Kita-Schließungen setzen Familien unter Druck

Viele Eltern müssen unbezahlten Urlaub nehmen und drohen in die Armut abzustürzen

 Bielefeld. Das seit Montag geltende Betretungsverbot für Kindertageseinrichtungen bringt viele Familien in akute Not. „Wir haben zahlreiche Anfragen von Familien, die nicht wissen wie es weitergeht“, so Susann Purucker, Vorsitzende des Jugendamtselternbeirates Bielefeld (JAEB), der die Eltern der Stadt gegenüber der Politik vertritt.

Foto (Jaeb Bielefeld): Max Schröder

Foto (Jaeb Bielefeld): Max Schröder

Vielen Familien bleibt in der aktuellen Situation nur der Ausweg des unbezahlten Urlaubs. Das Problem: In vielen Fällen muss der Elternteil Auszeit nehmen, der für einen Großteil des Familieneinkommens sorgt. Ein Beispiel aus Bielefeld ist Max Schröder. Seine Frau arbeitet Teilzeit im medizinischen Bereich und zählt als Schlüsselperson, die keinen Urlaub nehmen darf. Der 27-Jährige zählt nicht dazu. Nur wenn beide Personen als Schlüsselpersonen „kritischer Infrastruktur“ zählen, gibt es die Möglichkeit einer Notbetreuung.

Würde Max Schröder bezahlten Urlaub nehmen, fehlt dieser in der Schließzeit der Kita im Sommer. Der Bielefelder ist kein Einzelfall: „Vielen Familien in der Stadt stehen vor Existenzängsten, viele wissen nicht, wie sie ihre Miete bezahlen sollen. Die Politik muss endlich handeln. In vielen Fällen reicht das Kurzarbeitergeld nicht aus, um die monatlichen Ausgaben der Familie zu begleichen“, so Susann Purucker weiter. Grundsätzlich unterstützt der JAEB angesichts der Corona-Pandemie die notwendige Schließung von Kitas und Schulen, möchte aber Ausgleichszahlungen erreichen.

Die Elternvertretung fordert die komplette Erstattung des Lohnausfalls der Eltern von staatlicher Seite oder eine Erstattung an den Arbeitgeber, damit dieser Gehälter auch bei einer Freistellung wie gewohnt weiterzahlen kann. Auch für Freiberufler und Selbstständige müsse es finanzielle Unterstützungen geben. „Familien sind hohen finanziellen Belastungen ausgesetzt und dürfen jetzt nicht von der Landes- und Bundesregierung vergessen werden“, so Susann Purucker weiter.

Foto (Jaeb Bielefeld): Susann Purucker

Foto (Jaeb Bielefeld): Susann Purucker

Hinzukommend will sich der JAEB dafür einsetzen, dass Bielefelder Eltern die geleisteten Elternbeiträge und das Essengeld für die Schließzeit erstattet bekommen. Eine landeseinheitliche Lösung wäre in diesem Punkt zu begrüßen. Einige Städte haben bereits eine entsprechende Rückerstattung in Aussicht gestellt.

Auf der Website der Elternvertretung werden die wichtigsten Fragen beantwortet und es stehen die nötigen Dokumente für die Notbetreuung von Schlüsselpersonen zum Download zur Verfügung. Der JAEB Bielefeld steht Eltern bei konkreten Fragen rund um die Kita-Schließung mit Ratschlägen zur Seite.

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