Paderborner Jahresabschlusskonferenz „No Roids Inside Reloaded“

Paderborn.  Bereits 2013 bis 2015 wurde das Projekt „No Roids Inside“ durchgeführt, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit. Als Fortsetzung konnte im April 2021 das Präventionsprojekt „No Roids Inside Reloaded“ mit regionalem Bezug an den Start gehen. Angedockt ist das Projekt am Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie (igsp) der Katholischen Hochschule Paderborn (Katho), unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Martin Hörning (Sozialmediziner und Dekan Katho NRW, Abteilung Paderborn).

Gewachsen aus der Akademie Wissenschaft der Stadt Paderborn: Das Kooperationsteam von No Roids Inside Reloaded. Von links nach rechts: Michael Hartmann (Anlaufstelle Lobby, Caritas), Prof. Dr. Dr. Martin Hörning (Dekan der Katho NRW, Abteilung Paderborn), Dr. Verena Kopp (Stadt Paderborn und Projektmitarbeitende).Foto:© Stadt Paderborn

Gewachsen aus der Akademie Wissenschaft der Stadt Paderborn: Das Kooperationsteam von No Roids Inside Reloaded. Von links nach rechts: Michael Hartmann (Anlaufstelle Lobby, Caritas), Prof. Dr. Dr. Martin Hörning (Dekan der Katho NRW, Abteilung Paderborn), Dr. Verena Kopp (Stadt Paderborn und Projektmitarbeitende).Foto:© Stadt Paderborn

Muskulöse Staturen und Kraftsport sind gerade bei jungen Männern und männlichen Jugendlichen aktuell wieder sehr in Mode, deshalb richtet sich das Projekt speziell an die Zielgruppe der Jugendlichen. Die Fitnessstudios sind auch in den jetzigen Zeiten gut besucht. Wozu brauchen wir ein Präventionsprojekt mit dem Schwerpunkt Medikamentenmissbrauch im Fitnessstudio, kann man sich an dieser Stelle fragen. Wissenschaftliche Studien geben bezüglich der Affinität von männlichen Kraftsportlern zum Konsum Anaboler Steroide (AAS) Auskunft: Der Studie der Universität Tübingen (Nieß/Striegel/Wiesing) aus dem Jahr 2014 ist bspw. zu entnehmen, dass 20 Prozent der Kraftsportler, die in Fitnessstudios trainieren, bereits auf irgendeine Art und Weise mit dem Thema Medikamentenmissbrauch in Kontakt stehen. Bei Frauen ist der Konsum von AAS weniger verbreitet, da sie meistens den Muskelaufbau weniger fokussieren.

„Die Nebenwirkungen des missbräuchlichen Konsums Anaboler Steroide (AAS) sind vielzählig. Sie reichen bspw. von Herz- und Leberschäden, Ausfall der Primärbehaarung bei zugleich erhöhter Sekundärbehaarung (Rücken, Armen), über erhöhte Aggressivität bis hin zu einer psychischen Abhängigkeitsstörung. Leider hat das Thema trotz der hohen Risiken aber wenig Lobby im öffentlichen Bewusstsein“, gibt Prof. Dr. Dr. Martin Hörning an.

Aus den Studienergebnissen aus dem Jahr 2015 von No Roids Inside (dem Vorgänger-Projekt) wird deutlich, dass Fitnessstudiobetreiber, Ärzte, Apotheker und Sportler des Samples weder ein Problembewusstsein beim Konsum Anaboler Steroide, noch eine fachliche Expertise in Bezug auf die Behandlung von Nebenwirkungen aufweisen. So setzt das Folgeprojekt auf anonyme Beratung, Prävention und Vernetzung mit Institutionen im Stadt- und Kreisgebiet Paderborn.

„Unsere Internetseite www.noroids.de bietet anonyme Beratung für User und zeigt Alternativen im Bereich des Natural Trainings auf. So können Kraftsportler sich anhand von Sachinformationen und Best-Practise-Beispielen Informationen zum natürlichen Muskelwachstum holen. Weiter richtet sich die Seite an (potenzielle) Kooperations- und Bündnispartner. Wir freuen uns, gemeinsam mit dem Jugendamt der Stadt Paderborn (insb. Schulsozialarbeit, erzieherischem Kinder und Jugendschutz sowie Offener Kinder- und Jugendarbeit), der AG Jungenarbeit auf Stadt- und Kreisebene, dem städtischen Sportservice und dem Kreissportbund Netzwerkpartner gefunden zu haben, die gemeinsam im Kampf gegen Medikamentenmissbrauch auftreten“, berichtet Projektmitarbeitende Dr. Verena Kopp.

Auch die Lobby, Anlaufstelle der Caritas für Kinder- und Jugendliche in Konfliktsituationen, ist Teil des Netzwerkes. So gibt der dort beratende Sozialarbeiter Michael Hartmann an: „Gemeinsam begegnen wir dem Thema im neuen Jahr im Rahmen von Präventionsveranstaltungen an Schulen. Grundsätzlich beraten wir zu allen Themen. Medikamentenmissbrauch ist natürlich ein Bereich, der weit über den Sport hinausgeht. Aber gerade innerhalb des Sport-Kontextes bemerken wir, dass der Weg in die Beratungsstelle, aufgrund eines mangelnden Problembewusstseins oft nicht gefunden wird.“

Im Rahmen einer Anschubfinanzierung für die Jahre 2021 und 2022 wird das Projekt von der Bürgerstiftung Paderborn unterstützt. Insbesondere die lokale Vernetzung digital-regional steht hier im Vordergrund. „Durch die Vernetzung der Anlaufstelle Lobby, städtischer Jugendhilfe-Akteure und Katholischer Hochschule ist die Beratung und Therapievermittlung gesichert, wenn sich Betroffene an das Projekt wenden“, ziehen Hörning, Kopp und Hartmann im Rahmen der Jahresabschlusstagung Resümee.

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