Paderborn. Von der Weltpolitik eines Trump über Popmusik von Rammstein bis hin zu krakeelender Hate Speech in sozialen Medien – das Provozieren, das Brechen von Tabus, das Relativieren von bislang gültigen Werten und erhitze öffentliche Debatten prägen längst den medialen Alltag. Die dreiteilige öffentliche Veranstaltungsreihe „Druckwellen. Fühlen und Denken“ der Universität Paderborn möchte jenseits überhitzter Diskussionen Möglichkeiten für gemeinsame Analysen, Reflexion und Austausch bieten.
An drei Terminen sind alle Interessierten eingeladen, jeweils um 18 Uhr an den kostenlosen Veranstaltungen teilzunehmen und über Positionierungen hinaus in Gespräche zu kommen: am Donnerstag, 21. Mai, in der Zentralstation Paderborn, am Dienstag, 28 Mai, im Auditorium maximum der Universität und am Mittwoch, 5. Juni, im Theater Paderborn. Dabei stehen Fragen nach dem Verhältnis von Pop(musik)kultur, Politik, Demokratie und Sprache im Zentrum der künstlerischen Performances und Diskussionen von und mit Gästen aus Pop, Journalismus, Wissenschaft und Kunst. Inhaltlich konzipiert und organisiert wird die Veranstaltungsreihe von Jun.-Prof. Dr. Beate Flath, Ina Heinrich, Prof. Dr. Christoph Jacke, Prof. Dr. Heinrich Klingmann, Ulrich Lettermann und Maryam Momen Pour Tafreshi vom Fach Musik der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn.
Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität, betont: „Mit der Reihe wird ein Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz aufgegriffen“. Deshalb hoffe sie, dass der Diskurs durch die Veranstaltungen am Laufen gehalten und eine breite Öffentlichkeit erreicht werde. Pop(musik)kulturelle Phänomene und mittlerweile auch medialisierte Politikerinnen und Politiker bewegen sich oft zwischen bewusstem Tabubruch, dosierter Provokation und medienwirksamen Spielen mit Grenzüberschreitungen und -verschiebungen. Riegraf erklärt, dass Grenzüberschreitungen immer spektakulärer werden müssten, um überhaupt noch aufzufallen. Als Druckwelle würde man dann z. B. die Explosion von Meinungen wahrnehmen, so der Musiker Ulrich Lettermann. „Jeder hat schon einmal Druckwellen erlebt“, bekräftigt der Leiter des Studiengangs „Populäre Musik und Medien“ Prof. Dr. Christoph Jacke, „Der Diskurs allerdings rollt gerade erst an“. Jun.-Prof. Dr. Beate Flath, Eventmanagement mit den Schwerpunkten Populäre Musik, Medien und Sport, ergänzte, dass es bei dieser Thematik wichtig sei, ausgeruht zu argumentieren, anstatt lediglich „Positionen abzufeuern“.
In Lyrics, Sounds, Images, Konzepten, Performances und Szenen werde mal homöopathisch provoziert, mal mit voller Wucht ein Tabu gebrochen, werde mal ernsthaft inkludiert, mal spielerisch exkludiert – und umgekehrt. Dabei scheine jedes Genre seine eigenen Extreme als gesellschaftliches Experimentallabor zwischen gezieltem Tabubruch und gesellschaftlich-kommunikative
Diskussion und Performance
Die Veranstaltungen bestehen jeweils aus einer Diskussion und einem künstlerischen Format. Am Donnerstag, 23. Mai, 18 Uhr, dreht sich in der Zentralstation Paderborn alles um die Macht bzw. Ohnmacht der Massen. Neben Jens Balzer (Kolumnist, Autor), André Leipold (Geheimrat des Zentrums für politische Schönheit), Dr. Anna-Katharina Meßmer (Soziologin) und Ass.-Prof. Dr. Melanie Schiller (Universität Groningen, NL) zeigen die zwei Schauspieler des Nationaltheaters Mannheim Sascha Tuxhorn und Matthias Thömmes Auszüge aus dem Theaterstück „Bitchfresse“.
Am Dienstag, 28. Mai, 18 Uhr, wird die lautverstärkende Wirkung der sozialen Medien in den Fokus genommen. Unter dem Titel „Das wird man wohl noch sagen dürfen!“ diskutieren im Auditorium maximum der Universität Farah Bouamar (Mitgründerin des YouTube-Satirekanals Datteltäter, Drehbuch Co-Autorin), Sonja Eismann (Mitgründerin und Herausgeberin von Missy Magazine, Journalistin), Hans Leyendecker (Präsident des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages 2019, Investigativjournalist) und Ingo Zander (Sozialwissenschaftler, freier Journalist). Außerdem wird es eine Performance „Sprachen des Hasses“ von und mit den Schauspielern Max Rohland und Tatjana Poloczek geben. In das Theater Paderborn kommen am 5. Juni, 18 Uhr, Onejiru Arfmann (Musikerin), Sookee (Rapperin), und Prof. Dr. Michael Rappe (Hochschule für Musik und Tanz Köln), um die Macht der Rapmusik näher zu beleuchten. Außerdem werden Matthias Arfmann (Musiker und Musikproduzent) und Onejiru Arfmann (Musikerin) gemeinsam auftreten.