Paderborn als Garnisonsstadt 1813-1945

Paderborn.  Das weltliche Liborifest 2020 findet nur im Internet statt, die seit elf Jahren obligatorische Fotoausstellung des Stadt- und Kreisarchivs zur Liborizeit wird aber auch analog präsentiert: Am vergangenen Dienstag eröffnete Bürgermeister Michael Dreier in der „Galerie Bilderbogen“ die Ausstellung „Links, zwo, drei, vier“, die die Garnisonen Paderborn und Neuhaus von 1813 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in den Blick nimmt.

Bürgermeister Michael Dreier, Wilhelm Grabe, Leiter des Stadt- und Kreisarchivs, und Archivar Andreas Gaidt (v. l.) eröffneten am vergangenen Dienstag die Ausstellung "Links, zwo, drei, vier", die die Garnisonen Paderborn und Neuhaus von 1813 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in den Blick nimmt. Foto: © Stadt Paderborn

Bürgermeister Michael Dreier, Wilhelm Grabe, Leiter des Stadt- und Kreisarchivs, und Archivar Andreas Gaidt (v. l.) eröffneten am vergangenen Dienstag die Ausstellung „Links, zwo, drei, vier“, die die Garnisonen Paderborn und Neuhaus von 1813 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in den Blick nimmt. Foto: © Stadt Paderborn

Die Konversion ehemals militärisch genutzter Areale in zivil genutzte Flächen ist nach dem großteils erfolgten Abzug der Briten aus Paderborn in vollem Gange. Sie bildet den aktuellen Anlass, sich der Geschichte hinter den reinen Flächen zu widmen. „Wie wir wissen, haben uns die britischen Freunde in den vergangenen Jahren verlassen. Ich freue mich, dass wir zu diesem Thema nun eine Ausstellung präsentieren können“, so Bürgermeister Michael. 

Die 17 Ausstellungstafeln schlagen einen Bogen vom Eintreffen des preußischen Militärs zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, der hier bekanntlich mit der weitgehenden Zerstörung Paderborns endete. Ausstellungsmacher Andreas Gaidt nimmt „fernab jedes Hurra-Patriotismus“ einzelne Aspekte der Paderborner Militärgeschichte in den Blick. Ausführlich widmet sich die Ausstellung den militärischen Einrichtungen in Paderborn und Neuhaus: den einzelnen Kasernen und anderen Unterkünften, dem Truppenübungsplatz, dem Militärflughafen und der weiteren militärischen Infrastruktur. Besonders spannend ist das Verhältnis zwischen Militär und Zivilgesellschaft, das sich anfangs eher betrüblich darstellte, im Laufe der Jahrzehnte aber und vor allem nach dem Kulturkampf besserte und sich fast bis zu einer Begeisterung der staatstreuen Paderbornerinnen und Paderborner steigerte. Ein Grund hierfür dürften „vertrauensbildende Maßnahmen“ sein, die das Militär ergriff, indem es z.B. öffentliche Konzerte gab oder sich in glänzenden Paraden präsentierte. Weitere Anknüpfungspunkte bildeten etwa gemeinsame Jagden und Reitinteressen. Schließlich geraten das militärische Leben vom Alltag in den Kasernen bis zu den Einsätzen in den großen Kriegen in den Fokus: die Einigungskriege und der Erste Weltkrieg mit seinen Schrecken, gefolgt von der Zeit der Freikorps nach dessen Ende. In der Weimarer Republik blieben die Garnisonen Paderborn und Neuhaus stark verkleinert bestehen. Im Nationalsozialismus begann ab 1934 die Wiederaufrüstung, die in Paderborn zum Ausbau des Truppenübungsplatzes und des reaktivierten Militärflugplatzes führte und zum Neubau zweier weiterer Kasernen. Schließlich wird die Zeit des Zweiten Weltkriegs thematisiert, nach dem die deutsche Militärgeschichte Paderborns endete.

Da die Stadtverwaltung Corona-bedingt noch nicht frei zugänglich ist, wird die Ausstellung zusätzlich digital auf www.paderborn.de/galerie-bilderbogen gezeigt. Natürlich ist in der Reihe „Paderborn in historischen Fotografien“ als Band 14 auch ein Katalog erschienen: Er verdeutlicht nicht nur mit fast 100 zusätzlichen Aufnahmen die in der Ausstellung eher knapp angesprochenen Aspekte der Paderborner Garnisonsgeschichte, sondern schneidet auch zusätzliche Themen an wie die weitere militärische Infrastruktur oder Musikkompanien der hier stationierten Regimenter. Der Band ist für 5,90 € in der Tourist Information und im Buchhandel erhältlich.

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