Russischer Markt stark im Kommen. Gestiegene Online-Handel und Rabattschlachten lassen den Mode-Einzelhandel zittern.
Düsseldorf. Auf der Bilanzpressekonferenz hat der Moderiese Ahlers die Zahlen des Geschäftsjahres 2017 vorgestellt. „Das 98. Geschäftsjahr war für uns und die Branche insgesamt erneut von Herausforderungen geprägt“, so eröffnete Frau Dr. Stella Ahlers das Gespräch.
Sinkende Kundenfrequenzen in den Innenstädten, der Anstieg des Online-Geschäftes und der allgemeine Preisverfall der Mode durch immer früher stattfindende Rabattaktionen sind nur ein paar Gründe, weshalb das Geschäft mit der Kleidung ein schwieriges bleibt. Der deutsche Mode-Einzelhandel hat im vergangen Jahr ein Umsatzminus von 1,5 Prozent einbüßen müssen – nach fünf rückläufigen Jahren in Folge. Während die Entwicklung in weiteren europäischen Ländern ähnlich verlief, konnte das Geschäft in der Ukraine und in Russland eine wirtschaftliche Erholung verbuchen.
Umsatzprognose eingehalten
Frau Dr. Ahlers begrüßte vor diesem Hintergrund, dass Ahlers gegen den Markttrend um 1,4 Prozent zulegen konnte und die Umsätze in Deutschland um rund 1 Prozent, in Mittel- und Osteuropa einschließlich Russland und der Ukraine um 6,6 Prozent gestiegen sind. Auch der eigene Einzelhandel liefert erfreuliche Zahlen mit einem Umsatzplus von 2,3 Prozent. Trotz allem führt die rückläufige Kundenfrequenz in den Innenstädten dazu, dass vorerst keine eigenen Stores in Deutschland eröffnet werden.
Premiummarken erzielen Umsatzplus
Im Premiumsegment konnte Ahlers mit den Marken Baldessarini, Otto Kern und Pierre Cardin einen Anstieg des Umsatzes um 2,1 Prozent von 159,3 Mio Euro auf 162,7 Mio Euro verbuchen. Das Premiumsegment ist daher nun für 69 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich. Besonders die Marke Pierre Cardin konnte seinen eigenen Umsatz um 3,1 Prozent auf dem deutschen Heimatsmarkt wie auch im Ausland verbessern. Die Einführung der Future Flex Jeans aus dem Denim-Angebot von Pierre Cardin hat mittlerweile einen Marktanteil von 30 Prozent und bildet somit eine der tragenden Säulen des Auftrittes der Premiummarke. Belohnt wurden diese Anstrengungen unter anderem mit der Wiedergewinnung einer 50qm großen Verkaufsfläche in der hochfrequentierten Galeries Lafayette in Paris. Auch in der Heimat OWL konnte Ahlers punkten und bei Hagemeyer in Minden eine 70qm große Fläche eröffnen.
Spürbare Kursverluste für Mode-Aktien
„Im Zeitraum der letzten drei Jahre haben die meisten deutschen Mode-Aktien spürbare Kursverluste hinnehmen müssen. Auch die Ahlers-Aktien waren davon betroffen“, erklärte Frau Dr. Ahlers. Zwischen den Bilanzstichtagen 2016 und 2017 ist der Wert der Stammaktien einschließlich Dividende um 13 Prozent gefallen.
Ausblick auf ein herausforderndes Geschäftsjahr
Wenn auch damals die Einkommenszuwächse der Verbraucher maßgeblichen Einfluss auf den Einzelhandel hatten, ist heute die Frequenz in den Innenstädten ausschlaggebend für die Konjunktur. Die Konsumneigung der Deutschen ist nach wie vor groß, trotzdem bleibt fraglich „ob der Bekleidungseinzelhandel davon profitieren wird.“ Der Vorstand um Frau Dr. Ahlers bleibt optimistisch und prognostiziert für das Geschäftsjahr 2017/18 ein deutlich verbessertes Konzernergebnis im Vergleich zum Vorjahr, unter anderem dank Zollvorteilen und einem günstigeren USD-Kurs.
Zudem sollen das Wachstum des eigenen Online-Stores und der Ausbau des Geschäfts in digitalen Marktplätzen kontinuierlich zu einem Anstieg des Wholsesalegeschäfts führen. Frau Dr. Ahlers stellte dazu zusammenfassend fest: „Ziel muss es sein, den Verbraucher am stationären Point of Sale ebenso zu begeistern wie online, sei es in den Webshops unserer Kunden, auf digitalen Marktplätzen oder in unseren eigenen Online-Shops. Daran weiter zu arbeiten ist das vordringlichste Ziel des nächsten Jahres.“
Text: Julia Merten und Vanessa Seide