Meister der beiden Vorjahre trennen sich 3:3

Halle. Doppel retten wieder einen Zähler für das GERRY WEBER-Team BW Halle HalleWestfalen. Es war wie derzeit überall in Deutschland viel zu heiß und die spielerische Leistung des Vorjahresmeisters aus Ostwestfalen viel zu durchwachsen, um für einen Sieg gegen den Gladbacher HTC in Frage zu kommen. Und so ist das schlussendliche 3:3- Unentschieden das versöhnliche Resultat der Begegnung der Mannschaftsmeister der Jahre 2016 und 2017, die leider vor nur 850 Zuschauern stattfand. Obwohl das 3:3 der beiden als Meisterschaftsaspiranten gehandelten Teams letztlich keinem weiterhilft, um noch in die Phalanx des Spitzentrios einzudringen, kann das GERRY WEBER Team sich immerhin auf seinen Teamspirit verlassen. Dieser sorgte zum zweiten Mal in den Doppeln dafür, dass man nicht als Verlierer vom Platz geht. Es deutet jetzt alles darauf hin, dass der TK Grün-Weiß Mannheim spätestens am 12. August den Meisterpokal in die Höhe stemmen kann. 

: Halles Spanier Daniel Munoz-de la Nava musste seinem Landsmann den Sieg überlassen. © Kurt Vahlkamp (Blau-Weiss Halle)

: Halles Spanier Daniel Munoz-de la Nava musste seinem Landsmann den Sieg überlassen. © Kurt Vahlkamp (Blau-Weiss Halle)

Den Zuschauern, die gekommen sind, bot sich das Team bis zum Schluss im Kampfmodus und spielte in den Doppeln alle Stärken aus. Und jenden, die zuhause geblieben sind, kann man es angesichts der tropischen Hitze am Südhang des Teutoburger Waldes aber nicht verübeln. Zu allem Überfluss ist natürlich die Freitagsansetzung in den nordrhein- westfälischen Schulferien ohnehin mit schwächeren Zuschauerzahlen verbunden. Halle erwischte im Spitzeneinzel, das ungewohnter Weise Daniel Munoz-de la Nava (ATP 344) an eins gegen seinen Landsmann Guillermo Garcia-Lopez (ATP 67) bestritt, den besseren Start und hätte schon beim 5:4 bei eigenem Aufschlag ausservieren können. Der über 250 Plätze besser eingestufte Garcia-Lopez breakte jedoch, um seinerseits auch bei eigenem Aufschlag die Chance auf die Satzführung zu verspielen. Letztlich holte der Haller Linkshänder dann den 1. Satz mit 7:5, um sich im zweiten Durchgang einen Dauerdurchhänger zu leisten, der auf der Anzeigetafel mit einem glatten 0.6 zu Buche schlug.

In der Zwischenzeit verlagerte sich das sehr ausgeglichene Match der Vierer auf dem IFS- Court
auch in den Entscheidungsdurchgang. Die 7:6-Führung von Aslan Karatsev (ATP 404) glich der Italiener Matteo Donati (ATP 180) in Diensten der Gladbacher mit dem gleichen Resultat zum 1:1 aus. Der Moskauer Karatsev musste sich innerhalb des zweiten Satzes nach einem 2:4-Rückstand zurückkämpfen. Mit solidem und druckvollen Grundlinienspiel gelang dies wieder, nur um nach dem Vier-Beide und Chancen für ein 5:4 bei eigenem Service wieder einem Break hinterher zulaufen. Apropos Aufschlag: Dieser war sehr schwach und machte ihm an diesem Tag alles wieder zunichte. Der Tiebreak sollte auch hier erneut entscheiden. Dieser ging recht unspektakulär mit 4:7 verloren. Und so war sein unzureichender Service auch letztlich der Grund, warum er im Entscheidungsdurchgang ziemlich früh einem Minibreak, später sogar zwei Aufschlagverlusten, hinterherlief und am Ende in eine Niederlage einwilligen musste.

