Corvey und die kabarettistische Dreifaltigkeit

In 1200 Jahren nicht so viel gelacht: Gemeinde begeistert 300 Gäste mit humoristischem Programm

„Gott ist Mensch geworden und nicht Mann“, sagt Anja Geuecke. Die Kabarettistin lebt im Sauerland und stammt aus Erkeln. Von dort aus waren ihre Eltern mit nach Corvey gekommen. Foto: Kirchengemeinde Corvey

„Gott ist Mensch geworden und nicht Mann“, sagt Anja Geuecke. Die Kabarettistin lebt im Sauerland und stammt aus Erkeln. Von dort aus waren ihre Eltern mit nach Corvey gekommen. Foto: Kirchengemeinde Corvey

Höxter. Wie viel Humor verträgt ein Welterbe? Sehr viel. Das kann die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus kühn behaupten. Denn sie hat’s probiert. Ihr Kirchenkabarett mit drei Vollblut-Humoristen katholischer Prägung war angesichts der Location, der ehrwürdigen Abteikirche, ein Wagnis. Das Experiment geriet zum Volltreffer. 300 Menschen waren hingerissen. Und hatten das Gefühl, dass St. Vitus auf seinem Monument an der Nordwand am liebsten mitgelacht hätte.

Fällt heute Abend der Putz von den Wänden? Geraten die Reliquien in Unordnung? Und ist am Ende auch die Orgel verstimmt? Als Hans-Werner Gorzolka mit diesen Szenarien das Experiment des Kirchenkabaretts in Corveys heiligen Hallen ankündigte, kam der Büttenredner in ihm durch. Als solcher hat der Kreisheimatpfleger und Ideengeber dieses Abends den Karneval in seinem Heimatort Ovenhausen jahrelang mitgestaltet. Kein Wunder also, dass er den richtigen humoristischen Ton traf und die Lacher gleich auf seiner Seite hatte, als er die Künstler Udo Reineke, Anja Geuecke alias Hettwich vom Himmelsberg und Willibert Pauels („ne bergische Jung“) als „die katholische kabarettistische Dreifaltigkeit“ ankündigte.

Diese hat es in sich. Jede(r) für sich ist Kult. Und karikiert die Situation katholischen Kirche deutlich, aber weder destruktiv noch würdelos. Alle drei nennen den Reformbedarf beim Namen, kommunizieren aber auch unmissverständlich, dass die Kirche es wert ist, erneuert zu werden.

In diesem Geist kann Lachen eine Kraftquelle sein. Das war es bis zur letzten Minute und ging schon los, als Udo Reineke den Anfang machte. In seiner kultigen Landwirtskluft mit grüner Mütze zog er in katholischer Manier durch den Mittelgang in die Kirche ein und erzählte nach rustikalem Standup-Smalltalk mit Gästen rechts und links des Wegs in schönstem Westfälisch aus einer Zeit, in der die Welt noch in Ordnung war – in der die Bauern der Warburger Börde sonntags im Hochamt an ihrem Stammplatz auf der Orgelbühne die Schweinepreise diskutierten.

Alles vorbei – nicht nur weil die Landwirte inzwischen fast alle Vegetarier sind, so Udo Reineke, sondern auch, weil man jüngst durch gezieltes Nichtheizen der Kirchen die letzten frommen Katholiken auch noch vergrault hat.

Überhaupt sind die Katholiken mittlerweile eine seltene und suspekte Spezies, die mit der Frage „Du bist doch auch einer von denen?“ beargwöhnt wird. „Ich sage dann immer: Ich kenne diese Menschen nicht“, plauderte Udo Reineke aus dem (kabarettistischen) Nähkästchen. „Dann kräht auf meinem Hof immer der Hahn.“ Wie im Neuen Testament, als Petrus seine Zugehörigkeit zu Jesus leugnet. „Ich hab den Hahn aber inzwischen geschlachtet“, erzählt Udo Reineke. „Solche WikiLeaks muss man einen Kopf kürzer machen.“

Ideengeber Hans-Werner Gorzolka (rechts) und Kirchenvorstand Josef Kowalski danken der Die katholischen kabarettistischen Dreifaltigkeit Willibert Pauels (ne Bergische Jung), Udo Reineke und Anja Geuecke (Hettwich vom Himmelsberg). Foto: Kirchengemeinde Corvey

Ideengeber Hans-Werner Gorzolka (rechts) und Kirchenvorstand Josef Kowalski danken der Die katholischen kabarettistischen Dreifaltigkeit Willibert Pauels (ne Bergische Jung), Udo Reineke und Anja Geuecke (Hettwich vom Himmelsberg). Foto: Kirchengemeinde Corvey

Augenblicke wie diese rissen die Menschen in der aus den Nähten platzenden Kirche zu Begeisterungsstürmen hin. Diese setzten sich nahtlos fort, als Hettwich vom Himmelsberg übernahm und auf ihre roten Kirchen-Kampf-Schuhe verwies. Austreten komme für sie nicht in Frage – „weil man eine leere Kirche nicht für voll nehmen kann“. Mit dem Frauen-Priesteramt werde es zu ihren Lebzeiten wahrscheinlich nichts mehr. Trotzdem will Hettwich nicht aufgeben. Denn „Gott hat Männer und Frauen gleichermaßen in die Nachfolge berufen. Gott ist Mensch geworden und nicht Mann“, sagte sie. Und scannte sogleich mit prüfendem Blick die barocke Pracht ab: Aha. Es ist nichts von den Wänden gefallen. Kein Putz und auch kein Kirchenmann von den Chorgestühl-Dorsalen. Dann konnte sie ja nochmal nachlegen mit ihren Spitzen gegen die männerdominierten Kirchenstrukturen. Hettwichs Klartext bestärkten die Frauen im Publikum darin, das Kirchenschiff beharrlich (Reform-)Kurs zu halten.

