Ausbildungsmarkt 2020/2021: Für Jugendliche bessern sich die Chancen

Der Ausbildungsmarkt in der Stadt Bielefeld und im Kreis Gütersloh 2020/2021 entspannt sich deutlich. Die Folgen der Covid-19-Pandemie und der Maßnahmen zum Gesundheitsschutz stoppen die gute Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt der vergangenen Jahre. So liegt die Bewerberzahl deutlich unter dem Vorkrisenniveau. und im Kreis Gütersloh 2020/2021 entspannt sich deutlich. Die Folgen der Covid-19-Pandemie und der Maßnahmen zum Gesundheitsschutz stoppen die gute Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt der vergangenen Jahre. So liegt die Bewerberzahl deutlich unter dem Vorkrisenniveau.

Von links: Wolfgang Draeger (Agentur für Arbeit Bielefeld), Ute Horstkötter-Starke (Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen), Jörg Martin Heinemann (Agentur für Arbeit Bielefeld), Petra Pigerl-Radtke (Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen), Carl-Christian Goll (Hanwerkskammer Ost-westfalen-Lippe), Günter Michaelis (Agentur für Arbeit Bielefeld).©AfA

Von links: Wolfgang Draeger (Agentur für Arbeit Bielefeld), Ute Horstkötter-Starke (Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen), Jörg Martin Heinemann (Agentur für Arbeit Bielefeld), Petra Pigerl-Radtke (Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen), Carl-Christian Goll (Hanwerkskammer Ost-westfalen-Lippe), Günter Michaelis (Agentur für Arbeit Bielefeld).©AfA

  • Nach dem deutlichen Dämpfer im vergangenen Ausbildungsjahr bieten Unternehmen und Verwaltungen den Jugendlichen 2020/2021 wieder mehr Ausbildungsstellen an. Die Vermittlung Jugendlicher in Ausbildung hat den Sommer und Herbst über Fahrt aufgenommen.
  • Aktuell sind in der Stadt Bielefeld in Unternehmen und Verwaltungen noch 282 Stellen unbesetzt. Den freien Plätzen stehen 153 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber, die noch einen Ausbildungsplatz suchen. Im Kreis Gütersloh sind noch 301 Plätze frei; Vermittlungsbemühungen laufen dabei für 108 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber im Kreis.
  • Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber im Agenturbezirk geht weiter zurück. Im Vorjahresvergleich liegt für Bielefeld ein Minus von 6,6 Prozent vor; der Kreis Gütersloh verzeichnet einen Rückgang von 10,2 Prozent.
  • In einem für Bewerberinnen und Bewerber günstigen Marktumfeld kann jedem ausbildungsinteressierten Jugendlichen in der Nachvermittlung im Agenturbezirk ein Platz angeboten werden. Die Kammern tragen Ausbildungsverhältnisse noch bis zum Ende des laufenden Jahres ein.Auf dem Ausbildungsmarkt setzte 2020/2021 nach dem deutlichen Dämpfer in Folge der Pandemie eine spürbare Belebung ein. Den Sommer und Herbst über ist sowohl in der Stadt Bielefeld als auch im Kreis Gütersloh Schwung in die Vermittlung Jugendlicher in Ausbildung gekommen. Die Berufsberatung der Arbeitsagentur Bielefeld und Expertinnen und Experten der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) sowie der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld (HWK) werden diese Belebung weiter intensiv nutzen, um vielen Jugendlichen den Berufseinstieg zu ermöglichen. Die Zeichen stehen nach Aufhebung der weitreichenden Gesundheitsbeschränkungen mit dem deutlichen Impffortschritt weiter auf Erholung; „Bremsspuren“ durch die Pandemie werden in den Daten zum Ausbildungsmarkt gleichwohl noch länger sichtbar bleiben.Arbeitsagentur, IHK und HWK haben vor dem Hintergrund heute auf der gemeinsamen Jahrespressekonferenz Bilanz für das Berufsberatungsjahr 2020/2021 gezogen. Für die Arbeitsagentur Bielefeld waren der Vorsitzende der Geschäftsführung Wolfgang Draeger sowie der Geschäftsführer Operativ Günter Michaelis vertreten. Für die IHK sprachen die Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke und Geschäftsführerin Ute Horstkötter-Starke. Carl-Christian Goll repräsentierte als Geschäftsführer die HWK. Rednerinnen und Redner gingen in ihren Statements davon aus, dass sich der Ausbildungsmarkt von negativen Auswirkungen der Pandemie weiter erholen wird. Die Suche nach Nachwuchskräften werde vielen Unternehmen aber weiterhin größere Schwierigkeiten bereiten. Digitale Transformation und der Trend zu mehr Nachhaltigkeit beeinflussten in größerem Maß das Marktgeschehen.Statement von Wolfgang Draeger, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld„In den Ausbildungsmarkt ist im Sommer und Herbst noch deutlich mehr Bewegung gekommen; Ausbildungsbetriebe und Bewerberinnen und Bewerber haben im dritten Quartal noch in größerer Zahl zusammengefunden. Das Umfeld am Ausbildungsmarkt entwickelte sich für Bewerberinnen und Bewerber besonders günstig. So stehen in Bielefeld aktuell rechnerisch noch 1,8 freie Ausbildungsstellen je aktive Bewerberin oder aktiven Bewerber zur Verfügung, im Kreis Gütersloh sind es rund 2,8 Stellen. Von den 4.133 Bewerberinnen und Bewerbern, die sich im gesamten Ausbildungsjahr in Bielefeld und im Kreis Gütersloh bei der Arbeitsagentur meldeten, haben inzwischen 3.872 Jugendliche entweder eine Ausbildungsstelle gefunden oder sich für eine Alternative wie etwa einen Wehrdienst, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen weiterführenden Schulbesuch entschieden. Die Zahl der Jugendlichen, die noch keine Ausbildungsstelle und auch keine alternative Option gefunden hat, liegt deutlich unter dem Vorjahreswert.Die aus Sicht der Bewerberinnen und Bewerber positive Entwicklung soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich mit Blick auf die kommenden Jahre auf dem Ausbildungsmarkt größere Passungsprobleme ankündigen: Die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber in der Stadt Bielefeld und im Kreis Gütersloh war schon in den Vorjahren rückläufig. Dass in der Corona-Krise unter anderem Angebote der Berufsorientierung an den Schulen sowie Praktikumsplätze fehlten, hat den negativen Trend unterstützt. Der Mangel an Nachwuchskräften bedeutet bereits heute für viele Unternehmen eine große Herausforderung.

