, in den Neuverlauf aufzusteigen.

Die neu gestalteten Auenflächen und die Anhebung der Flusssohle werden das Wasser künftig im Renaturierungsbereich häufiger über die Ufer treten lassen. Zudem wird es länger zurückgehalten. Dadurch entsteht langfristig eine Auenlandschaft, die typischen Tier- und Pflanzenarten eine neue Heimat bietet. Außerdem verringert dies die Hochwassergefahr für die Unterlieger.

Eine etwa 30 Meter lange Sohlgleite überwindet den Höhenunterschied zwischen der neuen und der alten Lippe und gibt Fischen die Gelegenheit, in den Neuverlauf aufzusteigen.

Eine etwa 30 Meter lange Sohlgleite überwindet den
Höhenunterschied zwischen der neuen und der alten Lippe und gibt Fischen die
Gelegenheit, in den Neuverlauf aufzusteigen.

Neuer Einstieg für Kanuten und Kajakfahrer
Parallel dazu hat die Stadt Paderborn einen neuen zentralen Kanueinstieg in die Lippeseeumflut errichten lassen. Er befindet sich in Höhe des Parkplatzes am Gut Lippesee auf der Südseite des Lippesees. Kanus und Kajaks können jetzt von dort aus starten, um die Lippe zu befahren. Die ehemalige Kanueinsatzstelle unterhalb der B64-Brücke/Am Brockhof ist entfallen.

Betreten der Flächen bleibt verboten
Das Betreten der Renaturierungsfläche bleibt auch nach Abschluss der Bauarbeiten untersagt. Die Gründe: Zum einen ist es ein Naturschutzgebiet. Zum anderen ist die Fläche sehr sensibel. Eine Störung würde die Ansiedlung der stark bedrohten Tiere und Pflanzen gefährden. „Bitte respektieren Sie die Brutzeiten, gehen Sie nicht in dem Plangebiet spazieren und halten Sie Hunde an der Leine, da diese die Wildtiere enorm gefährden“, appelliert Morsbach.

Führungen sind aufgrund der anhaltenden Pandemie leider nicht möglich, dies soll aber nach Möglichkeit im Herbst nachgeholt werden.

Weitere Informationen über das Projekt gibt es im Internet unter www.wilde-lippe.de

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