An diesem Kurs liegt auch Willibert Pauels, katholischer Diakon und Büttenredner im Karneval. Die rheinische Frohnatur mit Pappnase trat von der Sakristei aus vor das Publikum und kündigte sich mit dem gottesdienstüblichen Läuten am Durchgang zum Chorraum an. Den Pastorenhut tauschte er dann schnell gegen seine jecke Melone aus. Und ging direkt in die (humoristischen) Vollen, als er erzählte, dass er seinem Chef, Kardinal Woelki, ein Fahrrad schenken wollte. Warum dieser es nicht annehmen wollte, war klar: „Das Fahrrad hat Rücktritt“.

Gesellschaftskritik verpackte der Humorist in melodisches Kölsch. Beispiel:  Winnetou. Wer diese Filme problematisiere, verkenne eine zentrale Botschaft, die sich zeige, wenn der Apachen-Häuptling und Old Shatterhand Blutsbrüderschaft schließen. „Das ist Liebe, kein Rassismus“. Sprachs und summte die legendäre Filmmusik. Die Gäste stimmten mit ein. Was für ein Moment. Das hat das prachtvolle Gotteshaus noch nicht erlebt.

Humor sei befreiend, sagt Pauels. Man stehe in einer inneren Freiheit über den Dingen. „Deshalb erlaube ich mir das vor dieser unglaublichen Kulisse.“ Willibert Pauels überzeugte in einer Mischung aus Büttenrede und Glaubensbekenntnis, das zu einer impulsgebenden Art der Verkündigung geriet.

Deshalb blieb der Putz auch an den Wänden. Die Gäste sind mit dem Gefühl aus der Kirche gegangen, dass dort in 1200 Jahren noch nie so viel gelacht worden ist. Und dass dieser besondere Ort durch die gelöste Stimmung nicht seiner Würde beraubt wurde.

Die Befürchtung, dass das passieren könnte, hat der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Josef Kowalski, zu Beginn dieses denkwürdigen Programmpunktes im Jubiläumsjahr gleich zerstreut. Ob ein solcher Abend angesichts der Situation der katholischen Kirche stilgerecht sei – diese Frage beantwortete er mit einem klaren Ja.  „Dieser Abend ist wichtig, um unseren inneren Kompass zu justieren und den Menschen Mut zu machen, nicht aus der Kirche auszutreten.“ Wer lache, gehe auf Distanz auch zu sich selbst und finde aus dieser Distanz heraus für schwierige Situationen Lösungen.

Insofern regte die Kaberettnacht dazu an, auch über sich selbst zu lachen. Wer das könne, sei auch in der Lage, leidenschaftlich und ohne dogmatische Starre zu diskutieren, sagt Willibert Pauels. So kann auch in diesem Sinne von Corvey ein Ruck ausgehen.

Corvey und das Erbe der Antike

„Zeitreise“-Vortrag gibt Ausblick auf große Sonderausstellung in Paderborn

Dr. Christiane Ruhmann gestaltet den Vortragsabend in Corvey. Sie ist als Projektleitung und Kuratorin für kunst- und kulturhistorische Sonderausstellungen beim Diözesanmuseum Paderborn tätig. Foto: Diözesanmuseum

Dr. Christiane Ruhmann gestaltet den Vortragsabend in Corvey. Sie ist als Projektleitung und Kuratorin für kunst- und kulturhistorische Sonderausstellungen beim Diözesanmuseum Paderborn tätig. Foto: Diözesanmuseum

Höxter. Die „Zeitreise“ in Corveys große monastische Geschichte nähert sich ihrem Ende. Die zehnte von elf Etappen richtet am Donnerstag, 5. Oktober, den Blick auf „Corvey und das Erbe der Antike“.

Diesen Titel trägt eine groß angelegte Sonderausstellung, die von Herbst 2024 an im Diözesanmuseum Paderborn zu sehen sein wird. Dr. Christiane Ruhmann gibt in Corvey einen Ausblick auf die Schau. Die Wissenschaftlerin gehört dem Team des Diözesanmuseums an. Der Vortragsabend mit ihr beginnt wie immer um 19 Uhr in der ehemaligen Abteikirche Corvey. Die gastgebende Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus freut sich auf viele Gäste.

Die Ausstellung in Paderborn begibt sich auf die Spuren eines Kulturtransfers. Diesen haben die Mönche, die 822 die Abtei Corvey gründeten, an ihrem neuen Klosterort an der Weser in Architektur, Malerei und Kunsthandwerk vollzogen. So brachten sie im Johanneschor des Westwerks die Geschichte des griechischen Helden Odysseus als Malereizyklus an die Wände.

Warum die Mönche dieses antike Motiv auswählten – dieser und vielen weiteren spannenden Fragen können die Gäste von Herbst 2024 an in Paderborn nachgehen. Mit der Schau führt nach der überaus erfolgreichen Karolinger-Ausstellung im Jahr 1999 ein weiteres großes Ausstellungsprojekt des Diözesanmuseums nach Corvey. Präsentiert werden Leihgaben aus ganz Westeuropa und den USA.

Dr. Christiane Ruhmann wird die Sonderausstellung nun im Rahmen der „Zeireise“ zum 1200-jährigen Bestehen der ehemaligen Benediktinerabtei und heutigen Welterbestätte Corvey erläutern. Sie hat Archäologie und Geschichte in Münster und Kiel studiert und 1998 in Münster promoviert. Während und nach der Promotion arbeitete sie in der Denkmalpflege beim Westfälischen Museum für Archäologie. Seit 1999 ist sie als Projektleitung und Kuratorin für kunst- und kulturhistorische Sonderausstellungen bei der Ausstellungsgesellschaft Paderborn, seit 2008 beim Diözesanmuseum Paderborn tätig. Darüber hinaus hat sie an Ausstellungsprojekten an den Externsteinen, in Manuta und Berlin mitgewirkt.