    Die Ausbildungsmarktpartner werden im laufenden Ausbildungsjahr noch intensiv zusammenarbeiten, um möglichst viele Bewerberinnen und Bewerber mit passenden Betrieben zusammenzubringen. Angebote der Berufsberatung und Förderinstrumente wie „AsA flex“ eröffnen Wege, um geschlossene Ausbildungsverhältnisse zu stabilisieren. Ziel aller Ausbildungsmarktpartner in Bielefeld und im Kreis Gütersloh ist es, allen Jugendlichen einen beruflichen Einstieg zu ermöglichen.“

    Der Ausbildungsmarkt im gesamten Agenturbezirk

    Unternehmen und Verwaltungen meldeten im gesamten Agenturbezirk 2020/2021 im Jahresvergleich wieder in größerem Umfang Ausbildungsstellen. Die Zahl stieg von 4.452 im Vorjahr um 5,5 Prozent auf 4.698 und erreicht damit nicht das Vorkrisenniveau (2018/2019) von 5.281. Der Rückgang im gesamten Agenturbezirk beträgt damit 11,0 Prozent beziehungsweise 583 Ausbildungsstellen.

    Auf Seiten der Bewerberinnen und Bewerber setzt sich der negative Trend der vergangenen Jahre fort. Die Pandemie und die temporären Maßnahmen zum Gesundheitsschutz haben diesen vorläufig verschärft. So ist die Zahl der Jugendlichen, die sich im Ausbildungsjahr 2020/2021 auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz bei der Arbeitsagentur meldeten, im gesamten Agenturbezirk von 4.498 im Vorjahr um 8,1 Prozent auf 4.133 gesunken. Die Bewerberzahl liegt damit um 1.109 unterhalb des Vorkrisenniveaus (2018/2019), ein Minus von 20,4 Prozent. Dass sich der negative Trend bei den Bewerberinnen und Bewerbern während der Covid-19-Pandemie verschärft hat, liegt insbesondere an der fehlenden Berufsorientierung durch die Beraterinnen und Berater in der Schule. Ebenso standen notwendige Praktikumsplätze nicht zur Verfügung. Jugendliche entschieden sich daher zunehmend, ihre Schullaufbahn fortzusetzten. Damit fehlen Unternehmen die notwendigen Fachkräfte in Zukunft.

