Ausstellung mit Werken der „Glasheimat Bayern“ und der Glaskünstlervereinigung NRW im LWL-Industriemuseum

Alkie Osterland von der "Glasheimat Bayern" nennt seine Arbeit "Haus Auf Berg". Foto: Holger Schimkat

Alkie Osterland von der „Glasheimat Bayern“ nennt seine Arbeit „Haus Auf Berg“. Foto: Holger Schimkat

Petershagen (lwl). Ein breites Spektrum künstlerischer Positionen der aktuellen Glaskunst präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ab 10. April in der Ausstellung „InterRegional“ in seinem Industriemuseum Glashütte Gernheim in Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke). Mitglieder der beiden Vereinigungen „Glasheimat Bayern“ und Glaskünstlervereinigung NRW geben darin einen Einblick in ihr Schaffen. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Glasmuseum Frauenau. Beteiligt sind insgesamt 43 mit Glas arbeitende Künstler:innen.

Beispiel für ein Objekt aus NRW: Seaforms 349-20 von Michael Behrens. Foto: Norbert Heyl

Beispiel für ein Objekt aus NRW: Seaforms 349-20 von Michael Behrens.
Foto: Norbert Heyl

Der Brückenschlag, den bereits der Titel formuliert, verbindet nicht nur zwei glasaffine Regionen. Die Gemeinschaftsausstellung zeigt die technische und konzeptuelle Vielfalt und den künstlerischen Austausch in Gebieten, die beide auf eine lange Tradition der Glasherstellung blicken. Auch aus diesem Grund fällt die Vielfalt der heißen und kalten Glasverarbeitungs- und -bearbeitungstechniken ins Auge: Neben ofengeformten Glas finden sich Schliff und Gravur, mundgeblasenes Glas und Gravur wiederum verbinden sich zur Graal-Technik. Experimente mit heißem Glas am Ofen zeugen von der Kreativität, die das Material freizusetzen vermag. Auch plastisch und skulptural wenden es die Künstler:innen an.

Beziehungen nach Peteshagen existieren schon länger. Viele Mitglieder der „Glasheimat Bayern“ waren bereits im Rahmen anderer Ausstellungen in der Glashütte zu Gast. Mit der Glaskünstlervereinigung NRW verbindet die Glashütte Gernheim eine Kooperation. In mehreren Gemeinschaftsausstellungen, die meist von Workshops begleitet wurden, zeigten ihre Mitglieder in Gernheim aktuelle Werke. Zum 200-jährigen Jubiläum im Jahr 2021 widmeten sie dem Standort eine eigene Ausstellung.

InterRegional
Glasheimat Bayern und Glaskünstlervereinigung NRW
10. April bis 14. August 2022
LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim
Geöffnet Di – So 10 – 18 Uhr
glashuette-gernheim.lwl.org

Neuer Eingangsbereich für das Industriemuseum Glashütte Gernheim

LWL will den Eingangsbereich des Industriemuseums Glashütte Gernheim mit Neubau und saniertem Pferdestall verbessern

Petershagen/Vreden. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will den Eingangsbereich und den Shop seines LWL-Industriemuseums Glashütte Gernheim in Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke) verbessen. Dazu will der LWL den Pferdestall, die Scheune die ehemaligen Traberstuben und einige Garagen abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Außerdem sollen für insgesamt knapp drei Millionen Euro ein Selbstbedienungscafé und ein neuer Parkplatz entstehen. Der LWL-Kulturausschuss hat am Mittwoch (12.2.) in Vreden (Kreis Borken) den entsprechenden Grundsatzbeschluss auf den Weg gebracht, den der LWL-Landschaftsausschuss am (20.3.) endgültig beschließen soll.

So sieht das neue Eingangsgebäude aus

BU: So soll der Eingangsbereich des LWL-Industriemuseums Glashütte Gernheim in Petershagen künftig aussehen. (Foto: LWL)

Der Museumsshop und die Kasse, die bisher sehr beengt in einem angemieteten ehemaligen Ladenlokal zwischen dem Stallgebäude und der ehemaligen Dorfwirtschaft „Traberstuben“ untergebracht sind, sollen in einen über 450 Quadratmeter großen Neubau umziehen. Dieser Neubau soll am bisherigen Standort des Shops entstehen. Das aktuelle Gebäude kann nicht wirtschaftlich saniert werden und wird daher abgerissen. Das neue Eingangsgebäude bildet künftig zusammen mit den historischen Lagerkellern und dem Ausstellungsgebäude (ehemalige Korbflechterei) den Rahmen für einen neuen Museumsplatz.