Wie immer runden Musikbeiträge und eine Weinverkostung den Abend ab. Die Vortragsreihe zum Corvey-Jubiläum richtet sich an alle Interessierten. Die Gäste können ohne Anmeldung teilnehmen. Der Eintritt ist frei. Das durchweg rege Interesse freut die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus außerordentlich.

„Corvey begeistert mich“: NRW-Kulturministerin besucht Corvey

NRW-Kulturministerin Ina Brandes besucht Welterbestätte und unternimmt virtuelle Zeitreise in Karolingerzeit

Ministerin Ina Brandes (Mitte) war beeindruckt von Corveys besonderer Ausstrahlung. Landtagsabgeordneter Matthias Goeken (CDU, 5. Von rechts) und weitere Christdemokraten aus Stadt und Kreis begleiteten die Ministerin. Foto: Kirchengemeinde Corvey

Ministerin Ina Brandes (Mitte) war beeindruckt von Corveys besonderer Ausstrahlung. Landtagsabgeordneter Matthias Goeken (CDU, 5. Von rechts) und weitere Christdemokraten aus Stadt und Kreis begleiteten die Ministerin. Foto: Kirchengemeinde Corvey

Höxter. Corvey in seiner großen Geschichte, seiner religiösen Bedeutung und auch in seiner Aura als Kraftort erfahrbar machen. Mit diesem Grundanliegen ihres Wirkens machte die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus jetzt die NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) vor Ort in der 1200 Jahre alten ehemaligen Benediktinerabtei vertraut.

Nachdem der heimische Landtagsabgeordnete Matthias Goeken (CDU) sie einlud, besuchte die Ministerin begleitet von Christdemokraten aus dem Stadt- und Kreisverband Höxter die Welterbestätte am Weserstrand. Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Josef Kowalski, und der Verwaltungsleiter des Pastoralverbundes Corvey, Marcus Beverungen, begrüßten die Gäste gemeinsam mit der Standortleiterin Weltkulturerbe karolingisches Westwerk und Abteikirche Corvey, Annika Pröbe.

An der Doppelturmfassade des Westwerks – dem Gesicht der Welterbestätte – hinaufschauend, vergegenwärtigte Kirchenvorstand Josef Kowalski die Blütezeit des Klosters vom 9. bis 12. Jahrhundert und seine Leuchtkraft als Ausgangspunkt zur Missionierung. Corvey sei mit seiner Bibliothek, seinem Skriptorium und seiner Klosterschule aber auch ein Ort der Bildung gewesen. Zudem habe die Abtei auch als Wirtschaftszentrum Einfluss gehabt. Wegen der Übertragung großer Güter sei das Kloster in die Lage versetzt worden, Hofhaltung zu betreiben. Etwa 100 Herrscherbesuche seien für die Blütezeit überliefert. „Das alles drückt das Westwerk aus“, stellte Josef Kowalski das Baudenkmal als steingewordenes Zeugnis einer großen Geschichte in den Mittelpunkt.

Welterbestätte entwickelt sich weiter

Wie die Kirchengemeinde die besondere Bedeutung und die Singularität dieses großen Klosterortes zeitgemäß vermitteln möchte, erläuterte Annika Pröbe den Gästen. In der Erdgeschosshalle des Westwerks stellte sie die geplante Filmprojektion zur Geschichte des Klosters auf der eigens eingebauten intelligenten Glaswand zwischen Westwerk und barocker Abteikirche vor. Die spannende Zeitreise gipfelt in der Visualisierung der untergegangenen karolingischen Basilika und ist der Einstieg für die virtuelle Erkundung des Johanneschores in seiner ursprünglichen Ausgestaltung.

Dieses besondere Erlebnis ist schon jetzt möglich. Auf Tablets, die die Besucher bei Führungen bekommen, erblüht die Emporenkirche im Obergeschoss des Westwerks in ihrer karolingischen Ausgestaltung neu. Die erweiterte Realität („Augmented Reality“)  macht es möglich. Spezialisten des Fraunhofer-Instituts für graphische Datenverarbeitung IGD Darmstadt haben auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse die entsprechende App entwickelt. „Diese modernen Technologien bringen in bewegten Bildern und Animationen das, was die Gästeführerinnen und -führer mit Worten beschreiben, zum Leuchten. So können wir das Welterbe Corvey einem großen Publikum zeitgemäß erschließen“, sagt Annika Pröbe. Ministerin Ina Brandes nahm das Tablet zur Hand und war beeindruckt.

Das multimediale Angebot dient der Weiterentwicklung der Welterbestätte, die sich die Kirchengemeinde Corvey und das Herzogliche Haus vorgenommen haben. Ein weiteres Glanzlicht kündigte Kirchenvorstand Josef Kowalski für den Saisonstart 2024 an: Dann geht die neu konzipierte Dauerausstellung „Das Jahrtausend der Mönche – Von der Gründung Corveys bis zum Goldenen Zeitalter“ in den Räumen des Schlosses an den Start. Unter der Ägide von Professor Dr. Christoph Stiegemann erlebt die Präsentation einen durchgreifenden Relaunch. Moderne Medien kommen zum Einsatz. Dadurch werden kostbare Leihgaben der Kirchengemeinde frisch restauriert in Szene gesetzt. Der Rundgang ist eine Zeitreise von den Anfängen der ersten Kirchengründung bis zur neuen Blüte nach dem Dreißigjährigen Krieg: dem goldenen Zeitalter der Fürstäbte, das mit der Säkularisation endete.