    Mit einem Ausbildungsplatz oder einer Alternative wie etwa einem Freiwilligen Sozialem Jahr oder einem Platz auf einer weiterführenden Schule versorgt sind bislang 3.872 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber im Agenturbezirk, 303 oder 7,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Derzeit sind in Unternehmen und Verwaltungen im Agenturbezirk noch 583 Stellen unbesetzt, 83 Stellen mehr als vor einem Jahr (plus 16,6 Prozent). Den freien Plätzen stehen 261 aktive Bewerberinnen und Bewerber gegenüber, 62 weniger als im Vorjahr (minus 19,2 Prozent). Rechnerisch gesehen hat jeder noch unversorgte Jugendliche damit die Wahl unter 2,23 Ausbildungsstellen. In dem für Bewerberinnen und Bewerber derzeit besonders günstigen Marktumfeld gehen die Ausbildungspartner davon aus, dass jeder ausbildungsinteressiere Jugendliche in der Nachvermittlung im Agenturbezirk einen Ausbildungsplatz findet. Die Kammern tragen Ausbildungsverhältnisse laufend ein. Die Ausbildungspartner rufen Jugendliche und Arbeitgeber gleichermaßen dazu auf, die Nachvermittlung zu nutzen und Ausbildungsverhältnisse noch in diesem Jahr zu schließen.

    Der Ausbildungsmarkt in der Stadt Bielefeld

    Die Zahl der Berufsausbildungsstellen, die Unternehmen und Verwaltungen seit Oktober 2020 für das Stadtgebiet meldeten, ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. So zählte die Arbeitsagentur in der Stadt Bielefeld seit Oktober 2020 2.095 Ausbildungsstellen und damit 76 Stellen mehr als im Jahr davor (plus 3,8 Prozent).

    Auszubildende zum/zur Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Kaufmann/-frau im Büromanagement, Verkäufer/in oder als zahnmedizinische/r Fachangestellte/r sowie medizinische/r Fachangestellte/r wurden in der Stadt Bielefeld verstärkt gesucht. Ausbildungsplätze wurden aufgrund der Covid-19-Pandemie und der Schutzmaßnahmen in der Gastronomie und Hotellerie sowie in Berufen für Körperpflege weniger angeboten; das Angebot wurde aber keinesfalls ganz zurückgefahren. In Gesundheitsberufen wurden Auszubildende in größerer Zahl nachgefragt. Im Stadtgebiet sind aktuell 282 Ausbildungsplätze unbesetzt.

    Seit Oktober 2020 meldeten sich in der Stadt Bielefeld 2.406 Jugendliche bei der Berufsberatung. Das sind 169 junge Menschen weniger als im Vorjahreszeitraum (minus 6,6 Prozent). Die Bewerberzahl ist in der Stadt Bielefeld seit dem Ausbildungsjahr 2017/2018 rückläufig. Versorgt sind bereits 2.253 Bewerberinnen und Bewerber. Davon planen 258 junge Menschen mit einer Alternative, beispielsweise mit einem Wehrdienst, einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder einem weiterführenden Schulbesuch. Ihre Berufsausbildung beginnen 978 Jugendliche ohne Förderung und 175 Jugendliche gefördert. Jugendliche interessieren sich besonders für eine Ausbildung als medizinische/r Fachangestellte/r, zum/zur Kaufmann/-frau im Büromanagement, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Kfz-Mechatroniker/in sowie Industriekaufmann/-frau. Momentan sind in der Stadt Bielefeld noch 153 Ausbildungsinteressierte unversorgt. Rechnerisch standen zuletzt in der Stadt Bielefeld jedem unversorgten Bewerber 1,84 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber.

