Tag der Gärten und Parks in Westfalen-Lippe

Im Fokus: Bienenweiden und Insektenschutz – Führungen durch Fachleute

LWL Kloster Dalheim, Lichtenau-Dalheim. Foto: Pohl+Grüssen

LWL Kloster Dalheim, Lichtenau-Dalheim.
Foto: Pohl+Grüssen

Westfalen-Lippe (lwl). Am 3. und 4. Juni lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) „Tag der Gärten und Parks in Westfalen-Lippe“ ein: Über 170 private und öffentlich zugängliche Garten- und Parkanlagen in der Region zeigen den Besucher:innen ihre grünen Schätze. Einige von ihnen sind nur an diesem Wochenende für die Öffentlichkeit zugänglich. Dabei bieten die Parks und viele Gärten ein Programm mit über 200 Veranstaltungen.

Sauerländer Blütengarten, Olsberg. Foto: Mechtild Heidrich

Sauerländer Blütengarten, Olsberg.
Foto: Mechtild Heidrich

Neben der Garten- und Parkkultur selbst stehen der Natur- und Artenschutz, die Geschichte von Gartendenkmälern sowie moderne Gartengestaltung auf dem Programm: Die Besucher dürfen zum Beispiel in den Privatgarten Haverkamp/ Kloppenborg in Emsdetten (Kreis Steinfurt), wo sie sich mit der Eigentümerin und dem Gärtnermeister austauschen können.

In der Parkanlage von Haus Nachrodt (Märkischer Kreis) wird der neu beschilderte Arboretum-Rundweg mit Baumexoten aus aller Welt eingeweiht. Besucher:innen können in dem historischen, denkmalgeschützen Park Musikinstallationen aus der Natur lauschen.

Kinder dürfen sich auf das Theaterstück „Zauberbaum“ im farbenfrohen Flora-Westfalica-Park in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) freuen. Führungen durch Fachleute und der Austausch mit Expert:innen und Hobbygärtner:innen sowie Livemusik runden das Aktionswochenende ab.

„An diesem elften Tag der Gärten und Parks in Westfalen-Lippe geht es um seltene Einblicke und neue Zugänge zu unserer einzigartigen Gartenkultur, um Austausch und Begegnung sowie um die Begeisterung für die Natur“, fasst LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger zusammen. „Gartenkultur ist ein wesentlicher Teil der Identität der Region.“

Bienenweiden und Insektenschutz
Neu im Veranstaltungskonzept ist ein jährlich wechselndes Fokusthema: Die Gartenakteur:innen haben sich in diesem Jahr für den Schwerpunkt „Bienenweiden und Insektenschutz“ entschieden, da sie hier aufgrund des anhaltenden Artensterbens besonderen Handlungsbedarf sehen. Dazu gibt es Informations- und Mitmachangebote wie die Gartenausstellung „Bitte Wurzeln schlagen! Nachhaltig gärtnern“ im Klostergarten Dalheim in Lichtenau (Kreis Paderborn) oder eine Führung durch den Sauerländer Blütengarten in Olsberg (Hochsauerlandkreis) mit dem Schwerpunkt „Nektargarten“. Kinder können aktiv werden und im Maximilianpark in Hamm sogenannte Seedballs (Samenbälle) selber basteln.

Die meisten Veranstaltungen sind kostenlos, jedoch bitten einige Anlagen um einen Obolus oder eine Spende für soziale Zwecke. Alle Informationen zum Programm sowie zu den Grünanlagen gibt es unter https://www.gaerten-in-westfalen.lwl.org. Mit Hilfe einer digitalen Karte können sich die Besucher:innen eine individuelle Route zusammenstellen.

Führungen durch Fachleute
Einige der garten- und kulturhistorisch bedeutenden Anlagen können Interessierte bei Führungen mit Gartenexpert:innen erkunden, so etwa den Europaplatz in Castrop-Rauxel (Kreis Recklinghausen, die Parkanlage am Ehrenmal in Bochum-Wattenscheid, den Park am Haus Stapel in Havixbeck (Kreis Coesfeld), die historische Gartenanlage der Villa Hohenhof in Hagen und die Wallanlagen in Paderborn (vollständige Liste siehe unten).

Die Expert:innen für Landschaftsarchitektur und Gartendenkmalpflege eröffnen bei den Führungen eine besondere Perspektive auf die vielfältigen Gartendenkmäler in der Region.

Die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen organisiert das Angebot. Das Fachamt erforscht nicht nur historische Gärten und Parks, es berät und unterstützt auch Eigentümer:innen bei der Pflege und Erhaltung.

Labyrinth im Gräflichen Park, Bad Driburg. Foto: Michael Sailstorfer

Labyrinth im Gräflichen Park, Bad Driburg.
Foto: Michael Sailstorfer

Hintergrund
„Ich freue mich über das diesjährige Fokusthema und über die engagierte und kreative Umsetzung durch die Garten- und Parkbetreiber:innen“, so die Koordinatorin der Initiative, Eva Carrie. „Ihr Herzblut, ihre Zeit und ihr grüner Daumen machen das Veranstaltungswochenende zu einem ganz besonderen Ereignis.“

„Alle Naturinteressierte erwartet eine Sinnestour aus herrschaftlichen Schlossanlagen, Bauernbeeten und exotischen Gewächsen“, ergänzt Dr. Yasmine Freigang vom LWL. „Die Vielfalt und Reichhaltigkeit der westfälisch-lippischen Garten- und Parkkultur ist einzigartig.“

Neben vielen Privatgärten gibt es in Westfalen-Lippe über 600 kulturell herausragende Gärten und Parks, von denen etwa die Hälfte ganzjährig für Besucher:innen geöffnet ist. Die Internetseite https://www.gaerten-in-westfalen.lwl.org bietet umfassende Informationen zu über 110 ausgewählten Parkanlagen sowie zu allen teilnehmenden Garten- und Parkanlagen des „Tags der Gärten und Parks in Westfalen-Lippe“. „Gärten und Parks in Westfalen-Lippe“ ist eine Initiative des LWL und wird vom NRW-Kulturministerium gefördert.