Corvey wird barrierefrei

Vor Ort auf dem Friedhof erläuterten die Gastgeber der Ministerin schließlich die barrierefreie Erschließung des Johanneschors von den Domänengebäuden aus. Dort sind ein Aufzug und eine Treppenanlage geplant, über die die Emporenkirche aus karolingischer Zeit zu erreichen sein soll. Bauherr ist das Herzogliche Haus. Dorothee Feldmann, Direktorin Immobilien- und Kulturverwaltung, betreut das Bauprojekt federführend. Abgeschlossen sein soll es zum Saisonstart 2025.

Seine Freude an dem, was in Corvey geschieht, hätte auch der 2012 verstorbene frühere Landrat des Kreises Höxter, Hubertus Backhaus, betonte Josef Kowalski abschließend. Backhaus sei ein ganz wesentlicher Initiator der Welterbeentwicklung gewesen. Und: Als Gründungsvorsitzendem des Fördervereins „CHORUS“ zur Rettung der Andreas-Schneider-Barockorgel sei es ihm mitzuverdanken, dass das kostbare Instrument nach umfassender Restaurierung wieder erklingen kann.

Ministerin Ina Brandes hat Corvey ins Herz geschlossen: „Das ehemalige Benediktinerkloster begeistert mich mit seiner unvergleichlichen Geschichte“, resümierte sie nach dem Besuch auf ihren Social-Media-Kanälen.

Hopfen-Heimat an der Weser:Tag des Bieres

Bald ist Tag des Bieres: Warum Kloster Corvey in Ostwestfalen Brauhopfen-Geschichte schrieb und wie der Heilige Ansgar das Bier bis Skandinavien brachte. Und wie die grünen Lianen zur Landesgartenschau zurückkehrten.

Höxter. Bei Hopfen denkt man sofort an meterhohe Reben, die sich in der Hallertau oder Tettnang zum Himmel winden. Doch die Historie des Bierhopfens in Deutschland beginnt erstaunlicherweise nicht irgendwo im Süden. Nein, sie beginnt in Ostwestfalen – genauer gesagt im ehemaligen Kloster Corvey bei Höxter. Die 1.200-jährige Welterbestätte ist momentan Schauplatz und imposante Kulisse der nordrhein-westfälischen Gartenschau.

Corvey hat tatsächlich Hopfen-Geschichte geschrieben: Der erste Nachweis über Hopfen als Bierzutat in Deutschland kommt nämlich aus der einstigen Benediktinerabtei an der Weser. Im Jahr 822 erwähnt der erste Corveyer Abt Adalhard den Hopfen in seinen Statuten. In dem Regelwerk befreite er die Müller von der Arbeit mit Malz und von der Pflicht Hopfen zu sammeln. Und in einer späteren Passage wird erwähnt, dass ein bestimmter Klosterbruder Hopfen und Malz für sein Bier zu bekommen habe.

Dazu schreibt Archäobotaniker Karl-Ernst Behre aus Wilhelmshaven: „Dies ist offensichtlich die älteste bekannte Quelle, in der die Verwendung von Hopfen zum Bierbrauen definitiv erwähnt wird.“ Schon vor 1.200 Jahren machten die Corveyer Mönche also mit den getrockneten Dolden ihr Bier haltbar. Der Hopfen wuchs damals wild entlang des Flussufers.

Hopfendolden im September

Hopfendolden im September
©LGS Höxter/Manuela Puls

Zur Landesgartenschau ist der Hopfen nach Höxter zurückgekehrt. Die grünen Lianen umgeben eine Obstplantage in Sichtweite des Klosters. Damit ist die Geschichte vom Hopfen und von Corvey aber noch nicht zu Ende erzählt.  Von Corvey aus brach der heilige Ansgar auf, um den Norden zu missionieren. Und der spätere „Apostel des Nordens“ hatte offenbar nicht nur den christlichen Glauben sondern auch das Rezept für das Hopfenbier im Gepäck.

Der heilige Ansgar der "Apostel des Nordens"

Der heilige Ansgar, der „Apostel des Nordens“
©LGS Höxter/Manuela Puls

Archäobotaniker Karl-Ernst Behre vertritt die These, dass der künftige Bischof und Gründer von „Hammaburg“ (Hamburg) das Wissen um die konservierende Wirkung des Hopfens mitnahm.  Ansgar brachte das Bier, wie wir es heute kennen, sogar bis nach Skandinavien. Dafür sprechen Funde von versteinerten Hopfen-Früchten in Haithabu (Schleswig). Karl-Ernst Behre meint, vielleicht sei das Bier sogar Ansgars Erfolgsgeheimnis gewesen.

Das Bier wurde bekanntlich überall zum wichtigen Volksgetränk, man gab es sogar Kindern zu trinken. Was heute für uns das Mineralwasser ist, war für die Menschen im Mittelalter das Bier.

„Damals hat fast jeder Zuhause gebraut und im Kloster sowieso“, sagt Ralf Mahytka, Stadtarchäologe in Höxter. „Das war allerdings mehr Wasser als Bier und hatte einen ganz geringen Alkoholgehalt“, so der Archäologe weiter. Damals ging es also nicht um den Rausch, sondern schlicht um die Flüssigkeitsversorgung. Bier war einfach ein Getränk, das nicht so schnell verdarb.

Nicht nur die Mönche in Corvey, auch die Höxteraner selbst verstanden es offenbar, ein gutes Bier zu brauen. Man begann, den Hopfen in großen Gärten gezielt anzubauen und in Mühlen zu verarbeiten.  Die Weser-Fischer verdienten sich mit dem Hopfen-Anbau ein Zubrot, mehrere Brauereien entstanden in der Stadt. Der Hopfen wurde auf dem Markt am historischen Rathaus verkauft.

Höxter mauserte sich im frühen Mittelalter zur Bierstadt, exportierte es sogar bis nach Köln.  In den Höxteraner Archiven ist auch ein Hopfenmesser namens Johan von Jülich belegt, der das Hopfenscheffelmaß hütete. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann dann der allmähliche Niedergang des Höxteraner Braugewerbes.