    Das Bildungsgefälle reicht in diesem Ausbildungsjahr von 24 Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss bis zu 387 jungen Menschen mit Allgemeiner Hochschulreife. 441 Schulabgänger weisen einen Hauptschulabschluss vor, 825 Schulabgänger einen Realschulabschluss und 564 Schulabgänger eine Fachhochschulreife.

    Der Ausbildungsmarkt im Kreis Gütersloh

    Die Zahl der Berufsausbildungsstellen, die Unternehmen und Verwaltungen seit Oktober 2020 für den Kreis Gütersloh meldeten, ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. So zählte die Arbeitsagentur im Kreis Gütersloh seit Oktober 2020 2.603 Ausbildungsstellen und damit 170 Stellen mehr als im Jahr davor (plus 7,0 Prozent).

    Auszubildende zum/zur Industriekaufmann/-frau, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, zur Fachkraft – Lagerlogistik, zum/zur Verkäufer/in und Elektroniker/in – Energie-/Gebäudetechnik wurden im Kreis Gütersloh verstärkt gesucht. Ausbildungsplätze wurden aufgrund der Covid-19-Pandemie und der Schutzmaßnahmen in Berufen für Körperpflege weniger angeboten, das Angebot wurde aber keinesfalls ganz zurückgefahren. In Gastronomie und Hotellerie hat sich der Ausbildungsstellenmarkt spürbar erholt; im Vorjahresvergleich ist das Angebot gestiegen. In Gesundheitsberufen wurden Auszubildende ebenfalls in größerer Zahl nachgefragt. Im Kreis gibt es aktuell 301 unbesetzte Ausbildungsplätze.

    Seit Oktober 2020 haben sich im Kreis Gütersloh 1.727 Jugendliche auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur gemeldet. Das sind 196 junge Menschen weniger als im Vorjahreszeitraum (minus 10,2 Prozent). Die Bewerberzahl entwickelt sich im Kreis Gütersloh seit dem Ausbildungsjahr 2015/2016 zurück. Versorgt sind bereits 1.619 Bewerberinnen und Bewerber. Davon planen 125 junge Menschen mit einer Alternative, beispielsweise mit einem Wehrdienst, einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder einem weiterführenden Schulbesuch. Ihre Berufsausbildung beginnen 695 Jugendliche ohne Förderung und 124 Jugendliche mit Förderung. Jugendliche interessieren sich besonders für eine Ausbildung als Kaufmann/-frau im Büromanagement, Industriekaufmann/-frau, Kfz-Mechatroniker/in, medizinische/r Fachangestellte/r sowie Kaufmann/-frau im Einzelhandel. Momentan sind im Kreis Gütersloh noch 108 Ausbildungsinteressierte unversorgt. Rechnerisch standen zuletzt im Kreis Gütersloh jedem unversorgten Bewerber 2,79 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber.

    Das Bildungsgefälle reicht in diesem Ausbildungsjahr von 56 Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss bis zu 235 jungen Menschen mit Allgemeiner Hochschulreife. 385 Schulabgänger weisen einen Hauptschulabschluss vor, 557 Schulabgänger einen Realschulabschluss und 403 Schulabgänger eine Fachhochschulreife.

    Bilanz der Industrie- und Handelskammer

    „Unser Ausbildungsmarkt erholt sich erfreulicherweise gut“, betonte Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), mit Blick auf die bisher 6.768 für dieses Jahr bis Anfang Oktober neu eingetragenen Ausbildungsverträge bei den IHK-Mitgliedsunternehmen. Das Vor-Corona-Niveau sei zwar noch nicht wieder erreicht, aber immerhin habe die Zahl der Neueintragungen im Vorjahresvergleich in Ostwestfalen um 3,5 Prozent zugelegt.

    In Bielefeld hätten die Eintragungen im Vorjahresvergleich um 3,4 Prozent auf 1.291 Ausbildungsverträge zugenommen. Allerdings sei die Entwicklung zwischen den kaufmännischen Berufen mit einem Plus von 5,7 Prozent und den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen mit einem Minus von 1,2 Prozent sehr unterschiedlich verlaufen.