Die Fachführungen im Überblick:

Parkanlage am Ehrenmal, Bochum-Wattenscheid
Samstag, 3.6., 10 Uhr
Sonntag, 4.6., 10 Uhr
Treffpunkt: Bahnhofstraße, Bußmannsweg
Referent: Tobias Fust (Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten, Essen)

Die Park- und Grünanlage Ehrenmal am Bußmannsweg ist eine Anlage aus den 1930er-Jahren, mit einem in der Mitte des Parks befindlichen, monumentalen Ehrenmal. Die Parksanierung wurde in 2022 fertiggestellt. Die Sanierung des Ehrenmals ist für 2023 geplant.

Europaplatz, Castrop-Rauxel
Sonntag, 4.6., 15 Uhr
Treffpunkt: auf der Rampe an der Westseite des Forumsplatzes (Zugang gegenüber Bahnhofstraße 187)
Referentin: Jutta Curtius (Atelier Kunst, Garten und Gestaltung, Nettetal)

Der Startschuss für den Bau der neuen Mitte in Castrop-Rauxel, dem Rathaus und Forum, einschließlich der Kultur- und Sportstätten wurde im Jahr 1964 gegeben. Die international tätigen dänischen Architekten, Arne Jacobsen (1902 – 1971) und Otto Weitling (1930), haben den beschränkten Wettbewerb 1966 gewonnen. Die Führung beschäftigt sich damit, was das Architekturverständnis der 1960er-Jahre ausmacht und wie sich die gesellschaftliche Entwicklung im Freiraum widerspiegelt? Wichtige Impulsgeber dieser Zeit sind nicht nur die Ideen und Baukonstruktionen sondern auch die eingesetzten Materialien. Neben Klinker, Stahl und Glas finden findet sich überall Waschbeton. Die Führung erklärt, warum dieses Material Ausdruck seiner Zeit ist und fragt, obes auch heute zeitgemäß ist.

Park Haus Stapel, Havixbeck
Sonntag, 4.6., 14 Uhr
Referentinnen: Dr. Mechthild Raitz von Frentz, Susanne Weisser (Weisser LandschaftsArchitekten)
Treffpunkt: Innenhof

Der Park Haus Stapel ist ein privater Schlosspark, der zunächst als barocker Garten angelegt und im 19. Jahrhundert zum Landschaftspark umgewandelt wurde. Wichtige Gestaltungselemente sind die Wege- und Blickachsen, die Blumeninsel mit alten Rhododendron und Berglorbeer, das Rhododendronrondell mit der zentralen Platane und wegbegleitenden Eiben, der barocke Brunnen mit Seerosen, die Knüppelholzbrücke.

Historische Gartenanlage Hohenhof, Hagen
Samstag, 3.6., 10 Uhr
Sonntag, 4.6., 10 Uhr
Treffpunkt: Villa Hohenhof
Referent: Tobias Fust (Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten, Essen)

Die historische Gartenanlage, die zur Villa Hohenhof gehört, wurde in den Jahren 2019 bis 2023 aufwändig nach den Plänen der Architekten und Gartenplaner Henry van de Velde und Leberecht Migge restauriert und teilweise rekonstruiert. Ziel ist die Internationale Gartenbauausstellung 2027. Neben der Rekonstruktion der baulichen Elemente stehen die standortangepasste, insektenfreundliche Bepflanzung auf der Grundlage historischer Belege für heimische Arten im Vordergrund. Die Führungen gehen neben den Spuren der Gartenarchäologie und auch planerischen Fragestellungen in Bezug auf die Neukonzipierung anhand von historischen Quellen nach.

Paderborner Wallanlagen. Foto: Karla Krieger

Paderborner Wallanlagen.
Foto: Karla Krieger

Wallanlagen Paderborn
Sonntag, 4.6., 15 Uhr
Treffpunkt: Liboriuskapelle an den öffentlichen Parkplätzen am Liboriberg – Liboriberg 37, 33098 Paderborn
Referent:innen: Karla Krieger und Thomas Günther, Untere Denkmalbehörde der Stadt Paderborn
Hinweis: Anmeldung an Christopher.Kreutchen@lwl.org erwünscht. Bei der Führung ist festes Schuhwerk empfohlen.

Bis in das 19. Jahrhundert hinein bildete das mittelalterliche Befestigungssystem aus Wall, Graben und Mauer einen schützenden Ring um den historischen Stadtkern von Paderborn. Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts setzte die gärtnerische Gestaltung durch mehrreihige Baumreihen zwischen dem Kasseler Tor und dem Liboriberg ein. Auf den beiden Führungen mit den Denkmalpflegern Karla Krieger und Thomas Günther erfahren Interessierte wissenswerte Details zur Geschichte und denkmalgerechten Instandsetzung der Paderborner Wallanlage.