Am Tag des Bieres am Samstag, 5. August, hat der Veranstaltungskalender der Landesgartenschau einiges zu bieten. So wird es beispielsweise eine Führung im Hopfenspalier zur Historie des Bierhopfens im Kloster Corvey und ein Bier-Krug-Stemmen geben. Weitere Infos sind bald auf der Internet-Seite der Landesgartenschau Höxter zu finden.

www.landesgartenschau-hoexter.de

Gartentipp

Hopfen: Ein attraktiver Kletterer im Garten

Er taugt nicht nur zum Bierbrauen: Hopfen ist ein wahrer Himmelsstürmer und ist daher gut geeignet zum schnellen Begrünen von Pergolen oder Fassaden. Eine echte Alternative zu  Clematis, Blauregen oder wildem Wein. Je nach Sorte ist er ausgesprochen schnellwüchsig: „Hopfen macht im Jahr spielend mehrere Meter“, sagt Magdalene Winkelhorst, Landschaftsarchitektin der Landesgartenschau in Höxter.

Ein Jahr Zeit müsse man dem Hopfen geben, um gut anzuwachsen und Wurzeln zu bilden. Und die Bierbrauer-Pflanze braucht regelmäßig Dünger und Wasser. Wer schnellen Sichtschutz braucht, für den ist der Hopfen eine gute Wahl, obendrein ist er winterhart. Im Herbst müsse man die Reben ganz unten abschneiden. „Humulus lupulus“ zieht sich im Winter nämlich zurück, treibt aber im Frühling aus und erreicht in Windeseile wieder seine beachtliche Höhe und Breite.

Auch zum Verschönern von unansehnlichen Zäunen oder Geländern oder zum Kaschieren der Regenrinne ist der unermüdliche Kletterer gut geeignet. Ein bis zwei Pflanzen sollte man pro Meter rechnen und für eine geeignete Rankhilfe sorgen. „Im Spätsommer bilden sich hellgrüne, später teils rot-braune Früchte in Dolden“, sagt die Fachfrau der LGS in Höxter. Von weitem erinnern sie an Fichtenzapfen und sind sehr dekorativ.

Urlaubsjournal für Höxter, Corvey, Fürstenberg zur Landesgartenschau 2023!

Für Touristen ein wichtiges Informationsmedium: Das Gastgeberverzeichnis der Stadt Höxter. Quelle: Stadt Höxter, Andreas Hub

Für Touristen ein wichtiges Informationsmedium: Das Gastgeberverzeichnis der Stadt Höxter.
Quelle: Stadt Höxter, Andreas Hub

Höxter. Schon jetzt informieren sich viele Gäste in der Tourist-Information über die Angebote im kommenden Jahr der Landesgartenschau. Neben der touristischen Homepage ist das gedruckte Gastgeberverzeichnis der Stadt Höxter immer noch ein überaus wichtiges Informationsmedium zu allen Sehenswürdigkeiten, Übernachtungs- und Gastronomiebetrieben in Höxter und Boffzen. Die Broschüre wird bei zahlreichen Anfragen versendet, an Gäste vor Ort verteilt und bildet die Grundlage für die Gästeberatung in der Tourist-Information. Alle Inhalte werden darüber hinaus kostenlos auf der touristischen Homepage sowie zahlreichen weiteren digitalen Touchpoints in der Stadt, der Region und darüber hinaus ausgespielt.

Im Gastgeberverzeichnis werden ausschließlich Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe aus Höxter und Boffzen präsentiert. Betriebe die nicht direkt angeschrieben wurden und von einem Eintrag profitieren möchten, wenden sich bitte unter der Nummer 05271/9634242 oder per Mail an info@hoexter-tourismus.de an die Tourist-Information Höxter.

Kirchenhistoriker Hubert Wolf hält Plädoyer für Einigkeit und Recht und Freiheit

19. Hoffmann-von-Fallersleben Rede in Corvey

Höxter. Nach zweijähriger Corona-Pause fand am 1. Mai wieder die Hoffmann-von Fallersleben Rede statt. Rund 170 Besucher waren in den Kaisersaal des Schloss Corvey gekommen um die 19. Hoffmann-von-Fallersleben Rede vom renommierten Kirchenhistoriker Prof. Dr. Dr. Hubert Wolf zu hören.

Prof. Dr. Dr. Hubert Wolf erhält die Hoffmann-von-Fallersleben Plakette von Bürgermeister Daniel Hartmann Bildnachweis: Stadt Höxter

Prof. Dr. Dr. Hubert Wolf erhält die Hoffmann-von-Fallersleben Plakette von Bürgermeister Daniel Hartmann
Bildnachweis: Stadt Höxter

Nach der Begrüßung durch Hausherrn Viktor Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey, stellte Dr. Stoltz vom Heimat- und Verkehrsverein den diesjährigen Redner vor. Das Tableau-Quartett sorgte für die passende musikalische Umrahmung.

Wolf hielt eine leidenschaftliche Rede  für mehr Einigkeit und Recht und Freiheit. Hierbei ging der Priester und Theologe auf Deutschland, Europa und Corvey ein und verband die Geschichte und Gegenwart mit vielen Anleihen an Zitate und Verse von Dichtern und Philosophen, von Päpsten und Wissenschaftlern. Der Ukraine-Krieg sei eine Mahnung und Aufforderung an alle, sich immer wieder neu zu vergewissern, wo wir selbst stehen. Wolf warf hierbei auch den Blick auf lange Zeit geltende Dogmen wie die Unfehlbarkeit des Papstes oder die Unvereinbarkeit von Katholizismus und modernem Rechtsstaat.