    Diese unterschiedliche Entwicklung zeige sich auch im Kreis Gütersloh: Einem Plus von 4,8 Prozent bei den kaufmännischen Ausbildungsberufen stehe ein Minus von 2,2 Prozent bei den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen gegenüber. Insgesamt verzeichne die IHK aber auch im Kreis Gütersloh mit einem Plus von zwei Prozent auf 1.605 registrierte Verträge eine positive Entwicklung.

    „Die berufliche Ausbildung meldet sich zurück“, unterstrich Pigerl-Radtke, „wir sind mit der aktuellen Lage sehr zufrieden, auch wenn sicherlich noch weiteres Entwicklungspotential besteht“. Erfreulich sei, dass die in 2020 aus Gründen des Gesundheitsschutzes eingeschränkten Informations- und Beratungsmöglichkeiten in Schulen allmählich wieder in gewohnte Bahnen übergingen und Unternehmen sukzessive wieder Praktika vor Ort ermöglichten. Das trage wesentlich zur Orientierung junger Menschen bei.

    „Für die Zukunft werden wir weiterhin alles daransetzen, gemeinsam mit unseren Partnern unseren ‚Instrumentenkasten‘, zu dem insbesondere die Berufswahlorientierungsplattform www.ausbildungschance-owl.de gehört, rund um die berufliche Ausbildung zu erweitern. Damit wir den jungen Menschen zukünftig eine noch nachhaltigere Berufswahlvorbereitung bei ihrer Karriereplanung ermöglichen können“, erläuterte Pigerl-Radtke. Die IHK selbst werde sich auch zukünftig massiv für die Förderung der Beruflichen Bildung stark machen. Dazu gehört zum Beispiel Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen zu vermitteln oder Besuche von Auszubildenden in Schulen zu organisieren, die in Abgangsklassen über ihre Ausbildung berichten.

    Darüber hinaus komme die IHK mit dem Berufsstarterseminar „Fit in die Ausbildung“ seit vielen Jahren der Forderung vieler Unternehmen aus Ostwestfalen nach, die Ausbildungsreife der jugendlichen Bewerberinnen und Bewerber noch stärker zu fördern, ergänzte die Geschäftsführerin Berufliche Bildung, Ute Horstkötter-Starke. „Es ist immer sehr schade, wenn Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben, weil geeignete Bewerberinnen und Bewerber fehlen. Dem wollen wir entgegenwirken.“

    Bilanz der Handwerkskammer

    Carl-Christian Goll, Geschäftsführer der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld und Leiter Berufsbildung, berichtet zum Ausbildungsmarkt der handwerklichen Berufe in der Region Bielefeld-Gütersloh. „Das Handwerk hat sich während der Pandemie als systemrelevant erwiesen“, erklärt Goll. Diese Botschaft sei bei vielen Interessenten angekommen. Zum 30. September verbucht das Handwerk in Ostwestfalen-Lippe ein Plus von 7,4 Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, das sind 3.779 Neuverträge. Mit insgesamt fast 11.000 Auszubildenden hat das OWL-Handwerk den besten Wert seit 2013 (11.278 Auszubildende) erreicht. In Bielefeld stieg die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 8,7 Prozent, im Kreis Gütersloh um 9,9 Prozent.

    Dennoch gibt es weiterhin freie Ausbildungsstellen im regionalen Handwerk. Die Handwerkskammer hat in den vergangenen Monaten ein ganzes Bündel an Maßnahmen geschnürt, um Ausbildungsinteressente und Betriebe zusammenzubringen, dazu zählen unter anderem die Schaltung einer Hotline, digitale Beratungen und mehrere digitale Speed-Datings. Auch die Einrichtung der digitalen Plattform „ausbildungschance-owl.de“ gemeinsam mit der IHK bezeichnet Goll als Erfolgsmodell.

    „Betriebe, die Auszubildende suchen, und Interessenten, die eine Ausbildung absolvieren möchten, können auch jetzt noch Ausbildungsverträge abschließen und die Ausbildung beginnen“, erklärt der Bildungsexperte. Die Beraterinnen und Berater der Handwerkskammer unterstützen unter der Telefonnummer 0521 5608 333 alle Interessenten dabei, Lösungen zu finden, die einen späteren Start ermöglichen.