Beim eingeschossigen Neubau sollen Lehmbauteile verwendet werden, die besonders gute bauphysikalische Eigenschaften besitzen. Die Stampflehnwand wird außen von großen Glaselementen umgeben, so dass das Gebäude eine Glasfassade erhält. „Da in Gernheim früher mundgeblasenes Flachglas hergestellt wurde, ist die Glas-Fassade als Entwicklung der Glasproduktion zu sehen. Außerdem bildet das glatte moderne Glas mit der dahinterliegenden handwerklich erstellten Stampflehmwand einen reizvollen Kontrast“, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

 „In dem Neubau gibt es genügend Platz, damit sich die Besucher im Foyer und Kassenbereich willkommen fühlen. Der auf knapp 100 Quadratmeter vergrößerte Shop bietet die Möglichkeit, die Glasprodukte angemessen zu präsentieren. Über den neuen Parkplatz können die Besucher den Eingang unmittelbar und barrierefrei erreichen, ohne wie bisher die Landstraße überqueren zu müssen“, so Rüschoff-Parzinger weiter.

 Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 17.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 116 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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Bauhaus in deiner Nähe – Licht, Glas und Leuchten

Westfalen. Am 31. März wird die Uhr wieder eine Stunde auf die Sommerzeit vorgestellt. Für die einen ein Segen, für die anderen ein Fluch. Für das Bauhaus, die weltberühmte Schule für Architektur und Design, hatte „Licht“ eine besondere Bedeutung: Bauhaus-Künstler nutzten die Wirkung und Kraft des Naturphänomens auf vielfältige Weise, der Architektur und der Wirkung von Licht und Transparenz galt ein besonderes Augenmerk. 

Deckenbeleuchtung aus einem Katalog des Jenaer Glaswerks Schott & Gen, unter anderem mit Leuchten von Wilhelm Wagenfeld, 1930-32. Foto: Schott Archiv

Deckenbeleuchtung aus einem Katalog des Jenaer Glaswerks Schott & Gen, unter anderem mit Leuchten von Wilhelm Wagenfeld, 1930-32. Foto: Schott Archiv

Vor allem László Moholy-Nagy, Maler, Fotograf, Bühnenbildner und Lehrer am Bauhaus bis 1928, interessierte der Facettenreichtum des Lichts. Sein Licht-Raum-Modulator aus den 1920er Jahren brachte Wechselwirkungen von Licht und Bewegung in die Form eines kinetischen Apparats.

Die Forderung des Bauhauses nach einer Symbiose von Kunst und Technik traf auf die Elektrifizierung der Haushalte in den 1920er und 1930er Jahren, die die rasante Verbreitung von elektrischen Lichtquellen beförderte.

So entstand aus der Korrespondenz von Elektrotechnik, innovativer Glastechnologie und den Maximen des Bauhauses ein neues, die Epoche prägendes Industrieprodukt: die moderne Leuchte. Licht und Beleuchtung übernehmen seitdem in einer ganz neuen Qualität eine entscheidende Rolle in der Gestaltung von Räumen.

In der von Moholy-Nagy am Bauhaus geleiteten Metallwerkstatt entstanden innovative Modelle aus neuen Materialien. Eine Ikone des Designs wurde 1924 von Wilhelm Wagenfeld entworfen: eine Tischleuchte mit einer Kuppel aus Jenaer Glas, bis heute als „Bauhaus-Leuchte“ bekannt.
Wagenfeld entwarf für die Bau- und Wohnungskunst Weimar GmbH bis 1930/31 ein Sortiment von Leuchten-Typen für verschiedene Funktionen. Seine Konzepte zu Typisierung, Standardisierung und Serientauglichkeit von Licht und Leuchten sind die großen Beiträge Wilhelm Wagenfelds für das Industriedesign der Moderne.

Mit „Leuchten der Moderne. Glasproduktion im Licht des Bauhauses“ zum 100. Geburtstag des Bauhauses, präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vom noch bis zum 25. August im LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim in Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke) eine Sonderausstellung zur Produktgestaltung und Industriedesign des frühen 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung schlägt den Bogen vom hitzebeständigen Glas über das Industriedesign des Art Déco, die Konzepte des Bauhauses und Wilhelm Wagenfelds Entwürfen bis zu den Formen der sogenannten „Neuen Sachlichkeit“.

Exklusiv für die Präsentation im LWL-Industriemuseum haben fünf Designer der Gegenwart Neuinterpretationen einiger Wagenfeld-Leuchten entwickelt und zeigen damit die Relevanz der Leuchten-Gestaltung für die Gegenwart.

Hintergrund
Am 16. Januar eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Berliner Akademie der Künste die Feierlichkeiten zum einhundertjährigen Jubiläum des Bauhauses.
Die Reihe „bauhaus in deiner nähe“ zeigt, wie die Bauhaus-Idee auch NRW ihren Stempel aufdrückte und welche vielfältigen und lebendigen Spuren und Zeugnisse dieser weltberühmten Schule für Architektur und Design in Nordrhein-Westfalen zu finden sind.
Das 100-jährige Bauhaus-Jubiläum ist ein bundesweites Kulturereignis mit internationaler Strahlkraft. Für Nordrhein-Westfalen hat das Ministerium für Kultur und Wissenschaft gemeinsam mit den Landschaftsverbänden Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) die Projektkoordination für „100 jahre bauhaus im westen“ übernommen. Schirmherrin des Projekts ist Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.