Im Anschluss an die Rede überreichte Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann Herrn Wolf die Hoffmann von Fallersleben- Plakette und bat ihn, sich in das goldene Buch der Stadt Höxter einzutragen. Für Hartmann war dies eine Premiere, die ihn sehr Stolz mache. Die Plakette wurde auf Anregung des Arbeitskreises Hoffmann-von-Fallersleben des Heimat- und Verkehrsvereins Höxter von der Verbundvolksbank OWL-Stiftung ausgelobt.

Zusätzlich zu den über € 6.000, die durch Spenden für die Eintrittskarten zusammenkamen, stellt Hubert Wolf das Preisgeld der Hoffmann-von-Fallersleben Plakette in Höhe von € 3.000 ebenfalls zur Verfügung. Das Geld soll in diesem Jahr an den Krisenfonds der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gehen, für die sich Herr Wolf engagiert. Der Krisenfonds wurde ins Leben gerufen, um den Mitgliedern der Universität zu helfen, die durch den Krieg gegen die Ukraine unverschuldet in Not geraten sind.

Adelspalais erstrahlt in neuem Glanz

Fassadensanierung abgeschlossen

Höxter. Seit 229 Jahren steht es bereits auf der Parzelle des historischen Erbmarschallshofes von Corvey in der Corbiestraße 20 und gilt als das wohl schönste Barockhaus in Höxter. Nun wird es mit viel Liebe zum Detail saniert. Die äußere Fassade erstrahlt bereits in neuem Glanz.

Stellen den Abschluss der Fassadensanierung vor – v.l. Bürgermeister Daniel Hartmann, Hauseigentümer Dr. Carsten Stender und Denkmalpfleger Henning Fischer

Stellen den Abschluss der Fassadensanierung vor – v.l. Bürgermeister Daniel Hartmann, Hauseigentümer Dr. Carsten Stender und Denkmalpfleger Henning Fischer. Foto: Stadt Höxter

Wenn Eigentümer Dr. Carsten Stender über die Sanierungsarbeiten berichtet, merkt man, dass ihn die Leidenschaft für das Gebäude, dessen Geschichte und den Denkmalschutz gepackt hat. Dabei musste er sich in das Thema des denkmalgerechten Sanierens erst zurechtfinden. Dr. Stender ist nämlich kein gelernter Baufachmann, sondern als Ministerialdirektor im Bundarbeitsministerium eine renommierte Persönlichkeit im politischen Berlin. „Meine Eltern haben vor rund 20 Jahren das Gebäude mit Hof und Nebenanlagen erworben. Nun möchte ich das Haus für die Zukunft rüsten und ihm seine bauzeitliche Erscheinung wiedergeben“, so Dr. Carsten Stender der weiß, dass diese durch Umbaumaßnahmen in der 1950er und 1960er stark beeinträchtigt wurde.  Durch den Einbau von großflächigen Schaufenstern im Erdgeschoss und einem dunklen Anstrich der Erdgeschosswände wurde der Gesamteindruck gestört.

Die Sanierung der Fassade ist nun abgeschlossen was auch Bürgermeister Daniel Hartmann erfreut: „Dies ist eine gelungene Aufwertung eines historischen Gebäudes an der Einfallstraße zum Weltkulturerbe Corvey. Die Restaurierung gehört zu einem der wichtigsten Denkmalprojekte der vergangenen Jahrzehnte in Höxter.“, so der Bürgermeister. Dem Eigentümer Dr. Stender dankte er für sein Engagement: „Sie geben dem repräsentativen Baudenkmal eine ermutigende und nachhaltige Perspektive mit großer Signalwirkung. Dem Adelspalais verleihen sie somit wieder die Bedeutung, die ihm zukommt“.

Nach der Außenfassade wird nun innen weitergearbeitet. Auf Grundlage von Expertisen des Architekturbüros Albert Henne und mithilfe heimischer Bau- und Handwerksfirmen sollen nun die Innenräume denkmalgerecht ausgebaut werden. „Nach Abschluss der Arbeiten werden dann die Räume zur Wohn- und Geschäftsnutzung vermietet“, so Dr. Stender der die gute Zusammenarbeit mit den Vertretern der Denkmalbehörden und der Stadt Höxter hervorhebt.

Neben einer hohen Investitionssumme des Hauseigentümers fließen auch Mittel der Städtebauförderung in das Projekt, weiß Stadtdenkmalpfleger Henning Fischer zur berichten: „Rund 100.000 Euro wurden für die Sanierungsarbeiten bewilligt. Mit dem Eigentümer, den Denkmalbehörden und der Stadt Höxter wird so ein Konzept umgesetzt, um die in den vergangenen Jahrzehnten eingetretenen Störungen durch eine rekonstruierende Rückbaumaßnahme wieder zu heilen“.

Vorarbeiten im Weserbogen gestartet

Höxter. In dieser Woche sind die Abbrucharbeiten von Teilen des alten Sägewerks in Corvey gestartet. In rund vier Wochen Bauzeit werden alle Gebäude bis auf den ehemaligen Silo-Turm abgerissen und ein Großteil der befestigten Wege zurückgebaut. Die Abbrucharbeiten führt die Firma „Werner Otto GmbH“ aus Hameln durch.

