Michelangelo bleibt in Dalheim

Museum verlängert beliebte Bilderwelt bis 22. November

Lichtenau-Dalheim. Wer einen Blick auf die Bilderwelt der Sixtinischen Kapelle werfen möchte, hat dazu im ehemaligen Kloster Dalheim (Kreis Paderborn) noch bis zum 22. November die Gelegenheit. Das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur – Stiftung Kloster Dalheim verlängert seine Schau „Michelangelo – Der andere Blick“ in der mittelalterlichen Klosterkirche. Einige der populärsten Werke der Kunstgeschichte werden hier präsentiert. Die Wandmalereien, mit denen der Meister ab 1508 die Decke und Stirnwand der Sixtinischen Kapelle in Rom ausgestaltete, kamen als großformatige Reproduktionen unter der Lizenz der Vatikanischen Museen nach Dalheim. Ursprünglich war die Ausstellung bis zum 26. Juli geplant.

Ursprung der Menschheit: Wie Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky können Besucher des Klosters Dalheim Michelangelos monumentales Werk von einer neuen Perspektive aus betrachten. Foto: LWL/Kristina Schellenberg

Ursprung der Menschheit: Wie Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky können Besucher des Klosters Dalheim Michelangelos monumentales Werk von einer neuen Perspektive aus betrachten.
Foto: LWL/Kristina Schellenberg

Die aufwendig angefertigten Reproduktionen setzen die Decken- und Wandmalereien der Sixtinischen Kapelle im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur originalgetreu in Szene. Von der Schöpfungsgeschichte mit dem berühmten Fresko „Die Erschaffung Adams“ bis zum „Jüngsten Gericht“ erzählen die überlebensgroßen Kompositionen in der Sixtinischen Kapelle auf einer Fläche von über 700 Quadratmetern und in 21 Metern Höhe Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament.

„Die Bilderwelt ‚Michelangelo – Der andere Blick‘ bietet unseren Gästen die einmalige Gelegenheit, jede Darstellung einzeln und in Ruhe auf sich wirken zu lassen“, erläutert Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky. „Das ist vor allem bei den Gewölbemalereien ein großer Gewinn. Besucherinnen und Besucher können ganz bequem und aus nächster Nähe in die Welt Michelangelos eintauchen und die zahlreichen Details der Bilder erkunden.“ Maßgeblich für das Gesamtkonzept der Schau sei der Ausstellungsort, sagt Grabowsky: „Wir haben das große Glück, die Bilderwelt Michelangelos in der besonderen Atmosphäre der Klosterkirche präsentieren zu können. So wird auch der sakrale Kontext der Sixtinischen Kapelle spürbar.“

Angesichts der Verbreitung der Corona-Infektionen haben LWL und Stiftung Kloster Dalheim Vorkehrungen getroffen, um die geforderten Hygienemaßnahmen für die Besucher umzusetzen. Nach wie vor finden keine Gruppenführungen durch die Michelangelo-Ausstellung statt. Ein Audio-Guide aus der Perspektive Michelangelos und eine ausführliche Begleitbroschüre bieten jedoch umfassende Informationen zur Ausstellung. Beide sind kostenlos im Museumsfoyer erhältlich. Detaillierte Informationen zu den Schutzmaßnahmen im Kloster Dalheim gibt es auf der Homepage des Museums.

Grabowsky: „Ich freue mich über die positive Resonanz auf die Ausstellung. Zu einer Zeit, da viele Kulturangebote nur eingeschränkt stattfinden oder verschoben werden müssen, möchten wir den Menschen im Kloster Dalheim die Möglichkeit eines einzigartigen Kunstgenusses geben.“

Hintergrund

Michelangelos Werke im Kloster Dalheim
Zu den zentralen Werken Michelangelos gehört – in Rom wie in Dalheim – die Schöpfungsgeschichte. Ursprünglich im Deckengewölbe legt die Dalheimer Ausstellung die neun Einzelszenen aus der Genesis ihren Besuchern zu Füßen und präsentiert sie liegend über eine Strecke von mehr als 16 Metern. Darunter befindet sich auch ein Klassiker des kollektiven Bildergedächtnisses: das Bild von der angedeuteten Berührung zwischen Gott und dem Menschen.

Umgeben wird Michelangelos Schöpfungsgeschichte von Darstellungen der antiken Seherinnen, Propheten und Vorfahren Christi. Besucher entdecken insgesamt 50 Motive. Mit 36 Quadratmetern ist Michelangelos Darstellung des Jüngsten Gerichts eines der prägenden Werke der Dalheimer Schau, nimmt dabei aber dennoch nur ein Fünftel der originalen Fläche ein. „Dieses epochale Werk zeugt von Michelangelos außergewöhnlicher künstlerischer Virtuosität. Wie kein anderer Künstler verleiht er den fast 400 Figuren eine eigene Dynamik und Lebendigkeit. Seine Interpretation des Jüngsten Gerichts ist beispiellos“, so die wissenschaftliche Referentin des LWL-Landesmuseums, Dr. Helga Fabritius. Michelangelos Vision eines göttlichen Gerichts am Ende der Welt gelte in seiner Eindringlichkeit bis heute als einmalig. Es sei ein Mahnbild, das seine Betrachter zu einer persönlichen Stellungnahme geradezu herausfordere.

Besucherinnen können zudem in einem eigenen Ausstellungsbereich die 14 Wandbilder der Kapelle betrachten. Zwölf davon entstanden bereits im 15. Jahrhundert und stammen von berühmten Ma-lern wie Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio und Pietro Perugino. Sie thematisieren Szenen aus dem Leben Mose und Christi.

Die Sixtinische Kapelle
Die Sixtinische Kapelle gilt heute als eines der bedeutendsten Kirchengebäude der Welt. Hier kommen die höchsten Würdenträger der Katholischen Kirche zur Papstwahl zusammen. Das Weltkulturerbe, heute Teil der Vatikanischen Museen, wurde auf Veranlassung von Papst Sixtus VI. von 1475 bis 1483 erbaut und von den größten Malern Italiens ausgestaltet. Michelangelo, der sich selbst eher als Bildhauer denn als Maler sah, trug mit seinen großflächigen Deckengemälden und Wandbildern in der Sixtinischen Kapelle maßgeblich zur Popularität des Gebäudes bei. Heute besuchen jährlich mehrere Millionen Menschen die Sixtinische Kapelle.

Internationale Wanderausstellung
Die Ausstellung „Michelangelo – Der andere Blick“ wurde zuvor u.a. in Linz (Österreich), Odense (Dänemark), Winchester (Großbritannien), Köln und Regensburg gezeigt. Nach der Station im Kloster Dalheim geht sie nach Übersee, nach Tennessee und Virginia Beach (USA).

Neue Laufzeit der Ausstellung
05.05. bis 22.11.2020

Öffnungszeiten
dienstags bis sonntags sowie feiertags
10 bis 18 Uhr – montags geschlossen

Eintrittspreise Museum
Während der Laufzeit von „Michelangelo – Der andere Blick“ gelten folgende Eintrittspreise für die Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur:
Erwachsene 11,00 Euro, Ermäßigte* 5,50 Euro, Kinder/Jugendliche (6-17 Jahre) und LWL-MuseumsCard+LVR-Museumskarte frei
Im Eintritt inbegriffen sind auch der Besuch der Studio-Ausstellung „INTER-VERSUS: Luce e Buio – Licht und Dunkel (bis 27.09.), die Dauerausstellung in der historischen Klausur und der Abteilung zur Säkularisation sowie die Klostergärten.
Weitere Informationen unter https://www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org

 

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