Gütersloh. Mit dem Stück „Kalt“ von Joachim Zelter bringt das Theater Gütersloh eine weitere Eigenproduktion heraus, die am Samstag, den 23. April 2022 Premiere feiern wird. Das Team um Regisseur Ramin Anaraki, Bühnen- und Kostümbildnerin Tatjana Kautsch und Dramaturg Christian Schäfer bringt mit Schauspielerin Christine Diensberg und Schauspieler Björn Jung ein eindringliches Kammerspiel auf die Studiobühne des Theaters.
„Frau Kaiser, ich will offen mit Ihnen sein. Ich bin von der Stadt. Ausländeramt. Sonderermittlungsdienst. Hier ist mein Ausweis. Es handelt sich um eine Wohnungsbegehung. Wir dürfen das. Wir müssen es sogar.“
Damit beginnt das Frage-Antwort-Spiel um Julia Kaisers Ehe mit dem pakistanischen Staatsbürger Faizan Muhammad Amir. Woher die beiden sich kennen? Und warum sie hier zusammenwohnen? In einer derart winzigen Wohnung? Kaum groß genug für einen Einzelnen, geschweige denn für eine Ehe zu zweit. Vor allem aber: Ob das überhaupt eine wirkliche Ehe ist? Oder nicht doch eher eine Scheinehe? Und so entfaltet sich auf engstem Raum ein eindringliches Kammerspiel, ein eskalierendes Verhör, in welchem Macht und Ohnmacht immer wieder ihre Plätze tauschen, und damit auch die Gewissheiten unserer Zeit.
Der Impuls: „Nicht ich bin zu dem Stück, sondern das Thema des Stücks ist zu mir gekommen. Vor einigen Jahren lernte meine Schwester den Asylbewerber Bilal W. aus Pakistan kennen. Die beiden wurden ein Paar und sind es bis heute. Dabei erlebten sie die End- und Aussichtslosigkeit eines Asylverfahrens in Deutschland kennen. Irgendwann war klar, dass Bilal nur dann in unserem Land bleiben konnte, wenn meine Schwester ihn heiraten würde. Also heirateten die beiden, obwohl meine Schwester eigentlich niemals hatte heiraten wollen. Sie tat es, damit ihr Freund hierbleiben und die beiden zusammenbleiben konnten. Doch auch das bewahrte meinen Schwager nicht davor, dass er eines nachts, es war an einem kirchlichen Feiertag, ohne jede Vorwarnung von der Polizei abgeholt und (trotz Ehe) in sein Herkunftsland abgeschoben wurde. All das und einiges mehr ist in das Stück eingegangen. Ich hätte nicht gewagt, über ein solches Thema zu schreiben, wenn ich es nicht über Jahre aus nächster Nähe erlebt hätte“, so Joachim Zelter, der am Theater Gütersloh mit der 2019 mit der Uraufführung „Der Prediger“ einen sehr erfolgreichen Einstand als Dramatiker feiern konnte.
Die Aufführungsdauer beträgt etwa 75 Minuten. Nach der Premiere ist das Publikum zu einem pakistanischen Eintopf in der Skylobby eingeladen. Neben der Premiere am 23. April 2022 finden weitere Aufführungen am 24. April sowie am 7. und 13. Mai statt.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen und Tickets für „Kalt“ auf www.theater-gt.de.