Mit Sperrungen des Weserradwegs und der Straße „Corvey am Hafen“ ist während der Baumaßnahme nicht zu rechnen. „Wir weisen allerdings darauf hin, dass das Sägewerksgelände weiterhin Privatgelände und der Zutritt somit verboten ist“, sagt Landesgartenschau-Geschäftsführerin Claudia Koch. „Vor allem während der Abbrucharbeiten kann unbefugtes Betreten gefährlich werden.“

Wilfried Klimaschewski (Die Linke, v.l.n.r.), Ludger Roters (Grüne), Bürgermeister Daniel Hartmann, Günter Wittmann (SPD), Ralf Dohmann (BfH), Claudia Koch (Baudezernentin und Landesgartenschau-Geschäftsführerin), Martin Hillebrand (FDP), Georg Heiseke (UWG), Günther Ludwig (CDU), Stefan Fellmann (Ordnungsdezernent) und Lothar Stadermann (Stadtkämmerer) begutachten den Abbruch des Sägewerks. Foto: Stadt Höxter

Wilfried Klimaschewski (Die Linke, v.l.n.r.), Ludger Roters (Grüne), Bürgermeister Daniel Hartmann, Günter Wittmann (SPD), Ralf Dohmann (BfH), Claudia Koch (Baudezernentin und Landesgartenschau-Geschäftsführerin), Martin Hillebrand (FDP), Georg Heiseke (UWG), Günther Ludwig (CDU), Stefan Fellmann (Ordnungsdezernent) und Lothar Stadermann (Stadtkämmerer) begutachten den Abbruch des Sägewerks. Foto: Stadt Höxter

„Die Abbrucharbeiten des Corveyer Sägewerks sind der nächste große Schritt in Richtung Landesgartenschau“, sagt Bürgermeister Daniel Hartmann. „Bis 2023 werden wir hier den Grundstein für einen Geschichtspark legen, der erstmals die Geschichte der versunkenen Stadt Corvey erlebbar machen wird.“ Der Archäologische Park wird nach der Landesgartenschau weiterentwickelt und als dauerhafte Attraktion in Höxter bleiben.

„Im Boden unter dem Sägewerk und den Corveyer Feldern liegen viele Schätze, die wir erstmals erfahrbar machen werden“, sagt Koch. „Die Besucherinnen und Besucher können sich unter anderem auf Nachzeichnungen der Marktkirche Corvey und vom Haus des Chirugen an der Weser freuen. Wir planen außerdem archäologische Mitmachstationen, neue Spielbereiche, die das Sägewerksthema aufgreifen, und zur Landesgartenschau selbst natürlich viele Ausstellungsbeiträge.“ Das Bauvorhaben ist mit der Artenschutz- und Denkmalbehörde abgestimmt und genehmigt worden. „Um das Corveyer Bodendenkmal zu schützen, werden wir deswegen auf Bodeneingriffe verzichten“, sagt Koch.

Die SPD wertet den gerade laufenden Abriss des alten Sägewerkes als Startschuss und Beginn der Baumaßnahmen zur Landesgartenschau. „Wir freuen uns, dass es nun endlich für die Menschen sichtbar losgeht“, sagt Fraktionsvorsitzender Günter Wittmann. „Dem Abriss des alten Sägewerkes, auf dem der Archäologiepark entstehen wird, folgen viele weitere Maßnahmen entlang des Weserufers, auf dem Wall und in der Innenstadt. Alles in Allem wird die Landesgartenschau und die damit verbundenen Investitionen das Bild unserer Stadt aufwerten. Sie wird Höxter im ganzen Land bekannter und für Besucherinnen und Besucher interessant machen. Einer der wichtigsten Effekte muss die Entwicklung eines ‚Wir‘-Gefühls aller Höxteranerinnen und Höxteraner sein. Wenn es uns gelingt, möglichst alle mit ins Boot der LGS zu nehmen, werden wir in Höxter über lange Zeit von ihr profitieren.“

Erfreut zeigt sich auch Günther Ludwig, Vorsitzender der CDU-Fraktion, dass auf so viele Worte nun auch erste Taten folgen. „Ich bin mir sicher, nach der Beseitigung der Industriebrache ehemaliges Sägewerk Corvey wird der Weserbogen ein völlig neues Gesicht bekommen. Der sichtbare Startschuss zur Gartenschau im übernächsten Jahr ist damit gefallen.“

„Die Landesgartenschau ist eine große Chance, Höxter mit seinen Ortschaften überregional noch bekannter und attraktiver zu machen. Durch wesentliche infrastrukturelle Verbesserungen gewinnen wir an Qualität. Das ist beste Werbung für unsere Region“, sagt Georg Heiseke, Fraktionsvorsitzender der UWG. „Es geht jetzt mit sichtbaren Arbeiten im Gelände der Landesgartenschau vorwärts. Hier entsteht ein zentraler Versammlungsort, das Herzstück der LGS. Mit dem Archäologiepark haben wir eine dauerhafte Einrichtung in diesem Areal. Das Welterbe Corvey wird aufgewertet und wieder Beachtung finden. Die Weser als Erlebnisraum mit der neuen Ufergestaltung wird für uns alle eine nachhaltige und wunderschöne neue Lebensqualität sein. Ich bin davon überzeugt, dass die Landesgartenschau ein voller Erfolg wird.“

„Nach der notwendigen Planungsphase ist der Rückbau des Sägewerks in Corvey ein besonderer Moment“, sagt auch Martin Hillebrand, Fraktionsvorsitzender der FDP. „Er signalisiert anschaulich den Baubeginn von zahlreichen Projekten, die im Gesamtkonzept der Landesgartenschau zur Verbesserung der infrastrukturellen Grundversorgung in Höxter und seinen Ortschaften realisiert werden. Insbesondere der Rückbau des baufälligen Sägewerks mit anschließendem Bau des Konventgartens und des Archäologieparks werden den Bereich nachhaltig aufwerten. Der Startschuss für Baumaßnahmen im Rahmen der Landesgartenschau 2023 ist gemacht, weiter so.“

„Ich bin sehr froh, dass es jetzt auch sichtbar mit der Landesgartenschau vorangeht“, sagt Ludger Roters, Fraktionsvorsitzender der Grünen. „Ein guter erster Schritt wird gerade gemacht: eine Industriebrache wird abgeräumt, das wird ein Filetstück der Landesgartenschau, ja vielleicht sogar ihr Herzstück. Ein bisher verlorener Bereich des Wesertals zwischen Höxter und Corvey wird für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der archäologische Schatz der Stadtwüstung Corvey wird endlich erschlossen. Darauf können sich alle freuen.

