Landeseisenbahn Lippe ist Gewinner beim Deutschen Mobilitätspreis 2018

Landeseisenbahn Lippe ist Gewinner beim Deutschen Mobilitätspreis 2018 – Kreiselstabilisierte Einschienen-Monocabs überzeugen Jury beim Ideenwettbewerb zum Nahverkehr der Zukunft

Kreis Lippe/Extertal: Große Freude herrscht aktuell bei der Landeseisenbahn Lippe. Beim Wettbewerb „Deutschen Mobilitätspreises 2018“ ist der Extertaler Eisenbahnverein mit „CountryCab“, der Idee der kreiselstabilisierten Einschienen-Monocabs als Gewinner hervorgegangen sind. Auf der historischen eingleisigen Eisenbahnstrecke Lemgo-Extertal sollen Gyroskop-Monocabs (Einzelkabinen) wie bei einem Paternoster in ständigem Umlauf fahren. Fahrgäste können so ihr Cab für die individuelle Fahrt ins Dorf oder in die Stadt buchen.

Monocab

3D-Rendering: Ilja Nowodworski

Monocabs sind ein Baustein des Regionalentwicklungskonzept Smart Railway der Landeseisenbahn. Die Idee hierfür stammt von Vereinsmitglied Thorsten Försterling aus Detmold, der seit zehn Jahren erfolgreich kreative Projekte mit dem Verein umsetzt. Im Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur in Berlin nahm Försterling gemeinsam mit Projektkoordinator Jochen Brunsiek nun die Urkunde und einen Scheck in Höhe von 3.000 Euro entgegen, der vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV) gestiftet wurde. „Die Preisträger sorgen mit ihren Ideen für Verbesserungen, die sofort wirken – indem sie die Chancen der Digitalisierung nutzen, um uneingeschränkte Mobilität zu ermöglichen“, so Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie Schirmherr des Deutschen Mobilitätspreises.

Neuartiges Verkehrsmittel, individuell und zugleich eine Bahn
Unter dem Motto „Digital gedacht: Ihre Vision für den Nahverkehr“ waren in der diesjährigen Open-Innovation-Phase des Deutschen Mobilitätspreises die Ideen aller Bürgerinnen und Bürger gefragt. Die Idee des nordlippische Monocabs setzte sich dabei gegen rund 170 Bewerber durch. Die Fachjury bestand aus Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Försterling erläutert die Gedanken zu seiner Idee: „Ländliche Räume wie Nordlippe sind für viele urban geprägte Menschen als Wohnort unattraktiv, weil sie nicht täglich aufs Auto angewiesen sein wollen. Daher die Idee, ein neuartiges Verkehrsmittel zu konstruieren, das individuell ist und zugleich eine Bahn. Eine Bahn, weil wir dafür eine vorhandene alte Bahnstrecke nutzen wollen, auf die die Anwohner stolz sind.“

Kreiselkraft ermöglicht das balancieren auf Schienen
Das Projekt verbindet die Idee eines Monocabs mit automatisiertem Fahren, einer historischen Bahnstrecke, einem ehrenamtlichen Unternehmen, einem regionalen Netzwerk, der Technik der kreiselstabilisierten Einschienenbahn und dem Konzept des Paternosters zu einem Fortbewegungsmittel für die Zukunft ländlicher Räume. Die Monocabs balancieren auf einer einzelnen Schiene des Gleises. „Möglich ist das durch die Kreiselkraft, die in vielen Geräten, wie beispielsweise im Kreiselkompass, in Gyroskopen oder im Segway genutzt werden,“ erläutert Jochen Brunsiek. Auf der eingleisigen Strecke Lemgo-Extertal sollen die Monocabs wie in einem Paternoster in Bereitschaft von einer Station zur nächsten fahren. Dies kann im Gegenverkehr geschehen, denn die Kabinen balancieren auf einer Einzelschiene.

Monocabs als Vision und mögliches Forschungsprojekt – Personen- und Güterverkehr weiterhin das Ziel
Bei Bedarf bucht der Fahrgast per App ein Monocab wie ein Taxi. Das Monocab reagiert dann individuell. Es wird für den Benutzer innerhalb der Bewegungskette autonom gesteuert und zugleich über Streckensensoren und Bewegungsdaten master-gesteuert. Die Monocabs fahren 24 Stunden an 365 Tagen. Jochen Brunsiek weist abschließend darauf hin, dass es sich bei der Idee der Monocabs um eine Vision handelt, „die beispielsweise auch gerne durch die Hochschule OWL erforscht werden könnte.“ Der Verein Landeseisenbahn Lippe e.V. hat weiterhin das Ziel, die nordlippischen Bahnstrecken neben dem Museumsbahnverkehr wieder fit für den Personen- und Schienengüterverkehr zu machen.

Gruppenfoto Mobilitätspreis

Gruppenfoto mit Thorsten Försterling (vorne, 3.v.l), dahinter Jochen Brunsiek und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, MdB, (3.v.r.) mit den Preisträgern des Deutschen Mobilitätspreises 2018 und den Mitgliedern des Digital-Gipfels © Bernd Brundert

Der Kopf dahinter:
Thorsten Försterling, Dipl.-Ing., Jahrgang 1966, ist Innovationsmanager in Bielefeld-Sennestadt. 2007 war er Mitgründer von alberts.architekten BDA – Büro für Soziale Architektur, 2014 – 2018 war er Sanierungsmanager für das Klimaquartier Sennestadt. Aus seinem Kopf stammen die Ideen zum Regionalentwicklungskonzept Smart Railway, die MINT-Werkstatt der Entdeckungen sowie dem Demokratie-Express der Landeseisenbahn. Für die Initiative Jugend unter Dampf erhielt er zusammen mit der Landeseisenbahn 2016 den Kulturförderpreis der deutschen Wirtschaft. 2017 entwickelte er das Magazin „Ort und Stelle – Osterwald taucht auf“ über ein Dorf in Niedersachsen.

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