Umschulung in einen Beruf, „der mit der Natur im Wandel ist“

 (von links): Jonathan Haeger (kniend); Ruben Wächter; Mathias Dreimann (Foto: Agentur für Arbeit Detmold)

(von links): Jonathan Haeger (kniend); Ruben Wächter; Mathias Dreimann (Foto: Agentur für Arbeit Detmold)

Detmold. Klettern war schon immer seine Leidenschaft, erst privat als Hobby, dann nach einer Schulung auch als Erlebnispädagoge im Kletterpark im Beruf. Und auch jetzt, in der Umschulung als Gartenbauer im Landschaftsbau profitiert Jonathan Haeger von dieser Leidenschaft, bei der Baumpflege in großen Höhen, wo nur noch die Seilklettertechnik hilft. Der 34-jährige Detmolder, Vater eines fünfjährigen Kindes, hat beruflich schon einiges erlebt, gleichwohl stand 2018 eine komplette Neuorientierung an. Und das kam so: Nach Abi und Zivildienst ging es erst einmal für ein Jahr nach Neuseeland – work and travel.

Eine Freundin aus dem Kletterpark in Detmold machten den jungen Mann schließlich auf ein Studium in Dänemark aufmerksam: Bachelor in englischer Sprache im Fach Freizeitmanagement. Doch nach Studienende 2011 war es gar nicht so leicht, in dem Bereich einen Job zu finden. Das war der Beginn einer vierjährigen Tätigkeit als Pädagoge im Kletterpark. Aufgrund der pädagogischen Arbeit kam 2016 ein Wechsel in eine Detmolder Grundschule zu Stande, als Betreuer in der offenen Ganztagsschule (OGS), aber 2018 war auch damit Schluss. „Das war der Punkt, an dem ich so langsam die Einsicht hatte, mich beruflich neu orientieren zu müssen und auch zu wollen“, erinnert sich Hager, der dann den Kontakt zur Detmolder Arbeitsagentur aufnahm. Das Ergebnis der gemeinsamen Überlegungen: eine betriebliche, von der Agentur für Arbeit Detmold geförderte Umschulung. Teamleiter Mathias Dreimann weiß, dass eine Umschulung immer Sinn macht, wenn die Vorerfahrungen nicht beruflich verwertbar sind: „Und wenn das Ziel ein Beruf ist, der zukunftsorientiert und auf dem Arbeitsmarkt verwertbar ist, unterstützen wir die Qualifizierung natürlich.“

Und dann spielt einem manchmal Kollege Zufall in die Karten: „Ich hatte den Ausbildungskatalog der Arbeitsagentur durchgeschaut, Gefallen am Gartenbau gefunden, und dann zufällig in den sozialen Netzwerken gesehen, dass ein alter Jugendfreund eine Gartenbaufirma betreibt“, so Haeger. „Wir haben kurzfristig Kontakt aufgenommen, und jetzt ist mein Jugendkumpel mein Chef.“

Seit August 2019 ist der 34-Jährige nun in der auf zwei Jahre verkürzten Ausbildung, die Zwischenprüfung findet in diesem Sommer statt, und wenn alles gut läuft, hat er den Gesellenbrief 2021 in der Tasche. „In einem Beruf, der mit der Natur im Wandel ist,“ sagt Chef Ruben Wächter, der seine Gartenbaufirma „Baum & Garten Wächter“ 2010 in Bielefeld gründete. Mittlerweile hat der Mit-Dreißiger zehn Angestellte, und nimmt auch überregional Aufträge an. „Die Auftragsbücher sind gefüllt, und auch deshalb bin ich froh, mit meinem alten Freund den ersten Azubi zu haben.“

Ausbilden wollte Wächter schon früher, „aber es ist eben auch in unserem Bereich nicht einfach, zuverlässiges und interessiertes Personal zu finden.“ Jonathan Haeger ist zweifelsohne in seinem Metier angekommen: „Ich mache alles gerne: Baggerarbeiten, Bürgersteige absenken, Pflastersteine verlegen, Bäume pflanzen, Teiche anlegen. Gerade die Abwechslung auf immer neuen Baustellen macht den Reiz aus.“ Gleichwohl achtet Wächter auch darauf, dass sich auf Stärken und Spezialisierungen bei seinen Mitarbeitern herauskristallisieren. Haeger: „Bei mir wird es wohl auf das Klettern hinauslaufen, also auf das Seilklettern zur Baumpflege.“

image001-3