Hingegen sind die jetzt durchgeführten Fällungen und Rodungen am Bahndamm und an der Stadtmauer für viele Menschen schmerzlich. Es braucht in unseren Tagen völlig zu Recht gute Gründe für solche Maßnahmen. Ich habe mich ausführlich informiert und habe dadurch den Eindruck gewonnen, dass diese Eingriffe vertretbar sind. Wenn die Landesgartenschau nicht nur für die Attraktivität unserer Stadt und für uns, die wir hier leben, ein Gewinn wird, sondern auch für die Natur, dann wäre das ideal. Das sollte unser gemeinsames Ziel sein.“

„Dies ist die erste für unsere Bürger*innen sichtbare Veränderung auf dem Weg zur LGS 2023, der noch viele weitere folgen werden“, findet Ralf Dohmann, Fraktionsvorsitzender der BfH. „Die LGS wirkt als kommunales Konjunkturpaket und stellt eine der größten Infrastrukturmaßnahmen in der Geschichte unserer Stadt dar.“

„In Vorbereitung für die LGS 2023 verschwindet ein weiterer Schandfleck aus Höxter!“, sagt Wilfried Klimaschewski (Linke). „Durch den fachgerechten Rückbau des alten Sägewerks in Höxter Corvey entsteht viel Platz für die LGS rund um das Weltkulturerbe.“

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Das VIA NOVA KUNSTFEST CORVEY ging zu Ende

Mit tosendem Beifall für den Schauspieler Jens Harzer und die Capella de la Torre ging am Wochenende das VIA NOVA KUNSTFEST CORVEY zu Ende.

Höxter. Das Mysterienspiel „ Das große Welttheater “ des spanischen Dichters Pedro Calder ón de la Barca –  fulminant interpretiert durch den Ausnahmeschauspieler Jens Harzer und von der Capella de la Torre  musikalisch ins 17. Jahrhundert entrückt – zeigte als Höhepunkt am Sonntag noch einmal die gesamte  Intention des mehrwöchigen Kunstfestes. Die Figuren in Calder ó ns Theaters erinnern, dass unser  Leben letztlich eine einzige große Vorstellung ist, in der wir zwar unterschiedliche Rollen spielen,  doch als Menschen alle gleichwertig sind.  Einer der Grundgedanken des Christentums, das im 9. Jahrhundert von Corvey aus weit in den Norden getragen wurde. Das Christentum setzte sich gegen die unterschiedlichen lokalen Gebräuche und  Kulte durch und half den weltlichen Herrschern bei der wirtschaftlichen und ökonomischen  Zentralisierung ihrer Macht. Gleichzeitig veränderte es mit kulturellen Neuerungen den Alltag und  formte mit neuen Gedanken allmählich das Menschenbild um.

Von diesen epochalen Veränderungen gab das VIA NOVA KUNSTFEST CORVEY unter der  künstlerischen Leitung von Dr. Brigitte Labs-Ehlert eine sehr sinnliche wie wissenschaftlich  fundierte Vorstellung. Fast anderthalbtausend Zuschauer zog das Festival in seinen Bann. Die  erste deutsche Bibeldichtung „ Der Heliand “ , literarische Basis für die Christianisierung des Nordens,  wurde im Skriptorium des Klosters Corvey kopiert, von dort aus wirkt es in die Welt bis in unsere  Zeit, das machte das Festival an den drei Wochenenden in inszenierten Lesungen, Vorträgen, Konzerten und Tanz-Performances deutlich. Und es geht weiter. Brigitte Labs-Ehlert gab unter großem Beifall eine Förderung durch die  Kunststiftung NRW für das n ä chste Kunstfest 2020 bekannt, das – ausgehend von den in Corvey kopierten Annalen des Tacitus – „ Wild. Wald. Welt “ zum Thema haben wird. Das Bild der  Deutschen und ihres Waldes steht im Mittelpunkt, jetzt schon ist für Labs-Ehlert klar: „ Der Mythos  vom deutschen Wald ist ein Holzweg. “ Herzog von Ratibor, Hausherr auf Schloß Corvey, freut sich  über den Erfolg des VIA NOVA – KUNSTFESTes, das sich explizit mit dem universellem Wert der UNESCO-Welterbestätte Corvey beschäftigt. Aus der reichen Geschichte heraus werden für  Gegenwart und Zukunft relevante Fragestellungen und Themen entwickelt.

Begonnen wurde das VIA NOVA KUNSTFEST CORVEY im Europäischen Kulturerbejahr 2018 mit  einer Ouvertüre, fortgesetzt wird es 2020-23 mit den weiteren Themenschwerpunkten „ Annalen des  Tacitus “ , Widukinds „ Sachsengeschichte “ , einem Kommentar zu Boethius’„ Trost der Philosophie “  sowie Homers „ Odyssee “ . Die künstlerische Leitung hat die Literaturwissenschaftlerin und  Altgermanistin Brigitte Labs-Ehlert.  2022 begeht das Kloster Corvey den 1200. Jahrestag seiner Gründung . Das VIA NOVA KUNSTFEST CORVEY gehört zu den besonders geförderten Jubiläumsprojekten der Kunststiftung NRW , die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert und aus diesem Anlass  dreißig Projekte aus den Bereichen Visuelle Kunst, Performing Arts, Musik und Literatur als  „künstlerische Vorhaben mit dem Ziel, das Besondere zu stärken und neue Räumeästhetischer  Erfahrung zu  ffnen “ in den Mittelpunkt ihrer Fördertätigkeit stellt

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