Alle Hoffnungen auf den ersten Spielgewinn lagen für Halle nun auf der heutigen Nummer eins: Doch irgendwie wurde man von Anfang an im Match-Tiebreak nicht das Gefühl los, dass Daniel Munoz die meisten Körner schon verbraucht hatte und die nicht von ungefähr stammende Weltranglistenposition seines Gegners noch als zusätzliches Gewicht auf seinen Schultern wog. Denn abgesehen von seiner ungewohnt offensiven Spielweise war auch die generell bessere Spielanlage seines Kontrahenten der ausschlaggebende Grund, dass Munoz- de la Nava das Match nach zwei „Mini-Breaks“ nicht mehr umbiegen konnte und dem Weltranglisten-Siebenundsechzigsten zum Sieg gratulieren musste.

Ganz anders, als zwischenzeitlich schon erwartet, endete das Duell zwischen den beiden an Position drei nominierten Spielern: Der an der Weststraße mit Halle schon zweimal Meister gewordene Daniel Gimeno-Traver (167) gab sich beim 6:2 im ersten Satz keine Blöße und konnte im zweiten Satz fast alle Breakversuche des Müncheners Jahn abwehren. Fast alle denn irgendwann schaffte es Jeremy doch, wieder in das Matsch zu kommen und wendete mit dem Re-Break das drohende Aus bei 4:5 aus seiner Sicht ab. Die weitere Spielfolge 6:5, 6:6 – und es folgte der Tiebreak des ersten Satzes. Hier war man als Zuschauer sicher, dass der späte Spielausgleich den Tank der Jahn ́schen Kampfmaschine wieder auffüllte und so kam es: Von einem tiefen Blick in den Abgrund der Niederlage richteten sich die Augen mit Unterstützung der zwischenzeitlich alle auf dem GERRY WEBER-Court versammelten Zuschauer plötzlich wieder Richtung Sieg.

Jahn nahm das Heft im Match-Tiebreak von Beginn an in die Hand, baute die Führung langsam aus und lamentierte auch nicht, als er sich plötzlich wieder eingeholt sah. Gimeno Traver hätte beim Stand von 6:5 und eigenem Aufschlag schon eine Vorentscheidung herbeiführen können. Zwei Doppelfehler hintereinander waren aber zu viel. Ab dem 7:6 und Aufschlag Jahn waren es dann nur noch wenige Minuten, bis Gewissheit bestand: Dieses Match geht an Halle – es stand nur noch 1:2. So ist urteilte der in seiner zweiten Saison für Halle spielende Ex-Neusser: „Ich habe sicher nicht gut gespielt, aber die kämpferische Einstellung stimmte.“

Doch im bereits parallel dazu stattfindenden Spiel zwischen Doppelspezialist Tim Pütz und dem Brasilianer Rogerio Dutra Silva war der erste Durchgang schon mit 6:3 für den Gladbacher Geschichte als Thorsten Liebich nach getaner Arbeit auf der Bank von Jeremy Jahn immer wieder “Komm, Pützi!“ rief und dies zunächst auch wirkte. Aus einem 2:4 wurde ein 3:4 und auch ein zwischenzeitliches 15:40 gegen den Aufschlag des Brasilianers schien das Blatt zu Gunsten von Pütz zu wenden. Alles anfeuern half nichts: Dutra Silva holte das 3:5. Tim Pütz erfüllte zwar danach bei eigenem Service die Pflicht mit dem Spielgewinn zum 4:5; anschließend brachte auch eine strittige Entscheidung des Stuhlschiedsrichters die Nummer 150 nur für einen Augenblick aus dem Takt. Letztlich war der deutsche Davis-Cup- Spieler machtlos und verlor in zwei Sätzen mit 3:6 und 4:6. Lange Gesichter an der Weststraße, aber Hoffnung und Vertrauen in die eigenen Doppel: Und die holten mal wieder beide Matches nach einem 1.3-Rückstand. Fazit von Teamchef Thorsten Liebich: „Wir können und Doppel und sind ein geiles Team. Heute haben alle für Mannheim gespielt, denen wir bisher den einzigen Verlustpunkt beschert haben.“

Heilpraktiker Stiv Dudkin