Weitere Infos unter http://www.bauhaus100-im-westen.de

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LWL zeigt Glas des 20. Jahrhunderts aus Murano

Le forme del vetro – LWL-Industriemuseum zeigt Glas des frühen 20. Jahrhunderts aus Murano

Petershagen. Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts gelten als erfolgreichste und innovativste Phase der Glasproduktion Muranos. Die Gläser aus den Hütten der venezianischen Inselgruppe sind heute Klassiker und werden auf dem Kunstmarkt hoch gehandelt. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt ab Sonntag (8.4. | Eröffnung 15 Uhr) in seinem Industriemuseum Glashütte Gernheim in Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke) einen repräsentativen Querschnitt von Gläsern dieser prägenden Phase. Mit der Ausstellung knüpft die Glashütte Gernheim an die 2014 gezeigte Schau zum venezianischen Glas des 19. Jahrhunderts an. Diesmal steht die Formgebung im Mittelpunkt – daher auch der Titel „Le forme del vetro“ (Die Formen des Glases). Kurator der Ausstellung ist der italienische Kunsthistoriker Aldo Bova.

Vase mit drei Henkeln, Maestri Vetrai Muranesi Cappellin & C., 1925-1928. Foto: © Luca Masarà

Vase mit drei Henkeln, Maestri Vetrai Muranesi Cappellin & C., 1925-1928.
Foto: © Luca Masarà

LWL-Museumsleiterin Dr. Katrin Holthaus erklärt die Bedeutung der Epoche: „Die Glashütten Muranos lösten sich Anfang des 20. Jahrhunderts von den überlieferten Gestaltungen des vorhergehenden Jahrhunderts und entwickelten eine aus heutiger Sicht moderne Formensprache. An die Stelle üppiger Dekore und detailreicher Applikationen trat nun eine reduzierte Gestaltung mit klaren Konturen und oft monochromen Glasmassen.“ Zu den bekanntesten Gestaltern der Epoche gehören Vittorio Zecchin und Napoleone Martinuzzi. Beide Entwerfer schöpften aus der Tradition, orientierten sich aber an den klar konturierten Gläsern des 16. und 17. Jahrhunderts und an antiken Glastypen. „Sie stilisierten diese historischen Vorbilder zu räumlich geometrischen Hohlkörpern und passten sie so dem neuen Stil an“, so die Museumsleiterin.

Die Gläser der Ausstellung zeigen das spannungsreiche Verhältnis zwischen Tradition und Neuschöpfung, wie sie sich in jener Zeit auch andernorts entwickelte. So verbindet die besondere Formgebung und die Materialität die Muraneser Produktion mit den zeitgenössischen Formen des „Neuen Stils“ in Österreich und Deutschland oder des Art Déco, wie er ein Jahrzehnt später in Frankreich aktuell wurde.

Eröffnung
Bei der Eröffnung am Sonntag (8.4.) um 15 Uhr begrüßt Monika Schnieders-Pförtzsch, stellvertretende Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung, die Gäste. Grußworte sprechen Landrat Dr. Ralf Niermann sowie Bürgermeister Dieter Blume. Eine Einführung geben Kurator Aldo Bova und Museumsleiterin Dr. Katrin Holthaus.

Begleitprogramm

Zweig mit weißen Knospen, Napoleone Martinuzzi für Venini, 1928-1930. Foto: © Luca Maserà

Zweig mit weißen Knospen, Napoleone Martinuzzi für Venini, 1928-1930. Foto: © Luca Maserà

Wer mehr über die Kunstwerke aus Italien erfahren möchte, kann sich den kostenlosen Sonntagsführungen anschließen. Termine: 6. und 13. Mai, 17. Juni, 29. Juli, 19. August, 23. September und 7. Oktober, jeweils 15 Uhr (nur Eintrittsgeld).

Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören der Thementag „Jugendstilornamente“ am 13. Mai und der „Thementag Battuto“ am 15. Juli. Vor den Augen der Besucher werden am Ofen die gläsernen Rohlinge dieser venezianischen Technik hergestellt, die an einem weiteren Thementag im September in der Schleiferei bearbeitet werden. Abgerundet wird das Programm durch Vorträge von Dr. Gerd Dethlefs zum Thema „Façon de Venise-Gläser – Gläser nach venezianischem Vorbild in westfälischen Sammlungen“ (21.7.) von Dr. Verena Wasmuth (8.9.) über „Virtuose Raritäten aus Murano. Richtungsweisende Tendenzen im Glasdesign des frühen 20. Jahrhunderts“ sowie einem italienischen Gartenfest am 26. August.

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