Oldtimer-Stadtwette auf dem Stadtfest: 120 Jahre altes Elektroauto

Weitere Oldtimer dringend gesucht

Der Baker Electric aus dem Jahr 1903 nimmt an der Stadtwette teil. Foto: privat

Der Baker Electric aus dem Jahr 1903 nimmt an der Stadtwette teil. Foto: privat

Schloß Holte-Stukenbrock. Die Stadt wettet anlässlich des 50. Geburtstags des Kreises Gütersloh, dass sie es schafft, während des Stadtfestes am 10.09.2023 um 17:30 Uhr mindestens 50 Kraftfahrzeuge aus SHS, die 50 Jahre und älter sind, zu einer Oldtimerschau auf dem Rathausparkplatz zu versammeln.

Ob der Bürgermeister Hubert Erichlandwehr diese Wette gegen Landrat Sven-Georg Adenauer gewinnt? Es bleibt spannend! Aus dem weiten Umkreis wollten schon etliche Oldtimer kommen, aber 50 mindestens 50-Jahre-alte Motorräder und Autos aus Schloß Holte-Stukenbrock? Das ist schon eine große Herausforderung! Die Stadt hofft, dass schon viele Oldtimer in ihren Garagen auf diesen großen Tag vorbereitet werden. Ab 11 Uhr steht der Rathaus-Parkplatz nur noch den Oldtimern zur Verfügung, spätestens um 16 Uhr sollten sich dann alle Teilnehmenden zur großen Oldtimer-Schau eingefunden haben, so dass ab 17:30 Uhr gezählt werden kann!

Zwei Oldtimer sind fest zugesagt

Zumindest zwei Teilnehmende der Oldtimer-Schau sind schon bekannt: das bereits vorgestellte Löschfahrzeug aus dem Jahr 1972 hat eine bewegte Geschichte. Noch bewegter ist wohl die Geschichte des neuesten – und mit Sicherheit ältesten Kandidaten: des Baker Electric aus dem Jahr 1903!

Der Baker Electric wurde in den USA gebaut. Er ist nachweislich das älteste im Kreis Gütersloh zugelassene Auto – und höchstwahrscheinlich auch das älteste zugelassene Elektroauto Deutschlands!

Dieser Baker, dessen Besitzer die Teilnahme an der Wette fest zugesagt hat, hat mehrmals erfolgreich am „London to Brighton Veteran Car Run“ teilgenommen, der jährlich am ersten Novemberwochenende stattfindet. Mitte der 90er Jahre durchquerte der Wagen in einer einwöchigen Langstreckenfahrt England von Norden nach Süden. Am Abend des 10.09.2023 dürfen Bürgermeister Erichlandwehr und Landrat Adenauer sogar einmal eine Runde mit diesem wunderschönen Auto drehen!

Der Baker verfügt über einen 1,3 KW starken Elektromotor (1,75 PS). Er wird mit Batterien mit insgesamt 36 Volt (220 Ah) betrieben und erreicht in der höchsten seiner drei Stromstufen auf ebener Fläche eine Geschwindigkeit von 14 mph, das entspricht 22,5 km/h. Die Lenkung erfolgt über eine Steuerstange, vergleichbar mit einem halben Motorradlenker. Die Reichweite beträgt damals wie heute etwa 60 Meilen, also 96,5 km, heute allerdings mit einer modernen Blockbatterie.

Hintergrund

Baker war um 1903 einer der größten Elektroauto-Hersteller weltweit. Zu dieser Zeit wies das Elektroauto zahlreiche Vorteile gegenüber den dampf- oder benzingetriebenen Fahrzeugen auf. So ist in diesem Zusammenhang zunächst der völlig unproblematische und zuverlässige Startvorgang zu nennen, sowie der saubere Betrieb ohne die damals sonst typischen Öl- und Benzinspritzer. Daher galten Elektroautos auch in der Oberschicht als Selbstfahrer und erforderten nicht notwendigerweise einen Chauffeur.

Verkaufshinderlich für Elektrofahrzeuge waren allerdings neben dem hohen Preis vor allem die – wegen fehlender Wechselgleichrichter – komplizierten und fehleranfälligen Ladevorgänge der Batterien. Um die Batterien zu laden, musste neben den zur damaligen Zeit nicht flächendeckend verfügbaren Stromanschlüssen ein mit Wechselstrom zu betreibender Elektromotor eingesetzt werden, der wiederum eine gleichstromliefernde Lichtmaschine zum Laden der Batterien antrieb.

Berühmte Besitzer eines Bakers waren Thomas Edison (erster Baker) und 1903 der König von Siam.